Ein viel weniger freisinniges Unterrichtsgesetz wurde vor Kurzem von dem bayrischen Herrenhaus als ,, unreligiös" abgelehnt! Und welches Schicksal würde gar ein ähnliches Gesetz in dem preußischen intelligenzstaatlichen Herrenhaus haben?
Der Bischof von Linz , Rudigier, der den Civilgesetzen seine Anerkennung verweigerte, ist gewaltsam von 2 Gensd'armen ins Verhör abgeführt worden, worüber die Pfaffen ein Zetergeschrei erheben.
Wir erwähnten seiner Zeit der Ausweisung Mazzini's aus den an Italien augrenzenden Gantonen der Schweiz . Wie sich nachträglich herausstellt, ist diese standalöse Maßregelung nicht auf Antrieb der italienischen Regierung erfolgt, sondern dem freien Willen des Bundesraths entsprungen, der also aus Neigung den Polizeidiener des ,, Königs Biedermann" gemacht hat. Nun, das erstemal ist's nicht. In unfrem Flüchtlingsleben hatten wir mehrmals Gelegenheit, die Virtuosität zu bewundern, mit der die ,, Republikaner " des Schweizer Bundesraths gegen deutsche, französische und italienische Republikaner die Rolle monarchischer Büttel zu spielen verstanden. Wir hatten aber geglaubt, mit den neuen Männern sei ein neuer Geist in den Bundesrath gekommen. Es war ein Irrthum, und wiederum hat sich das Sprichwort bewährt: Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand zum Mißbrauch des Amtes. Ganz recht hat daher der Freie Rhätier", ein ächt demokratisches Schweizer Blatt, daß es den servilen Herren Bundesräthen nicht blos tüchtig die Leviten liest, sondern auch daran denkt, wie solchem Unfug für die Bukunft vorzubeugen ist. Er schreibt:
Die Speichelleckerei und das schmähliche servile Beneh men unseres hohen Bundesrathes, gegenüber gewissen Staaten, berdient schon längst gerügt und gegeifelt zu werden; allein bei der gegenwärtigen Zusammensetzung dieser Behörde wird an eine Aenderung einer Bolitik nicht zu denken sein, daher das Schweizervolt bei Anlaß der bevorstehenden Revision unserer Bundesverfassung wohl thun wird, darauf zu dringen, daß ihm das Referendum auch in eidgenössischen Dingen zukomme, daß es nicht nur den Nationalrath, sondern auch den Bundesrath direkt von sich aus wählen kann; nach dieser Errungenschaft wird es dann am Plaze sein, sich im Bundesrathhaus, unſerer eidgenössischen Versorgungsanstalt, ein wenig umzusehen und aufzuräumen, wo es Noth thut, und daß es Noth thut, wird wohl Niemand bezweifeln. Die Herren Bundesräthe haben es gemacht wie die abgesezte Zürcher Regierung, sie sind auch wegen zu langen Regierens auf ihren Sesseln eingeschlafen und halten sich für sicher und unantastbar, unbekümmert um die Meinung des Volkes."
Vergangene Woche Kündigte ein Madrider Telegramm an, die republikanischen Cortesmitglieder hätten die monarchische Verfassung durch Namensunterschrift anerkannt und erklärt, dieselbe halten zu wollen, so lange sie von der Regierung gehalten würde. Wir konnten an eine solche Gesinnungslosigkeit und Albernheit nicht glauben, und es
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ähnliche„ Bakte" abgeschlossen; die Gesinnungsgenossen der übrigen Provinzen wollen nachfolgen, und binnen sturzem wird durch ganz Spanien eine föderalistische Vereinigung hergestellt sein, welche im bevorstehendem Kampf einheitliches Handeln und damit den Sieg der Republikaner ermöglicht.
Vom englischen Unterhaus ist die Kirchenbill in dritter Lesung angenommen worden. Fragt sich, ob das Oberhaus sie annehmen wird.
In Wales hatte dieser Tage ein blutiger Zusammenstoß zwischen Soldaten und Arbeitern statt. Zu Mold, in der Grafschaft Flintshire, wurden mehrere Arbeiter, die bei einem Strike ,, Gewaltthätigkeiten" begangen haben sollten, verhaftet. Die Arbeiter widersetzten sich, man requirirte Militär und 4 Arbeiter wurden erschossen, viele verwundet. Musterstaatlich.
