DAS BUNT TA GLICHE UN TIE RHALTUNGS-BEILAGE lin Motfkzeitsmafkl im Jahwe 1560 Xa st s ic 8rfko n^ esefin Als Eberhard Graf von Württemberg im Jahre 1474 die Tochter des Herzogs von Mantua   heiratete, wurden auf seinem Schloß in Ansbach   14 000 Personen gespeist. Aus drei Springbrunnen floß der Wein? daß er aus dem Blut der vonenden Bauern gekeltert war, sah man ihm nicht an. Die prunkvollste Hochzeit Die prunkvollste Hochzeit, die eS wohl je in deutschen  Gebieten gab, leistete sich Magdalena, die Tochter des Her» zogS Georg von Sachsen  . Sie heiratete den Herzog Joachim von Brandenburg und feierte ihre Hochzeit fünf Tag« und fünf Nächte lang. 22 Fürsten  , 10 Fürstinnen, ö Prinzen und 2ti Grafen waren mit nicht weniger als 2084 Pferden ge- kommen, um der Braut zuzutrinke». Der Brautvater über- nahm die gesamten Hochzeitskosten. Er selbst trug goldene Ketten auf sich, die 20 000 Gulden wert waren.»Roter Samt war die gemeinste Tracht", hieb es in der alten Chronik, die darüber berichtete. Was man damals und trank, ist leider nicht bekannt? wir können aber eine andere Hochzeit an- führen, von der alle dabei verzehrten Lebensmittel genau feststehen. Eine bescheidene Speisekarte Für die Vermählung des Grafen Günther von Schwarzen» bürg, die im November des Jahres 1560 stattfand, wurde folgendes eingekauft: 700 Malter Korn lein Malter bestand aus vier Scheffeln), 120 Hirsche, 160 Rehe, 150 große und kleine Schweine, 820 Hasen, 20 Auerhähne. 850 Birkhühner, 300 Rebhühner, 200 Kapaunen, 600 Haselhühner, 85 Schock Krammetsvögel, 155 welche Hühner, 20 Schioäne, die eigens gemästet worden waren, 24 Spanferkel, 24 Pfauen, 14 Schock andere Vögel, 8 Schock Wildgänse, 100 Hammel, 100 Ochsen, 45 Schock zahme Vögel,»550 Schock Eier sdas sind rund 200 000 Stück!). 175 Schock Tauben, 255 Spanferkel, bereits gebraten, 200 Seiten Speck, 8 Rinder, geräuchert, 47 Schweine, geräuchert, 24 Kälber, ein Jahr alt, 40 Kälber im Säuglingsalter, 4 Tonnen Schmalz, 8 Tonnen Butter, 7 Faß Weinessig, 10 Faß Bier- essig, 200 Faß eingemachtes Wildbret, 720 Schock große Karpfen, 21 Zentner Hechte, 85 Schock Aale, die gleiche Menge grüner Forellen, 7 Fuder Krebse, 20 Stübchen(?) Schmerlen, 24 Tonnen kleiner Gemangfische leine heute nicht mehr fest- stellbare Bezeichnung), 10 Schock Neunaugen, 80 Schock Barbensaalfisch, 3 Tonnen gesalzenen Hecht, 6 Tonnen ge- salzenen Lachs, 2 Tonnen Stör, 1 Tonne Aal, gesalzen, 1 Ballen Schollen, 3 Tonnen Rotschier, 4 Tonnen Roggen, 8 Tonnen Hering,» Schock gedörrte Lampretten, 8 Scheffel Pflaumen, 1 Tonne Honig, 13 Zentner Wachs, 2 Zentner Späne für Beheizung. 2 Zentner Reis, 3 Zentner Hirse, 10 Zentner Unschlittkerzen, 1 Zentner Kirschenmus, 121 große Parmesankäse, 700 Hollänberkäse, 4 Körbe Rosinen, 1 Butte Oblaten, 700 Kronen bar für verschiedene Zuckerwaren, außer Haus angefertigt, 200 Taler für Zwiebeln, 700 Klafter Heizung swell es gerade stark fror) und 4800 Malter Hafer für die Pferde der Gäste. Was die Getränke anbelangt, so wurden angeschafft: 20 Lägel Malvasier, 25 Lägel Rhein- wein, 25 Fuder anderen Weins vom Rhein  , 30 Fuder Würz- burger Wein, 6 Fuder Neckarwein, 12 Faß Breihahn, 24 Tonnen Hamburger Bier, 12 Faß Elmbeckcr Bier, 12 Faß Braunschweiger Bier, 6 Faß Geese, 6 Faß Windischbier, 6 Faß Arnstädter, 30 Faß Zellischer Bier, schließlich noch 220 Faß Spießerbier für das Gesinde, sowie 10 000 Eimer Land- wein für dasgemeyne Volk". Dazu kamen noch 45 000 Taler für neue Kleidung der Bediensteten im Schlöffe selbst, 5500 Taler für Stallung, 1000 Taler für Geschirr und Tischzeug nebst Teppichen. Die»gute» alte Zeit". Neben diese Speisekarte muß man aber einmal die Lebensverhältnisse halten, unter denen der größte Teil der damaligen Bevölkerung dahinvegetierte. Mehr als einen Raum hatte fast kein Bauer zur Verfügung. Brot war