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Hingabe an Ihre Person erwarten konnten, theils durch die widerlichsten Schmeicheleien, den verachtungswürdigsten Personenkultus, theils durch Errettung aus finanziellen Verlegenheiten und tausend andere Dinge um so fester an sich zu fesseln gesucht. Diese Männer" bildeten dann die Säulen", ja die Wundersäulen" der Deutschen   Sozial- Demo­fratie". Mit einer unglaublichen Charakterlosigkeit aber haben Sie den größten Cultus mit Ihrer eigenen Person getrieben. Den deutschen   Ar­beitern haben Sie zu wiederholten Malen die Schmach angethan, Sie feiern und auf den Händen tragen zu müssen, als seien Sie der leib­hafte Messias der arbeitenden Klasse. Als Demokrat und Sozialist dürfte Ihnen die Person Nichts gelten, Alles dagegen die Sache. Statt dessen haben Sie die Begeisterung der deutschen   Arbeiter für die sozial- demokratische Sache in eine Verehrung Ihrer Person umzuwandeln gesucht, und, leider! ist Ihnen dies zu einem großen Theile gelungen. " Unablässig richten sich die Angriffe der Gegner der Arbeitersache im Lager der Reaktion und der Bourgeoisie gegen mich, da man in mir die Bestrebungen und die Macht der Arbeiter haßt und verfolgt, da man weiß, daß die Bertrümmerung der einheitlichen Leitung der Partei, welche ich Kraft des souverainen Willens der Arbeiter zu vollführen habe, ge= mügt, um die Macht der ganzen Bewegung zu zersplittern wandelbar werde ich die von Ferd. Lassalle   erhobene Fahne den deutschen  Arbeitern vorantragen und ich weiß, daß die Arbeiter zu mir stehen werden in dem schweren Kampfe. Kein Mensch vermag auf meinem Posten zu stehen, wenn er nicht das unbedingte Vertrauen der Arbeiter für sich hat. Diesen ewigen Anfeindungen und Verläumdungen, dieser wiederholten schweren Kerkerhaft vermag der Stärkste auf die Dauer nicht zu troßen, wenn er nicht auf der anderen Seite das unbedingte Zutrauen und die freudige Unterstützung der Arbeiter genießt."

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Durch derartige Worte haben Sie Jahre hindurch in die Herzen der arglosen und für die Sache der Sozial Demokratie begeisterten deutschen   Arbeiter die Verehrung für Ihre Person zu pflanzen gesucht. O über uns Blinde! die wir den schönen Worten Glauben schenkten, und die Schlange nicht erkannten, die Geifer und Gift gegen unsere bravsten Männer schleuderte, und sich nur um jeden Preis zum Herrn der Situation" zu machen suchte. Die Wahl zum Verbandspräsidenten tam Ihnen ungemein dabei zu Statten. Das Einzige, was Ihnen ent= gegenstand, war, daß Sie beim Blatt einen gleichberechtigten Genossen hatten, Herrn von Hofstetten, den es jetzt auf jede Art zu entfernen galt, damit Sie allein über das Blatt verfügen konnten. Welche Mittel Ihnen dazu dienen mußten, darüber hat uns die Barmer Generalver­sammlung und die neuerdings erschienene Broschüre des genannten Herre belehrt. Als aber auf der Barmer Generalversammlung das bis dahin um der Sache willen unterdrückte, allmälig wieder aufgefeimte Mißtrauen gegen Sie eine so bedeutende neue Nahrung fand, da wußten wir, wir das Ding nicht mehr so gehen lassen durften, daß wir Ihrer abso­Tuten Herrschaft ein Ziel setzen mußten, und begründeten in Barmen daher den lebensfähigen, mit Rechten gegen Sie ausgerüsteten Vorstand, sowie eine Redaktionskommission für das Vereinsorgan, zu Ihrer Con­trole. Dieses Vorgehen war innerlich berechtigt, da eine demokratische Partei keine absolute persönliche Herrschaft dulden kann; mit innerer Nothwendigkeit mußte der Verein auf der in Barmen betretenen Bahn weiterschreiten. Da Ihnen aber die absolute Herrschaft über die deutschen  Arbeiter die Hauptsache, ja das einzige für Sie maßgebende Interesse war, so durften Sie das Weiterbestehen und die Weiterentwicklung der Bar­men- Elberfelder Einrichtungen nicht dulden, und da geschah das Un­glaubliche, daß Sie sich hinter verschlossenen Thüren mit jener Dame einten, die Sie so oft, und mit Recht, als die größte Feindin der Arbeiterfache hingestellt. Während Sie, um zum Ziele zu gelangen, den Hamburger Vorstand belogen und hintergingen, konnten Sie nun wieder im Blatte schöne Worte" machen von Einigung" und ,, Ar­beiterfache", von Ferdinand Lassalle  " und allem Ändern, was den Ar­beitern lieb und theuer war, um nur die Barmen- Elberfelder Einrich­tungen wieder los zu werden, und absolut unter schändlichem Miß­brauch des Namens von Ferdinand Lassalle   über die deutschen   So­zial- Demokraten herrschen zu können. Um Einigung von Arbeitern war es Ihnen dabei nicht zu thun, wie es Ihnen überhaupt nie um solche zu thun gewesen! Das Alles waren Ihnen nur Mittel zu Ihrem Zweck.

