tirten senden. Zeige der Arbeiterstand, daß er auch ein außer ordentliches Opfer zu bringen weiß, wenn es gilt ein großes und erhabenes Ziel zu verwirklichen. Leipzig  , den 8. Juli 1869.

Mit sozial- demokratischem Gruß und Handschlag Der Vorort:

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Bebel, Vorsitzender. Baer  , Schriftf. Hadlich, Kassirer. Ullrich, Martin, Thebus, Sch in a lz, Beisitzer.

Unserer Aufforderung, der Einberufung eines allgemeinen social- demokratischen Arbeiter- Congresses beizustimmen, sind wei­ter nachgekommen: Genf   und zwar die Redaktion des Felleisen": A. Gögg, das Central- Comité der deutschen Arbeiter= Vereine der Schweiz  : Quid, Hofener und Arnold. Zürich  : Dr. A. Ladendorf, Redakteur des Felleisen," H. Greulich, Beust und Seelos. Ferner: Apolda  , Aalen  , Hainichen  , Thurm, Burg­ städt  , Lugau  , Graz, Göppingen  ( Landeskomité der würtembergi­schen Arb.- Bild.- Vereine), Reutlingen  , Tuttlingen  , Giengen   i/ B., Zell  , Rottweil  , Barmen- Elberfeld  , Bielefeld  .

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Genf, 28. Juni. Die letzte Generalversammlung der hiesigen Set­tionen des Internationalen Bundes" hat eine zweite Adresse an den Staatsrath gerichtet, in der sie nachdrücklich gegen das willkührliche Vor­gehen der Polizei und der Behörden überhaupt protestirt und eine strenge Untersuchung verlangt. Am Schluß widerspricht die Adresse energisch der vielfach ausgeftreuten Behauptung: der ,, internationale Bund" arbeite auf den Untergang der Republik   los, keine der Klassen der Bewohner Genfs   und der Schweiz   sei dieser treuer ergeben als gerade die arbeitende, welche stets zu jedem Opfer für die Vertheidigung der Republik   bereit gewesen und noch heute bereit sei.

Der hiesige Buchdruckerstrike ist vollständig beendigt. Die Ar­beiter, welche nicht bei der Suisse radicale"( einer Zeitung, die den ge­wünschten Lohntarif angenommen hat) ein Unterkommen finden konnten, sind entweder abgereift oder haben sich zu einer Genossenschafts= Buchdruckerei verbunden. Aus den Statuten der Genossenschaft geht hervor, daß die besagte Druckerei Eigenthum des alten Typographen­vereins, welcher Strike gemacht und für diesen Zweck noch einige Tau­send Franken von dem ursprünglichen Fond von 8000 Fr. erübrigt hat, bleiben soll. Der Rest des auf 30,000 Frcs. veranschlagten Kapitals soll durch Absatz von 50 Franken- Actien gedeckt werden. Schon sind 8000& c. gezeichnet und es wird die vor Kurzem geschlossene und sehr gut eingerichtete Druckerei der Wittwe Blanchard angekauft. Madame Blanchard verlangt 12,000 Fr., in Raten zahlbar; es ist also gegründete Aussicht vorhanden, daß in der Schweiz   Genf   die erste Genossenschafts­Buchdruckerei haben wird.

Graz, 1. Juli. Am 21. Juni tagte hier die stärkste Volksver­jammlung, die Graz je gesehen. Ueber 2000 Menschen waren an­wesend, viele Hunderte mußten wegen Mangel an Raum umkehren. Die Bundigammer Bierhalle war Bersammlungslokal. Die Tagesord nung bildete: 1) Die Arbeit in den Strafhäusern, welche einem Consortium von Großindustriellen zur Ausbeutung übergeben werden sollen; 2) gänzliche Aufhebung des Concordats; 3) freies Vereins- und Versammlungsrecht; 4) allgemeine Kranken- und Invalidenkaſſe; 5) all­