die Hauptnahrung. Ein Fleischtag glich einem Fest. Ausländische Delikatessen kannten sie nicht einmal vom Hörensagen. Wer ein Pferd hatte, war schon begütert zu nennen. Mehrere Tage in der Woche mußten sie für den Herrn arbeiten, ohne Lohn dafür zu bekommen. Mit einem Wort: Es war die »gute, alte Zeit". Hast du sis schon gesehen, wenn sis am Abend Aus den Fabriken herdenweise wandern?... Mit müden Schritten, stumpfen Blickes gehn die einen, Und wie erlöst von langer Qual die andern, Sie alle sind voll Sehnsucht, voll Erwartung Der kargen Freuden, die der Abend bringt, Und ihre Augen, seltsam groß und leuchtend, Erträumen etwas, das im Nichts verklingt, Eh' noch die Feierstunden enden. Dann und wann Wagts einer wohl und greift nach Traumgesichtern, Die flimmernd seine grauen Stunden leise hellen,, Die nächste graue Stunde macht ihn nüchtern, Weil an Maschinen sie wie Glas zerschellen. ... Und wieder Tag für Tag siehst du sie wandern In die Fabriken, heimwärts, müden Blicks, Voll Sehnsucht nach dem Beben, nach den andern, Die ihre Brüder sind und die sie doch nicht kennen, Die vergessene Jffetnbafkn fin einzigartiger ,.. und ein riesiger&inderlohn In Schweden   hat die ungeahnte Auffindung eines Gold, und Edelsteinschatzes ungeheures Aufsehen erregt. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt eS sich um den im Jahre 1633, also vor genau dreihundert Jahren, verschwundenen Schatz Gustav Adolfs  . Die aufgefundenen Juwelen, Münzen, Gold- arbeiten stellen einen Millionenwert dar? der Fund gehört zu den reichsten, die je gemacht worden sind. Der glückliche Finder des Schatzes ist ein 42jähriger Landmann namens Jensson, der in der Nähe des PfarrhofeS der Gemeinde Kropp  (Bei Helsingborg  ) einen Besitz von wenigen Jucharten lein«igen nennt. Jensson arbeitete in seinem Gemüsegarten und hackte seine Kartoffeln. Plötzlich stieb die Hacke auf etwas Hartes. Wie groß war fein Erstaunen, als er nach halbstündiger Arbeit eine eiserne Truhe bloßlegte von dreiviertel Meter Breite und einen halben Meter Höhe. Er mußte seine Frau zu Hilfe rufen, um den schweren eisernen Kasten aus der Erde zu ziehen und nach Hause zu bringen. Als Jensson endlich den Deckel heben konnte, wollte er kaum seinen Augen trauen. Vor den staunenden Blicken deS Bauern- paares blitzten Diamanten, funkelten grüne und rote Edel- steine, gleißte das Gold schwerer Ketten und Armbänder. Große silberne Kruzifixe, mit Rubinen und Smaragden ver- zierte schwere Pokale, uraltes venezianisches Porzellan- geschirr, aus Gold und Silber getriebene Figuren lagen in Reih und Glied nebeneinander. In einem abgesonderten Fach der Truhe fand er eine große Menge von Goldmünzen. Insgesamt zählte er 378 Wertgegenstände. Eines war dem Mansie sofort klar, daß der Schatz schon seit uralten Zeiten in der Erde liegen mußte. Schon sein Urahn im 17. Jahrhundert hatte dieses Fleckchen Erde   be- arbeitet. Jensson meldete der Behörde, was er in feinem Acker gefunden, und behielt sich alle Rechte vor. Bald fand sich eine Abordnung des Nationalmuseums tu Stockholm  auf dem Bauernhof in Kropp   ein. Die Verblüffung der gelehrten Herren kannte keine Grenzen. Die Geschmeide er- kannten sie sofort als edelste Arbeit der späteren Gotik. Dar- unter befanden sich aber auch Kunstwerke, welche die Meister- band von Künstlern des 12. und 13. Jahrhunderts verraten. Nach vollständiger Untersuchung hegten die Sachverständigen keinen Zweifel mehr, daß die 878 Stücke aus der Schatz» kommer eines schwedischen Herrschers stammen mußten. Die Geschichtskundigen erinnerten daran, daß der sogenannte Wasa-T ch a tz, eine Sammlung von Kostbarkeiten der alten schwedischen Könige, vor dreihundert Jahren spurlos ver- schwunden war. Sein letzter Besitzer war König Gustav Adolf   gewesen, der im Jahre 1632 bei Lützen   sieh In den