Der bestochene Reichsminister

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Vier Millionen Mark von der Flugzeugindustrie- 50 Millionen Mark Subventionen an die Flugzeugindustrie- Der Luxus Görings auf Regimentskosten- Ein korruptes System

Die Saarbrücker Volksstimme" bringt folgende Drahtmeldung aus Berlin :

Berlin , den 19. Juli 1933.( Eig. Ber.)

Durch Indiskretion deutschnationaler Kreise und, wie es den Anschein hat, unter Mitwirkung führender Kreise der Reichswehr , wird bekannt, daß der preußische Ministerpräsident und Reichsluftminister Göring überführt ist, von der deutschen Flugzeugindustrie Bestechungs­gelder im Betrage von über vier Millionen Reichsmark genommen zu haben. Um diese Bestechungsgelder, die in der Hauptsache von den Bayrischen Flugzeugwerken gegeben wurden, zu maskieren, hat Herr Göring der Form halber größere Posten von Aktien gekauft"; der Kaufpreis, der jedoch nie bezahlt wurde, wurde durch fingierte Buchungen ausgeglichen. Zur Zeit des Vorfalls war Herr Göring bereits Reichsluftminister; wenige Tage später hat er in seiner amtlichen Eigenschaft den Flugzeugwerken einen Betrag von fünfzig Millionen Reichs­mark an Subventionen überweisen lassen.

Das ist derfelbe Göring, von dem vor einigen Monaten die englische und die schwedische Presse enthüllten, daß er als schwerer Morphinist und Tobsüchtiger monate lang in der Jrrenanstalt war und daß er obendrein Alkoholiker und Sadist sei. Es ist derselbe Göring, der sich jetzt die Villa auf dem Leipziger Platz Nr. 12 angeeignet hat, in der früher der staatsparteiliche Minister Dr. Schreiber einige Zimmer bewohnte. Die Billa wurde vollständig renoviert und so ausgebaut, daß fie heute 40 3immer enthält! Die Mauer zum Garten des benachbarten Landwirtschaftsministeriums

Das braune Sumpflicht

Saarbrücken , 19. Juli 1933. Herr Göring, der jüngste Korruptionär aus der Diktatur des Dritten Reiches , gibt an, selbst ein Buch geschrieben zu haben: Eine Botschaft an die englisch­sprechenden Bölker", das der Schriftsteller Blood Ryan ins Englische übersetzen soll.

Ob es sich dabei um einen Machiavelli für konter­revolutionäre Henker der Demokratie oder um eine An­weisung zur Inszenierung von Reichstagsbränden und zum wirkungssicheren Aufstieg von Flugzeugenten handelt, ist zur Stunde noch nicht heraus.

wurde umgelegt, Göring braucht doch einen angemessenen Garten! Um schlanker zu werden, spielt er Tennis. Also ließ er einen Tennisplatz anlegen. Und reiten muß er auch. Also wurde ihm auch. Also wurde ihm- alles auf Kosten des preußischen eine Reitbahn gebaut. Damit ihm der Pöbel nicht zu nahe kommt, ist eine persönliche Adjutantur der SS. eingerichtet worden.

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Der frühere Wagen des Ministeriums ist Herrn Göring zu schäbig, den hat er seinem Staatssekretär geschenkt. Er hat sich selbstverständlich auf Staatskosten gleich ein paar neue Autos angeschafft, darunter ein

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ließen es ihm profitabel erscheinen, die noch bestehende Konjunktur nicht ohne einen entsprechenden Rebbach mit seinen arischen Jdealen verstreichen zu lassen. Und Herr Luetgebrune und die ganze übrige saubere Kumpanei wollen und dürfen natürlich auch nicht zurückbleiben, wenn die Parole des Führers und sein Beispiel gebiete risch verlangen: Bereichert Euch!"

Die Neureichen und Raffkes der Despotie

Spezialmodell Mercedes. Die Gesamteinrichtung des spartanischen" Führers hat einige hunderttausend Mark gekostet.

Das ist derselbe Göring, von dem seine Kriegskame. raden aus seiner Luftstaffel berichten, daß er in den schwierigsten Momenten des Frontkampfes total be. trunken im Offizierskasino gelegen und nicht wach zu kriegen gewesen sei, zu kriegen gewesen sei, eine widerliche und schamlose Korruptionserscheinung, die sich zum Henker der Konterrevolution aufge­worfen hat.

des Dritten Reiches erhärten damit an ihrem Bei spiel noch einmal die längst bekannte Erfahrungstatsache, daß Diktaturen immer Blütezeiten der Korruption gewesen sind und daß Skandale wie Giftgase aus ihrem stickigen Sumpf der Ertötung aller Kritik und Kontrolle aufsteigen, die alles in den Schatten stellen, was an Schönheitsfehlern M. B. den Demokraten nicht genutzt hat.

