auf Seite der enterbten und Ausgebeuteten der menschlichen Gesellschaft stehen, ob sie mir Mißtrauen und Haß, oder Ver­trauen und Liebe entgegen bringen.

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3) Hätte ich eine Ahnung von dem Mißtrauen gehabt, das auf der Generalversammlung leiser oder lauter sich aus­gesprochen hatte, ich würde die Kosten der Reise nicht ge­scheut haben, um mich vor der ganzen Versammlung persönlich zu vertheidigen. Diese Rechtfertigung würde mir um so leich­ter geworden sein, als die Herren Bebel und Liebknecht an­wesend waren, welche mir bezeugen konnten, daß ich nicht in persönlicher Beziehung zu ihnen stehe.

4) Was nun den Rath anbelangt, den Herr Günther meinen Vereinsbrüdern gibt: ,, mich nicht mehr als Red= ner einzuladen," so ist die Befolgung eines Rathes Jedermanns eigene Sache. Ob ich indeß so ganz unwürdig bin, in Versammlungen unserer Parteigenossen als Redner auf zutreten, scheint mir denn doch einigermaßen zweifelhaft, da in legter Zeit so viele Aufforderungen an mich ergangen sind, daß ich, um ihnen zu genügen, die hiesigen Mitgliederversammlun= gen selten besuchen konnte. Dies ist das einzig Wahre, was Herr Günther schreibt, wenn es auch so, wie er es schreibt, nicht wahr ist. Sagt er doch von mir: Er hält im Bil= dungsverein Vorträge, während er unsere hiesigen Mitgliederversammlungen nicht besucht." Im Bildungsverein habe ich seit Jahr und Tag keinen Vortrag mehr gehalten; einige Fragen, die ich im Anfang des Winters daselbst beantwortete, sind in Beziehung auf diese Sache voll kommen irrelevant. Jede Thätigkeit habe ich schon seit Mona­ten daselbst eingestellt, und zwar von dem Tage an, als die Gewerkschaften ins Leben traten, denen ich meine Thätigkeit widmete und mir dadurch die Mitglieder des Bildungsvereins entfremdete.

Wenn man ferner gesagt hat ,,, ich spreche in den Ver­sammlungen der Zünftler, sie möchten ihre Sache hochhalten", so sind das Bourgeoisanzapfungen, die nur meine Lachmuskeln reizen können. Seit einem Jahre habe ich nur in Versammlungen des Allg. D. Arbeitervereins und denen der Arbeiterschaften gesprochen; die einzige öffentliche Ansprache, die ich hielt, war vor einigen Wochen in der Generalversamm­lung des Bezirkswebervereins Hildesheim. Dort wollte ich

den Antrag auf Anschluß an die Gewerkschaften einbringen, überzeugte mich jedoch durch eine Verhandlung, die ich Tags vorher mit dem Vorstand hatte, von der Erfolglosigkeit und unterließ es deshalb.

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5) Was die mir in den Mund gelegten Aeußerungen über das allgemeine directe Wahlrecht anlangt, so sind diese schon, als aus dem Zusammenhang gerissen, entſtellt. Ueber diesen Gegenstand habe ich mich öffentlich nie ausgesprochen, und kann daher kein Widerspruch zwischen öffentlichen und privaten Ge­sprächen daraus gefolgert werden. Als meine beste Verthei­digung führe ich schließlich die namenlose Wuth aller Feinde der Arbeiterbewegung der Bourgeois, Kleinmeister und

Zünftler

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-gegen mich an.

Den lieben Vereinsbrüdern von Nah und Fern, die mir auch bei dieser Gelegenheit wiederum einen Beweis ihres Ver­trauens gegeben haben, sage ich meinen herzlichen Dank, und gebe ihnen die Versicherung, daß sie mich, wie bisher, so auch ferner unter der Zahl der Kämpfer für die heiligen Volksrechte finden werden, bis zu meinem letzten Athemzug. Hildesheim  , den 18. Juni 1869.

Dr. E. Kirchner.

Die Herren Kärger, Kunze und Ellinger in Berlin  haben folgende Erklärung erlassen, die wir dem Sozial- De­

mokrat" entnehmen:

Parteigenossen!