Wirren nach des Königs Tode war der Wasa-Schatz abhanden gekommen und trotz allem sorgfältigen Suchen seiner Nachfolger niemals mehr zu finden gewesen. DaS Nationalmuseum hat bereits beschloffen, den Fund als Nationaleigentum zu erklären und in seinen Räumen aufzustellen. Der Finberlohn aber, wird so reich bemessen werden, daß derLanbmann Jensson keine Kartoffeln mehr zu hacken braucht. WaS kann der Mensch nicht alles vergessen! Gepäckstücke, Stöcke, Regenschirme, Handtaschen und sogar kleine Kinder, was von der Polizei ohne weiteres bestätigt werben kann. Der Weltrekord im Vergessen wurde aber in Paris   ge- schlagen. Dort fand vor zwei Jahren im Wäldchen von VineenneS die große Kolonialausstellung statt, und als die Zelte abgebrochen waren, blieb eine voll aus- gerüstete Kleinbahn mit ihren Schienen, Lokomotiven und Waggons übrig. Anscheinend weiß niemand, wem sie eigent- lich gehört. Zwei volle Jahre wartet jetzt diese Kleinbahn, daß ihr Besitzer sich melde und sie abhole. Nachdem sie ein« gute Weile stillgestanden, fing sie in ihrer Langeweile wieder zu laufen an und sie läuft auch heute noch in dem schönen Bineenneser Wäldchen. Ringsherum lagert an Sonntagen das Volk von Paris  , das Volk der Kindermädchen, der Sol- daten aus dem nahen Fort, der Verliebten aller Sorten. Die Leute haben zusammenklappbare Tischchen ausgestellt, ein verschossenes Wachstuch darüber gebrettet, und nun spielen sie um einen dicken Kupsersou Manille oder noch lieber Belote. Andere haben wieder richtige Kegelbahnen angelegt, wo mit schweren Metallkugeln ungeheuer geschickt aus kleinere Kugeln geschossen wird: das beliebte»Jeu de Boule". Schtttzenstände wurden errichtet, um mit Pfeil und Bogen die Stärke und Sicherheit der Arme zu erproben. Mitten durch dieses vielgestaltige Idyll hindurch läuft un- verdrossen das Bähnchen. Es gehört eigentlich niemandem? mehr, da eS innerhalb der gesetzlichen Jahresfrist nicht ab- geholt wurde. So wird eS noch lange Zeit weiterlaufen, bis die Räder versagen, die Schienen zerbrechen und die Lokomotive vor Altersschwäche keinen Atem mehr hat. An diesem Tage wird man betrübt feststellen, daß wiederum ein Stück des guten alten Paris   verschwunden ist.., 3>er fatzsüuremagen Der italienische Artist CarloValdini.der dieser Tage in London   austrat, durfte der einzige Mensch sein, der über einenTalzsäuremagen" verfügt. Valdini behauptet, einen säure-immunen Magen zu haben, der es ihm erlaubt, ganz ansehnliche Mengen verdünnter Salzsäure zu sich zu nehmen. Durch jahrelange Hebung hat sich Valdini diese Unempsindlichkeit anerzogen. Die Mediziner haben den Fall begutachtet und allerdings festgestellt, daß der Artist von Natur bereit» eine sehr geeignete Konstitution aufweise. Kürzlich wurde Valdini von einem Varietedirektor ange- klagt,gepantscht", das heißt allzuviel Wasser der Säure zu- gefügt zu haben. Infolgedessen sei der Direktor empfindlich blamiert worden. Der Richter wies jedoch die Klage mit der Begründung ab, man könne es keinem Menschen zutrauen, Gift auf Kommando zu sich zu nehmen, vielmehr wolle man die Gesundheitsbehörde»um Eingreifen veranlassen. Der(Brief Von Jo Kann« 9töa 1er Die Halle des Hotels Royal in Rapallo   lag in der kühlen Stille des frühen Nachmittags. Der Portier lehnte über dem Gästebuch gebeugt, und da er einen dunklen Klem- mer trug, wußte man nicht, ob er wache oder schlaf«. Die weißblonden Haare der Zeitschriftenverkäuferin, üaS Saisonereignts von Rapallo  , waren hinter einem Stoß von Magazinen verschwunden und leise nur spiegelte sich der helle Schein auf dem Glanz der bunten Papiere. Auf der Boybank saßen still und träge drei junge Burschen, auf dem Kopf eine runde, schachtelförmige Kappe, flott über das linke Ohr geschoben. Sie saßen dort, ohne sich zu rühren und ohne ein Wort zu sprechen, immer