Demokratisches Wochenblatt.

Organ der deutschen   Volkspartei und des Verbands deutscher Arbeitervereine.

No. 27.

Leipzig, den 3. Juli.

1869.

Das Blatt erscheint jeden Sonnabend. Abonnementspreis vierteljährlich bei allen deutschen   Bostanstalten sowie hier am Playze ein­schließlich Bringerlohn 121 Ngr.; einzelne Nummern 1 Ngr. Abonnements für Leipzig   nimmt entgegen Herr G. Richter, Peterssteinweg 7, d. Blattes in der Wohnung des Herrn A. Bebel, Petersstraße 18. Für Dresden   Filialexpedition( interimistisch) M. Hendel, Wallstraße 10. Agent in London   für England, Indien  , China  , Japan  , Australien  , Südamerika   zc. die deutsche   Buchhandlung von Franz Thimm, 24 Brook Street, Grosvenor Square, London  . Agent für London  : A. Duensing, Foreign Bookseller, Librarian and Newsagent, 8, Little Newport Street, Leicester Square, W. C.  

( Mende.).

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Ueber die

Inhalt: Politische Uebersicht. Bierter Jahreskongreß der Internationalen Arbeiter- Assoziation. Sozialdemokratie. Die Einigung der deutschen  An Herrn Dr. Schweitzer in Berlin  . politische Stellung der Sozial- Demokratie. Contra Schweitzer- Hayfeldt Fabrit- und Handarbeiter. Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Bororts- und Arbeiter- Angelegen­Warrasdin, Nürnberg  , Bamberg  . Fürth  , Hamburg  , Berlin  , ftädt, Crimmitschau  , Reichenbach  , Leipzig  . Beilage: Aus England. Dresden  , Zwickau  , Ehrenfriedersdorf  , Magdeburg  , Coburg  , Meran  , Burg­Contra Schweitzer- Hatzfeldt- Mende. Anzeigen.

heiten.

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Politische Uebersicht.

Krieg oder Friede?

Bor 10 Tagen hielt Bonaparte im Lager von Cha­ lons   eine ,, triegerische" Rede, sprach das unverschämte, dem

Jenseits des Rheins schießt der Cäsarismus die Menschen todt, diesseits des Rheins läßt er sie verhungern. Es kommt auf Eins heraus, nur daß jene Prozedur etwas rascher und weniger schmerzhaft ist als diese, freilich auch nicht so gründ­lich aufräumt. Man höre nur:

Einen Begriff von der entsetzlichen Höhe des ostpreußi­schen Nothstandes, schreibt die Berliner   Zukunft", erhält man jetzt erst aus einer Zusammenstellung der Geburts- und Sterbelisten für den Regierungsbezirk Königsberg. Der durchschnittliche Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle betrug bis zum Kriegsjahre 1866 jährlich 16,572, und zwar im Jahre 1865 volle 16,641 Köpfe. Im Jahre 1866 fant er auf 3072 Köpfe herab; hatte doch der Krieg, außer den Verlusten auf dem Schlachtfelde, noch 9055 Menschenverluste Jm nächsten, durch auffällig

Geist des 19. Jahrhunderts ins Gesicht schlagende Lästerwort durch die Cholera im Gefolge. Civi. Die Geschichte unsrer Kriege ist die Geschichte unsrer Civilisation" fielen, Krieg! Krieg! Sprach's und Europa   zitterte; die Fonds

Bor 8 Tagen hielt der nämliche Bonaparte auf der Vieh ausstellung in Beauvais   eine friedliche" Rede, sprach, die Ruhe werde nicht gestört werden- sprach's und Europa   jubelte freudig auf; die Fonds stiegen, Friede! Friede!

Und so hängt Europa   an dem Munde eines Mannes,

der sich selber

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nicht dieses Eine Mal allein, sondern schon

zahlreiche Eheschließungen ausgezeichneten Jahre, stieg der Ueber­In Folge der schuß der Geburten nur auf 11,672 Köpfe. Trauungen durfte man für 1868 einen Ueberschuß von wenig­ſtens 20,000 Geburten erwarten; in Folge des Nothstandes

aber starben 2329 Menschen mehr als geboren wurden. Das Kriegsjahr hat also dem einen Regierungsbezirke etwa 14,000, das Nothjahr gegen 20,000 Menschenleben gekostet. Nun ist der Königsberger   Bezirk nicht so schwer betroffen wor= den wie der Gumbinner, und die Hungersnoth hat sich bis

