Zum Prozeß gegen die Brandstifter

Wir fragen die Reichsregierung und das Reichsgericht

Es ist anzunehmen, daß eines der nächstfälligen und bereits angekündigten Feste, nämlich die öffentliche Ver­handlung gegen den angeblichen Reichstagsbrandstifter van der Lubbe niemals stattfinden wird.

Nach den bisherigen Erfahrungen mit der neudeutschen Regierung ist es notwendig, besonders darauf hinzu weisen, daß der dringende Verdacht besteht, sie werde den angeblichen Brandstifter noch vor der Verhandlung in jene große Versenkung fallen lassen, von wo es keine Wiederkehr gibt. Es ist anzunehmen, daß Lubbe, zer­knirscht über seine eigene Verworfenheit, eines Tags sich selbst richten" und am Fensterkreuz aufhängen wird. Es kann aber auch sein, daß er durch die lange Haft ziemlich geschwächt gelegentlich aus dem Fenster fällt", falls er es nicht vorzieht, zu entfliehen, um sich dann auf der Flucht erschießen" zu lassen.

Die Verhandlung wird nie stattfinden. Schon darum nicht, weil ja bei dieser Gelegenheit zutage käme, daß einige der von den Nazis beschuldigten Marxisten in zwischen an kombinierter Nierenbecken- und Lungen­entzündung" verstorben sind.

Da aber bei Hitler alles möglich ist und er genau weiß, daß sein" Volk ihm zur Zeit noch auf jeden Leim kriecht, ist es sogar möglich, daß sich dieser Bankrotteur sogar auf diese Komödie einläßt und seine, in der Tat ausgezeich neten Regisseure bereits angewiesen hat, das Schauspiel in Szene zu setzen. Daß es nichts weiter als eine nieder­trächtige, unverschämte Theaterei sein kann, weiß die ganze Welt. Denn solange die Goering , Helldorf und Ge­nossen noch in ihren Aemtern siten, kann und wird es niemals zu einer Verurteilung der wirklich Schuldigen kommen.

Wer zweifelt daran, daß diese Herren, denen jedes Ver­brechen zuzutrauen ist( Goering brüstet sich sogar in öffentlicher Rede, daß er sich hüten werde, seine Polizei zum Schutze der Juden, als deren Garde" zu degras dieren), mit Hilfe der ihnen zur Verfügung stehenden technischen Mittel in der Lage sind, jeden Beweis", den die Welt von ihnen fordert, selbst zu fabrizieren. Jeder Photograph, jeder Drucker weiß da Bescheid... Und da sie überdies alle Parteistempel und Briefpapiere ge­stohlen haben, kann man sich vorstellen, wie, vollendet" ihr Material im Falle einer Verhandlungskomödie wäre und wie überzeugend" es auf das gläubige Volk wirken würde. Nicht aber auf das Ausland.

Für alle Fälle dürfte es aber gut sein, sich einige Tat­sachen ins Gedächtnis zurückzurufen, um bei dem Mangel

an direkten Beweisen durch indirekte Beweise die wahren Auftraggeber des Lubbe zu entlarven. Diesem Zwecke diene folgende Untersuchung.

1. Bestand überhaupt ein Interesse für die Kom­munisten, den Reichstag in Brand zu stecken?

Nicht das geringste. Vor der Reichstagswahl stehend, waren sie eines ungeheueren Stimmenzuwachses sicher. Durch eine derartige Propaganda der Tat" konnten sie nichts gewinnen nur verlieren.

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2. Bestand aber für die Nazis ein Interesse, es zu tun?

Ein sehr lebhaftes. Denn für sie war es eine Lebensnot­wendigkeit, die KPD. durch eine möglichst sensationelle, ein­zigartige Tat, für immer" zu diffamieren, auszuschalten, zu erledigen".

tarier geglaubt wird. Die Nazis hatten ursprünglich die Ab­sicht, durch ein fingiertes Attentat auf Hitler die Kommuni sten vogelfrei zu machen. Diese aber, von dieser Absicht recht­zeitig Wind bekommend, durchkreuzten sie, indem sie diese

Nachricht noch rechtzeitig durch ihre Presse verbreiten ließen. Darauf verfiel Goebbels , dessen jüdisches Köpfchen" in der Erfindung immer neuer propagandistischer Mittel nie ver­sagt, auf die Idee des Brandes. Eigentlich hatte er erst vor, die Fackeln in eine Kirche zu werfen, um damit nicht nur die Kommunisten, sondern auch die Juden der Volkswut auszuliefern.... Aber für die Juden hatte er sich ja etwas anderes, etwas ganz Besonderes ausgedacht.