Klassenstaat abgeschafft

Wahrscheinlicher ist aber, daß es fich um bie Der Propagandaminister hat es befohlen

Wiederaufwärmung des längst sauer gewordenen Schmuses aus Hitlers Friedensrede" handelt, der in eine schaumige Sauce des dithyrambischen und hymnischen Appells an die gemeinsamen Vorzüge der nordischen und germanischen Völker und der besonderen Qualität ihres Blutes getunkt ist und um Allianz mit dem Blutsäufer. regiment des Nationalsozialismus wirbt.

Sicher ist jedenfalls, daß der Fliegerhauptmann Göring, falls die Tage seiner sadistischen Herrschaft nicht früher gezählt sein sollten, als er selber denkt, dem zu­nächst wohnenden ,, englisch sprechenden" Volke viel lauter knallende Dinge schicken wird als ein Buch-: falls die ,, Vettern über dem Kanal" nicht vorziehen sollten, wie es nach ihren Parlamentssigungen allen Anschein hat, einem solch blutigen Kommentar zu Görings Friedens­appell zuvorzukommen.

Herrn Görings Freunde rechtfertigen das Sprichwort. bom Umgang, der sie kennzeichnet. Wie Herr Hitler seinen Rechtsberater Frank, so hat Herr Göring seinen Freund Luetgebrune. Herrn Franks, des neuen baye­ rischen Nazi- Justizministers jüngster Korruptionsfall, eine

Die Naziführer haben den Unternehmern bekanntlich versprochen, die Klassenkämpfe ein für allemal abzuschaffen. Wie sie das machen, zeigt folgender Bericht aus Berlin :

Ein Runderlaß des Reichspropagandaministers Dr. Göbbels verbietet den deutschen Zeitungen eine reaktionäre Berichterstattung". In dem Runderlaß wird erklärt, daß in der letzten Zeit die deutschen Blätter über Veranstaltungen der Reichsregierung, an denen führende Personen der NSDAP . oder nationaler Verbände teil­genommen haben, in Ausdrücken, die in einer ver­gangenen Zeit angebracht waren," berichteten. Es wird fünftighin verboten, dauernd von Spizen der Gesell­schaft" oder von Persönlichkeiten der ersten Kreise" usw. zu sprechen. In der jeßigen Zeit gebe es teine Klassen und Kastenunterschiede. Die deutsche Presse wird also darauf aufmerksam gemacht, ihre Berichte

genau zu überprüfen, damit fein Anlaß zu Beanstandun­gen in der erwähnten Art vorliegt.

Weise und Gelehrte haben Jahrzehnte hindurch mit rauchenden Köpfen am größten sozialen Problem gearbeitet, haben lebenslänglich die Frage durchdacht, wie die Wirt­schaftsordnung beschaffen sein müsse, die endlich jegliche Klassengegensäße aus der Welt schafft. Welch armselige Tröpfe, diese Forscher von Aristoteles bis Karl Mary! Göbbels löst solche Menschheitsfragen im Maulumdrehen. Nicht staatliches Erbrecht oder Sozialisierung und Expro­priation find nötig, sondern nur ein Federstrich braucht es: man verbiete es, von den herrschenden Schichten oder obersten Kreisen zu sprechen und schon gibt es keine Klassenunterschiede mehr". Denn diese Gegensäße sind keine ökonomischen Tatsachen, sondern nur bedauerliche Folgen der falschen Ausdrucksweise einer vergangenen Zeit". Wenn das keine Reformatoren sind!

Abschied von Oesterreich

Paris, 19. Juli. ( Eig. Meld.)

Schiebung zugunsten seines Vaters, an der ein korrekter Die schwerste Niederlage Hitlers , gefördert von Mussolini Beamter unter Berufung auf seine Beamtenehre nicht teilnehmen wollte und deshalb über die Klinge springen mußte, ist bekannt das heißt nur außerhalb der Grenzen Hitlerdeutschlands allgemein bekannt. Aber Herr Luetgebrune bemüht sich, seinen großen Vorbildern und sauberen Kameraden in nichts nachzustehen.

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Verdankt er schon seinen Ruhm" der Verteidigung der gegen die Republik bombenwerfenden holsteinischen Bauernführer, für die er 80 000 Mark erhielt, so dürfte der Fall der Gebrüder Lahusen, die ihr Wohlwollen für den Nationalsozialismus wiederholt in klingender Münze für Hitlers Parteikasse zum Ausdruck gebracht haben, gerade dann, wenn es ihm gelingt, sein Plädoyer un­nötig zu machen, noch weit mehr einbringen. Und es wird ihm gelingen, denn man ist nicht umsonst der Freund Görings und dadurch der diktatorischen Allmacht zu allernächst benachbart.