Alle gestellten Resolutionen wurden einstimmig angenommen. Die Grazer Sozialisten find nur Arbeiter, welche auch in dieser großen Bersammlung allein das Wort führten, die anwesenden Doktoren und Angehörige der sogenannten höheren Stände sprachen nicht, wahrschein­lich paßte ihnen Manches nicht in den Kram, doch haben auch sie den Rednern Beifall geklatscht. died biszidor Dresden  , 4. Juli. Gestern fand im hiesigen Arbeiter- Bildungs­verein eine Besprechung der Borlage Hog Boroits, die Reorganiſation organisation nöthig sei, es wurde aber geltend gemacht, daß angesichts der Vorgänge im Allgemeinen deutschen Arbeiterverein   zuerst in dieser Beziehung eine Abklärung der Sachlage stattfinden müsse, um womöglich eine Vereinigung der ganzen sozial- demokratischen Partei zu erzielen und wurde deshalb folgende Resolution mit großer Mehrheit angenommen:

Der Verein geht zur Zeit über die Vorlage des Vororts zur Tagesordnung über, erklärt aber seine Bereitwilligkeit, das Project eines sozial- demokratischen Arbeiter- Kongresses zum Zweck einer Ver­einigung der gesammten ehrlich- sozialistischen Arbeiterpartei thatkräftig

zu unterstützen.

Reichenberg, 26. Juni. Vor einem halben Jahr( f. N. 52 d. D. W. vom vorigen Jahr) stand ein kurzer Bericht von hier. Ich muß heute zu meinem tiefsten Leidwesen berichten, daß sich die damaligen Voraussetzungen als eben so viele Trugschlüsse erwiesen haben.

Ich will versuchen, Ihnen in gedrängtem Rahmen ein getreues Bild der Gesellschaft zu geben, welche hier unter den Namen In dustrieller Biltungsverein" die Interessen der Arbeiter mit Füßen tritt. Es war der erste Arbeiter- Berein in Oesterreich   und der Zweck des

Berantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht  . ( Mebattion: Braustr. 1).

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feleen moralische und intellektuelle Bildung" mit Ausschluß von Politik und Religion.

So lange die eigentlichen Gründer( es waren meist Arbeiter, etwas wenig Kleinmeister) im Verein thätig waren, konnte der Präses( wie der Vorsitzende genannt wird) und die Clique der Fabrikanten nicht viel ausrichten. Es hatte sich eine stramme Opposition gebildet, welche jedoch den Fehler beging, wegen eines zweimal zur Abstimmung gebrachten Antrags auszuscheiden. Seit dieser Zeit( es sind drei Jahre) ist der Präses der Brave heißt Dr. Wilhelm Herzig, das Gesetzbuch des Vereins und wehe demjenigen, welcher an der Unfehlbarkeit dieses Mannes zweifelt.

Daß sich wieder eine Partei bildete, welche, mit den bestehenden Berhältnissen unzufrieden, den Muth besaß, dagegen zu sprechen, datirt erst seit seinem halben Jahre. Um diese Zeit trat Einsender dieses dem Verein bei, und versuchte die Unzufriedenen zu vereinigen. Wir bildeten einen jozialdemokratischen Club. Hier zeigte sich aber noch sehr viel Unklarheit und Mangel an Thatkraft. Ich war für ein Programm, welches die Grundsäße der Sozialisten enthielt, und für Satzungen, welche kurz und bündig den Zweck unseres Zusammentretens ausdrückten. Warum sollte man auch das Licht schenen, wenn man recht hat? pil Die trockenen Wahrheiten, welche mein erstes Statut enthielt, wur den unbarmherzig gestrichen, jo daß am Ende nur noch ein Geschreibsel vorhanden war, welches so viel wie Nichts jagte. Man fühlte dies auch heraus und ich wurde angegangen, ein neues Statut mit Programm einzubringen. Es war zur Zeit, als uns die Reichenberger( Bourgeois) Zeitung" nach einer Leipziger Correspondenz wegen Programmlosigkeit" anhäkelte. Da jedoch schon beim ersten Punkte die Kunst des Streichens wegen zu großer Schärfe" wieder in Anwendung gebracht wurde, zog ich meine Vorlage zurück. Sollte es ein Fehler sein? Seit der Zeit fristet der sozial- demokratische Club kümmerlich sein Dasein mit dem alten Geschreibsel!

