Das Neueste
Am 5. Auguft hatten die französischen Truppen auf ihrem Vormarsch in Südmarokko heftige Kämpfe mit den zum Widerstand entschlossenen Eingeborenen zu bestehen. Eine Havasmeldung aus Rabat besagt, daß dabei 1 Offizier und 9 Fremdenlegionäre und algerische Schüßen gefallen und vier Offiziere und 18 Legionäre und Schüßen verwundet worden feien.
Straßburg , 8. Auguft. Das Straßburger Streik. komitee hat dem Präfekten des Departements Unterrhein feine Bereitwilligkeit zur Kenntnis gebracht, sich dem Schiedsspruch des Arbeitsministers zu unterwerfen. Die Arbeitgeber wollen aber mit den Arbeitnehmern erst vers handeln, wenn diese die Arbeit wieder aufgenommen haben.
Das Journal meldet ans Madrid , daß demnächst das Statut der Autonomie des Bastenlaudes ver= öffentlicht würde. Die drei baskischen Provinzen würden ein eigenes Parlament erhalten. Der Plan sei bereits von den Delegierten sämtlicher Gemeinden gebilligt worden und soll nunmehr durch eine Voltsabstimmung sanktioniert werden.
Berlin , 7. Aug. Die Geheime Staatspolizei hat die Post beauftragt, alle Auslandssendungen zu öffnen, deren Absender Firmen, Vereine oder öffentlich- rechtliche Körpers schaften sind.
worden.
In Burg bei Magdeburg wurden weitere 41& ommunisten, in Bonn 27 und in Breslau 23 Kommunis ften festgenommen. Auch in Westfalen erfolgten neue Kommunistenverhaftungen.
Während einer Auseinandersetzung in Königsberg schoß ein Hausbesitzer ein Mieterehepaar nieder. Der Mann liegt hoffnungslos danieder.
Durch eine Feuersbrunst im Cornwallis- City( Ontario ) in Nordamerika sind etwa 60 Gebäude zerstört worden.
Ein mit Judern dicht besetztes Fährboot ist auf dem Meghna- Fluß in Bengalen gefentert. Ungefähr 100 Personen ertranfen.
Die Nachrichtenabteilung der Königsberger SA. hat, offen: bar durch Verrat, eine Funktionär- Versammlung der Kom munisten überrascht und dann, im Zusammenhang mit der Geheimen Staatspolizei, wiederum offenbar durch Verrat, eine Reihe von Verhaftungen einer Kurierstelle vorge nommen. Es wurde der Reichstagsabgeordnete Kosta und ein Raffierer Behling verhaftet, ferner der frühere Reichstagsabgeordnete Pug. Diese Berhaftungen wurden in Berlin vorgenommen, nachdem von Königsberg aus die Spuren verfolgt werden konnten". Die amtliche Meldung betont, daß im ganzen Norden Deutschlands die kommunistischen Organisationen starke und gefährliche Aktivität entfalten.
Die Mannesmanner Werke in Düsseldorf wollten dieser Tage 200 Arbeiter entlassen. Das ist von den zuständigen Instanzen nicht genehmigt worden. In der Zeit der dauern= den Siegesberichte und der Ueberwindung der Arbeitslofig keit dürfen so große, den ganzen Schwindel entlarvende Entlassungen nicht vorgenommen werden. Die zur Entlassung bestimmten Arbeiter gehen im Betrieb spazieren und haben teine Beschäftigung. Man nimmt an, daß die Firma Mannesmann den Lohn für diese Leute vom Reich bekommt.
Der befannte kommunistische Abgeordnete Paul Hoffmann ift, wie uns mitgeteilt wird, den erlittenen Verlegungen im Staatstrantenhaus erlegen. Die Schlußfolgerung liegt nahe, daß Paul Hoffmann ein Opfer fürchterlichster Mißhand: lungen geworden ist.
Die Zahl der Toten, die die Racheaktion der SA. im An: schluß an das Schmausattentat gefordert hat, beläuft sich nach den bisherigen Ermittlungen auf nicht weniger als 19 Tote und 20 Verwundete!
Wegen eines am 31. Jannar d. J. im Harburger Stadtteil Wilhelmsburg verübten Feuerüberfalls auf Stahlhelmer verurteilte das Sondergericht den Bäcker Eduard Hote wegen Rädelführerschaft beim Landfriedensbruch zu neun Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust und den Arbeiter Richard Trampenau, der angeblich überführt worden war, bei dem Ueberfall geschossen zu haben, wegen versuchten Mordes" zum Tode!
