Beilage zum emortuujen wonjenvinn****

Die Schneiderei in London  ,

oder:

Der Kampf des großen und des kleinen Kapitals.

Von J. G. Eccarius.

( Anhang).

Zur Zeit als ich Borstehendes) schrieb, August 1850, war es mir noch unbekannt, daß die Erfindung einer praktischen Nähmaschine bereits gelungen war. Einige Monate später ward eine solche in der großen Industrie- Ausstellung im Hyde­part zur Schau gestellt. Die Spinnmaschine des achtzehnten Jahrhunderts erschien zu einer Zeit, wo die Handarbeit unzu­reichend geworden war, die Bedürfnisse des Wektmarktes zu befriedigen, wo sie nicht mehr im Stande war, die vorhandene Roh­baumwolle zu verspinnen. Die Nähmaschine des neun­zehnten Jahrhunderts dagegen erschien zu einer Zeit, wo die Anzahl der Handarbeiter im grellsten Mißverhältniß des Ueber­fluses zur Nachfrage stand. Nach der Arbeitszeit, die in den vornehmen Werkstellen Londons   vergütet wird, muß ein Schnei der jährlich 65 Durchschnitts- Anzüge verfertigen, um 52 volle Wochenlöhne zu erhalten. Wechselte der Mensch seine Kleider, wie der Vogel seine Federn, alle Jahre einmal, so wäre ein Schneider nöthig, um je 65 erwachsene Männer zu kleiden. Allein die große Mehrzahl wechselt ihre Kleider seltener, nur eine fleine Minderzahl öfter, so daß ein Schneider auf je 65 erwachsene Männer nicht volle Beschäftigung findet. Wir haben demnach einen Maaßstab, durch welchen wir annähernd bestimmen können, wie sehr London   während eines Zeitraums von dreißig Jahren mit Schneidern überfüllt war. zahl der Schneider, die über 20 Jahre alt waren, wie folgt:

1841

1851

Die An­belief sich

1861

63,063 70,886 68,120 18,513 20,257 20,602

2,360 7,210 11,506 2,795 6,603 9,998

1831

England ohne London  ,

Männer

London  , Männer

45,614 14,552

England ohne London  ,

Weiber

London  , Weiber

Verhältniß der männl.

Schneider   zur männl

Bevölkerung:

England ohne London   1 zu 66

1 zu 53

London  .

... 1 zu 26

1 zu 27

1 zu 57 1 zu 61 1 zu 30 1 zu 34

Einschließlich der weib­

lichen Schneider  :

England ohne London  1 zu 51 1 zu 52 1 zu 59 London  1 zu 24 1 zu 23 1 zu 23. Wir begreifen jetzt, woher es fommt, daß ein Arbeiter in einer guten Werfstelle arbeiten muß, um durchschnittlich vier Tage Arbeit die Woche zu erhalten. Zwischen 1831 und 1841 ging eine Schneiderwanderung von Westen nach Osten vor sich. Im Westminster- Distrikt, dem vornehmen Schneiderviertel, war 1831 jeder elfte Mann ein Schneider, im Tower Distrikt, dem gemeinsten Schneiderviertel, war jeder vier und vier­3.gste Mann ein Schneider. 1841 war es dort der vier­zehnte, hier der sechs und dreißigste Mann. Die wirk liche Anzahl im Tower- Distrikt wat 1831 1997; 1841 2946, begleitet von einem Hülfscorps von 1295 Weibern. Die Schneider   von ganz London   hatten sich um 28 Prozent vermehrt, die des Tower- Distrikts um 52 Prozent. Im fol­genden Jahrzehnt stieg die Zahl der Männer auf 3484, die der Weiber auf 3317. Die Schneider   von ganz London   ver= mehrten sich um 10 Prozent, die des Tower- Distrikts um 17 Hier trat jedoch ein Wendepunkt ein. Von nun

Prozent.

"

*) Den in Nr. 2, 3, 4, 5 und 7 des ,, Wochenblattes" abgedruckten, ursprünglich in der Rheinischen Zeitung  "( Revne) von Marx und Engels 1850 veröffentlichten Aufsatz über die Schneiderei in London  . Dieser Aufsatz nebst dem Anhang wird demnächst als besondere Broschüre er­

jcheinen.

