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„ Einer nur ist Herr im Reiche, und das bin Ich!" verkündete einst Wilhelm II. Damals lachte die ganze Welt.
„ Einer nur ist Herr im Reiche und das bin J ch!" kann heute Adolf Hitler sagen. Es wird niemand darüber lachen.
Adolf Hitler befigt heute eine Macht, wie sie kein deutscher Kaiser, ja kein russischer Zar besessen hat. Deutschland ist heute die vollkommenste Despo. tie der Welt.
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Die Sozialdemokratische Partei ist ver. boten. War sie zuvor noch erlaubt? Das Verbot hat nur noch das Pünktchen auf das i gesetzt.
In der Despotie des Dritten Reiches ist eine öffentlich auftretende und öffentlich wirkende Sozialdemokratie
undenkbar.
Gegenüber der Despotie hat die Sozialdemokratie nur noch eine Existenzberechtigung: die einer revolutio. nären Partei!
Eine revolutionäre Partei rechnet mit Verboten- und richtet sich auf den Kampf ein gegen sie!
Die revolutionäre Sozialdemokratie ist nicht verbiet bar und nicht zerstörbar. Zerstört ist nur der Apparat ber alten staatserhaltenden Sozialdemokratie, die es in der demokratischen Republik gegeben hat. Nachdem die Demokratie durch die Despotie ersetzt worden ist, ist an die Stelle der staatserhaltenden die revolutionäre Sozialdemokratie getreten. Sie proklamiert den Kampf gegen die Despotie, der nur ein revolutionärer Kampf sein kann.
Auch die Despotie hat das begriffen. Sie hat den Traum derer, die noch von Frieden träumten, mit rascher Hand zerstört. Sie hat ihre Häscher ausgeschickt, um die Funktionäre der Sozialdemokratie in ihre Kerker und Konzentrationslager zu holen.
Tausende ehrlicher, braver Funktionäre der Arbeiter. bewegung sind von Verbrechern aus ihren Wohnungen geholt, verschleppt und ihrer Freiheit beraubt word.n. Die Despotie hat dabei keinen Unterschied gemacht zwi schen denen, die die revolutionäre Situation
..Es geht aufwärts!"
Die Tatsachen beweisen das Gegenteil
Die„ Kölnische Zeitung " veröffentlicht eine Zuschrift aus Bukarest , die darauf hinweist, daß die deutsch - rumäni schen Wirtschaftsbeziehungen aus politischen Gründen recht wenig erfreulich sind. Es ist eine Reihe von Fällen bekannt geworden, wo die Einfuhrhändler die Einfuhrbewilligung nur unter der Bedingung erhielten, daß sie die Waren nicht aus Deutschland bezögen. Der Ein. fuhrhandel aus Deutschland ist praktisch gedrosselt.
Dieselbe Kölnische Zeitung " berichtet für die textil wirtschaftliche Lage im Aachener Bezirk. Das Jnlandgeschäft hat sich, was bei der massenhaften braunen Uniformierung kein Wunder ist, etwas belebt. Dagegen hat der Absatz nach dem Ausland„ infolge der bekannten Hemmungen" so gut wie aufgehört.
Ein Märtyrer der Freiheit Märtyrer der Freiheit sind im letzten Jahrzehnt aktuelle Erscheinungen der Zeitgeschichte geworden. Die Märtyrer des Weltkrieges sind, wir wissen es heute, vergebens ge= storben, sie haben mit all ihrem Leid nicht die Freiheit und mit ihr eine lebenswürdigere Zukunft erobert. Sie schließen nicht die Stette der Helden, die für dieses Ideal gestorben sind und gelitten haben, sie sind in ihr nur ein Glied, die Kette, muß weitergehen, wie sie in die Vergangenheit zurückreicht. Unter denen, deren Erinnerung sich weit über ihre förperliche Existenz hinaus erhalten hat, leuchtet die Gestalt und der Name Silvio Pellicos , des Jtalieners, der eigent lich ein passiver Held war, aber gerade dadurch für den Rampf um sein Jdeal, für die Erneuerung Italiens und dessen Befreiung von einer morschen und darum um so gewaltigeren Reaktion, ungeheuer viel beigetragen hat. Und überdies: er war ein Dichter. Er genoß in seiner Heimat große Popularität als Dichter, und seine schier objektive, nüchterne Beschreibung des berüchtigten österreichischen Gefängnisses, in dem er zehn qualvolle Jahre zubringen mußte, hat aller Welt ein Schreckensbild von der Ruchlosigkeit vormärzlicher Verhältnisse gegeben.