In Italien dauert die Ministerkrise noch fort; alle Versuche, das Kabinet zu vervollständigen, sind fruchtlos geblieben und es wäre nicht unmöglich, daß die Italiener sich auf einige Zeit mit einem Rumpfministerium begnügen müßten. Wo Ministerkrisen sich in die Länge ziehen, kann man darauf rechnen, daß irgend etwas faul ist im Land. Nur sehr große Gefahren und Unannehmlichkeiten können die Lockungen des grünen Tisches überwiegen. In Italien ist dies der Fall. Auf allen Gebieten des staatlichen Lebens befindet die Regierung sich am Ende ihres Lateins: die Finanzen zerrüttet, wie in feinem andern Lande Europas , das Volk mit Abgaben überbürdet, die Verwaltung ungeregelt und torrumpirt, Eifersucht zwischen den alten und den anneftirten Provinzen, im Norden die Republikaner , im Süden die Republikaner und Bourbonisten die Regierung bedrohend, die römische Frage fortwährend ungelöst, fortwährend die schmachvollste Abhängigkeit vom AusLand kurz überall Zerfall, Zerfahrenheit, Vorzeichen einer baldigen Katastrophe. Wer möchte da Minister sein? einem Freund der Monarchie ist nicht zu verlangen, daß er sich zum Todtengräber der Monarchie mache.
Von
Ein häßliches Memento an die Vergangenheit hat neulich in die Zärtlichkeiten zwischen Italien und Desterreich einen Mißklang gebracht: Graf Crenneville, der dem König von Jtalien zu irgend einer Gelegenheit Glückwünsche des Kaisers von Desterreich überbringen sollte, wurde in Livorno , wo er 1849
als österreichischer General nach damals üblicher Standrechts
bestienfitte gehaust hatte, überfallen und verwundet, sein Begleiter, den die Angreifer offenbar mit ihm verwechselt hatten,
ermordet.
Nach den jüngsten Nachrichten aus Amerika scheint Cuba rettungslos für Spanien verloren. Die Insurgenten haben aus den Vereinigten Staaten namhaften Zuzug erhalten, und den spanischen Truppen bedeutende Schlappen beigebracht; und unter den spanischen Freiwilligen ist eine Empörung ausgebrochen, welche den Gouverneur der Insel, General Dulce, zur Niederlegung seines Kommandos genöthigt hat. In den amerikanischen Colonien Englands gährt es. warum ihr Land das
freut uns, sagen zu können, daß unsre Zweifel sich als wohl- Die Kanadier können nicht begreifen, begründet erwiesen haben. ,, Bis jetzt, heißt es in einem spä- Anhängsel einer Europäischen Insel sein soll, und meinen, als
tern Telegramm, haben
Partei
denn als Unterthanen einer fremden Königin. Der ,, Montreal Star" verlangt geradezu die Unabhängigkeit aller briti schen Besizungen in Amerika , angeblich, um dem Mutter
Unterschrift verweigert; die republikanischen Vereine der Hauptstadt drohen die Abgeordneten, welche unterzeichnen, aus der ausstoßen zu wollen." Daraus erhellt ziemlich flar, daß kein Abgeordneter unterzeichnet hat, denn sonst wäre schon land freie Hand in der Alabamafrage zu lassen. Das Blatt zu vermelden gewesen, daß diese Drohung in einzelnen Fällen will nicht die Verwüstungen eines hoffnungslosen Krieges"
ausgeführt worden.
Um die- auf dem Bapier- glücklich zu Stand gebrachte Verfassung zu sichern, soll, in Ermangelung des unfindbaren
setzung der provisorischen Regierung, mit andren Worten des
über Kanada ergehen sehen. Gegenwärtig sind wir gewissermaßen Geißeln. Müssen einmal Streitfragen ausgefochten werden, gut, so sei der Kampf ein gleicher zwischen Amerika und Großbritannien ; und Ney- York, nicht Montreal , werde der Bombardirung ausgesetzt!" ,, Die Unabhängigkeit Kanada's
Triumvirats Serrano, Prim, Topete wäre, im eigentlichsten würde," schließt der ,, Montreal Star", eine Ursache des Un