Christus am Hakenkreuz?
-
Die evangelische Kirche unter dem Kommando Hitlers - Beginnt ein Kirchenkrieg gegen die Nazis?- Protestantismus noch?
Der pädagogische Philosoph Professor Dr. Eduard Spranger , der dem neuen System sehr kritisch gegen. übersteht, hat jüngst im„ Logos" einen großen Aufsatz ver öffentlicht, in dem er die Schonung begründete, die der Staat den gewissenpflegenden Gemein. schaften der Kirche und des wissenschaft. lichen Anstalten gegenüber zu üben durch sein hö heres Interesse und sein eigenes Gewissen verpflichtet ist. Solche Warnungen führender geistiger Menschen küm mern die Leute, die jetzt das geistige Deutschland zu einem einzigen Kasernenhof gleichschalten wollen, nicht. Nach den Gewerkschaften und Genossenschaften, nach den Gefangpereinen und Regelklubs( mir scherzen nicht) ist jetzt die evangelische Kirche„ gleichgeschaltet" worden. Der von der offiziellen Kirchenvertretung zum Reichsbischof erkorene Dr. von Bodelschwingh ist gezwungen worden, sein Amt niederzulegen. Das geschah dadurch, daß man auf Kommando der nationalsozia listischen Deutschen Christen" den Leiter der Kirchenabteilung im preußischen Kultusministerium Dr. Jäger zum biktatorischen Kommissar über die evangelische Kirche ernannte. Der preußische Kultus minister verfügte:
Getragen von der Verantwortung gegenüber dem Werk der Reformation und beseelt von dem unbengiamen Willen, der Berrissenheit im Kirchenvolte ein Ende zu machen, hat mich der Herr preußische Minister für Wissen schaft, Kunst und Volksbildung mit der Vollmacht bestellt, die zur Beseitigung der vorhandenen Verwirrung und zur Verhütung weiterer Zerreißung und Auffpaltung erforders lichen Maßnahmen an treffen.
Ich übernehme hierburch die Führung der Geschäfte der fämtlichen evangelischen Landeskirchen Preußens.
Ich löse mit fofortiger Wirkung sämtliche gewählten Hirchlichen Bertretungen in den evangelischen Landess Kirchen Preußens auf.
Ich bestelle zum fommissarischen Präsidenten bes Evangelischen Oberkirchenrates der altpreußischen Union den Rechtsanwalt Stadtrat Dr. Friedrich Werner ( Berlin ). Gleichzeitig übertrage ich auf den kommissarischen Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrates sämtliche Befugnisse des Kirchensenates.
Weiter bestelle ich: zum tommissarischen Geistlichen Bizepräsidenten des Evangelischen Obers firchenrates den Pfarrer Joachim Hossens felder( Berlin ), zum tommiffarischen Geistlichen Vizes präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrates den Ronsistorialrat Dr. Ferle( Breslau ).
Der nach so kurzer Amtsdauer ausgeschiedene Reichsbischof von Bodelschwingh ist alles andere als unser
Bring Christian riebrich von Schaumburg Lippe gehörte zu ben Geneppten.
Die ersten Arisenwahlen des Jahres 1980 entfanbten Robert Ley in den Deutschen Reichstag. Dort fiel er im Sigungsfaale durch zahllose Ordnungsrufe und mehrere Hinauswürfe anf, bie er fich durch flegelhaftes Benehmen aus zog. An das Hinausgeworfenwerden, wie es ihm jetzt in Genf zuftieß, ist Ley also aus mehrjähriger Praxis gewöhnt. Dauerhafter und leistungsfähiger als im Sigungssaale war Ley im Reichstagsrestaurant. Da hielt er jeden Rekord. Sein Element ift Kirich". Seine intimen Freunde wiffen au erzählen, wieviel Gläser Kirsch Robert Ley zu sich nehmen muß, ehe er aktionsfähig ist. Die Delegierten auf der Arbeitss
konferenz wußten es vermutlich nicht. Sonst hätten fie fich nicht so über Dr. Ley gewundert. Möglich auch, daß er seine Nation an Kirschwaffer doch etwas zu sehr erhöht hat, feits bem er über das Gesamteinkommen eines Reichsministers verfügt.
Dr. Ley ift alles andere als ein Redner. Er frächzt und freischt und lispelt, aber er kennt sein Publikum. Da er keine Hemmungen hat und wild darauflos verleumdet, zog er alles in seine Versammlungen, was sich an Verleumdungen füh render Politiker ergößen wollte. Manchmal ließ sich jemand herbei, ihn vor Gericht zu ziehen.
