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Verein nach Berlin   zu verlegen, ebenso die gesammten Ge= werkschaften. O, es war ein Geniestreich, besser gesagt ein Sch...... streich erster Größe, die ganze Arbeiterbewegung in Ber­ lin  , d. h. in den Händen des Berliner   Polizeipräsi diums zu conzentriren, damit dieses alle Fäden, alle Na men in seiner Hand hat, um eines Tages, falls die Bewegung zu mächtig werden sollte, dreinfahren" und mit Einem ,, dreinfahren" und mit Einem Schlag alles unterdrücken zu können! Sie haben die Erlaub­niß, ja die Ordre, social so scharf als möglich vorzugehen, aber das reaktionäre Staatssystem dürfen Sie nur nebenbei und sehr zahm kritisiren, sonst fönnten ja die Nerven Ihrer Protektoren zu unangenehm berührt werden. Deshalb Ihre Zurückhaltung in allen politischen Fragen im Reichstag und andererseits Ihr Lob für das Berliner  Polizeipräsidium. Fahren Sie fort in der bezeichneten Weise zu arbeiten, Herr Dr. Schweitzer, der Tag ist nicht mehr fern, wo auch die Ihnen noch treu gebliebenen Anhänger ein­sehen werden, in welchen Giftpfuhl sie durch Ihre Leitung gerathen sind.

Woche bre

Und nun zum Schluß noch eins. Sie sagen: Liebknecht und Bebel   hätten keine Anhänger. ,, Man sage uns doch einmal, wo die Herren Liebknecht und Bebel   Anhang haben" rufen Sie aus. Ihre Agitatoren", die Sie vor eini= gen Monaten sechs lang nach Sachsen   schickten, hätten Ihnen diese Frage leicht beantworten können. Aber ich will Ihnen diese Antwort selbst geben und die Orte aufführen, in denen Vereine unserer Organisation auf Grund des Nürnberger  Programms existiren; Sie haben dadurch Gelegenheit einige Agitatoren", ausgestattet mit den Mitteln aus der bekann ten Quelle, zu senden, um das Bekehrungswerk vorzunehmen. Diese Orte sind:

Die Frage: welche Stellung hat die Sozial- Demokratie im politischen Kampfe einzunehmen? beantwortet sich leicht und sicher, wenn wir uns über die Untrennbarkeit von Sozialismus und Demokratie flar geworden sind. So­zialismus und Demokratie sind nicht dasselbe, aber sie sind nur ein verschiedener Ausdruck desselben Grundgedankens; sie gehören zu einander, ergänzen einander, können nie mit ein­ander im Widerspruch stehen. Der Sozialismus ohne Demokratie ist Aftersozialismus, wie die Demokratie ohne Sozialismus Afterdemokratie. Sozialismus Afterdemokratie. Der demokratische Staat ist die einzig mögliche Form der sozialistisch organi­sirten Gesellschaft.

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Alle Gegner der Bourgeosie stimmen mit der negativen Seite des Sozialismus überein. Wagener und der Bischof Ketteler, die katholischen Pfaffen des österreichischen Reichs­raths, die protestantischen Junker des preußischen Musterstaats fie alle verdammen die Bourgeofie ebenso laut, gebrauchen die nämlichen Schlagwörter gegen sie, wie der radikalste So­zialist. Dies zeigt, daß die Bekämpfung der Bourgeoisie an sich nicht nur nicht demokratisch ist, sondern den reaktionärsten Motiven entspringen tann. Hier tritt sofort die Nothwendig­keit zu Tage, neben der negativen Seite des Sozialismus die positive hervorzuheben, welche uns von jenen Reaktionären un­terscheidet, und vor Allem: außer dem sozialen auch den poli­tischen Kampf zu führen, und zwar in vorderster Reihe. Weil die Untrennbarkeit der Demokratie und des Sozialismus be­griffen haben, nennen wir uns Sozialdemokraten. In die­sem damen liegt unser Programm. Programme sind aber nicht dazu da, mit dem Mund bekannt und mit der That ver­leugnet zu werden; sie sollen die Richtschnur unseres Handelns ſein.