Nach einem Erlaß des preußischen Staatsministeriums ist die Eidesabnahme in weltlicher Form auf die Fälle zu beschränken, in denen sie unvermeidlich ist. Deutsche Gerichte werden," so heißt es in der Verordnung, in der religiösen Eidesform im Gegensatz zur weltlichen die Eidesform er= blicken, die allein den sittlichen Ueberzeugungen des deutschen Boltes entspricht".
Wie lange noch wird sich das GChristentum von diesem Mordregiment mißbrauchen lassen?
Die von Hitler verkündete Volksgemeinschaft soll nun endlich zur Tatsache werden; allerdings nur für einen Tag. Denn an einem Tage des Jahres, so wird eine kommende Verordnung Hitlers in Aussicht gestellt, sollen alle Leute in Deutschland ganz bescheiden essen, damit die Ersparnisse dieses Mahles der„ Stiftung die Opfer der Arbeit" zugute kommen. Einmal im Jahre Bohnenjuppe für alle und die Volksges meinschaft ist da. Seil Hitler !
Durch eine Verordnung des Reichsarbeitsministers ist die Gründung einer faffenärztlichen Vereinigung vorgeschrieben worden. Reichsführer dieser Vereinigung ist der Borsitzende des Reichsverbandes der Zahnärzte geworden, es ist ein Reichszahnarztregister, ähnlich wie beim Reichsverband Denticher Dentisten, geschaffen worden. Wer nicht in diesem Register steht, wird nicht zur Kaffenpraris zugelaffen, mit anderen Worten: Auch hier werden Juden und Marristen" zum Hungern verurteilt,
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Dr. Thorwesten:
Deutschland von draußen on draußen
Zu der Nachricht, daß wegen des Fällens der Hindenburg- Eiche auf dem Tempelhofer Feld zu Berlin den Kommunisten in den Konzentrationslagern für drei Tage das Mittagessen entzogen worden sei, schreibt der Kopen hagener Sozialdemokrat“:„ Wenn dieses Tele gramm nicht von Berlin ausgesendet worden wäre und deshalb als echte Nazimitteilung angesprochen werden müßte, könnte man zu dem Glauben gelangen, es handele sich hier um ein Beispiel für das, was die National sozialisten Greuelpropaganda nennen. Die Roheit ist so himmelschreiend, daß alle Kommentare überflüssig sind. Nur darauf mag aufmerksam gemacht werden, daß der sadistische Gedanke auf die gefangenen Kommunisten angewendet wird, die doch die einzigen Menschen in Deutsch land sind, die nachweislich keine Schuld an dem Fällen der Eiche traf.
SA.- Führerschule für Dänen
Den dänischen Nationalisten geht es nicht gut. Ihre Zahl ist gering und wird immer noch geringer. Außerdem haben sie heftige Streitigkeiten im eigenen Lager. Der bisherige Führer, ein Rittmeister Lembke, hat als " Führer" zurücktreten müssen. Ein gewisser Dr. Clausen ist als„ Filialhitler" eingesetzt worden. Die Inseln See land und Fünen und die Stadt Kopenhagen sollen Spezialführer erhalten. Herr Clausen erklärt in einer Proklamation, der große Führer werde kommen, wenn man ihn nötig habe, dann aber müsse ihm gefolgt werden.
Die Organisation ist, wie gesagt, sehr schwach, und die nationalistische Presse ohne jede Bedeutung. In Kopen hagen gab es noch vor kurzem drei kleine Naziblätter. Das eine, der„ Neue Tag", ging schon nach einem Monat ein. Das andere, der„ Kampf" genannt, hat jetzt ebenfalls feinen Kampf aufgegeben. Uebrig geblieben ist ein kleines Wochenblatt, das in dem ehemaligen Nordschleswig gedruckt wird.
Nun wollen die deutschen Nazis den dänischen Brüdern zu Hilfe kommen. Zuerst war von wirtschaftlicher Unterstützung die Rede. Dieser Gedanke scheint aber aufgegeben zu sein, und dafür soll in Deutschland eine Führerschule für dänische Faschisten eingerichtet werden. Die dänischen SA. - Männer werden auf Kosten des dritten Reiches in Deutschland ihre Ausbildung erhalten.
Hilfe für jüdische Emigranten
Das Judentum im Ausland ist nach wie vor sehr eifrig in der Unterstützung der jüdischen Flüchtlinge. Es findet dabei wirksame Hilfe bei einer Reihe von Regierungen.
So hat der australische Verteidigungsminister Sir George Pearce erklärt, daß seine Regierung ein großes Interesse an der Errichtung einer großen jüdischen Kolonie in dem unbewohnten Territorium Nordaustraliens habe. Die Pläne für diese Ansiedlung werden eifrig in der Regierung in Melbourne erörtert.