hundert, ja tausend Mal Lügen gestraft hat. Welche Misère! nach Westpreußen   und Pommern   ausgedehnt. Wir dürfen darum Uebrigens häufen sich in Frankreich   von Neuem die krie=

gerischen Symptome: aus dem Lager von Chalons   sind drei, so beharrlich abgeleugnet haben, der Einen preußischen worden; und die Belgisch- Französische Frage ist urplötzlich Fünfzigtausend Menschenleben kurz nach den durch den Krieg preußische Offiziere in recht unfreundlicher Weise ausgewiesen Provinz fünfzigtausend Menschenleben gekostet hat. wieder aufgetaucht. Dazu fortwährende Rüstungen im folos verursachten Verlusten!

falsten Maßstabe.

Der Srife in St. Etienne   scheint seinem Ende zuzu­laufen. Die Grubenbesitzer haben sich bereit erklärt:

Neulich, als Wilhelm ,, der Ritterliche" in Bremen   war, wetteiferten die dortigen Philister mit einander in hündischster Servilität. Einige Mitglieder des ostpreußischen Provinzial­landtags haben diese jämmerlichen Republikaner  "( die wahr­haftig werth sind, von Großmecklenburg annektirt zu werden) durch ihre mannhafte Antwort auf das Ansinnen, dem König ein ,, Nationalfest" in Königsberg   zu veranstalten, recht grau­sam beschämt, wenn solches Volt überhaupt der Schaam

1) Jm Princip die Gründung einer einzigen Kaffe anzunehmen, welche ihre Hülfsquellen aus Abzügen von den Arbeitslöhnen und frei­willigen Zuschüssen der Compagnien schöpft. Diese Kaffe wäre ins Leben von, durch ihre Kameraden gewählten Arbeitern und von Compagnie­zu rufen nach Statuten, die in Berathungen eines gemischten Comité Bergmanns   in den Gruben, die Anfahrt, die Auffahrt und die Mahl- fähig ist. Sie antworteten dem Landtagsmarschall, der die Delegirten vereinbart worden. 2) In Zukunft soll die Anwesenheit des

3) Ohne eine Discussion über die Arbeitslöhne zurückweisen zu wollen, zeiten mit eingerechnet, in keinem Falle 11 Stunden täglich übersteigen. protestiren die Direttoren gegen einen gleichförmigen Tarif, da die Ar­beitsbedingungen in den verschiedenen Theilen des Departements wefent­lich verschieden; der von den Arbeitern vorgeschlagene Tarif würde über­dies den Betrieb vieler Gruben aufhören machen.(?) Jedenfalls hätten über die Feststellung des Arbeitslohnes die Berglente je mit ihrer Com­handlungen. eingelassen und ist auch mit mehreren Gruben­Auf dieser Grundlage haben die Arbeiter sich in Unter­besitzern bereis eine Einigung erzielt worden.

pagnie zu unterhandeln.

,, Einladung" hatte ergehen lassen:

,, Ew. Hochgeboren

"

erlauben wir unterzeichneten Mitglieder des Provinzial- Landtages der Provinz Preußen   auf die erhaltene Zuschrift vom 8. Juni ganz erge­benst zu erwidern, daß wir es bedauern, bei dem von Ihnen vorge schlagenen Feste zum Empfange Sr. Majestät des Königs bei Gelegen­heit des diesjährigen Corpsmanövers uns nicht betheiligen zu können. Einmal ist die pecuniäre Lage der Einfassen unserer Provinz nicht eine solche, um derartige Feste in Szene zu setzen, und wenn Sc. Majefta in richtiger Beurtheilung unserer Verhältnisse auch jeden unverhältnis mäßigen Aufwand vermieden zu sehen wünscht, so wird derselbe doc immer ein derartiger sein, daß er mit unserer jüngsten Bergangenheit nicht im Einklang steht. Eine Provinz, die vor einem Jahre noch an allen Thüren bettelte, für welche in der ganzen Welt Almosen

Die Opfer der Megelei des 16. Juni wurden am 20. Tausende folgten den Särgen und Tausende und aber Tau- gesammelt wurden, eine Provinz, in welcher es viele landrächliche Kreise

jende schworen Rache am Grabe der Gemordeten!

giebt, in denen seit Monaten fast an jedem Tage ein Landbesitz unter