eben jede Spur einer Statistit. Die Enthüllngen über die Lage der Kohlenbergleute in Pennsylvanien   gehörten zu den be= deutsamsten Momenten der Kongreß- Verhandlungen und der Beschluß, von jedem Arbeiter- Verein eine vierteljährliche Sta­tistik nach dem Muster der Internationalen zu verlangen, wird hoffentlich uns das bringen, was der bestehende Staat noch niemals zu geben versucht hat, eine mit Zahlen belegte Schilderung der Lage des Amerikanischen Arbeiters. Nächstens mehr über den Congreß.

Aus England.

London  , den 6. Sept.

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Die radikale Bürger- Preſſe frohlockt. Sie hatte prophe zeit, daß die protestantische Kirche in Irland reichlich von frommen Priratleuten ausgestattet werden würde, sobald sie bom Staat getrennt sei; und schon geht die Prophezeihung in Erfüllung. Ein Herzog hat 10,000 Pfd. Sterl. gegeben, ein gewöhnlicher Edelmann 3000 Pfd. Sterl., noch ein Anderer 1000 Pfd. St., Anweisungen von 100 bis 500 Pfd. Sterl. sollen zahlreich sein. Wie lange wird das Proletariat diese edlen Herren noch über die Früchte seiner Arbeit verfügen laffen? Es ist hohe Zeit, daß sie disetablirt*), d. h. von ihrem Landbesitz getrennt werden.

Auf dem Trades'- Union  - Kongreß wurde eine Dent­schrift verlesen, in welcher verlangt wird, das Grundeigenthum zu nationalisiren, d. h. in Staatseigenthum zu verwandeln. Es wird in jener Dentschrift vorgeschlagen, daß der Staat das Land von den gegenwärtigen Besitzern kauft und mit Staats­papier bezahlt. Zu 40 Pfd. Sterl. der Acker würden die 58,000,000 Acer   Land von Großbritannien   2,320,000,000 Pfd. St. erfordern. Diese Summe zu 3 Procent verzinst, würde 69,000,000 Pfd. St. erfordern. Das Einkommen da= gegen wird veranschlagt wie folgt: Den jährlichen Bacht für Ackerland und Viehweiden auf 25 Sch.( 8 Thlr. 10 Gr.) per Acker berechnet, würde 72,000,000 Pfd. St. einbringen. Den Grundzins von den Häusern, Gruben und Steinbrüchen veran­schlagt man auf 50,000,000 Pfd. St., es bliebe also ein Ueberschuß für den Staatsschatz von 53,000,000 Pfd. St.

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Um dieses auszuführen wird vorgeschlagen eine große na= tionale Arbeiterpartei zu gründen, die sich hauptsächlich zur Aufgabe machen soll, Arbeiter ins Parlament zu schicken. Die Denkschrift schließt mit den Worten: Es ist hohe Zeit eine kühne Sprache zu führen. Sagen wir daher mit unzwei­deutiger Sprache und festem Entschluß zu Denen, die bisher über uns geschaltet und gewaltet haben: Erbliche Gesetz­geber, Ihr seid eine abgesonderte Klasse, die nichts mit dem Volke gemein hat, Eure Dienste sind zu kostspielig und wir bedürfen ihrer nicht mehr. Bildet eine Nation unter Euch selbst und regiert Euch selbst; wir sind entschlossen unsere Angelegenheiten selbst in die Hände zu nehmen."

In einer andern, von einem Mitglied des Generalraths der internationalen Arbeiter- Association verfaßten Denkschrift heißt es: Die erste Session des reformirten Bar­laments ist vorübergegangen, ohne daß auch nur ein einziger Beschluß zu Gunsten der nothleidenden Arbeiter gefaßt worden wäre. Man hat es nicht einmal der Mühe werth gehalten zu untersuchen, durch welche Ursache 1% Millionen Arbeiter gezwungen find müßig zu gehen und unverschuldet Noth zu leiden, und warum geschickte Arbeiter zu Tausenden von ihrer Heimath fliehen." Es sei das, sagt die Denkschrift, ein Be­weis von Mangel an Mitgefühl mit der nothleidenden Masse; dieser Noth könne nur dadurch abgeholfen werden, daß eine Arbeiterpartei organisirt werde, die fähig sei ihre eigenen Ver­treter ins Parlament zu schicken. Der Inhalt dieser beiden Schriften wurde durch einen Beschluß mit großer Majorität angenommen. Es wurde ferner beschlossen, daß sich der nächste

*) Disetabliren( außer Besitz setzen), ein Wort, das expreß für die irische Kirche erfunden wurde.