Wenn wir uns auf den sozialen Kampf beschränken oder

dem politischen nicht die entsprechende Wichtigkeit einräumen, so wird die Gefahr heraufbeschworen, daß unsere Feinde von dem bestehenden Klassengegensatz Gebrauch machen und nach der Maxime: divide et impera"( Theile und herrsche!) bald mit der Bourgeoisie gegen die Arbeiter, bald mit den Arbeitern gegen

Dresden  , Leipzig  , Bischofswerda  , Großenhayn, Hainichen  , Johanngeorgenstadt  , Burgstädt  , Lunzenau  , Penig  , Hohenstein, Ernstthal, Oberlungwitz  , Bernsdorf  , Mitweida, Rödlitz, St. Egidien  , Lichtenstein  - Callnberg, Ortmannsdorf, Aue  , Geyer  , Auerbach   b. Thun  , Stollberg  , Hormersdorf  , Dorf­ chemnitz  , Lugau  , Niederwürschnit, Delsuiß, Mülsen   St. Niclas, Lößnitz  , Ehrenfriedersdorf  , Reichenbach   im V., Kirchberg, Schö- die Bourgeoisie liebäugeln. Dieses Doppelspiel fenn=) nau, Haslau, Cainsdorf  , Wilkau  , Zwickau  , Mülsen   St. Jacob, zeichnet den modernen Cäsarismus, der wesentlich Thurm, Stangendorf, Mülsen   St. Micheln, Niedermülsen, auf der Ausbeutung des Klassengegensages beruht. Waldenburg   6. Glauchau  , Remse  , Langenchursdorf, Niederlung- In Frankreich   rettet" das Empire die Bourgeois­wis, Glauchau  , Meerane  , Crimmitschau  , Werdau  , Stöcken, Lan- gesellschaft heute vor den Arbeitern, und fofettirt morgen mit genhessen, Gohlis  , Waldorf, Ronneburg  , Eisenberg, Boelzig, den Arbeitern, um die geängstigte Bourgeoisie in sein Garn zu Großenstein  , Gera  , Neustadt a. d. Orla  , Coburg  , Weimar  , treiben. Hier in Preußen kopirt der Cäsarismus auch in diesem Bamberg  , Nürnberg  , Hohenberg in Franken  , Fürth  , Schwabach  , Punkte das französische   Vorbild und klopft abwechselnd der Kaiserslautern  , Mannheim  , Heilbronn  , Stuttgart  , Eßlingen  , Bourgeoisie und den Arbeitern auf die Schulter; und so ist es Aalen  , Gmünd, Rottweil  , Rothenburg  , Freudenstadt  , Geißlin- gekommen, daß der Nationalliberalismus, d. h. die als poli= gen, Göppingen  , Oberndorf  , Laichingen  , Ellwangen  , Backnang  , tische Partei sich darstellende Bourgeoisie, in der preußischen Mezingen, Calm, Schramberg  , Tettnang  , Weingarten  , Gingen, Regierung ihr Heil gegen die Arbeiter sieht, während bethörte Tuttlingen  , Schwäbisch- Hall  , Groß- Eißlingen, Ravensburg  , Blau- Arbeiter beuren, Wiesbaden  , Bieberich, Limburg   an der Lahn  , Berlin  , ruption von oben her von derselben Regierung Schutz gegen Luckenwalde  , Schwiebus  , Hanau  , Gelnhausen.

bereine in der Gründung begriffen. In Bielefeld  , Solingen  , Barmen und Elberfeld   find Zweig­

"

Schicken Sie also Ihre Agitatoren" oder kommen Sie am liebsten selbst, es wird Ihnen gedient werden. Leipzig  , den 30. Juni 1869.

Bebel.

Ueber die politische Stellung der Sozial­

Demokratie,

insbesondere mit Bezug auf den Norddeutschen ,, Reichstag  ".

in der am 31. Mai abgehaltenen Versammlung des Berliner  

Vortrag Liebknechts

demokratischen Arbeiter- Vereins.

Arbeiter hoffentlich nicht viele, trotz der systematischen Cor­

die Bourgeoisie erwarten.

Soll die sociale Bewegung nicht dem Cäsaris­mus zu Gute kommen, so muß der Sozialismus den politischen Vorkampf übernehmen.

Vor allen Dingen gilt es Eins festzustellen: die soziale Bewegung ist ein revolutionärer Umgestaltungsproceß, der sich nicht über Nacht vollziehen kann. Die soziale Frage gleicht nicht jener Fabelpflanze, deren Blüthe, nachdem sie ein Jahr­hundert in der Knospe geschlummert, plötzlich mit einem Knall aufspringt. Das Wort Revolution hat zweierlei Bedeutungen. Einmal versteht man darunter den einfachen Sturz einer Re gierung, der das Ergebniß einer kurzen Straßenschlacht sein Der weitere fann. Das ist der engere Sinn des Worts. umfaßt den ganzen Entwicklungsproceß eines neuen Gesell­schaftsorganismus, der sich die entsprechende Staatsform zu Und dieser revolutionäre Prozeß, der auch in den friedlichsten Berioden nicht ruht, kann wohl beschleunigt, nicht

Da es mir im Reichstag diesmal nicht gelungen ist, schaffen hat. zum Wort zu kommen, habe ich mit doppelter Freude diese Ge­

legenheit zur Darlegung meines sozial- politischen Standpunkts aber willkührlich durch irgend ein wunderthätiges Recept auf

ergriffen.

ein beliebiges Zeitminimum reducirt werden.