Die türkische Regierung hat ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, eine Anzahl Juden aufzunehmen, namentlich Fachgelehrte und Handelskundige, sowie wenn möglich Techniker, Chemiker und Aerzte. Sie sollen besonders die türkischen Studenten unterweisen und für die neugegründete Konstantinopeler Universität auch bereits eine Anzahl von jüdischen Professoren aus Deutschland berufen worden.
Mit den Regierungen von Argentinien und Brasilien wird über Möglichkeiten der Einwanderung verhandelt, und diese beiden Staaten haben erklärt, daß sie dem Gedanken sehr sympathisch gegenüberstehen.
Die persische Regierung will jüdische Techniker auf nehmen.
In Frankreich bemüht man sich ebenfalls um die Unterbringung der steigenden Zahl jüdischer Flüchtlinge. Man erwägt die Errichtung einer Kolonie in Südfrankreich oder möglicherweise in Marokko oder Tunis .
Jm englischen Parlament hat der konservative Abgeordnete Locker- Lampson den Entwurf eines Gesetzes eingebracht, durch das den Juden die Einbürgerung erleichtert werden soll.
Pgs. unter Kontrolle
Genosse Albarda gibt in„ Het Volk" Kenntnis von zwei Zirkularen der Berliner Gauleitung der Nazis, die die Nummern 8 und 9 tragen. Zirkular Nr. 8 besteht aus drei Paragraphen. In dem ersten Paragraph heißt es, daß es trotz fortgesetzter Aufklärung noch immer verkommt, daß ältere Parteigenossen und selbst Funktionäre ,, ohne irgend welchen Grund" Kritik an der Partei und den Führern übten. Der Gauleiter macht es allen Funktionären und Parteigenossen zur Pflicht, solche Fälle unmittelbar den höheren Instanzen zu melden.„ Wer das unterläßt, macht sich strafbar."
Der zweite Paragraph führt Klage darüber, daß die politischen Gegner üble Gerüchte über die Naziführer, die öffentliche Aemter bekleiden, in die Reihen der Partei hineintragen.„ Wer an der Verbreitung solcher Gerüchte auch nur im geringsten mitwirkt, soll dafür mit Gefängnis oder Zuchthaus bestraft werden."
Jm dritten Paragraph wird befohlen, daß diese Anordnung allen Funktionären, sowie allen männlichen und weiblichen Parteigenossen in Groß- Berlin zur Kenntnis gebracht werden soll. Die örtlichen Gruppenleiter werden für die restlose Durchführung persönlich verantwortlich gemacht.
,, Kommunistische Kampftruppen"
Liegnitz , 5. August. Die Staatspolizei Liegnitz hat zahlreiche kommunistische Kampftruppen in Schmiedeberg( Riesen gebirge ) und Umgegend festgestellt, die militärisch geschult wurden und die Aufgabe hatten, auf Befehl der Zentralstelle loszuschlagen.
Ferner hatte die KPD. versucht, im Regierungsbezirk Liegnitz einen Nachrichtendienst einzurichten und die Partei neu aufzubauen. Jusgesamt sind 61 Kommunisten festgenommen worden.
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Aus dem Zirkular Nr. 9 ergibt sich, daß der Boykott der jüdischen Händler noch keineswegs abgestoppt ist. Es heißt da:„ Alle Parteigenossen sind ver pflichtet, einander gegenseitig kontrollieren, daß nicht in jüdischen Ge schäften gekauft wird. Jedes Parteimitglied hat das Recht, einen Parteigenossen, der bei einer Ueber tretung ertappt wird, unmittelbar anzuzeigen. Das ge schieht bei der örtlichen Gruppenleitung, die in dem Fall, daß die Anzeige sich bewahrheitet, dem, der die Vor schriften übertreten hat, seine Mitgliedschaft entzieht." Ferner soll darüber gewacht werden, daß von den Parteigenossen regelmäßig Karten zu den Parteiveranstaltungen gekauft werden. Es wird einfach angeordnet, daß die Parteimitglieder Karten, die die Funktionäre anbieten, kaufen müssen. Tut jemand das nicht, so muß er eine schriftliche Erklärung abgeben. Schließlich fordert das Zirkular Nr. 9 aufs nachdrücklichste, daß die Parteigenossen ihre allergrößte Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit der politischen Gegner lenken. Flug- und Agitationsschriften müssen der Gruppenleitung übergeben werden. Die Verfasser und Verbreiter solcher Schriften sind festzunehmen und der Gruppenleitung vorzuführen. England erzieht Hitler