Silvio Pellico wurde im Freiheitsjahr 1789 geboren, als in Frankreich der Bastillensturm Symbole und Wirklichkeiten des Feudalismus fortzufegen begann. Sein Geburtsort lag im Piemont, das damals mit Sardinien und Sa voyen ein Königreich bildete. Im Geburtsjahr Silvios selber wurde ein König aus Piemont davongejagt und von einer republikanischen Regierung abgelöst. Der Vater Silvios war ein getreuer Anhänger des Herrscherhauses, er mußte mit seiner Familie fliehen und konnte erst nach einem Jahre heimfehren, als die Monarchisten wieder die Oberhand gewonnen hatten. Aber die Familie war verarmt und mußte sogar ihren Wohnsitz wechseln. Der kleine Silvio, ein überaus schwacher Knabe, dem die Aerzte kein langes Leben voraussagten, gab schon frühzeitig die Beweise seines dichterischen Talents. Mit zehn Jahren schrieb er sein erstes Trauerspiel, mit sechzehn einen Gedichtzyklus, der in seinem Gesamtwert bereits zählt. Als sein Vater nach Mailand berufen wurde, das damals österreichisch war, um hier einen hohen Posten im Kriegsministerium einzunehmen, bewarb fich Silvio um den Posten eines Lehrers des Französischen
schon begriffen hatten und den anderen, die sich gegen diese Erkenntnis noch sträubten. Sie hat keinen Unterschied gemacht zwischen„ Prag “ und„ Berlin ". Sie hat diesen Unterschied beseitigt und allen die revolutionäre Situation, in der sie sich befinden, vordemonstriert.
Paul Löbe als den ersten geholt. Paul Löbe , in dessen Die Despotie hat im Zuge ihrer neuen Terroraktion Hand der Reichspräsident von Hindenburg einst feinen Eid auf die Verfassung abgelegt hat! Hindenburg hat einst Löbe in die Hand gelobt, daß er in Deutschland Recht und Gerechtigkeit schützen werde. Jetzt sieht er zu, wie der untadelige Mann, in dessen Hände er seinen Eid geleistet hat, von Buben seiner Freiheit beraubt wird. Warum? Nach der Erklärung des Burschen Göbbels deshalb, weil die Machthaber von heute es nicht ertragen können, daß ihnen der„ Neue Vorwärts" vom Auslande her die Wahrheit sagt.
Paul Löbe hat nicht für den Neuen Vorwärts" ge schrieben. Der„ Deutschen Freiheit" in Saarbrücken hat er auf eine Einladung zur Mitarbeit ablehnend geant. wortet, weil er von Berlin aus doch nicht die ganze Wahr beit über sich selber enthüllt, indem sie Löbe als heit sagen könne. Jetzt hat die Despotie die ganze Wahr. Geisel gefangen nahm,
Und wie Löbe hat sie noch tausende weggeschleppt, die ebensowenig wie Löbe etwas getan hatten, das nach den Gesetzen zivilisierter Länder strafbar ist. Man hat sie in der Nacht aus ihren Wohnungen geholt, weggerissen von weinenden Frauen und Kindern, man hat sie aus den Verstecken hervorgezerrt, man hat sie verschleppt, mißhandelt und hält sie gefangen.
Wehe ihren Beinigern, wenn der Tag der Vergeltung kommt!
Hugenberg! Der Mohr hat seine Schuldigkeit ge. tan, der Mohr kann gehen. Die Trümmer seiner Partei treiben in Hitlers Hafen. Die schwarzweißrote Rampf. front ist nicht mehr Front und kämpft auch nicht mehr, ihre Soldaten sind übergelaufen, um ihre Haut in Sicher heit zu bringen. Die Ehre ist futsch, die Diäten sind gerettet. Die eingesperrten Deutschnationalen und Stahl
Die Reichskrebitanstalt kommt in ihrem halb jährigen Konjunkturbericht zu trüben Ausblicken. Zwar meint der Bericht, daß Ansätze einer Belebung unverkenn bar seien, aber auf die Gesamtwirtschaft gesehen könne nur gesteigerte weltwirtschaftliche Zusammenarbeit retten. Wörtlich wird gesagt:
Solange der zwischenstaatlichen Güter- und Kapitalbes wegung die Hindernisse im Wege stehen, die sich heute noch allenthalben zeigen, sind einer Aufwärtsbewegung auch in den einzelnen Ländern enge Grenzen gezogen.
