Schmidt( Wiesbaden  ) ermahnt die Anwesenden, Alle einzutreten mit aller Macht für das, was sie heute beschlossen.

Zum provisorischen Comité werden hierauf ernannt: Bracke, Eh­lers, Neidel( Braunschweig  ) und Spier( Wolfenbüttel  ).

Rüdt gedentt Derjenigen, die sich in Feindschaft getrennt haben, wie sie gekommen. Dagegen seien hier die Grundsteine zu einem großen Werte gelegt von freien Männern. Dieses ist nicht durch die Waffen der Lüge zu stürzen, so wenig wie Luther's   Werk. So denken wir. Den freien Voltsstaat zu gründen sind wir gekommen. Des Volfes Stimme ist Gottes Stimme."

Naters   erklärt, daß er im ,, goldenen Löwen" zur Verföhnung geredet und deshalb Verräther genannt worden sei. Deswegen sei er hierhergekommen und habe sich hier glücklich gefühlt; dankt den Ver­tretern Desterreich's." Bremer will nur an die trübe Stimmung zur Zeit der Einbe­rufung und an das fröhliche Gefühl jetzt über das gelungene Wert erinnern. Er dankt dem Vorsitzenden für seine Mühe und fordert zu einem Gang nach der Wartburg   und dann zur Berathung der Gewerks­genossenschaften auf.

Bonhorst gedenkt der Führung des Hrn. Geib und der Unter­stützung durch das Bureau.

Hillmann wirft einen furzen Rückblick auf seine lange Laufbahn als Sozialist, gedenkt der schmerzlichen Gefühle darüber, daß er jahre­lang nichts mehr thun fonnte für die Sache mit seinem Häuflein, dankt für das Erscheinen und die Theilnahme der Arbeiter in Masse.

Der Vorsitzende Geib erklärt diesen Congreß als die aufgehende Sonne einer großen sozialen Bewegung in ganz Deutschland  . Er erinnert an das Märchen von dem Baume, dessen Zweige sich zurückziehen, wenn man nach den goldenen Früchten greifen will. Dieser Baum sei von einer bösen Schlange umwunden, die man zu verscheuchen auf alle Weise bestrebt sein müsse. Wenn dies aber auf friedlichem Wege nicht zu er­reichen sei, dann sei nichts übrig, als einen neuen kräftigen Baum er­stehen zu lassen. Dies werde erreicht, wenn der Geift der Zusammen­gehörigkeit Alle bewege, und diesen Geist möge man in alle Herzen pflanzen. Hoch die Internationale Arbeiter- Bewegung!

( Die Versammlung stimmut begeistert ein.)

[ Der Congreß ist geschlossen. Schluß des Protokolls.] Eisenach  , den 9. August 1869, Abends 9 Uhr. Gasthof zum A. Otto Walster, Schriftführer des Congresses.

Mohren.

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1805

Bor zwanzig Jahren

feierte die Blut- und Eisenpolitit" in Baden   ihre entsetzlichen Orgien und stärkte sich im Herzblut der deutschen Republikaner Der jetzige König von zum Tigersprunge des Jahres 1866. Preußen hatte das Kommando: luftig zerrissen die preußischen Standrechtskugeln die Brust der Kämpfer für das freie, einige Deutschland  ; und das geknebelte Volt schaute ohnmächtig zu und schwor Rache. Damit die That, damit der Schwur nicht vergessen werde, hat der Stuttgarter   ,, Beobachter" am 3. Auguſt nachfolgendes Gedenkblatt veröffentlicht:

Der Beobachter" vom 3. August 1849 berichtet:

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Ba den. Das Morden hat begonnen. Johann Ludwig Maximilian Dortu   aus Potsdam  , Sohn eines preußischen Staatsdieners, vormaliger preußischer Unteroffizier, Kämpfer auf den Berliner   Märzbarrikaden und Mitstreiter im badischen Voltsheere, wurde am 31. Juli früh 4 Uhr in Freiburg   von den Preußen beim Kirchhof von Wiehre, Stunde vor der Stadt, erschossen. Er wurde in einer Chaise hinausgeführt. Am Kirchhof, erzählt das Deutsche   Volksblatt", mußte er aussteigen. Er ging, ein großer, schöner Mann, etwa 24 Jahre alt, muthig und gefaßt, die linke Hand auf das Herz gelegt, die rechte in die Seite geſtemmt, in der Mitte des Quarrés, das die Infanterie gebildet hatte, während die Husaren in der Nähe ſtreiften, um Zuschauer ferne zu halten. Das Todes­urtheil wurde vorgelejen. Dortu   antwortete: Ich sterbe für die Freiheit; schießt gut, Brüder! Er sant sogleich, von vielen Kugeln durchbohrt, entseelt zusammen. Die Leiche wurde in einen Sarg gethan und beim Eingange des Kirchhofes ver= scharrt. Das Grab hat keinen Hügel, sondern ist ganz eben."

