Am Sarge des

Freiheitskämpfers!

REEN

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Rache für Stelling! Freiheit!"

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Der Schwur am Grabe

Ge- Wehr- Wissenschaft

Ganz aktuell

Die gleichgeschaltete Presse meldet:

Die unter dem Vorsitz des Generals von Cochen­hausen vor einigen Jahren gegründete Wehrwissenschaft­liche Arbeitsgemeinschaft hat sich fürzlich, wie wir bereits mitteilten, in die Deutsche Gesellschaft für Wehr

politik und Wehrwiffenfchaften" umgewandelt, Ihr Sig ist Berlin , wo sie im Gebände der Heeresbücherei ihre Geschäftsstelle hat. Die Gesellschaft, der für das geistige Leben der Wehrmacht und der an der militärischen Ents widlung interessierten Areise eine besondere Bedeutung zukommt, stellt als ihr Ziel die Förderung schöpferischer wehrpolitischer Betätigung und wehrwissenschaftliche For: schung hin. Sie strebt enge Gemeinschaft mit den Hoch­Idhulen an, die auch dadurch zum Ausdrud gelangt, daß zahlreiche Hochschulprofefforen und führende Persönlich teiten der Wirtschaft zu ihren Mitgliedern gehören. Die neue Gesellschaft fieht eine Aufgabenteilung in vier Gebiete vor: Krieg und die Kriegführung, Wehrpolitik und Wehr­macht, Ariegstechnik, Lehre."-

Wie vor 100 Jahren

Gegen die Maschinenstürmerei

Das Organ der westsächsischen Industriellen, die Leip­ziger Neueste Nachrichten" ersuchen die Regierung, die an manchen Stellen zu beobachtende Maschinenstürmerei" ener gisch zu bekämpfen, da sie mit dem Gemeinwohl nicht zu ver­einbaren" set.

Vom ,, Fremdenverkehr"

Drei Reisende aus Deutschland nach Oesterreich

Salzburg, 20. Juli. ( Inpreß.) Seit dem 1. Juni verzeichnen die Grenzstellen Lindau, Passau und Salzburg ie einen Rei­senden aus Deutschland nach Desterreich. Bayrische Kurorte leer

Garmisch , 20. Juli. ( Inpreß.) Die Frembensaison in Garmisch- Partenkirchen , Tölz , Mittenwald und Berchtes= gaden ist sehr schlecht. Reisende aus Norddeutschland sind so gut wie nicht vorhanden.

So schreibt England Protest und Boykott

London , 22. Juli( Eig. Bericht).

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Auf einer großen Londoner Versammlung in Carton Hall, Westminster, erklärte Captain Sidney Herbert , daß falls Deutschland sich bereit erklären würde, allen Unterdrückten, Sozialisten, Pazifisten und Juden ihre Freiheit wieder zu geben England an erster Stelle bereit sei, den Deutschen die Hand zur Versöhnung zu reichen. Bis dahin," so sagte der Redner, muß Deutschland es sich gefallen lassen, in den Augen der ganzen Welt als moralisch geächtet" dazustehen. Das Jahr 1933 weise 600 000 Dreyfus- Fälle in einem eins zigen Lande auf. Wir leben in Zeiten, in denen die enro päische Freiheit so gut wie geftorben, und auch das Gewissen. von England eingeschlafen sei." Captain Herbert und der be fannte Publizist Sannen Swaffer schlugen vor, daß die Juden Englands sich an die Spitze des Boykotts gegen Deutschland stellen, und daß alle anderen Engländer ihrem Beispiel folgen sollten.

London , 21. Juli( Insa).

Die sämtlichen englischen Arbeiterorganisationen haben einen Appell an die britische Oeffentlichkeit gerichtet, worin zum Boykott von Waren aus Hitler- Deutschland aufge= fordert wird. Es heißt unter anderem in diesem Aufruf:

,, Uebliche Protestmethoden haben dem Hitler- Regime gegenüber versagt. Diese schrankenlose Tyrannei muß mit anderen Waffen bekämpft werden."

Es werden die einzelnen Warenkategorien aufgeführt, die den Hauptbestandteil der deutschen Ausfuhr nach England bilden und die nicht gekauft werden sollen. Deutsche Filme sollen nicht besucht und nicht auf deutschen Schiffen gefahren werden.

Der Aufruf sagt dann weiter:

Der Boykottappell denischer Waren richtet sich nicht gegen die deutsche Nation, sondern soll ihrer Re­gierung beibringen, daß ihr die Verbrechen, die sie begangen hat und weiter begeht, von den Völkern der Erde nicht verziehen werden. Der Boykott soll so sein, daß das deutsche Volk den Hitlerismus abschütteln und zur Freiheit und Demokratie zurüd kehren wird.