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Die zunehmenden Autarkiebestrebungen einzelnen Länder, die den Krisenablauf so außerordentlich verschärfen, haben zwar in einer Zeit, da die Welthandelsumsätze sich auf einem so niedrigen Stande wie zuletzt bewegten, dem einen oder anderen Land scheinbare Vorteile
verschafft; in einer Zeit jedoch, die mit steigender Produktion und steigenden Umsäßen rechnet, muß das Beibehalten der Handelsbeschränkungen und der währungspolitischen Aus
an der militärischen Waisenschule. Mit 22 Jahren schrieb er da seine Tragödie Francesca da Rimini "( das ist die unglücklich Liebende in Dantes Göttlicher Komödie "), eine
Tragödie, die in allen Theatern Italiens gespielt wurde
und auch heute noch ihren Reiz bewahrt hat. Silvio Pellico war ein Dichter, sogar ein anerkannter Dichter, aber er war darum seinem Volke nicht entfremdet und nahm an dessen Schicksal Anteil. Im österreichischen Mailand war es, wo sich ein Kreis von Schöngeistern sammelte, der sich „ Jungitalien" nannte und gegen die Habsburger nicht bloß eine nationale, sondern auch eine demokratische Bewegung zu entfesseln suchte. Die Freiheiten waren unterdrückt, und jene Generation, wohl die Großväter der heutigen, wollte
dies nicht ruhig hinnehmen. Die österreichische Regierung schöpfte Verdacht, Vater und Sohn Pellico verloren ihre Stellungen, und Silvio mußte froh sein, bei einem Grafen Gorro als Sekretär und Erzieher von dessen Söhnen unterzukommen. Daneben arbeitete er mit seinen politischen Freunden. Sie gründeten ein Blatt, das, für ihre maßvolle Gesinnung bezeichnend,„ Versöhner" hieß. Die Zensur ließ in dieser Zeitschrift nichts als den Titel und die Unterschriften der Mitarbeiter übrig. Silvio veröffentlichte ein neues Drama, das im neunten Jahrhundert spielt, aber die Zensur sah tiefer und verbot seine Aufführung.
Alle diese kleinen und großen Bedrückungen boten guten Nährstoff für die Propaganda der„ Carbonari ", der„ Röhler", wie sich diese Freiheitsgesellschaft nannte, die sich in den Kohlenbergwerfen der Abruzzen versammelte und so wie in Neapel bald in ganz Italien Anhänger warb. Am 2. Juli 1820 brach die süditalienische Revolution aus, die mit österreichischer Hilfe unterdrückt wurde. Der Bourbone, der eine Verfassung beschworen hatte, konnte seinen Eid rasch in die Tasche stecken und die absolute Herrschaft wiederherstellen. Die Freiheitshelden, junges Italien , Car bonari , Republikaner, wurden verfolgt und eingekerfert, und unter den vielen, die die Rache des eidbrüchigen Königs von Neapel und seiner österreichischen Schergen verspürten, war auch Silvio Pellico . Im Oktober wurde er zuerst in ein Gefängnis in Mailand gebracht, dann unter die Bleidächer Venedigs , hoch oben auf dem Dogenpalast, in das berühmte Staatsgefängnis der Venetianer, wo es zum Ersticken heiß war, und schließlich auf den Spielberg in Brünn , ein Gnadenbeweis des Habsburgers, der die Todesstrafe in eine fünfzehnjährige strenge Haft gewandelt hatte.
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helmer läßt man bis auf weiteres wieder laufen warum nicht, man kann sie ja jeden Tag wieder einfangen!
Das Kabinett, de das Ermächtigungsgesetz gegeben wurde, existiert nicht mehr. Hitler braucht keine neue Ermächtigunger hat ja die Macht! Vom Reichspräsi denten lebt nur noch ein Schatten, der Reichstag , die Landtage, die Kommunalvertretungen sind zerschlagen. fahnen. Durch die Büros, die Kontore, die Betriebe Auf den Türmen der Kirchen flattern die Hakenkreuzschleichen die Horcher. Sie spitzen die Ohren und lauschen, ob sich nicht irgendwo ein Geflüster erhebt, das den neuen Herren gefährlich werden könnte.
Nichts ist im Dritten Reiche so groß wie die Angst vor der Wahrheit!
zialismus“? Ach nein. Der„ Deutsche Sozialismus“ Hugenberg geht kommt nun der deutsche So ist schon da! Er spielt für das Unternehmertum den Aufpasser und regiert über die Arbeiter mit der Reitpeitsche. Er treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe und drückt den Wert des Arbeitslohnes. Dieser„ deutsche Sozialismus" ist weder deutsch noch sozialistisch, er ist eine Verunglimpfung des Deutschtums und ein Betrug am So zialismus.