Mehrere Male wurde er schwer bestraft, auch zu Gefängnis. Gefeffen bat er wohl nie. Nazis und Kommunisten sorgten durch alles in allem awei Dugend Amnestien für ben Schut verleumderischer Psychopathen. Und die Nepublik war so geduldig, wie ein richtiges Schaf.
Mann, aber er hat in seiner ersten Rundgebung vor der Presse am 30. Mai immerhin Worte gefunden wie diese:
Bei dieser Erneuerung geht es zulegt um geistige Entscheidungen. Zu ihnen hat die Kirche deutlich und unerschroden das zu sagen, was ihrer Sens dung und innersten Art entspricht. Sie bringt die Botschaft der Liebe, die über alle Abgründe mensch licher Schuld und Leidenschaft hinweg tragfähige Brüden baut. Sie begründet eine Brüderlichkeit, die auch dem geringsten Mann im Volt, wenn er ehrlich und guten Willens ist, Ehre und Lebensraum zu geben bereit ist. Sie pflegt an der Sitte der Väter, was edel, rein und tapser ist. Sie ist gerade aus Ehrerbietung vor der Geschichte teine Hüterin überalterter Formen. Sie spricht die Sprache unserer Zeit. Sie ist auch Kämpfen und Leiben bereit.
Das gefiel den„ Deutschen Christen ", den nationalsozialistischen Parteichristen nicht. Sie haben auf ihrer Reichstagung in Berlin verlangt, daß ein Staatskommis far für die Kirche eingesetzt werde, und die Regie. rung hat sich diesem Befehl einstweilen für die protestantische Kirche gefügt. Für
Lebt der
die katholische werden ähnliche Maßnahmen noch er mogen.
Bon den Resolutionen auf der Reichstagung der Deut schen Christen" seien nur drei als besonders christlich her. vorgehoben. Die eine verlangt, daß in Zukunft das Alte Testameni aus dem Religionsunterricht wegzubleiben hat. An Stelle dieses jüdischen Machwerks seien deutsche Märchen und Sagen zu lesen. Die andere sagt kurz und bündig:„ Evangelische Menschen, die Angehörige einer fremden Raffe heiraten, werden nicht getraut und aus der Kirche ausgeschlossen." Die dritte, die schönste, schreibt. vor, daß künftig nur noch Deutschstämmige Pfarrer wer den können. Die zwölf Apostel hätten keine Aussicht gehabt, in ihrem Lehramt von den„ Deutschen Christen " bestätigt zu werden. Der Nazisuperintendent hätte sie der SA. übergeben, zur weiteren Behandlung".
"
Wir hoffen ernstlich, daß sich in der protestantischen Kirche noch Kräfte finden, die sich dagegen wehren, daß der auf Golgatha Gekreuzigte nun an das Parteisymbol des Hakenkreuzes geschlagen wird, denn schließlich sollte auch der deutsche Protestantismus noch eine geistig. religiöse Kraft sein.
Kanzlerhorden in Kreuznach
70 SA.- Leute überfallen die Ringkämpfer Baruch Das Haus demoliert. Folgen der Hitlerschen Judenhetze
Furchtbare Auftritte
Saarbrüden, den 26. Juni 1953. Wie wir and zuverlässiger Quelle erfahren, wurde in der Samstagnacht ein Ueberfall auf das Haus der Ges brüder Baruch von 60-70 SA.- Männern aus Krenznach unter Führung eines Nachbars der Baruchs, der ebenfalls zur SA. gehört, unternommen. Die Gebrüder Baruch find bekanntlich die besten deutschen Ringkämpfer und find erst letthin, weil sie Juden sind, aus dem deutschen Ringkämpferverband ausgestoßen worden. Gegen die Masse der Uebers fallbanditen waren die beiden Baruchs, die sich zur Wehr seßten, bald machtlos. In fanatischer Wut stürzten sich dann die Horden besonders über Julius Baruch und verlegten ihn durch Messerstiche und Gummiknüppelschläge äußerst schwer. Er erhielt Stiche in die Arme und in den Kopf. Die Lippen wurden ihm gespalten, Zähne ausgeschlagen usw. Der Bruder Hermann Baruch wurde ebenfalls durch Gummiknüppelschläge und Messerstiche verlegt. Die Schwester Hanna wurde als Hure betitelt und ebenfalls geschlagen, Selbst an der alten Mutter Baruchs vergriffen sich die rohen Gesellen und mißhandelten fie schwer. Der einen Schwefter der Gebrüder Baruch gelang es, über den Hof auszurücken.
