London , 4. Juli. Die Goldstandardländer Belgien , Frankreich , Hol= Iand, Italien , Polen und die Schweiz haben soeben die erwartete Erklärung in der Presse der Aufrechterhaltung des Goldstandards aufgegeben, die lautet:
In der Ueberzeugung, daß die Aufrechterhaltung dieser Währungen für die wirtschaftliche und finanzielle WiederHerstellung der Welt, für die Wiederaufnahme des Kredites und für die Sicherstellung der in ihren Ländern erreichten sozialen Fortschritte wesentlich ist und formell ihren Willen bestätigend, ein freies Funktionieren des Goldstandards in ihren Ländern zu den gegenwärtig geltenden Goldparitäten,
Unser großes Ziel ist die dauernde Stabilisierung der Währungen aller Nationen. Wenn die Welt festumrissene Pläne für die Mehrheit ihrer Nationen ausarbeitet, um ausgeglichene Staatshaushalte zu erhalten und innerhalb ihrer Mittel zu leben, dann können wir die bessere Verteilung von Geld als Reserve für die nationalen Währungen erörtern. Auch für den Welthandel ist die zeitweise Festsetzung von Währungen nicht die wahre Antwort. Wir müssen eher die bestehenden Einfuhrverbote mildern, um den Austausch von Waren zu erleichtern. Die Konferenz ist einberufen worden, um grundlegende Wirtschaftsübel zu heilen. Sie darf nicht von dieser Aufgabe abgelenkt werden."
und im Rahmen der bestehenden Geldsätze aufrechterhalten, Jetzt ruht alles!
fordern die unterzeichneten Regierungen ihre Zentrals banten auf, in engem Kontakt zu bleiben, um der gegen= wärtigen Erklärung das Höchstmaß der Wirksam= teit zu verleihen.
Das Nein Roosevelts
In der Mitteilung Roosevelts heißt es u. a.:„ Ich würde es als eine Katastrophe betrachten, die einer Welttragödie gleich käme, wenn sich die große Konferenz der Nationen, die einberufen wurde, um allen Nationen größeren Wohlstand zu geben, durch ein Experiment, das nur die Währungen einiger Nationen betrifft, von ihrer Aufgabe ablenken laffen würde. Das gesunde innere Wirtschaftssystem einer Nation ist ein größerer Faktor für ihren Wohlstand als der Stand ihrer Währung und die wechselnden Bedingungen der Währungen der anderen Nationen. Die Vereinigten Staa ten suchen fene Art des Dollars, der nach einer Generation die gleiche Kaufkraft hat wie der Dollar, den wir in naher Bukunft zu erreichen hoffen. Dieses Ziel bedeutet mehr für das Wohl anderer Nationen als ein für einen oder zwei Monate festgelegter Kurs des Pfundes oder des Franken.
Es überläßt Europa die Ordnung der Währungen!
CNB. Berlin , 4. Juli. Die Enttäuschung über die Er flärung Roosevelts in der Stabilisierungsfrage ist überall um so größer, als seine vorläufige Antwort auf die Ents schließung der europäischen Goldländer die Möglichkeit von Verhandlungen offengelassen hatte. Amerifa hat in der für die Konferenzarbeiten nach allgemeiner Auff grundlegenden Frage der Währungsstabilität sich wieder' n seine traditionelle Isolierung zurückgezogen und fr mit der kategorischen Erklärung Roosevelts die Brücken hinter sich abgebrochen. Trotzdem gibt man sich in London der optimistischen Auffassung hin, daß die Weltwirtschaftarena weitergehen fönne. Die ausführliche Reuter- Auslaffung über die Konferenzlage verfolgt keinen anderen 3d, als nachzuweisen, daß die Arbeiten fortgesetzt werden können, und für diesen Gedanken auch die Amerikaner z gewin nen. Die amerikanische Delegation, die allerdings von Washington aus immer wieder desavoniert worden ist, hat sich bereits von sich aus für die Weiterarbeit ausgesprochen. England ist ebenso wie die kontinentalen Goldländer trot beträchtlicher Verstimmung über die Haltung Amerikas nicht gewillt oder nicht in der Lage, die in den letzten Tagen viel erörterte Währungsfront nunmehr zu verwirklichen.