6. Noch ein absolut eindeutiger Beweis für die Schuld der Nazis

Lubbe soll bei seiner Verhaftung erklärt haben, er stünde mit den Kommunisten und Sozialdemokraten in Verbin­dung. Nichts entlarvt den ganzen Schwindel besser, als diese

3. Warum konnten die Nazis eine derartig faust- angebliche Aeußerung. Selbst die Dümmsten unter den Nazi­dicke Lüge riskieren?

Weil sie seit Jahren planmäßig vorgearbeitet hatten. Diese Maulwurfarbeit, die darauf abzielte, den Kommuni sten jeden Tag irgendeinen fleinen, netten Mord in die Schuhe zu schieben, reichte bis in die letzten Tage. So ver­breiteten diese vornehmen Herren nach der Besetzung des Karl- Liebknecht- Hauses, daß sie dort in den Katakomben(!) eine Fülle belastenden Materials gefunden hätten, aus dem flar hervorgehe, daß die Kommunisten die Errichtung einer roten Terror- Herrschaft planten.

führern wissen, welcher Antagonismus zwischen den beiden Linksparteien besteht, und daß diese angebliche Behauptung des Lubbe eine tolle Lüge ist.

7. Wo sind die Mitbeteiligten des Lubbe?

Mitwisser sind zum Teile beseitigt( Hanussen, Bell), an dere, sichere" Leute leben. Sie sind, wie sogar amtlicherseits höchst unvorsichtigerweise zugegeben wurde, durch den un= terirdischen Gang, der den Reichstag mit der Goeringschen Wohnung verbindet, ent­wichen. Und feiner hats gesehen. Keiner? Reiner! Obgleich

4. Warum ist es so gut wie ausgeschlossen, daß Goerings Behausung wie begreiflich, Tag und Nacht scharf die Auftraggeber Kommunisten waren?

Kann nur ein Mensch ernsthaft glauben, daß die Kommu­nisten eine derart verantwortungsvolle Aufgabe einem ihrer Mitglieder übertrügen, das offensichtlich geistig min derwertig ist? Glaubt man nicht, daß sie sich bemüht hätten, hier für einen ihrer firesten Genossen, einen, der in allen Sätteln gerecht ist, vorzuschicken? Einen, der politisch geschult, fampfgewohnt, vorsichtig alle Erkennungszeichen, die auf seine Auftraggeber hinweisen könnten, vorher be= seitigt,...? Nicht aber einen Mann, der, sich zwar der Jacke und des Hemdes entledigte, sein Parteibuch aber bei sich behielt?

bewacht wird. Jedenfalls die amtliche Nachricht stimmt diesmal ausnahmsweise. Nur daß vergessen wurde, hinzu­zufügen, daß dieselben Leute, die den unterirdischen Gang benutzten, um aus dem Goeringschen Hause nach dem Reichstag zu gelangen.

8. Gibt es neben all diesen Indizienbeweisen nicht noch einen besonders beweiskräftigen?

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Jawohl. Es ist das Analagon zum Judenboykott. So wie alle Welt weiß, daß die Vernichtung des Juden seit 14 Jah­sp ren gepredigt, von vornherein beschlossene Sache war wie feinem Menschen unzweifelhaft ist, daß zu dieser Tat­sache nachträglich eine Begründung konstruiert werden

5. Warum ist es sicher, daß nur die Nazis den mußte, so wie es Hitler niemals gelingen wird, zu be­Brand angesteckt haben?