Bei dem Ueberfall wurde die große massive Haustür gesprengt, sämtliche Fenster eingeschlagen, die ganze Wohnungseinrichtung demoliert, Es hagelte natürlich auch die üblichen Rufe Juda verrecke". Als Führer taten sich besonders hervor ein Nazimann namens Feig( oder Beig). Ein anderer foll Schmal heißen. Die Bevölkerung von Kreuznach ist über den feigen Ueberfall der Nazibanditen empört.
In München #rahlte man über bie Lets ftungsfähigkeit des Dr. Robert Bey. Das war ein Mann für das Dritte Reich. Der führte jeden Auftrag aus, wenn ihm ges
nügend Kirschwasser geftellt wurde, So tam benn Leys große Stunde.
Als Gregor Straßer , der Mann von Willen und Geist, sich von Hitler trennte, wurde Dr. Ley zum Führer der Organis fationsabteilung berufen. Man hätte kaum glauben sollen, daß es da noch einen Aufstieg gab, Dennoch wurde die Mög: lichkeit geschaffen. Len, der nächste Mitarbeiter des deutschen Reichskanzlers, wurde ber historische Räubers hauptmann, der die Gäufer und die Kassen der deutschen beutsche Arbeiterbewegung, geschult an den größten Geistern deutscher stultur, nicht mit dem räuberischen Ativismus der großen und kleinen Leys gerechnet und sich darauf gerüstet hat, wurde ihr zum Berhängnis. Sie wird daraus zu lernen
wissen.
So entwarfen wir das wahrheitsgetrene Charakterbild des Präsidenten der deutschen Arbeitsfront Dr. Robert Ley. So ist zu verstehen, daß die internationale Arbeitsfront in Genf fich so gut wie einmütig gegen diesen Mann erhob. Jeder im Saale fühlte, daß hier ein roher Eindringling lügnerisch fich anmaßte, im Namen der deutschen Arbeiter zu sprechen. Die internationale Arbeitskonferenz kennt die sozias liftischen Arbeiter Deutschlands als Kulturträger, Sie weiß, daß der rohe Geschäftspolitiker Ley mit der deutschen Arbeiterkultur nichts zu schaffen hat. Die Kulturwelt hat ihm deshalb die Tür gewiesen und das mit Recht.
Bleibt noch anzumerken, daß die Faschisten Italiens ruhig auf der Arbeitskonferenz blieben, als ihr deutscher Mittämpfer Ley hinausgeworfen war. Für einen Ley stürzt fich Mussolini so wenig in Untoften wie für den Herrn Hitler .
Das M. b. N. Nobert Leg war längst auch in München , bem Siz des Oberofaf, als geschäftstüchtig erkannt. Der Ab: geordnete Dr. Robert Ley fand Eingang in die Rassenräume großer Industriellen. Er hat bebentende Summen aus rheinischen Industrietreisen für die NSDAP . locker gemacht. Auch sein Einkommen wuchs und wuchs. Seine Gläubiger aber hatten keinen Nugen davon. ,, Ley Dr. Robert Ley war and blieb uns fändbar, und er ift es als Präsident der deutschen Arbeitsfront wohl heute noch. Er ist tatsächlich nach Vermögen und Lebensweise ein echter Bourgeois, juristisch aber ein armer, ganz und gar befiz
Einen großen Zeil feiner Nächte ver. brachte er in Kölner Weinstuben.
Dort gab er, wie er vor Gericht einmal fagte, inmitten feiner Freunde hinter Batterien geleerter Weinflaschen die politischen Tips" für seine Redakteure. In einer solchen Nacht inmitten seiner sozusagen geistigen Tätigkeit verübte er vor Jahren den politischen Ueberfall auf den sozialdemo fratischen Parteiführer Wels und den Polizeipräsidenten Bauknecht . Ein Standal, der damals großes Aufsehen erregte. Die beiden Sozialdemokraten saßen mit Freunden nach einer großen Versammlung in ruhiger Unterhaltung ansammen. Robert Ley , der sie beobachtet hatte, ließ seine berüchtigsten Schläger kommen. Wels erlitt einen gefährs
lichen Schlag gegen den Kehlkopf. Auf dem Schädel des
Polizeipräsidenten wurde eine der geistigen Waffen" des Ley, eine Weinflasche, zertrümmert, Ley und seine Rumpane wurden zu Gefängnis verurteilt. Abzufigen brauchten sie die Straje nicht, Siehe oben: Amnestie und Republik und Schaf.