London , den 3. Juli 1983. Die heute früh gemeldete Erklärung Roosevelts hatte eine rasche Rückwirkung auf die Arbeiten der Konferenz. Die Verhandlungen scheinen zu einem Stillstand gebracht zu sein, der möglicherweise nur zeitweilig ist, aber der sich widerspiegelt in einer Entschließung, die heute dem Unters ausschuß für Handelspolitik unterbreitet wurde. Im Zus sammenhang mit der Erklärung der meisten Delegierten bei der Eröffnung der Konferenz, daß Erfolg ihre Arbeiten nur handel eine stabilisierte Goldwährung ist, hat der Schweizer Minister Studi einen Antrag unterbreitet, in dem zum Ausdruck gebracht ist, daß, da diese Sypothese jest nach der amerikanischen Deklaration zusammengebrochen zu sein scheint, die Arbeiten des Unterausschusses vorübergehend unterbrochen werden sollen. Die Entschließung wurde ein stimmig angenommen. Die Arbeit des Unterausschusses wird bis Donnerstag eingestellt. Einige Entschließungen werden in anderen Ausschüssen erwartet, und die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, daß die gesamte Arbeit der Konferenz dadurch zum Stillstand gebracht wird.
frönen könne, wenn die Grundlage für den fünftigen Welt- Gewaltiger Montantrust
Neuer Terror gegen Juden!
Terror ist Parteisache Die Polizei übt wohlwollende Neutralität
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Auszug aus einem Brief eines Geschäftsmannes im rheinisch- westfälischen Industriegebiet an einen ins Saars gebiet geflüchteten Bekannten:
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... an den Geschäften kleben wieder, wie am 1. April,
Warnungszettel aller Art gegen den Kauf in jüdischen Ges Weise. In der gleichen Stadt brachten SA und Trup:
Schäften. Ich war vorhin( der Briefschreiber war frank) zum erstenmal seit vierzehn Tagen draußen und traf einen unserer prominentesten jüdischen Geschäftsleute. Die Situation, die sich hier herausgebildet hat, ist im höchsten Grade bedrohlich. Sämtliche jüdischen Ladengeschäfte sind weiterhin besetzt, desgleichen die„ Epa"( Karstadt - Konzern. D. Red.), wo die Käufer sogar zurückgestoßen werden. Die Polizei erklärt, nicht eingreifen zu können, da das Borgehen Parteifache sei. Die Partei erklärt, daß dies jegt der Vernichtungsschlag gegen die Juden sei, Seit vier Tagen geht das jetzt so, wenn das vier Wochen so weiter geht, find alle jüdischen Geschäfte erledigt."
Der Briefschreiber hat vorsichtshalber diesen offenherzigen Brief nur mit einer dem Empfänger befannten Deckadresse gezeichnet. Er schließt sein Schreiben mit der Bitte, dafür zu sorgen, daß diese Zustände im Ausland be
Aerzte, Kaufleute usw., plöglich festgenommen und fofort in ein Konzentrationslager geschickt wurden. Der Grund ihrer Festnahme wurde den Inhaftierten nicht mitgeteilt, ein fol cher Grund bestand bei dem zum größten Teil ieber poli tischen Bewegung, fernstehenden Personen auch in feiner SS. pen dem nen ernannten Nazi- Bürgermeister kurz darauf einen Fackelzug, den der neuernannte nationalsozialistische Parteibuchbeamte auf dem Rathausbalkon entgegennahm. Dabei erklärte er in seiner Dankrede, daß die ins Kon= zentrationslager zentrationslager verschleppten jüdischen Ginwohner der Stadt so bald nicht wieder zurückkehren würden.
Auch im Saargebiet!
Aus fast allen kleinen Orten des Saargebietes mehren sich die Meldungen über den unverhüllt auftretenden Boykott der Nationalsozialisten gegen Israeliten, der durch eifrigst be triebene Mundpropaganda verbreitet wird und gerade aus diesem Grunde auch von den Behörden, die nicht offen mit den Hitlerparteien sympathisieren, nur sehr schwer bekämpft wer
den kann.
fannt würden, da man offensichtlich fest in bru Leicht verzichtet talster Form gegen die Juden vorgeben wolle.
Im Konzentrationslager!
Aus einer Mittelstadt des rheinisch- westfälischen Industries gebietes erreicht uns ein Brief, der schildert, wie dort vor etwa acht Tagen fast alle prominenten Juden, Rechtsanwälte,
RF
Der Bayernführer legt sein Reichstagsmandat nieder
Bamberg , 4. Juli. Der Vorstand der Reichstagsfraktion der Bayerischen Volkspartei , Prälat Leicht, hat sein Reichss tagsmandat niedergelegt.
Viererpakt
TRAPP
,, Das geht ja fürchterlich zu bel euch. Müssen wir uns da nicht vorsehen?" Keine Sorge, Exzellenz! Krieg tühren wir immer nur gegen Deutsche !"
