Hart wie Stahl!
Sozialpolitik im Dritten Reich
Hitler verkündete jüngst der Welt, die Zahl der Selbstmorde sei im demokratischen Deutschland ungeheuer hoch gewesen. Diese Zahl zu senken, wird nun also Aufgabe der neuen Männer sein. Daß in den letzten Wochen, daß seit den Brandstifterwahlen, im März die Kurve fiebrig in die Höhe ging, ist vermutlich auf die berühmten„ Irrtümer untergeordneter Instanzen" zurückzuführen. Was aber soll in Zu kunft unternommen werden, um den Lebenswillen der gleichgeschalteten Massen zu stärken? Einige prominente Aeußerungen lassen hoffnungsvolle Schlüsse zu.
Auf einer Führertagung der NSDAP . flagte Hitler , der Staat sei in diesem Jahrhundert fast ausschließlich regiert worden nach Maximen, nach denen man Aktiengesellschaften regiere". Aha! Und das soll nunmehr aufhören? Jawohl, versichert der Osaf, Er werde aus dem Volf eine Führerschicht herausziehen, hart wie Stahl". Wenn das Volk in diesem Sinne richtig in seiner politischen Führung erzogen werde, dann werde es auch den sozialen Geist zur Geltung bringen".
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Da diese Aeußerungen, wie die meisten Hakenkreuzlerischen stahlharten" Führerreden alle Türen offen-, alle Deutungen zulassen, sieht man sich nach einem Wegweiser um findet ihn alsbald, wenn man von den muntern Reden, die jede Arbeit der großen Gleichschalter begleiten, zur Arbeit selbst vordringt. Weit aufschlußreicher als die ganze Führertagung, auf der die Worte vom sozialen Geiste" fielen, ist eine kurze Konferenz, die Dr. Klein, Staatskommissar für das Berliner Gesundheitswesen, am 16. Juni der deutschen Presse gewährte.
Es wurde da nicht nur verkündet, daß der Etat des Bers liner Gesundheitswesens, der 1980 rund 125 Millionen Mark betrug und der für 1988 ursprünglich mit 84 Mils lionen veranschlagt war, wegen der schlechten Finanz lage der Stadt" auf 65 Millionen also etwa um weis tere 28 Prozent- gekürzt worden ist, es wurde auch mit schöner Offenheit zugegeben, der Statthalter verlange weitere Einsparungen, ohne daß man bisher wisse, an welchen Positionen gespart werden könne.
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Woher, fragt man sich, stammt dieser seltene Mut zur Wahrheit? In einem Staat, der Millionen und Milliarden für die braune Armee, für militärische Spielereien aller Art, für Propagandagetöse, für sogenannte Nationalfeste, für nationalsozialistische Parteipaläste und Ministerflüge verpulvert, haben die Diktatoren den Mut, faltschnäuzig zuzugeben, just auf dem Gebiet der Sozialfürsorge, just an den Hilfsbedürftigsten müsse gespart, gespart, gespart werden? Nun, Dr. Klein ließ die Erklärung auf dem Fuße folgen: er stellte eine grundlegende Aenderung der Fürsorge in Aussicht, denn
„ bie Versorgung von der Wiege bis zur Bahre widers spreche den nationalsozialistischen Grundsägen, die viel stärker auf eine Erhaltung der gesunden Teile des Boltes an Zahl und Güte gerichtet sei". Jetzt endlich wissen wir Bescheid! Die Selbstmörder, denen Hitler ein paar offizielle Krokodilstränen nachweinte, sind aus dieser schönen Welt geflüchtet, weil sie von der Wiege bis zur Bahre" so glänzend versorgt waren, daß ihnen das ganze bißchen Daseinskampf keinen Spaß mehr machte. Jetzt wird das anders:
Erholungsheime für schwächliche Kinder, für Krüppel und Invaliden werden geschlossen, die Tuberkulosebehandlung wird eingeschränkt, die Kaffenleistungen werden herabgefekt, schlechtert werden. Um den„ sozialen Geist" zu stärken, läßt die ärztliche Betreuung kranker„ Volksgenossen" wird ver= man die Opfer der kapitalistischen Weltordnung, damit sie nicht etwa in Versuchung kommen, sich das Leben zu nehmen, langsam aber sicher eines unnatürlichen Todes sterben, indeß der„ gesunde Teil des Volkes", auf dessen Erhaltung die nationalsozialistischen Grundsätze gerichtet sind", in Arbeitsdienstlagern, in untertariflich zahlenden Fabriken, in harter Zwangsarbeit der Entkräftung und Verelendung zugetrieben wird.