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Da erhoben wir die Fahne der Vereinigung aller sozial- demokrati­schen Arbeiter Deutschlands   auf demokratischer Grundlage und im An­schluß an die internationale Bewegung. Nach Ihrem Blatte waren unfre ,, Schleichereien und Intriguen" kaum nach ihrem Beginne ,, zu Boden geschmettert, niedergeschlagen, überwunden". Aber die im Sinne Lassalle's  , dessen Namen Sie schänden und mißbrauchen, hervorgerufene Bewegung gewann an Halt und Kraft und wird mit innerer Noth­wendigkeit so gewiß siegen und das Proletariat zu einer einzigen, mächtigen Masse einigen, wie Ihre absolute Herrschaft früher oder später von allen deutschen   Arbeitern abgeschüttelt werden wird. Aber jetzt müssen Sie sich noch in Ihrem alten Glanze zu halten suchen, deßhalb lügen Sie auch in Ihrem heutigen Blatte in die Welt hinein, Ihre Gegner wollten ,, dezentralisiren", Sie aber verträten das Prinzip der Arbeiterklasse, die Centralisation  ". Sie lügen ,, nach Noten", Herr Doktor! Zunächst fällt es uns, die wir auch zu Ihren" Gegnern zählen, gar nicht ein, zu dezentralisiren. Die auf dem Eisenacher   Con­greß geschaffene Organisation ist genau so zentralisirt", wie die des All­gemeinen deutschen Arbeiter- Vereins. Sie aber vertreten nicht die Gen­tralisation, die jeder Sozialist vertritt, sondern die Despotie, die abso­lute Herrschaft, die Sie nur immer in schöne Phrasen von ,, Souveräni

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französische Nation um die Errungenschaften der Revolution betrog. Was ist denn an der Organisation des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins  und der sozialdemokratischen Arbeiterpartei verschieden? Verschieden daran sind folgende Punkte, und nun achten Sie genau auf, ob bei uns die Centralisation im Allergeringsten in Frage, oder ob bei uns nur die Despotie, die Herrschaft Einzelner, unmöglich gemacht ist und das Volk in Mehrheit souverän herrscht und regiert! An Stelle eines erst nach 3 Monaten verantwortlichen Präsidenten haben wir einen Aus­schuß, der genau so thatkräftig zu handeln versteht, wie Sie, der aber der strengsten Kontrole seitens der ganzen Partei unterliegt und jeden Augenblick abgesetzt und durch eine andere Behörde ersetzt werden kann; sonst genau die gleiche Verwaltung! Wenn an Stelle Ihrer ,, Mitglied schaften" bei uns von Parteigenossen gegründete sozialdemokratische Ver­eine bestehen, so befinden wir uns darin sogar in vollem Einverständniß mit Ihnen, wie Ihnen ein Rückblick auf Nr. 111 Ihres Blattes von 1868 sofort beweist. Und wenn endlich, statt ein Parteiorgan zu haben, über welches ein Einzelner als Eigenthümer ganz nach seinem Ermessen und oft wider den Willen der Partei verfügt, wir ein solches besitzen, das von den streng kontrolirten Behörden der Partei verwaltet wird und Eigenthum der ganzen Partei ist, so werden Sie auch dadurch unmöglich die Centralisation gefährdet sehen.

Doch wozu mühe ich mich ab, Ihnen Dinge auseinander zu setzen, die Sie längst kennen, die Sie nur nicht kennen wollen, da es Ihnen nur um Ihre Herrschaft zu thun ist und nicht um die Sache!

Aus der gleichen Quelle stammen auch die Thaten, die mich zur Erhebung des folgenden schweren Vorwurfs berechtigen.