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Stahlwerke Gelsenkirchen Phönix van der Zypen
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Wie man hört, bestätigt es sich, daß im Zusammenhang mit der bekannten in Angriff genommenen Aufgliederung der Vereinigten Stahlwerte in eine Reihe selbständiger Betriebsgruppen sowie mit den soeben bei der Gelsenkirchener Bergwerks- A.- G. in Angriff genommenen organisatorischen Maßnahmen der Plan erwogen wird, die Vereinigten Stahlwerke sowie die beiden Muttergesellschaften Phönig und van der 3ppen mit der Gelsenkirchener Bergwerks- A.- G. durch Fusion zu verschmelzen.
Die etwaige Durchführung dieser Maßnahmen würde im Zusammenhang mit der Schaffung von Betriebsgruppen einen wesentlich klareren Aufbau und eine schärfere Abgrenzung der Verantwortlichkeit innerhalb des Gesamtkonzerns ermöglichen. Da die Durchführung der Fusion von einer Reihe von Umständen abhängt, wie z. B. die Frage der vers schiedenen Anleihen, zur Zeit noch nicht völlig geklärt sind, haben die in Frage kommenden Organe zu den Plänen bis⭑ her noch nicht Stellung genommen.
So werden Pazifisten behandelt
Das halbamtliche Contibüro meldet:
Der in Schutzhaft befindliche Buchdruckereibesitzer Ries chert, ber die pazifistische Zeitschrift„ Die deutsche Zukunft" herausgegeben hat, wurde mit seinem Sohn von SA.- Lenten aus dem Polizeigefängnis herauss geholt und auf einem Rollwagen durch die Stadtgeführt. Der Sohn trug um den Hals ein Plakat mit den Worten„ Ich bin ein hoch und Landess verräter". Dem Vater hatte man ein Plakat umgehängt, auf dem die Worte standen und meine Familie ist ebenso". Die Umfahrt erregte großes Aufsehen.
Das halbamtliche Büro bringt diese Meldung nicht etwa als ein elendes Bubenstüd, sondern rühmend zur Abschreckung. Eine Greuelmeldung ist das natürlich feines wegs. Es ist in dem jezigen Deutschland etwas Alltägliches, Der mittelalterliche Pranger ist wieder da.
Schutzhaft gebührenpflichtig
2 Mark den Tag
Vor einigen Tagen ging durch die Presse die kaum glaubliche Nachricht, daß wohlhabendere Schußhäftlinge gezwungen werden sollten, für die ärmeren ihrer Mithäftlinge die Schutzhaftkosten zu übernehmen. Damit wurde die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit erneut auf die eigenartige Tatsache gelenkt, daß die Schutzhaft den Betroffenen nicht nur der Freiheit und der Erwerbsmöglichkeit beraubt, sondern daß die Kerkermeister des Dritten Reiches von ihren Häftlingen auch noch eine besondere Verpflegungsgebühr fordern. Wer es nicht glauben will, mag sich durch die nachstehende Wiedergabe eines vom 6. Mai datierten Schreibens der Polizeidirektion Plauen von der Richtigkeit unserer Behauptung überzeugen:
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„ Nach der Verordnung des Ministeriums des Innern 20 329 vom 5. April 1933 find für alle in Schnghaft befindlichen Personen für Verpflegung, Unterbringung und Bewachung Schutzhaftkosten zu fordern, und zwar auch für die rückliegende Zeit. Es sind bis auf weiteres für den Tag zwei Mart, falls Selbstverpflegung in Frage kommt, eine Mart Kosten zu berechnen...."
Blut und Champagner
Der Sonderfommissar von Kaiserslautern hat verfügt, daß jedermann, der Gerüchte" verbreitet, in das Konzentrationslager von Dachau kommt. Personen, die die Verbreiter solcher Gerüchte" zwar fennén, aber nicht zur Anzeige brin gen, werden mit Gefängnis bestraft.
Die Gerüchte, um die es sich handelt, beziehen sich auf die Massenverhaftungen und Mißhandlun en von fatholischen Persönlich feiten. Aber auch andre Nachrichten, deren Weiterverbreitung den Nazi mehr als peinlich ist, fallen in diese Kategorie der„ Gerüchte". So foll Reichskanzler Hitler bei seinem leßten unangesagten Besuch in München eine Gesellschaft von hohen Nazifunktionä ren, unter ihnen mehrere bayrische Staatsminister, im Braunen Haus bei einem Champagnergelage überrascht haben. Darüber sei es zu einem schweren Krach zwischen dem Führer und dem Innenminister Wagner gekommen. Hitler hat die Nachricht von dem Champag nergelage im Münchener Braunen Haus dementiert und hinzugefügt, daß es die Pflicht eines jeden Parteimitgliedes sei, Leute, die solche„ Gerüchte" verbreiten, den Behörden anzuzeigen.
Verantwortlich: für die Redaktion Joh. Piz; Inserate Subert Jüttner, beide in Saarbrüden. Drud und Verlag: Volksstimme" G. m. 6. S., Saarbrüden, Schützenstraße 5