London , 22. Juli( Eig. Bericht). Daily Herald" meldet, daß deutsche Nationalsozia listen in einem Londoner Hotel in Westend ein Braunes Haus " gegründet haben; es soll ein sogenanntes englisches Hauptquartier" der deutschen Nationalsozialisten darstellen. Die Leitung dieses Hauptquartiers" liegt in den Händen des Londoner Korrespondenten des" Völkischen Beob­achters" Dr. Tho st. Zweck und Ziel des Nazistabes" ist es, faschistische Propaganda in England zu machen und da für zu sorgen, daß Uebersetzungen von Hitler- Literatur" in englischen Buchhandlungen, Universitäten und Schulen verbreitet werden.

Die Toten von Dachau

In einem ehemaligen Pulvermagazin ist das Konzentra tionslager Dachau eingerichtet. Dort sind unter andern fol­gende Häftlinge gestorben, auf der Flucht erschossen" oder als Selbstmörder" abgemeldet worden:

Arthur Kahn, Provisionsreisender aus Nürnberg ,,, auf der Flucht erschossen";

Erwin Kahn, Kaufmann aus München , auf der Flucht erschossen";

Goldmann, Reisevertreter aus München , auf der Flucht erschossen";

Dr. Alfred Benario, München , auf der Flucht er= schossen";

Polizeimajor Hunglinger, Selbstmord"; Michael Sigmann, Sozialdemokrat aus Passing; Johann Wiesmann;

Karl Lehrberger, Kommunist aus Nürnberg , ant der Flucht erschossen";

Anton Hausladen, Kommunist, Herzschlag"; Franz Dressel, kommunistischer Landtagsabgeordneter, Selbstmord";

Mar Holy, Sekretär der südbayerischen Roten Hilfe", verschollen";

Josef Göz, Kommunist aus München , gestorben"; Dr. Alfred Strauß, Rechtsanwalt aus München , auf der Flucht erschossen";

Wilhelm Aron , Referendar aus Bamberg , auf der Flucht erschossen";

Hirsch, kommunistischer Stadtrat, verschollen".

Die Münchener Zeitungen haben bisher über einundvierzig " Todesfälle" im Konzentrationslager Dachau berichtet. Die deutsche Nation ist aufgebrochen.

( Aus der Neuen Weltbühne".)

Lieber tot als Arbeitsdienst

Der hatte wohl schon Erfahrungen mit der SA . Der nationalsozialistische Westdeutsche Beobach ter" meldet:

Am vergangenen Samstag gab es gegen 8 Uhr im Kölner Hauptbahnhof große Aufregung. Dort hatte sich unmittelbar vor der Einfahrt des Personenzuges, der von Aachen kam, auf dem Bahnsteig 5b, ein 19jähriger Schlosser aus Rem­ scheid vor den Zug geworfen. Der Heizer brachte die Loko­motive zum Stehen. Nun blieb nicht anderes übrig, als die Maschine und die beiden ersten Wagen abzufoppeln, da der junge Mann bereits vor dem dritten Wagen lag. Wunder­barerweise ist dem jungen Mann nicht das allergeringste passiert. Trotzdem war er sehr benommen. Er zitterte Heftig, als man ihn aufhob und zur Wache brachte. Dort ergab sich, daß der jetzt in Tränen zerfließende junge Mann absichtlich aus dem Leben scheiden wollte. Als Grund gab er an, daß ihm der Freiwillige Arbeitsdienst nicht zusagte, den er nun ableisten sollte. In Abschiedsbriefen an seine Eltern hatte er diese Absicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Man nahm den jungen Mann in Schutzhaft.

Daß er sich bei dem Freiwilligen Arbeitsdienst satt essen fonnte, genügte dem jungen Mann offenbar nicht. Ebenso wenig die geregelte Arbeit, die von tausenden als eine Wohl­tat angesehen wird.

Pfarrer vor Gericht!

Neuwied , 21. Juli. Am Tag der Kommunalwahlen im Frühjahr hatte sich der katholische Ortspfarrer von Sayn in sehr scharfer Weise mit dem Nationalsozialismus und der neuen Regierung befaßt. I. a. behauptete er, daß im Dritten Reich der Ehebruch erlaubt sei, daß schwächliche Kinder aus­gesetzt und Kriegsbeschädigten, die der Allgemeinheit zur Last ftelen, das Recht zum Weiterleben genommen würde. Gestern erhielt der Pfarrer von der Großen Straffammer beim Land­gericht Neuwied , dessen Vorsitzender

das Verhalten des Pfarrers als schamlose Hege und üble Wahlmache bezeichnete, an Stelle einer Ges fängnisstrafe von 5 Wochen 500 Mark Geldstrafe,