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an blieb die Zahl der Männer stationär, die der Wei­ber verdoppelte sich abermals in 10 Jahren.

Ursprünglich erhob sich der fertige Kleiderhandel auf den Schultern derjenigen Unglücklichen, die in der respektabeln Schneiderei unter keiner Bedingung ein Unterkommen finden fonnten. Ihr Schweiß und Blut lieferte den Kitt, mit wel chem er befestigt wurde. Im Laufe der Zeit bildete sich die Sloparbeit*) zu einem besonderen Geschäftszweige aus und hörte auf, den Unglücklichen des besseren Zweigs ein Asyl zu gewäh­ren. Das Geheimniß seines Erfolgs war die Thatsache, daß fern konnten. Es gab der Unglücklichen so viele im Lande, es in London   Schneider   gab, die billigere Arbeit lie­daß sie nicht allein den heimischen Markt, sondern auch die Kolonien mit Schund versehen konnten. Im Jahre 1853 be= trag der Werth der Ausfuhr von fertigen Kleidern 2,766,696 Pfd. St., wovon Auſtralien   allein für 2,050,273 Pfd. St. nahm. Aber dieser Handel hat keine Fortschritte gemacht, am allerwenigsten in London  . Nur dreimal ist bis jetzt der Werth der Ausfuhr von 1853 übertroffen worden. Seit zehn Jahren werden in den Ausfuhrlisten die Orte angegeben, woher aus­geführt wird. Folgende Tabelle wird den Lesern zeigen, in welchem Verhältniß London   zur Gesammt- Ausfuhr steht: Totalwerth der Ausfuhr

fertiger Kleider

Von London  Von Liverpool  

1858

1862

1865

Pfd. St. Pfd. St. Pfd. St. 1,943,358 2,558,492 2,639,012

1,306,735 1,810,701 1,743,109

400,003 415,833

472,129

Von Southampton Von Glasgow in Schott­ land  42,534 49,863 72,149 Die Hauptabnehmer waren 1865 Australien  ( 1,403,013 Pfd. St.); die afrikanischen Kolonien( 174,778 Pfd. St.); Britisch Nordamerika  ( 135,222 Pfd. St.;) Vereinigte Staaten ( 90,810 Pfd. St.); Westindien  ( 90,614 Pfd. St.); Aegypten  ( 119,605 Bfd. St.). In Betreff der Ausdehnung des Geschäfts ist der Einfluß der Maschine, wie wir sehen, gleich Null. Sie muß also die Handarbeit unmittel­bar verdrängen. Aber sie thut noch mehr; sie ver­drängt nicht allein die Handarbeiter, deren Arbeit sie ersetzt, sondern sie schafft sich auch eine neue Klasse von Handarbeitern zu ihrer Bedienung; vor Allem aber hat sie eine neue Klasse von Blutsaugern er­zeugt, die der handwerksmäßigen Schneiderei den Gnadenstoß giebt und den gelernten Schneider über­flüssig macht. Fortsetzung folgt.)

157,498 223,008 307,144

Bücherschau.

Der Anschluß Süddeutschlands 2c. von Arkolay. ( Schluß.)

Nach dieser Berwahrung seines politischen Standpunkts stellt sich Artolay auf den rein fachlichen militärischen Stand­punkt. Sehen wir, wie er hier den Beweis führt ,,,, daß nach der Vernichtung des deutschen Bundes das gesammte Süd­ deutschland  , vor Allem aber Baden, einen französisch- preußi­schen Conflikt auf das Aeußerste zu fürchten hat, daß er ihm um so mehr Elend, Kriegsdrangfal und um so sicherere augenblickliche politische Vernichtung bringen muß, als es sich vorzeitig zum Vorfämpfer und Plänkler des

Nordbundes macht."

Arkolay untersucht mit der Nüchternheit eines Fachmanns die strategische Sicherheit der deutschen   Westgränze. Die strategische Westfront Deutschlands   wird auf einer Länge von 70 Meilen durch den Rhein   begrenzt und kommt ausschließlich Frankreich   gegenüber in Betracht. Der nördliche Theil dieser

*) Arbeit jür die Kleiderfabrikanten, für die Niederlagen fertiger

Kleider.