bereit, auf ein Zeichen auszuspringen und einen Befehl auszuführen. »Hallo einen Whisky," rief plötzlich eine Stimme aus einem der tiefen grünen Ledersessel. Sofort, Mister Brown." Ter Boy eilte in die Office. In diesem Augenblick fuhr aus der breiten Rampe des Hotels ein roter Wagen vor. Seine hohe und mächtige Motorhaube bedeckte zwei Drittel des Wagens und ließ nur Platz für zwei Sitze am Volant. Ter Wagen stoppte. Ein eleganter Herr stieß die schwingen- den Flügeltüren auf. Mister Brown im Hotel?" fragte er laut die BoyS. Im Wintergarten." William Brown tauchte aus der kühlen Tiefe des LeberS auf. Sie wünschen mich zu sprechen?" Mister Brown?" -Ja." Ich muß Ihnen eine bedauerliche Mitteilung machen." Sie? Mir?" »Ihre Frau betrügt Sie." William Brown sah verwundert auf. Ein abweisendes Lächeln lag um seinen Mund. »Ich kenne Sie nicht. Wer sind Sie?" Mein Name tut nichts zur Sache." Der Fremde blieb höflich und korrekt und entnahm seiner Briestasche einen halben Bogen.»Ist das die Schrift Ihrer Gattin?" William Brown starrte verwirrt auf die ihm bekannten Schriftzüge. »Liebster!" las er,eile sofort zu Deiner sich zärtlich nach Dir sehnenden Renee, die keinen anderen Wunsch hat, seitdem ihr Mann weg ist als Dich in ihre Arme zu schließen. Ich erwarte Dich halb drei im Hotel Ambassadeur in Genua  , um Dich" Hier riß der Brief ab. Tie zweite Seite fehlte. Wie kommen Sie zu diesem Brief?" »Auch das werden Sie später erfahren," trat der Fremde einen Schritt zurück,inzwischen aber bin ich gern bereit, Ihnen meinen Wagen zur Verfügung zu stellen." »Ihren Wagen? Danke." »Sie können in zwanzig Minuten in Genua   sein." Bedaure." Der Wagen macht hunbertvierzig Kilometer." Wie spät?" Zehn Minuten nach zwei Uhr." »Ihr Anerbieten" Eine Selbstverständlichkeit unter Ehrenmännern." Der rote Wagen vor dem Eingang des Hotels zitterte leise in verhaltener Kraft. Die weiße Straße entlang der Küste, hinter St. Mar- geritha steil aufsteigend zur Höhe von Lorenzo, und nach einigen scharfen Kurven wieder bis zum Meer abfallend, flog er an den Palmen und Gärten von Nervi   und Quinto al Mare vorüber. Der rote Wagen steigerte seine Fahrt von Minute zu Minute. Kein Berg minderte die Geschwin­digkeit, keine Kurve bot trotz deS Einlaufens mit hundert Kilometer Gefahr. Glatt und ruhig lag der Wagen in der Hand des Führers, die Karosserie klang in den tausend Um- drehungen des Motors hell und silbern. Selbst die durch die Nervosität des Fahrers bedingten Bewegungen glich der Wagen durch eine Stabilität gleichmäßig aus. Schon tauchte das Fort Castellacio, die Paläste der Via Roma auf, die Straße wurde enger, bergauf, bergab, bog in den Corso Andrea ein. Der rote Wagen stoppte seine rasende Fahrt auf vier Meter und hielt vor dem Hotel Ambassadeur. »Meine Frau?" »Ihre Gattin ist vor zehn Minu'en ausgegangen, Mister Brown," antwortete der Portier.' »Ausgegangen?" »Sie hat einen Brief hinterlassen." Für mich?" Der Portier nickte. Hier ist der Brief." William Brown riß nervös den Umschlag aus. Ei» halber Bogen fiel heraus. Es war der zweite Teil des Schreibens, das man ihm vor zwanzig Minuten in Rapallo   überreicht hatte. William Brown las: um Dich zu bitten, mir nicht böse zu sein, daß ich Dich, liebster Mann, unter so geheimnisvollen Umständen nach Genua   rief. Aber Deine kleine einsame Frau hatte so große Sehnsucht nach Dir und hätte so gern den wunder- schönen roten Wagen, der Dich nach hier brachte. Nachdem Du ihn unter so schwierigen Umständen ausprobiert hast und sicher von seiner Leistung überzeugt bist, wäre ich Dir so dankbar, wenn Du ihn Deiner Renee kaufen würdest, schon aus Freude darüber, daß Deine kleine Frau Dich nicht betrügt, sondern Dich treu und brav im Salon des Autohauses Spazedoni erwartet, um Dir beim Unter» schreiben des Kaufvertrages zuzusehen."