zose, dessen Herz für die Freiheit schlägt, nennt sich Sozialist, er weiß, daß mit dem Worte Freiheit nichts gethau iſt, ſondern daß die wirklichen Grundlagen der Gesellschaft geändert werden müssen, um die Freiheit verwirklichen zu können. Und es ist nicht der Sozialismus, welcher sich auf Personen stützt und im Hingeben an sie die Befriedigung seines Freiheitsdrangs findet; es ist nicht der Autoritäts- Sozialismus, welcher auf das Dogma schwört und willenlos dem überlegenen Geiste sich unterordnet. Nein, es ist jener Sozialismus, welcher die geistige Bewegung des ganzen Volkes in sich aufnimmt, es ist der lebendig gewordene Geist seiner Zeit und seines Volkes.
Vororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.
Wir verweisen unsere Parteigenessen und ganz besonders die Arbeitervereine auf die Bekanntmachung an der Spitze dieses Blattes, die Verbreitung unseres Organs betreffend, und wünschen dringend, daß dieselbe genau beachtet und befolgt wird. Die Wirksamkeit und Bedeutung einer Partei hängt wesentlich von dem Gewichte ab, welches ihre Organe in die Wagschale der öffentlichen Meinung werfen. Stehe also kein Gesinnungsgenosse an, seine ganze und volle Schuldigkeit zu thu!
Aber nicht allein um unser spezielles Parteiorgan handelt es sich; wir müssen auch die befreundeten Parteiblätter unter stützen, die mit uns auf demselben Boden stehen und mit den selben Schwierigkeiten kämpfen. Vor allem sollte in keinem Arbeiterverein fehlen:
Das Felleisen", Organ der deutschen Arbeitervereine der Schweiz , redigirt von A. Gögg und Dr. A. Laden dorf;
Der Vorbote", Organ der deutschen Sektion der Jn ternationalen Arbeiterassoziation, redigirt von Joh. Phil. Becker;
Die Boltsstimme", Organ unsrer Brüder in Defter reich, redigirt von Hartung und Oberwinder.
Mögen die Vereine, wo die Mittel knapp sind, lieber eine andere Ausgabe für minder wichtige Zwecke einstellen und dafür auf diese Organe der Arbeiterpartei abonniren, fie erzeigen damit sich selbst und der Sache einen großen Dienst. Und nicht allein die Vereine, auch die einzelnen Parteigenossen oder mehrere zufammen, denen es ihre Mittel erlauben, soll ten unsere Parteiorgane unterstützen. Hinaus mit den Bourgeois- Zeitungen! muß die Losung in den Arbeitervereinen, in jeder Werkstatt sein, und mögen diese Blätter auch noch so viel demokratischen Phrasen zum Besten geben und die Maske der Arbeiterfreundlichkeit à la Berliner Volkszeitung" vornehmen. Wie die Bourgeoisie für ihre Presse sorgt, so muß es der Arbeiterstand für die seinige thun, das ist sein Interesse, das ist seine Pflicht!
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Aufruf an alle Gesinnungsgenoffinnen von Nah und Fern! Aufgefordert und ermuthigt durch unsere Vorfämpfer, getrieben von den Gefühlen für Recht und Freiheit, wagen wir uns mit der Bitte an alle unsere Gesinnungsgenossinnen, an alle denkenden Frauen und Mädchen, die in gleicher Lage sind wie wir: sich bei den ins Leben getretenen Gewerksgenossenschaften zu betheiligen und mit allen zu Gebote stehenden Kräften das gute Werk zu unterstützen.
Lassen wir uns nicht einschüchtern durch böse Vorurtheile. Kein Hohn und Spott in der Gesellschaft soll uns abschrecken, tein Opfer in unserm Hauswesen soll uns zu schwer dünken. Auch wir besigen gleich den Männern Herz und Geist, und
gleich den Männern sollen wir nicht blos in unsern vier Wänden für unser tägliches mühsames Dasein wirken, sondern wir müssen uns auch an dem öffentlichen Leben betheiligen und kämpfen für unsere Emanzipation. Laffen Sie uns ein
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treten in die Reihen unsrer Borkämpfer; wenn es Aufangs nur Wenige unfres Geschlechts sind wohlan, so folgen Sie dem Beispiele dieser Wenigen und wir werden bald start sein. Es haben sich hier am Vorort beinahe 200 Frauen und Jungfrauen gezeichnet, doch müssen wir immer mehr werden. Ja, zu Tausenden müssen wir uns vereinigen, denn nur vereint können wir zu dem Ziele gelangen, welches wir für uns und unsere Nachkommen erstreben. Darum gehen wir muthig vorwärts auf der betretenen Bahn. vorwärts auf der betretenen Bahn. Alle für Eine, Eine für Alle" sei unsre Losung; und gleiches Recht für Alles, was Menschengesicht trägt" unser Forderung!
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der
Auguste Thilo. Friederike Peuschel. Wilhelmine Weber. Emilie Boigt. Caroline Schander. Wien , 31. Mai. Gestern Nachmittag fand auf der ,, Aussicht" bei Wien eine große Volksversammlung, unter freiem Himmel( dies feit 20 Jahren wieder zum ersten Male) statt. Mehr als 20,000 Personen waren anwesend. Die rothe Fahne war aufgepflanzt und zwei Polizeikommissäre hatten sich eingefunden, um die Redner zu überwachen. Nachdem der Vorjizende Hartung darauf hingewiesen, daß das Resultat der Wahlen in Frankreich zeige, wie die sozial- demokratische Idee immer mehr zur Geltung gelange, beantragte ein Abgeordneter der Brünner Fabrikarbeiter ein Beglückwünschungs- Telegramm nach Paris zu senden. Während die Versammlung lebhaft zustimmte, forderte einer der Polizeikommissäre den Vorsigenden auf, dem Redner das Wort zu entziehen, da der berührte Gegenstand nicht auf der von der Behörde genehmigten Tages ordnung stehe. Aus der Arbeitermasse erschallt der Ruf:„ Nur weiter sprechen." Der Polizeikommissär droht mit der Auflösung der Versammlung. Hartung erklärt, daß es nicht noth wendig sei, über das beantragte Telegramm zu debattiren; die Arbeiter, welche demselben zustimmten, könnten es privatim expediren lassen. Oberwinder führte diese Mission aus, in dem er an die Redaktion des Réveil" in Paris folgendes Telegramm aufgab:„ Gruß und brüderlichen Glückwunsch den sozialdemokratischen Wählern von Paris und Lyon . Wir haben mit inniger Freude euren Wahlsieg vernommen, auch der unsrige ist. Es lebe das französische Belt, die Avantgarde der Freiheit!" Der Antragsteller aus der Haupt stadt Mährens rief eine abermalige Intervention des Polizei kommissärs hervor, als er seine Erklärung, daß er im Namen von 24,000 Brünner Arbeitern das allgemeine Wahlrecht for dere, durch scharfe Ausfälle gegen die privilegirten Klassen, dell Klerus, die Geburts- und die Geldaristokratie zu motiviren suchte. Ein anderer Redner erinnerte an die Aeußerung des Ministers Giskra gegenüber einer Arbeiterdeputation, daß das allgemeine Wahlrecht in Oesterreich niemals eingeführt werden könne.( Gelächter und Oho- Rufe.) Ferner wurde auf die herrschende Corruption hingewiesen, welcher nur durch ein wirkliche Volksvertretung ein Ende zu machen sei. Der Ma jorität des Abgeordnetenhauses wurde nachgesagt, daß sie die mal das Coalitionsrecht zugestehen wolle; das Trommelfell Erwartungen der Arbeiter getäuscht habe, indem sie nicht ein dieser Herren scheine so dick zu sein, daß die Forderungen Bolkes nicht durchzudringen vermöchten. Eine Erinnerung a die von der kaiserlich- königlichen Justiz inhaftirten Sozialdemo kraten wurde mit herzlicher Zustimmung aufgenommen. Schließ lich wurde folgende Resolution genehmigt:„ Das allgemeine Wahlrecht, welches die politische Gleichberechtigung aller Stände verwirklicht und bei richtiger Anwendung eine Bürgschaft iſt, daß der Staat im Interesse der Gesammtheit verwaltet wird, ist die zunächst wichtigste Forderung der Sozialdemokratie Desterreich. Das Volt muß mit aller Kraft und Entschieden heit für die Erlangung dieses Rechts eintreten." Im Anschluß dige Vereins-, Versammlungs- und Breßfreiheit aus; in Be an diese Resolution sprach sich die Versammlung für vollstän zug auf die lettere speziell für die Abschaffung der Kautionen und des Zeitungsstempels, sowie für die Freigebung der Kol
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