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Hand gefämpft hatten, wider dynastischen Verrath und Ver gewaltigung. Als eine heilige Pflicht", so rief im Frühjahr 1866 ein Freischärler, der diesen Kampf mitgekämpft, in einer Versammlung deutscher Turner im Ausland ,,, als eine heilige Pflicht eines Jeden, der von nah oder fern dieser Dinge Zeuge gewesen, betrachte ich es, die Erinnerung an die Greuel wach zu erhalten, welche damals von den obersten Staatsgewalten an den Edelſten und Besten der Nation mit roher Grausam­keit und teuflischer Bosheit verübt worden sind. Schmach, ewige Schmach über Die, so sich Beschützer von Kunst und Wissenschaft nannten, und denen es eine Wollust war, edel und fein gebildete Menschen, die für diese Ueberzeugung ein­gestanden, Schriftsteller, Dichter, Künstler, zu allen unaussprech= lichen Erniedrigungen herabzudrücken, welche ein humaneres Zeitalter dereinst nicht einmal mehr über den gemeinsten Ver­brecher verhängen wird! Schmach über sie, und niemals Bar­don für sie!" produce

Wir wollen am 20. Jahrestag dieser Greuel der Auf­forderung Ludwig Bamberger's   nachkommen, denn er war es, der diese Worte sprach. Den Treuen   zum Gedächt= niß, den Verräthern zur Schmach!

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Vor Monaten schon erhielten wir von einem Freunde in Baden  , der jene Dinge als Augenzeuge mit erlebt, Mitthei­lungen ,, Aus der Zeit der schweren Noth", nebst einer Liste der Opfer, deren Veröffentlichung wir auf diesen 20. Jahres­tag aufgespart und deren Angabe wir nach einem inzwischen bei Eichelsdörfer in Mannheim   erschienenen Flugblatt vervoll­ständigt haben. Dasselbe enthält, da uns die Gesammt= zahl der Verurtheilten auf 98 angegeben ist die Namen jämmtlicher zum Tod und zu längerer Zuchthausstrafe Ver= urtheilten bis auf zwei, nebst dem Datum der Urtheile, die sich vom 31. Juli bis Ende Oktober Schlag auf Schlag folg= ten. Die Standgerichte hatten ihren Sit in Mannheim  , Rastatt  und Freiburg  , wo ja auch die Todesurtheile durch Pulver und Blei vollzogen wurden. Die Zuchthausstrafen wurden zum großen Theil im Bruchsaler   Zellengefängniß mit der gesetz­lichen Reduktion verbüßt. Genau, wie seine Angaben sind, hat das Flugblatt bei dem Einen recht, den es abweichend von unserer Liste anstatt zum Tod, zu 10 Jahr Zuchthaus ver­urtheilt. Im Uebrigen können wir für die Zuverlässigkeit unserer Gewährsmänner unbedingt einstehen. Das Flugblatt, das wir der Uebersichtlichkeit wegen alphabetisch ordnen, hat die Ueberschrift: Verzeichniß

der bei den Standgerichten in Baden   im Jahre 1849 gefällten und vollzogenen Strafurtheile. 1) Erschossen:

J. Bauer, Soldat, von Giessigheim. Bernigau, Offizier, von Köln  . Ernst v. Biedenfeld, Major, von Bühl  . Georg Bönning, Offizier, von Wiesbaden  ( 71 Jahre alt). Andr. Counis, Dragoner, von Pforzheim  . Heinr. Dietz, Klempner, von Schneeberg  ( Sachsen  ). J. 2. M. Dortu, Auskultator, von Potsdam  . Ernst Elsenhans  , Redakteur, von Feuerbach

Karl

( Württemberg  ). Gerhard, Soldat, von Rintheim  . Jos. Günt­hard, Soldat, von Constanz  . Konrad Heilig  , Wachtmeister, von Pfullendorf  . Karl Höfer, Lehrer, von Brehmen  . Jacobi, Schreiner, von Mannheim  . Pet. Jäger, Soldat, von Aglasterhausen  . Jansen von Köln  . Kilmary, Soldat, von Rastatt  . Kohlenbecker, Soldat, von Karlsruhe  . Geb­

hard Kröner, Soldat, von Bombach. Pet. Lacher, Soldat, von Bruchsal  . Konrad Lenzinger, Korporal, von Durlach  . Theophile Mniewsky von Russisch Polen. Friedr. Neff von Rümmingen  . L. P. Schade, Soldat, von Karlsruhe  . Schra= der, preußischer Soldat. Valentin Streuber  , Wagmeister, der, preußischer Soldat. von Mannheim  . Gust. Nic. Tiedemann, Offizier, von Lands­ hut  . A. v. Trützschler von Dresden  . L. Zenthofer, Büchsen­macher, von Mannheim  .

Dies war das erste Lebenszeichen der nach Besiegung der badischen Reichsverfassungskämpfer durch die Preußen eingesetz­ten Standgerichte. Den heldenmüthigen Preußen folgten 27 andere deutsche Männer in den Tod, 68 wanderten in das Buchthaus auf lange, Lange Jahre. Wohl 10,000 zogen in die Verbannung, ins Elend. Die Mehrzahl derselben deckt längst die fremde Erde! Und alles das- weil sie, dem Schwur des deutschen   Volkes getreu, für die von seinen Ver- v. Corvin Wierbisky von Gumbinnen  . Th. Mögling, bafchloffene Reichanerfaffung mit den Waffen in der Dekonomierath, von Brackenheim  ( Württemberg  ).

2) Zum Tod verurtheilt und zu 10 Jahr Zucht= haus begnadigi: