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Fretheil

Pentifizie

Nummer 6-1. Jahrgang

Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Saarbrücken, Dienstag, 27. Juni 1933

Chefredakteur: M. Braun

Ein roter Sportler

fuhr auf die Kunde vom Er­scheinen der ,, Deutschen Frei­heit" mit dem Kad vom Nieder­ rhein   nach Saarbrücken  . Be­laden mit unserem Kampfblatt, eilte der rote Radler zurück! Dem Tapferen Freiheit!

SA. besetzt Saargrenze!

Bisher war der Grenzübertritt aus dem Reich in das Saargebiet und zurück kaum behindert. Reisepaß war nicht nötig. Irgend ein Ausweis mit Lichtbild genügte. Manch­mal sah man auch davon ab. Seit einigen Tagen machen die deutschen   Behörden zahlreichen Reisenden bei der Kontrolle Schwierigkeiten. In manchen Fällen wird un­bedingt ein Reisepaß wie zu Fahrten ins Ausland ver­langt. Das stimmt allerdings durchaus zu der Ausdrucks: weise der deutschen   Nazipresse und zahlreicher hohen Nazis beamten, die gern davon reden, der oder jener sei ins Ausland geflüchtet", wenn er in das deutsche Saars kiet gereift ift.

Die Verschärfung der Kontrolle an der Saargrenze hat zwei Ursachen: das Verbot der deutschen   Sozial zwei Ursachen: das Verbot der deutschen Sozial demokratie und das Erscheinen der Deut schen Freiheit". Man scheint drüben anzunehmen, für die Abreise aus dem Dritten Reich   in zivilisiert regierte Länder gebe es nur das Saargebiet, und für das Ein dringen der Deutschen Freiheit" in das versflavte Deutsch­ land   sei die Saargrenze das letzte Tor. In beiden Fällen irrt man sich. Es gibt andere und bessere Wege genug.

Die SA.- und SS.- Formationen in der Pfalz   werden gefiebt, ergänzt und verstärkt. Die zuverlässigsten Leute sind

an die Grenze verschoben worden. Der deutschen   Gendars merie und den Zollbeamten sind Hakenkrenzler als Hilfs­polizisten" beigegeben. Alle sind mit Revolvern oder Karas binern bewaffnet. SA.- Leute steigen schon mehrere Stas tionen vor der Grenze in die Züge ein, um die Reisenden scharf kontrollieren zu können. Weder in der Schweiz  , noch in Frankreich  , noch in Belgien   werden deutsche   Reisende so scharf unter Kontrolle genommen wie Deutsche   von Dent: schen an der Grenze des deutschen   Saargebiets. Weitere Versteifung der Grenzaufsicht und Vermehrung der SA.a Grenzwachen sind vorgesehen.

Frankreich   droht!

Der halbamtliche ,, Temps" führt eine beispiellose Sprache- ,, Deutschland   am Abgrund"

Paris  , 26, Juni.  ( Eig. Draht.) Deutschland   vor bem Abgrund" betitelt der" Temps" seinen hentigen, offenbar vom Quai d'Orsay, dem Außenministerium der französischen   Republik, stammenden Leitartikel und bringt bamit bligartig seine Ben teilung zum Ausdruck über die gegenwärtige Lage in Deutschland  , die gerade während der legten Tage eine starke Zuspigung erfahren hat. Von Stunde zu Stunde verschärft sich die Krisis, aus der es keinen Aus­weg gibt, so lange die Nationalsozialisten an der Macht blei ben" und eine rapide Entwicklung vollzieht sich in Richtung auf einen national bemäntelten Bolschewismu 8". Das ist die unverhüllt ausgesprochene Ueberzeugung des Temps" und das deckt sich, wie wir hinzuzufügen in der Lage find, mit der Auffassung der führenden Kreise Frankreichs  .

Der Temp3" glaubt jagen zu müssen, daß bie Welt mit Herrn von Hindenburg  , als bem verfassungsmäßigen Gegengewicht der Hitlerschen Dittatur, nicht mehr rechnen

folle; die Stellung des Reichspräsidenten sei ausgehöhlt. Die einzige reale Macht, die neben den Nationalsozialisten heute noch bestehe, sei die Reichswehr  , deren innere Tendenz in einem möglichen Ron flitt ungewiß sei.

Der Temps" warnt schließlich vor der irrigen Annahme, als handle es sich bei alledem um eine Krisis der inners deutschen   Verhältnisse, deren Klärung das Ausland mit Ruhe zuschauen könne, und erklärt: Niemand in ganz Europa   darf gleichgültig bleiben gegenüber einer totalen Umwälzung in Deutschland  , gegenüber dem Hitler: Bolschewismus, der zu genau den gleichen Kon­sequenzen führen würde, wie der Bolschewismus in Ruß­ land  . Zu allem Ueberfluß verheimlicht die nationalsozia listische Diktatur gar nicht ihr Bemühen, das Streben nach Macht auch im Ausland in Attion treten zu lassen." Macht auch im Ausland in Aktion treten zu lassen." Man habe, so fährt der Temps" fort, nicht mehr das Recht,

sich über die Bedeutung der Fragen in Desterreich und Danzig   täuschen zu laffen oder fich selbst zu täuschen; und der angebliche Ueberfall Berlins   durch geheimnisvolle Flugzenge gehört in dasselbe Kapitel. Dieser sogen innte Flug, der unter so seltsamen Umständen durchgeführt worden ist, daß kein Mensch von gefunden Sinnen ihm Glauben entgegen bringen wird, dient nur als Vorwand, um die öffentliche Meinung anfanpulvern für die deutsche Luftaufrüftung. Der Wille zur deutschen   Aufrüstung mars schiert parallel zum Größenwahn der Nationalsozialisten. Die Frage ist nur die, ob Europa   sich unter das Joch Hitlers bengen wird mit derselben verbrecherischen Schwäche, wie sie das deutsche   Volt bewiesen hat!"

Hitler   bringt Deutschland   in die größte Gefahr. Das deutsche   Regierungssteuer muß herumgerissen werden. Deutschlands   Rettung kann nur gegen Hitler   geschehen,

Deutsche  , seht euch eure Führer an!

Das ist Dr. Robert Ley  

Die Maus im Wappen

Der Idiotenrufer von Genf  - Die Sumpfblüte von Köln  Die Nachtredaktion im Weinhaus Alles in allem: Präsident der Deutschen Arbeitsfront

Genf, den 24. Juni 1933.( Eig. Bericht.) Präsident der deutschen   Arbeitsfront ist Dr. Robert Len. Die internationale Deffentlichkeit lernte ihn jüngst auf der Arbeitskonferenz in Genf   kennen. Er beschimpfte die süd amerikanischen   Völker­bundsstaaten als 3 dioten und mußte flucht­artig die Stadt des Völkerbundes verlassen. Die Delegierten der Weltkonferenz staunten: Einen solchen Menschen entsendet der deutsche Reichs­kanzler nach Genf  !

Wer ist der Mann, den der Reichskanzler Adolf Hitler   neben dem homosexuellen Pornographen Hauptmann Röhm in seine unmittelbare Nähe ge­rufen hat?

Vor­

Robert Ley stammt aus einem Dorfe nicht weit von Köln  im Bergischen Lande. Oft ist behauptet worden, seine Bor: fahren hätten ursprünglich Levy geheißen und hätten später auf das kleine v" verzichtet. Nachzuweisen ist das nicht. Sicher ist nur, daß Ley bei jedem Rassenforscher als Semit Ehre einlegen würde. Wir meinen: äußerlich. Wir wollen die große semitische Rasse nicht dadurch beleidigen, daß wir behaupten, Ley trüge semitische Charakterzüge. Er ist ein Typ für sich.

Ley studierte Chemie, recht und schlecht wie viele andere, und er nahm am Kriege teil, wie viele Millionen. Er wurde verwundet, hat sich aber gut wieder erholt. Bald nach dem Friedensschluß nach langer Kriegsgefangenschaft wurde er

Chemiker bei der JG.- Farben in Leverkusen  . Man muß dort seine Fähigkeiten als Chemiter nicht sehr hoch bewertet haben, denn es blieb ihm viel Zeit. So begann er denn in ben vielen Mußeftunden zu politifieren. Er wurde einer der ersten Propheten Hitlers   im Rheinlande. Jezt erzählt er gern, er sei vom Farbentrust gemaßregelt worden.

Die Sache verhält sich genau umgekehrt. Die JG. Farben zahlten ihrem Ley als A b= findung ein Vermögen. Zehntausende Mark in Gold! Das ist die materielle Grundlage für den Aufstieg Dr. Leys. Er gründete mit einem Teil dieses Geldes ein Zeitungs­geschäft in Köln  .

Wir fagen ausdrücklich: Geschäft! Ein Sensationss und Revolverblatt, Westdeutscher Beobachter". Es wühlte in friminellen and sexuellen Motiven, daß der Schmutz weit­hin über die Großstadt sprigte. Der Antisemitismus wurde profitabel ausgewertet. Ritual morde wurden erfunden. Lange vor der Idee genialen Verbrechertums, den Reichstages zur Wahlagitation gegen links in Brand zu steden, wußte man in Leys Revolverblatt, wie, die politische Sensation auf Gipfelpunkte zu steigern ist. Man erfand die Greuclnachricht, wie so etwas heutzutage heißt, in der Wurst einer jüdischen Großschlächterei sei eine tote Maus gefunden. worden. Zeugen fanden sich, die heilige Eide zu schwören= reit waren. Die Großstadt, in breiten Massen schon in psycho­tischen Zuständen, glaubte alles. Wie die Mans unversehrt

durch die Messer der Maschinen in die Wurst hätte gelangen können, darüber machten sich nur wenige kritische Gedanken.

Wenn jemals im Dritten Reich  , wie oft schon angekündigt wurde, ein neuer Adel geschaffen werden sollte, wird man dem Ritter Robert von Ley ein Mäuslein ins Wappen fegen müssen. Denn die Mans in der Wurst verschuldet sein Führertum. Alles was recht ist: Robert Ley   verstand sein Geschäft. Er war für keine Gläubiger zu fassen. Alles gehörte seiner Frau. Aber auch diese Dame erwies sich als hochbegabt in Grüns dungen und Schiebungen. Es gehörte die Findigkeit von zehn Juristen und die Gerissenheit von zwanzig Börsens jobbern dazu, um von den Firmen der Familie Ley Geld zu bekommen. Das war sozusagen ein Wettlauf mit den Neu­gründungen im Handelsregister, Ramen die Lieferanten, meistens kleine Leute, mit ihren Rechnungen, so war die jes weilige Gründung soeben in Liquidation und vollkommen pleite. Eine neue Firma war aber schon aus dem Zusammens

bruch erstanden. Sie fand bei anderen Lenten Kredit, Wenn die ihr Geld verlangten, wiederholte sich dasselbe Spiel: Bankerott und wieder eine nene Gründung. Ganze Zeitungss spalten ließen sich mit diesen Gründungsgeschäften von Herrn und Frau Ley füllen. Er dachte wohl an sich, wenn er so gern sprach von jüdischem Dreh".

Nicht nur kleine Lente wurden herein. gelegt, fogar ein wirklich blanblütiger