Auf diese Weise wird man dann auch Aufsichtsratsvor sitzender in bisher jüdisch verseuchten", aber sonst ganz gut florierenden und noch besser bezahlenden Unternehmungen: Herr Luetgebrune ist bei der bekannten Berliner Schuhfirma Konrad Tack u. Co. aus Anlaß der Ausschaltung des jüdischen Einflusses auf dem so unendlich einfachen Wege der Gleichschaltung an Stelle des Justiz rates Kempner Aufsichtsratsvorsitzender ge­worden. Aus dem semitischen Profit wurde damit ein arischer- sonst dürfte sich, abgesehen von ge ringerer Geschäftskenntnis und-tüchtigkeit, nichts ge­ändert haben.

Das Dritte Reich ist also nicht nur ein Konzentrations­lager für die anderen, es ist auch ein Geschäft für seine Glkavenhalter. Herr Hitler hat an seinen Schmökern, die bereits heute zu den Kuriosa der deutschen After­literatur gehören und die einmal Fundgruben für den Psychiater sein werden, eine schöne Stange Gold verdient Herrn Görings Neid und seine opulente Lebensweise

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Dem Schicksal Oesterreich 8" widmet der offiziöse " Temp 8" einen Leitartikel. Es wäre, so schreibt das Blatt, ein verbrecherischer Irrtum, wollte man glauben, daß der Abwehrkampf der Regierung Dollfuß gegen den blutigen Hitlerismus bereits fiegreich beendet ist; man vernichtet eine Bewegung nicht in wenigen Wochen, nachdem man fie lange Jahre hindurch geradezu großgezüchtet hat". Die Gefahr sei heute vielmehr brennender denn je und das tapfere fleine Land" habe Anspruch darauf, in seinem Ringen gegen die braune Seuche von allen Kulturstaaten unterstützt zu werden. Der Temps" nagelt mit Nachdruck die neuen Pläne und Methoden der National= sozialisten fest und verweist darauf, daß die Vorbereitungen der reichsdeutschen Hitlerlente für einen Gewaltstreich auf Oesterreich beendet gewesen seien; dieses Projekt, das Herr Dollfuß vors läufig durchkreuzt habe, könne durch ein deutsches Dementi nicht aus der Welt ges schaffen werden. Der Temps" stellt ferner fest, daß der planmäßige Miz brauch der diplomatischen Einrichtungen durch die Auslands- Agenten der Ges heimen Staatspolizei erwiesen" fei and kein Ablengnen vertrage. Das aber sei eine Angelegens heit, die nicht nur Desterreich betrifft, sondern die alle

Staaten nicht länger gleichgültig laffen kann und laffen

wird".

Desterreich sei der Mittelpunkt der europäischen Politik geworden. Die Aufrechterhaltung des heutigen Oesterreich ist die Voraussetzung für den Frieden Europas . Wenn dieser Staat verschwindet, sei es durch einen freiwilligen oder erzwungenen Anschluß

oder sei es auch nur durch die Bildung einer scheinbar verfassungsmäßigen Re: gierung der Nationalsozialisten in Wien , dann bedeutet dies den Krieg.

Ein Statthalter" in Desterreich ist auch dann eine Unmögs

lichkeit für Europa , wenn er sich als Bundeskanzler" mastiert". Der" Temps" meint schließlich:" Indem Herr Dollfuß die Unabhängigkeit Oesterreichs verteidigt, kämpft er in Wahrheit für den Frieden Europas . Und hinter Herr Dollfuß steht Italien , steht Frankreich , steht England und stehen viele andere.

Herr Hitler weiß, daß seine bevors stehende Niederlage in Wien das ganze braune System ins Wanken bringen wird; deshalb sein 3orn auf Mussolini , dessen Unterstüßung er sich sicher wähnte, deshalb feine verzweifelten Anstrengungen, die Defterreicher einzuschüchtern.

Aber wir werden, komme, was da kommen wolle, ihm nie: mals gestatten, fein Mitteleuropa " und die deutsche Heges monie in Europa , die schon einmal durch den Krieg hat zer= schlagen werden müssen, aufzurichten!"

Es handle sich darum, so umreißt der Temps" die aktuelle Aufgabe französischer Außenpolitik, dafür zu sorgen, daß Desterreich leben und prosperieren" tann. Den geeigneten Weg hierzu erblickt die Zeitung( und mit ihr der Quai " engen und dauerhaften d'Orsay) in einem 3usammenschluß der wirtschaftlichen Donan Staaten Frankreich und Italien unter klarer und eindeutiger Distanzierung zu Berlin ".

mit

Reklame mit Hitler- Attentat Szenerie nach Mussolini - Muster

Berlin , den 19. Juli 1933.( Eig. Bericht.) In eingeweihten politischen Kreisen Berlins zirkuliert das Gerücht, daß die Geheime Staatspolizei einem Attentate­plan auf Hitler auf die Spur gekommen ist; es sollen bereits mehrere Verhaftungen vorgenommen worden sein. Von den angeblichen Tätern wird behauptet, daß sie bis vor kurzem der SA. angehört haben, inzwischen aber ins Lager der StraffersLeute hinübergewechselt sind.