Ley ist ein Henker"- ,, Ich liebe Deutschland!" rief Jouhaux
,, Die schwarze Gefahr"
Priester sollen eingesperrt werden
München , 28. Juni. Gegen ben politischen Ratholizismus wandte sich der bayrische Staatssekretär Danser in einer Passauer Versammlung. Nach der„ Oftwacht", dem Blatt des Stultusministers Schemm, führte er aus:„ Die rote Gefahr haben wir beseitigt, legt gilt es auch, die schwarze zu vers bekämpfen. Wir bekämpfen die, die mit dem Seiligsten nichten. Wir wollen nicht die katholische Kirche als Religion Schindluder getrieben haben, um damit politische Geschäfte zu
machen. Wir werden sorgen, daß das unterbunden wird. Vers treter der Kirche glauben immer noch, fie müssen gegen den Reichskanzler heßen. Wir werden nicht davor zurückschreden, diese Herrschaften dahin zu bringen, wohin sie gehören. Das dark aber nicht misverstanden werden, das ist keineswegs ein Kampf gegen die Kirche."
Er mahnt seine Freunde zur Geduld
Berlin , 28. Juni. ( T.-U.) Reichsminister Dr. Hugenberg übermittelt der Oeffentlichkeit folgende Erklärung:
„ Es kommen in diesen Tagen von den Freunden im Lande soviel Anfragen an mich, daß es mir unmöglich ist, sie im einzelnen zu beantworten. Daher bitte ich, noch kurze Zeit Geduld zu haben. Wenn es sich um Entscheidungen handelt, die von schwerster Bedeutung für Volk und Land sein können, ist Uebereilung am wenistgen angebracht. Ich bin gewiß: Niemand wird in diesen Tagen an der Ueberzeugung irre werden, daß zwischen unseren Freunden im Lande und mir unzerreißbare Bande bestehen. gez. Dr. A. Hugenberg."
Nächtliche Tragödie ,, Auf der Flucht" ermordet
Aachen , 24, Juni. In der Nacht zum Freitag wurde
der kommunistische Funktionär Arthur May, der nach Jülich
überführt werden sollte, auf der Flucht erschossen.
Ueber den Zwischenfall Len Jouhaur, dem franzöfischen Delegierten auf der Arbeitskonferenz in Genf , Frau fifchen Delegierten auf der Arbeitskonferenz in Genf , Frau Hugenbergs Kaffeeklatsch wird jetzt berichtet:
„ Ein Senter hat nicht das Recht feine Opfer an vertreten" fagte Genoffe Jonhang.
„ Die Faschisten find immer unsere Gegner gewesen. Sie sind unsere Feinde" fügte der französische Delegierte hinzu.
Ley antwortete:„ Sehr gut, ich werde den deutschen Arbels tern sagen, daß man fte hier als Feinde betrachtet."
Worauf Jouhaug voller Erregung erwiderte: ie lügen. Ich liebe Deutschland und die dents schen Arbeiter, aber Sie und das Regime, das Sie vers treten, Sie betrachte ich als meine Feinde." Als Ley
daran erinnerte, daß Leuschner, der von der Arbeitergruppe
des Verwaltungsrates gewählt war, an der Delegation teil: nehme, sagte ihm Jouhaug:" Jawohl, Sie haben Lenschner aus dem Konzentrationslager mit er Ihnen hier als Paravent
Die deutsche Nazipresse entrüstet sich über Sugen. ber g. Der Mann ist ein Landesverräter, Warum? Weil seine Frau mit dem österreichischen Gesandten in Berlin
Kaffee getrunken hat. Des gleichen Sabotageverbrechens ist die Frau des Staatssekretärs Meißner schuldig. Auch die Frau des Außenministers v. Neurath ist an diesem schamlosen Attentat auf die Würde des Dritten Reiches beteiligt. Die Nazipresse hat das hoch. politische Ereignis im Bilde festgehalten.
Opapa Hugenberg hat übrigens diefer Tage Ge burtstag gefeiert. In telegraphische Unkosten stürzten sich u. a.„ Kronpring" Wilhelm, der mit Front heil" grüßte,
aber Etappen heil meinte. Auch Generalfeldmarschall v. Mackensen und andere Greise telegraphierten. Da gilt wohl das Wort: Zurück, du rettest den Freund nicht mehr!"