Weil sie unter allen Umständen einen Vorwand konstru­teren mußten, um gegen die Marristen" vorgehen zu kön­ren. Dieser Vorwand mußte so gewählt werden, daß er so­fort die größten Sympathien aller Kreise findet und even­tuell sogar so hoffte Hitler in den Reihen der Prole­

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weisen, daß die Greuelpropaganda" in ihren ersten An­fängen von Juden ausgegangen sei..., genau so liegt der Zusammenhang zwischen Vernichtung des Marrismus" und Reichstagsbrand. Die Absicht, die Marristen mit Stumpf und Stiel" auszurotten, war beschlossen. Der Grund dazu war der von den Nazis inszenierte Reichstags­brand.

..denn unter Euch ist Rebellion'

Zahlreiche SA.- Formationen werden aufgelöst, weil sie nicht ganz hitlertreu sind

Berlin , 4. Juli 1933.( Eig. Bericht.)

Wie aus einem geheimen Rundschreiben des Auswärtigen Amtes an die deutschen diplomatischen Vertretungen im Auslande vom 21. Juni fich ergibt, werden mit Wirkung vom 1. Juli d. J. Auslandsagenturen der Geheimen Staatspolizei eingerichtet. Diese Agenturen unterstehen un: mittelbar dem Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin ; die deutschen diplomatischen Auslandsvertretungen sind jedoch verpflichtet, die Nachrichtenübermittlung von und nach Berlin durchzuführen. Die Frage, ob die Leiter der Agenturen den divloma: tischen Vertretungen attachiert und ob die erforderlichen Büroräume innerhalb der Gesandtschaftsgebäude zur Verfügung gestellt werden, wird von Fall zu Fall ent­fchieden; fofern fchwerwiegende außenpolitische Bedenken nicht im Wege stehen, soll zur Erhöhung der Sicherheit der beauftragten Beamten und ihrer Tätigkeit in diesem Sinne verfahren werden. Wie wir hierzu ferner erfahren, Wie wir hierzu ferner erfahren, find solche Auslandsagenturen bisher eingerichtet worden in Paris , Straßburg . Meg, in 3ürich und Basel , in Wien , Salzburg und Innsbrud, in Prag und Karlsbad , in Warschau , Posen und Danzig , in open: hagen, in Amsterdam , in Brüssel und Antwerpen , in London , in Rom und Moskau .

Darmstadt , den 4. Juli 1933,( Eig. Bericht.)

In Darmstadt ist ein Münchener Sonderkommissar eingetroffen ur Unter: fuchung der Vorfälle in der SA . Einige SA - Unterführer werden beschuldigt, die Finanzierung und die Verbreitung von Flugblättern, die sich gegen Hitler und die Oberste S.- Führung richteten und

Geld her!

Auslandsklage gegen den Stahlverein

Schweizerische und schwedische Besizer von Reichsmart­obligationen aus dem Jahre 1926 der Vereinigten Stahl­werke in Düsseldorf haben gegen die Leitung dieses Kon­zerns eine Klage eingereicht. Sie fordern Bezahlung der am 1. Juli fälligen Zinsen in Reichsmart, welche mit 10/2 Golddollar zu rechnen sind. Wenn es sich auch nur um 15 Millionen Obligationen in der Schweiz und 5 Millionen in Schweden handelt, denen sich wahrscheinlich noch 16 Mil­lionen in Holland anschließen werden, iit vie Klage von großer prinzipieller Bedeutung, weil die Leitung des Stahl­vereins sich den Dollarsturz nußbar machen will, während seinerzeit die Dollarklausel selbstverständlich nur im Hin­blid auf eine eventuelle Martentwertung aufgenommen worden ist. Der Berliner Börsenvorstand, der ein Gutachten doch kann er mit staatlichen Mitteln sehr leicht umgestimmt werden.

Meschugge!

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,, Zersetzung"- Man singt die Internationale

die in Darmstadt stärkstes Aufsehen erregten, vorgenommen zu haben. Man erwartet die generelle Auflösung der Darmstädter SA, und deren Neugründung unter einem Münchener Kommissar. Frankfurt a. M., den 4. Juli 1933.( Eig. Bericht.)