Es sind dies höchft traurige Aussichten!

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Unser Verhältniß dem Vereins- Pascha gegenüber spitzt sich von Tag zu Tag mehr zu. Jusbesondere habe ich mir unter den Philistern des Vereins unverföhnliche Feinde geschaffen, so daß sogar die Frage ventilirt wurde, mich als Wühler und Revolutionär aus dem Verein zu stoßen. Der Boden für einen neuen Arbeiterverein wäre vielleicht jetzt gün­ftiger als vor einem halben Jahre, besonders seit den Brünner Ereig nissen, doch es fehlt an befähigten Männern, die wenigstens über ein Quantum Zeit verfügen könnten.

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Was kann aber ein halbes Dutzend Fabritarbeiter bei 12-13ſtin­diger Arbeitsdauer thun? Man kommt ermüdet nach Hause, mit ge nauer Noth, daß man zeitweilig Freunde besucht, Zeitungen lieft, einen Brief schreibt u. f. w. Ein zweiter Punkt ist die Geldfrage! Ein Ar­beiter in hiesiger Gegend verdient nicht viel( ,, s' macht die mangelhafte gewerbliche Bildung" sagt unjer Präses) und gibt erst dann Geld aus, wenn der Vortheil auf der Hand liegt. Was habe ich schon agitirt für die Verbreitung von Arbeiterzeitungen, leider mit geringem oder gar keinem Erfolge.

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( Wir rathen unserem Correspondenten ungesäumt die Gründung eines neuen Arbeitervereins in die Hand zu nehmen. Der Boden ist unzweifelhaft günstig, und daß es an befähigten Männern nicht fehlt, dafür legt obiger Bericht das beste Zeugniß ab. D. Red. d. D. W.)

Verschiedene Berichte mußten wieder wegen Mangel an Raum zurü gestellt werden. Ein Bericht aus Berlin über eine Versammlung, die am vorigen Sonntag dort stattgefunden und von unseren Parteigenossen einberufen war, von den Anhängern Schweitzer's aber gestört wurde, ist uns für diese Nummer zu spät zugegangen.

Anzeigen.

Der Thüringer   Volksbote. Demokratisches Organ des Thüringer Wahlvereins erscheint jede Woche einmal in Jena   und fostet pro Quartal durch die Post bezogen nur 5 Sgr. Bei direkter Bestellung von mindestens 5 Exemplaren sendet die Expedition das Blatt portofrei zu. Der Thüringer Voltsbote" kämpft mit Entschiedenheit für den demokratischen Volksstaat. Er bekämpft das persönliche Regt ment, den Beamten- und Militärstaat, den Scheinliberalismus des Staates und der Parteien. Nur in der selbstthätigen Theilnahme der untrennbaren Lösung der sozialen und politischen Aufgabe sieht er das Volk wieder erstarken und mit dem Vertrauen auf sich selbst Freiheit, Recht und Einheit erringen.

Die Expedition des Thüringer Volksboten.

Warnung!

απ

Wir warnen alle Arbeiter- Vereine vor der Aufnahme des Tuch machers Friedrich Dörffling aus Neumünster   in Holstein.

Derselbe, feither Mitglied unferes Vereins, bat Poesned beimlich verlassen, ohne ein aus der Bibliothet entlichenes Buch- die Gerichts abzugeben.

Beipzig.

ing to Der Arbeiter- Bildungsverein in Boesned.

Druck und Verlag: F. Thiele Expedition: Betersßraße 18