Kongreß der nationalen Arbeiterpartei in London   versammeln und daß in der Zwischenzeit agitirt werden soll, die Organi­sation einer politischen Arbeiterpartei vorzubereiten.

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Die Londoner   Tagespresse hat sich in der jüngsten Zeit sehr viel mit dem Gesundheits- oder besser mit dem Krankheits­zustand des ,, Retters der Gesellschaft" Louis Napoleon be= schäftigt. Die Times" ist zu dem Schluß gekommen, daß Frankreich   nicht nur ohne seinen Kaiser leben, sondern daß es fogar ohne ihn besser leben kann als mit ihm. Sie sagt, Napoleon   müsse schon seit einiger Zeit empfunden haben, daß seine persönliche Macht um feinen Preis aufrecht zu erhalten war. Er habe Feind und Freund gestattet, über seine Leiden deckt, daß es möglich sei Frankreich   so einzurichten, daß, ob= und ihre möglichen Folgen zu speculiren, und man habe ent­gleich der Kaiser krank sei, das Land sich vollkommen wohlbe­finden könne. Das Unwohlsein des Kaisers sei somit ein Ge­winn für das Volk. Es habe empfunden, daß, was auch im­mer kommen möge, die Nationen die Individuen überleben müssen und daß sie ihr Geschick nicht an den Faden eines ein­zelnen Lebens hängen könnten. Es wird des Kaisers Schuld sein", heißt es in dem Artikel ,,, wenn er sein Unwohlsein nicht seinerseits auch in einen Gewinn verwandelt für sich und seine Dynastie. Es ist ihm Zeit vergönnt durch Erfahrung flug zu werden, er darf sich von keinem Rückfall unvorbereitet fin= daß die Welt ohne ihn fortgehen kann, und er muß sich ehr­den lassen. Er muß sich mit dem Gedanken vertraut machen, lich bestreben, sie dahin zu bringen, daß sie ohne ihn gehen kann. Um dieses zu erreichen darf er nur Prinz Napoleon's  Worte verwirklichen ,,, sein Reich auf eine unbeschränkte liberale Politik zu gründen."

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Erklärung.

Da Herr C. Klein im ,, Sozial- Demokrat" die im letzten Flugblatt" von Herrn Bracke gemachte Mittheilung, daß die Herren C. Klein und Christian Bahne von Dr. Schweitzer den Auftrag erhalten hätten, Herrn v. Bismarck pr. Courierzug dessen Wahlsieg zu überbringen, als eine Lüge bezeichnet hat, so halte ich es im Interesse der Wahrheit für nothwendig zu erklären, daß Herrn Bracke's Mittheilung auf vollständiger Wahrheit beruht. In meiner und anderer Parteifreunde Gegenwart( der ehrliche brave Herr Tölde war mit dabei) haben die HH. Klein und Bahne von Hrn. Dr. Schweitzer den Auftrag als Bismarck  'sche Siegesboten erhalten. Wenn nun Herr Klein im ,, Sozial- Demokrat" behauptet, er sei nicht nach Berlin   gefahren, so ändert das nichts an obiger' Thatsache. Ob Herr Klein auch mich einen Lügner nennen wird, wie er es mit Herrn Bracke gemacht hat, darauf bin ich nun sehr neugierig.

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Dieses dem ,, wasserdichten" ehrlichen Herrn Klein zur Gedächtniß- Erinnerung. Elberfeld  , den 10. September 1869.

Rich. Schmelzer. Der internationale Arbeiter- Congreß. Basel  , 8. Septbr.

Uh.

Der Vorsitzende Jung eröffnet die Morgensitzung um 9 Vormittags. Nach Ablesung der Namensliste und Verlesung und Ge­nehmigung des Protokolls( in den drei Sprachen) wird von Becker über die an den Congreß eingelaufenen Telegramme, Briefe und son­stigen Schrifistücke berichtet. Es befindet sich darunter ein Brief aus Genf  , betr. das Mandat Gögg's. Die Sache wird vor die Mandats­Prüfungskommiſſion verwiesen, nachdem Gögg constatirt hat, daß der Brief nicht von dem Deutschen Arbeiterverein herrührt.

Die Mitglieder der Kommission über die Grundeigenthums­frage entfernen sich, um ihren Bericht für die Nachmittagssitzung zu vollenden.

*) Dahin braucht sie nicht gebracht zu werden. Die Welt geht ihren eignen Weg, und zwar unbekümmert um die Wünsche Bonaparte's und um die Fraubaßereien der ,, Times", die in ihrem Philisterhirn nicht begreifen tann, daß Freiheit und persönliches Regiment unversöhn= liche Gegensätze sind.

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