Die„ Times" hat bekanntlich einige Auszüge aus Hitlers ,, Mein Kampf " veröffentlicht. Sie schließt die Publikation mit einem sehr kritischen Artikel ab, an dessen Ende sie sich mit Hitlers außenpolitischen Ideen beschäftigt:„ Herr Hitler ist ein Mann, der eine Beschwerde zu führen hat, und Deutschland , auch das nichtnationalsozialistische Deutschland ist eine Nation, die eine Beschwerde zu führen hat. Das wird in diesem Lande verstanden, aber es muß klar ausgesprochen werden, daß die einzige Methode, mit der Deutschland seine Ansprüche nicht repräsentieren darf, der Appell an das Schwert ist. Der Der sicherste Weg, alle Länder einschließlich Groß britannien gegen sich zu vereinigen, ist der, mit dem Krieg als einem Instrument der Politik zu drohen. Auf diese Methode ist von allen Nationen einschließlich Deutsch lands feierlich Verzicht geleistet worden. Man muß an nehmen, daß sich Herr Hitler als Reichskanzler dadurch gebunden fühlt, weil seine Regierung den Viermächtepakt unterzeichnet hat, der die Treue zum Briand - Kellogg Pakt aufs neue unterstreicht. Dies mag als ein will kommenes Zeichen begrüßt werden, daß die Verantwort lichkeit des Amtes einen mäßigenden Einfluß ausübt. Es gibt noch andere Anzeichen. In der Opposition verwarf die Nazi- Doktrin jede Jdee einer internationalen Kontrolle der deutschen Rüstungen. Jetzt hat man die Kontrolle akzeptiert unter der berechtigten Voraus setzung, daß sie auf alle Nationen in gleicher Weise angewendet wird... Der Kanzler Hitler zeigt sich weiser in Worten als der Agitator Hitler . Der Meisterpropagandist muß sich nun als einen Meister der Staatskunst erweisen, und das ist offenbar ein ganz anderes Geschäft. Seine Chance, ein konstruktiver Staatsmann zu werden und eine ehrenvolle und gleichberechtigte Rolle bei den übrigen Führern Europas zu spielen, hängt nun davon ab, ob er seine eigenen Extremisten im Zaume zu halten vermag. Das bedeutet für ihn, daß er den delikaten Versuch machen muß, seinen Anhängern zu lehren, daß sie in gewissen sehr wichtigen Beziehungen seine Taten von heute mehr beachten müssen als seine Lehren von gestern. Bis jetzt hat er noch nicht den Beweis geliefert, daß er dazu fähig ist."
Die„ Times" veröffentlichen in ihrer Nummer vom 26. Juli den Aufruf, den Labour Party und Trade Unions zur Unterstützung der Opfer des Hitlerregimes erlassen haben.
In derselben Nummer macht das Blatt Mitteilungen über den Versuch Görings, die Zustimmung der britischen Regierung zum Ankauf britischer Militärflugzeuge für Polizeizwecke zu erhalten. Die„ Times" erfährt, daß eine der Firmen, an die sich die deutsche Regierung gewandt hat, die Hawker Engineering Company war, und daß sie es dabei besonders auf ein zweifigiges Kampfflugzeug " Demon" abgesehen hatte. Dieses Flugzeug ist mit zwei Maschinengewehren ausgerüstet. Die Company soll es abgelehnt haben, deutsche Kaufanträge in Betracht zu ziehen, und wie weiter berichtet wird, weigert sich die britische Regierung, ihre Zustimmung zu einem Verkauf zu geben, der nicht im Einklang mit den Bestimmungen des Versailler Vertrags steht.
Die holländische sozialistische Presse wendet sich gegen den Artikel der Internationalen Information, in dem der Besuch Hendersons bei Hitler kritisiert wird. Henderson habe seine Pflicht erfüllt. Mit der Entschlossenheit des Engländers, für die die Holländer nur Bewunderung hegen könnten, vollbringe er seine Aufgabe. Was den Besuch bei Hitler angehe, so ist der Verfasser des Artikels überzeugt, daß Arbeiter, die nicht nur ihrem Gefühl folgen, sondern auch ihrem Verstand, die politische Einsicht haben, und die Wirklichkeit zu sehen verstehen, das Verhalten von Henderson begreifen und es ihm danken werden, daß er sich auch dieser bittern Pflicht unterzogen hat.
Keine Fremden auf der Herbstmesse
Die englischen Firmen werden mit Briefen bombardiert und durch deutsche Vertreter fortwährend aufgesucht, die sie zu einem Besuch der Leipziger Herbstmesse zu bewegen suchen. Wie man in London erfährt, werden diese Anstrengungen vergebens sein. Da von London aus eine starke und nach allen Ländern gerichtete Boykottbewegung gegen Deutsch land ausgeht, wird hier angenommen, daß auch aus Frank reich, Belgien , Holland , Polen und der Tschechoslowakei die Besucher im wesentlichen wegbleiben werden.