II. Sie schüren geslissentlich den Zwiespalt unter den sozialistischen   Arbeitern.

Seit lange haben Sie den Bruder gegen den Bruder gehetzt! Alles haben Sie verdächtigt und angegriffen, was sich nicht blindlings zu Ihren Füßen warf. Verlangen Sie dafür Beweise? Ein Wort und Sie sollen sie haben, massenhaft.

Jetzt setzen Sie Ihr sauberes Handwerk fort.

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Um Ihre Herrschaft noch eine Spanne Zeit länger zu fristen, ver­dächtigen Sie meine Freunde und mich, die wir gegen Sie aufgetreten sind, als den Arbeitern feindliche Menschen, verdächtigen Sie die in Eisenach   gegründete Partei als eine der Arbeitersache feindliche, der Bourgeoisie mindestens nahe stehende Partei. Kein Wort über unsere Personen! Die Arbeiter werden uns nach unsern Thaten beurtheilen, und ruhig sehe ich und ich weiß mich eins in dieser Hinsicht mit meinen Freunden dem Urtheile entgegen. Daß Sie aber immer und immer wieder in maßloser Verlogenheit unsre Partei zu verdächtigen und zu verläumden und dadurch neuen Haß und neue Zwietracht unter gleichgesinnte Arbeiter zu säen suchen, das ist start. Fast wie ein Wahn­sinniger arbeiten Sie selber an Ihrem Sturze. Denn sobald die von Ihnen und Ihrem saubern Blatte belogenen Arbeiter unser Programm gelesen haben werden, wie es in Eisenach   einstimmig beschlossen ist, muß der Blindeste einsehen, daß eine Partei mit solchem Programm feine andere sein kann, als eine sozial- demokratische Arbeiterpartei. Und so gewiß dem Blitze der Donner folgt, wird dieser durch Beobachtung unsrer Handlungen unterstützten Erkenntniß ein Fluch folgen, der den, an der Zerrissenheit der gesammten Partei schuldigen Mann verdammt. Und trotz aller Ihrer Mühen wird ein Tag erscheinen, der alle vom Klassen­bewußtsein durchdrungenen Proletarier Deutschlands   in einer einzigen Organisation vereinigen wird.

III. Sie haben die Arbeiterintessen direkt ge­schädigt.

Als in Gotha  , um unserer Partei bei der Wahl zu schaden, der Vorwurf öffentlich gegen Sie erhoben ward, Sie hätten beim Schützen­feste in Frankfurt am Main   2000 Gulden unterschlagen, da war es ich will ja gern annehmen, daß es nicht wahr war zum allermin­desten Ihre Pflicht, nicht allein gegen die Gothaer Arbeiter, sondern gegen den ganzen Verein, ja gegen die gesammte Partei, diese Behauptung öffentlich für eine niedrige Berläumdung zu erklären. Die Versäumniß dieser Pflicht war eine arge Schädigung der Interessen der Arbeiter.

Als die deutsche Cigarrenarbeiterfompagnie in Noth war, da haben Sie, wenn nicht veranlaßt, so doch zum Mindesten zugegeben, daß der von Ihnen abhängige Drucker Ihres Blattes auf den geliehenen Betrag von einer Arbeitergenossenschaft über 50% Zinsen nahm! Da mit nicht zufrieden, haben Sie außerdem der Kompagnie direkt den Kredit zu entziehen gesucht!

Ihre Verbindung mit der Gräfin Hazfeldt und Herrn Frizz Mende, den geschworenen Feinden der Gewerkschaften, ist in dieser Hinsicht ferner bezeichnend.

IV. Sie stehen in dem Verdachte, ein Söldling der preu­ßischen Regierung zu sein.

Ihre verschiedenen Entlassungen aus der Haft, die Betreibung der Agitation in dem entschieden sozialistischen   Sachsen  , Ihr im Reichstag und im Blatt genügend entwickelter nationalliberaler Standpunkt in der deutschen   Frage, die Elberfelder   Wahl, die Auflösungen des Vereins, die Verlegung des Sitzes desselben, sowie der Gewerkschaften nach Berlin  , Ihr Verkehr mit Herrn Preuße, sowie die früher im ,, Sozial- Demokrat" erschienenen ,, Bismarckartitel" u. A., endlich der Geldpunkt sind bedeutende Verdachtsgründe. Ich erlaube mir nur, auf letteren näher einzugehen, daß Andere Jhrem eigenen Nachdenken überlassend.

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Sie müssen ,, um große Gedanken denken zu können" Tänzerinnen und anderen Damen( Sozialistinnen scheinen Sie dieselben jetzt heißen zu wollen) vertebren Champagner trinken