Die dictatorische Macht war es, die wir seit Jahren auf unseren General Bersammlungen bekämpf­ten; endlich gelang es uns, durch Aenderungen des Statuts dieselbe einigermaßen zu brechen: was nun? Die ganze Arbeit

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ist durch die letzten Ereignisse mit einem Schlage vernichtet worden, wir haben die Vereinigung bitter erkaufen müſſen; erkaufen? Ja erfaufen mit unserem verbesserten Statut, von den gegenseitigen Führern. In dem Moment, wo dieselben, durch die Verhältnisse gezwungen, sich die Hände reichen und uns, mit einer Schnelligkeit die uns Besinnung und Ueberlegung raubte, die Pistole auf die Brust setzten, und ein entweder oder expreßten, hat sich die, von dem jeweiligen Präsidenten geheiligte Organisation glänzend bewährt; man hat mit uns Comödie gespielt, man hat uns,( wie Für­ ſten   es gewöhnt sind, Völker zusammen zu treiben und gegenseitig aufzureiben, um ihrer dynastischen(!!) Interessen willen, sich dann wieder die Hände reichen und den Völkern den Frieden geben) man hat uns Jahre lang zusammen geheizt um ihrer Ehrsucht willen, man reicht sich die Hände, und auch wir sind einig!

Wir haben also unser verbessertes Statut, der Vereinigung wegen, mit dem Lassalle'schen und nit dessen Datum vertau­schen müssen, dürfen mithin die ersten drei Jahre keine Aenderung desselben vornehmen; also indem man zurückgeht, sucht man die Ziele der Sozialdemokratie zu erreichen? Vor uns, nicht hinter uns liegt die Verwirklichung unseres Prinzips!

Wie aber können wir uns denn streng genommen ,, Lassalle­aner" nennen? Sind wir nicht durch die Zeit über Lassalle   hin­ausgetragen worden? Die Agitation für den Normalarbeitstag, die Gewerksgenossenschaften, sind Dinge von denen Lassalle nichts wußte, nichts wissen konnte. Wie werden sich übrigens Mende und seine bisherigen Anhänger zu den Gewerksgenossenschaften stellen? Davon ist in der Proklamation nichts zu lesen.

Und nun zur Organisation, der Geheiligten! Die Organi sation ist es, die es möglich gemacht, daß sich Jahre lang Barteigenoffen gegenseitig auf's Aeußerste bekämpften, die Or ganisation ist es, durch welche, wie der Sozialdemokrat" felbst eingestanden, eine kaum denkbare Corruption im Verein mög lich wurde, die Organisation ist es, der sich auf die Länge der Zeit kein denkender Mensch fügen kann, daher auch von jeher das Ausstoßen und Austreten der tüchtigsten und ehrenwertheſten Parteigenossen.

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drei Jahre keine Aenderung desselben( des Statuts) vornehmen" Den Worten der obigen Erklärung: ,, dürfen mithin die ersten fügt der Social- Demokrat" nachstehende Anmerkung bei: Welche Logit! Gerade umgekehrt, weil das Statut vom 23. Mai 1863 datirt ist, sind die drei Jahre längst verflossen! Freilich hoffen wir, daß keine Aenderungen gemacht werden, aber formell statthaft find Aenderungen."

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Das schreibt die Redaktion des Social- Demokrat". Wer so dumm ist, sich durch dieses Jesuitenkunststück chen Sand in die Augen strenen zu lassen, wird finden, daß Hr. von Schweitzer, welcher nicht verantwortlicher Redakteur des Social Demokrat" ist, obgleich er die Redaktion leitet, sich durch diese Anmerkung in keiner Weise gebunden hat. Zu der Stelle, betr. die Gewerksgenossenschaften, bemerkt die Redaktion des Social- Demokrat":

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Die Gewerksgenossenschaften sind Sache für sich; kein Mensch i gezwungen einzutreten."

Hierzu haben wir zu bemerken: Hr. von Schweizer   hat dem Redakteur des Demokratischen Wochenblattes" in Gegen und wiederholt erklärt: Unfre( die Schweizer  'schen) Ges wart Bebel's, Hafenklever's und Frissche's ausdrücklich werksgenossenschaften( Arbeiterschaften) gehören zu Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein  , sie sind in Wirklichkeit der erweiterte Allgemeine Deutsche Arbeiterverein  ." Jetzt läßt Schweizer   die Redaktion" des Sozial- Demokrat" sagen: Die Gewerksgenossenschaften find" Sache für sich". Kann man sich eine schaamlosere Ber  Logenheit denken?

Parteigenossen!

Durch gestern einstimmig gefaßten Beschluß der hiesigen Mitgliedschaft des Allg. D. Arbeiter- Vereins sind wir Unter