Die unter Anwendung stärksten Terrors und unter Einsatz außers ordentlicher Geld mittel eingeleiteten Bemühungen des SA. - Oberführers von Jagow, der tiefgehenden Zersegung in der Groß- Frankfurter SA. Herr zu werden, sind gescheitert: die sämtlichen SA. - Verbände wurden gestern zum zweiten Male aufgelöst, nachdem eine General- Mitgliederversamm lung der neuen SA. sich mit den vor rund drei Wochen aus der SA. und der Partei ausgeschlossenen 2300 SA.- Lenten solidarisch erklärt hatte in einer Resolution, die mit einer Mehrheit von fünf Sechstel angenommen worden war. Der anwesende Ober­führer von Jagow, der ohne Erfolg die Diskussion und die Abstimmung unterbinden wollte, verließ den Saal und rief die Frankfurter SS. - Formationen und ein Detaches ment der Schußpolizei herbei; diese trafen jedoch erst nach erfolgter Abstimmung ein. Die von der Polizei verfügte Räumung des Saales vollzog sich ohne weiteren Zwischenfall, jedoch bezeichnenderweise unter Abfingung der Internationale" durch die rebellischen SA.- Leute.

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Unmittelbar darauf wurde die Entwaffnung der SA. verfügt. Ob die SA. nen formiert werden oder ob als Parteitruppe vorerst nur die hitlertreue SS. in Frank furt bestehen bleiben soll, ist ungewiß. Zur Unterstützung der SS. find einige Stürme der SA. aus dem Taunus , bestehend zum großen Teil aus bäuerlicher Bevölkerung, herbeigezogen worden.

Verbot der internationalen Bibelforscher

Göring hat die Internationale Bibelforscher- Vereinigung nebst ihren Organisationen verboten, weil die genannten Organisationen eine unverkennbare Heße gegen die christ­liche Kirche und den Staat betrieben haben und in hohem und gefährlichem Maße kulturbolschewistische Zersehungs­arbeit leisteten".

Der Graf Reventlow hat nicht nur die Abschaffung so harmloser Traftätchen und Bibelverteiler gefordert, sondern offen die Abschaffung des ganzen Christentums verlangt, daß eine Religion für Greise und Schwache sei. Ludendorff , der bei den Nazis in Ungnade ist, geht noch weiter und erklärt, Nazis, protestantische Kirche und sogar den Grafen Revent­Iow für direkte Agenten der Weisen von Zion.

abgegeben hat, ist an sich ebenfalls der gleichen Meinung, Kultur ist vogelfrei

Partelbuch entscheidet!

Nur Nazis sollen eingestellt werden

Das Arbeitsamt Dortmund wird von der Parteileitung des dortigen Gebietes aufgefordert, 1. weibliche Arbeit­nehmer aus der Arbeit zu entfernen, 2. das Doppelverdiener­tum zu verbieten und 3. vor allem arbeitslose Angestellte nationaler Wehrverbände bevorzugt einzustellen."

Professor Oestreich eingekerkert

Einer der bekanntesten Schulreformer Deutschlands , der langjährige stellvertretende Leiter einer Berliner höheren Schule, Professor Paul Oestreich , ist, wie wir erfahren, ver­haftet worden. Diese Verhaftung ist deswegen geeignet, besonderes Aufsehen zu erregen, weil Professor Oestreich zwar der SPD. nahestand, sich aber seit Jahren ausschließ­lich schulreformerisch und kulturell betätigt hat. Durch seinen Kampf für die moderne Arbeitsschule" hat er sich in Fachkreisen einen internationalen Namen gemacht

Kind als Geisel

In Frankfurt a. M.

Man berichtet: Bei einer Haussuchung wurde die Frau eines sozialdemokratischen Funktionärs bedroht, weil sie den Aufenthaltsort ihres Mannes nicht angeben wollte und nicht angeben konnte. Um die Frau zu Aussagen zu zwingen, verhafteten die SA - Hilfspolizisten ihr zweijähriges Kind und brachten es auf die Polizeiwache. Das Kind blieb 17 Stunden auf der Wache. Da die ganze reguläre Polizei­mannschaft sich über dieses barbarische Vorgehen empörte und da man mit dem Kind nichts anzufangen wußte, ließ man schließlich die Frau holen und ihr Kind mitnehmen. Wir würden den Bericht für unglaublich halten, wenn uns nicht ähnliche Verhaftungen" von allerdings größeren Kindern bekannt wären.

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