Sturz der Despotie! Vernichtung der Gewalt. herrschaft! Es kann kein anderes Ziel, keinen anderen Gedanken geben! Freiheit aber nicht für die Vernichter der Freiheit! Menschenrechte aber nur für Menschen, nicht für Bestien! Es war eine furchtbare Lektion, wir haben aus ihr gelernt! Die deutsche Demokratie war nicht die erste, die an ihrer Schwäche zugrunde gegangen ist aber immer noch ist der Gedanke der Freiheit in neuen Formen wieder auferstanden. Und noch nie hat es eine Despotie gegeben, die nicht zum Schluß in Sehmutz und Blut zusammengebrochen ist. on the
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Den Sturz der Despotie, das heißt den Sieg der Arbeiterklasse und des Sozialis. mus beschleunigen es gibt nur noch die ses eine, wofür es lohnt zu leben und zu sterben, sonst nichts!
tauscherschwerungen für die Weltwirtschaft wie für jedes auf weltwirtschaftliche Arbeitsteilung und Zusammenarbeit angewiesene Land Lähmend wirken. Solange die Produktionsstätten der Industrieländer darauf angewiesen sind, ihre Erzeugnisse auf den Auslandsmärkten abzusetzen, solange die Ueberseeländer ihre Anbauflächen und die Förderung ihrer Bodenschätze auf den Zusatzbedarf der Industrieländer abgestellt haben, genügt für eine gedeihliche Weiterentwicklung auch der einzelnen Länder nicht eine notdürftige Aufrechterhaltung von Austauschbeziehungen,
vielmehr bedarf es gesteigerter weltwirtschaftlicher Zus sammenarbeit.
Der Sicherheitsdirektor für das Land Salzburg hat die Aufnahme von politischen Vorträgen aus dem deutschen Rundfunk und deren Wiedergabe in öffentlichen Lokalen und an öffentlichen Plägen verboten. Anlaß zu dem Verbot war die legte Rede des Reichstagsabgeordneten Habicht im Münchener Rundfunk.
„ Meine Gefängnisse", das ein ganz anderes Bild vom österreichischen Vormärz gibt, als Operetten und oberflächliche Romane es auf rosenrotem und himmelblauem Grunde tun. Die Grausamkeit des Regimes, das die Gefangenen dort erwartete, ist unfaßbar. Der Kerkermeister, ein vierundsiebzigjähriger Mann, der merkwürdigerweise Schiller hieß, und in dessen Elendsgefühl auch dieser Name eines Großen eine Rolle spielte, konnte das grausame Regime bei allem Mitgefühl nicht mindern. Das Essen war ungenießbar, selbst einem Fiebernden durfte der Strohsack nur gegeben werden, wenn der Arzt es verordnete. Jeder mündliche oder briefliche Verkehr mit der Familie der Verhafteten war untersagt. Als Lektüre wurden nur fromme Erbauungsschriften zugelassen. Die schwere Haft für Silvio Pellico dauerte allerdings nicht fünfzehn, sondern nur zehn Jahre. Aber auch diese hatten den italienischen Freiheitshelden körperlich und auch seelisch gebrochen. Der Freiheitsmärtyrer war sehr gemäßigt geworden. Ja die Radikalen warfen ihm sogar vor, ein Betbruder zu sein. Das Buch„ Meine Gefängnisse" schrieb er in der Freiheit, aber er war schon nahe daran, die Veröffentlichung zu verhindern. Erst seine Mutter drängte ihn, den ängstlichen Freunden nicht nachzugeben:„ Man muß alles um seines Gewissens willen tun," sagte sie ihm. Im Jahre 1832 fam es endlich in die Oeffentlichkeit, und wie ein italienischer Revolutionär sagt, hat es dem damaligen Desterreich mehr geschadet als eine verlorene Schlacht. Silvio Pellico schrieb Dramen, von denen manche ausgepfiffen wurden und manche ganz Italien zur Begeisterung vereinigten, lebte ziemlich einsam und starb am letzten Jännertag des Jahres 1854. Die revolutionären Bewegungen, die auch Italien aufwühlten, hatten ihn erschreckt und die Freiheit und Einheit Ita liens fonnte er nicht mehr sehen.
Die Geschichte Silvio Pellicos , sein Schaffen und sein Leiden findet man in einem neuen Buch von Selene Richter
„ Das Leben des italienischen Freiheitshelden Silvio Pellico "( Rascher u. Komp., Zürich , Leipzig und Stuttgart ). Wenn auch manches in dem Buch verschwommen ist und man oft wünscht, die Autorin würde sich mehr mit den politischen und sozialen Verhältnissen in der ersten Jahrhun derthälfte des 19. Jahrhunderts als mit der Zergliederung von vergessenen Dramen und der Anführung unbedeutender Briefstellen beschäftigen, so erhält man doch das Bild eines Mannes, der in der Märtyrergeschichte der Freiheit einen Silvio Pellico hat über seine Haft ein Buch verfaßt Plazz hat. Dafür muß man dem Buch danken.