Ueber einen Abbau der Pflegeftätten für begüterte Kranke wird bis jetzt noch nichts verlantbart. Im Gegens teil! Die deutschen Lurusbäder überschlagen fich in lockenden Prospekten.
So also ist der Sozialismus neudeutsch Art zu verstehen: So also ist der Sozialismus neudeutsch Art zu verstehen: Fußtritte für die Kranken und Schwachen, Fußtritte für die Aermsten der Armen, deren Dasein von der Ausbeutung vergiftet wurde, Erhaltung des gesunden Volksteils", zu dem nebst dem Reden Goebbels sämtliche Industriekapitäne, fämtliche Bant- und Börsenfürsten, gleich welcher Raffe, sämtliche Großagrarier, sämtliche zahlkräftige Kapitalisten zu rechnen sind.
„ Stahlharte" Prinzipien in der Tat! Arbeiter, die ihr in freieren Bändern wohnt, die ihr um eure Rechte noch kämpfen dürft- sehnt ihr euch nach diesem„ Sozialismus“?
Auch Zitzewitze verboten
Die„ Pommersche Tagespoft" verboten
Die in Stettin erscheinende" Pommersche Tagespost" ist wegen Veröffentlichung eines Schreibens des Führers der pommerschen Deutschnationalen, Herrn von Zizewiß( GroßGansen) und der Veröffentlichung eines Berichts über die Sonnwendfeier der Kreisgruppe Stettin des Stahlhelms verboten worden
Hilfefür unsere Verfolgten!
Das Verbot unserer Partet durch die Faschisten wird eine neue Terrorwelle über unsere bisher noch tätigen Funktionäre hervorrufen. Um dem Blutterror dieser Verbrecher zu entgehen, wird mancher seinem Vaterland den Rücken fehren müssen.
An diesen Kämpfern aus unsern Reihen muß werktätige Solidarität geübt werden.
Jeder, der es noch einigermaßen kann, wird gebeten, setn Scherflein für diese Hilfe zur Verfügung zu stellen.
Geldspenden sind nur auf das Postscheckkonto Nr. 796 der Spds. Saarbrücken oder bei den nachstehenden Annahmestellen einzuzahlen:
Bezirksbüro der Arbeiterwohlfahrt,
Saarbrücken 1, Hohenzollernstraße 45; Buchhandlung des Neunkircher Echo", Buchhandlung der„ Volksstimme", Saarbrücken 3, Bahnhofstr.;
Expedition der„ Volksstimme", Saarbrücken 3, Schüßenstr. 5; Neunkirchen , Hüttenbergstraße 43; Parteisekretariat der SPdS., Saarbrücken 8, Brauerstr. 6-8; Bezirksbüro des Bergbauindustriearbeiterverbandes, Saarbrücken 2, Sophienstraße 28; Büro des Bergbauindustriearbeiterverbandes
in Fraulautern, Saarbrücker Straße 47; Büro des Bergbauindustriearbeiterverbandes in Jllingen, Heusweiler Straße 22; Büro des Bergbauindustriearbeiterverbandes in Neunkirchen , Hüttenbergstraße 43; Büro des Bergbauindustriearbeiterverbandes in St. Wendel, Karlstraße 14; Büro des Bergbauindustriearbeiterverbandes in Sulzbach , Hammersberg 1.
Helft nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Auch Bekleidungsgegenstände, Bettwäsche usw. werden ents gegengenommen, sind aber nur bei der Annahmestelle der Arbeiterwohlfahrt, Saarbrücken 1, Hohenzollernstraße 45, abzugeben.
Troy Verbot geht der Kampf für den Sozialismus weiter. Erst die restlose Vernichtung des Faschismus bedeutet Sieg für den Sozialismus.
Tue jeder in diesem Kampf seine Pflicht! Freiheit!
Für die Flüchtlingsfürsorge: R. Mößinger.
Verantwortlich: für die Redaktion Joh. Piz; Inserate Hubert Jüttner, beide in Saarbrücken . Drud und Verlag: ,, Volksstimme" G. m. b. H., Saarbrücken , Schüßenstraße 5.
An die verehrl. Geschäftswelt!
Das beste Insertionsorgan ist die ,, Deutsche Freiheit"! Ihre Auflage ist jetzt schon bedeutend höher, als die der Saarbrücker bürgerlichen Zeitungen zusammen.
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