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Die verkannte Koryphäe

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Zwei jüdische Hochschulprofessoren:

Um Gottes willen, Herr Kollege, was will der SA. - Mann? Werden wir verhaftet?" Aber nein, Herr Kollege, das ist doch der Nachfolger von Einstein ."

Denen ist Löbe ausgeliciert

Der Reichstagpräsident in einem der übelsten Konzentrationslager

Nach einer ausführlichen Schilderung des Manchester Guardian" ist heute Dürgon das gefürchtet ste aler deutschen Konzentrationslager. Es ist jenes La­ger im Bezirk Breslau , in das auch der frühere Reichstags­präsident Röbe eingeliefert wurde. Ueber die Einzelheiten der Schrecken und Foltereien, die dort an der Tagesordnung find, berichtet das in der britischen Oeffentlichkeit hoch an­gesehene Blatt.

Die Nachtruhe der Gefangenen wird dauernd durch so­genannte Feueralarmübungen durchbrochen. Wenn das Sig­nal ,, raus" ertönt, müssen die Gefangenen augenblicklich vor den Baracken erscheinen, Exerzierübungen beginnen, um nach kurzer Zeit wieder in die Baracken gejagt zu werden. Solche Aktionen wiederholen sich mehrmals in einer Nacht.

Am schlimmsten ergeht es den ehemaligen freien Gewerks schaftern, den sozialdemokratischen Abgeordneten und allen jenen, die einmal in der SAP. oder im Reichsbanner eine Rolle gespielt haben. Das ist ein neuer Beweis für die wiederholt gehörte Tatsache, daß die Sozialdemokraten in den Konzentrationslagern viel schlechter behandelt werden wie die Kommunisten. Man zwingt beispielsweise sozialdemos fratische Insassen in einen Schweinestall zu gehen, mit ben Schweinen einen Händedrud" zu wechseln und die Schweine als Genossen" anzusprechen, während die SA.- Leute grin send und johlend im Kreise herumstehen. Dabei segt es für die Opfer meist auch Prügel ab, so daß viele der seelisch Ge: marterten noch mit Rippenbrüchen in ihre Baraden zurück­transportiert werden.

Worauf wir noch warten

Auf die erste Widerlegung eines unserer Berichte aus den Höllen des ,, dritten Reiches"

Das Blatt der Nationalsozialisten an der Saar veröffent­licht folgenden angeblich an uns geschriebenen Brief, den man auf der Straße gefunden haben will:

Kurt Großmann , Prag 12, den 16. Juli 1933, Blanica Dolni 5/1.

Per Flugpost!

An die Redaktion Deutsche Freiheit" Saarbrücken .

Sehr geehrte Genossen!

In der Anlage erlaube ich mir, Ihnen einen Artikel mit erschütterndem Material über Dachau zum Abdruck anzu­bieten.

Mit bester Begrüßung Kurt Großmann .

Anliegend: Die Schande von Dachau .

PS. Bei dieser Gelegenheit bitte ich auch um freundliche Uebersendung von Beleg- Exemplaren und Honorar für meinen Artikel in Ihrer Nummer vom 12. d. 60 000 poli­tische Flüchtlinge."

Da Kurt Großmann in Prag wohnt, meint das Naziblatt, er könne von Dachau nichts wissen.

Wir haben von Kurt Großmann niemals einen Aufsatz über Dachau erhalten oder veröffentlicht. Weder am 16. Juli, noch vorher, noch nachher. Auf die Berichterstattung Groß­manns waren wir auch gar nicht angewiesen, da wir gerade über die Hölle des Konzentrationslagers von Dachau von verschiedenen anderen Seiten erschütterndes Material erhal­ten haben.

Wenn Kurt Großmann wirklich Berichte über Dachau ver­sandt habente, fonnte er das natürlich durchaus auch von Prag aus tun, da auch dort Leute fizzen dürften, die das Konzentrationslager genossen haben.

Mögen doch die Nationalsozialisten und ihre Regierung, statt uns allerlei dummes Zeug anzudichten, auch nur einen einzigen unserer Berichte durch Tatsachen widers legen. Darauf warten wir noch immer.

Was braucht man überhaupt Greuelberichte? Die Nazi­presse sorgt ja täglich durch ihre Berichterstattung dafür, daß die barbarische Roheit des dritten Reichs" weltbekannt wird. So berichtet der Westdeutsche Beobachter" über die Verschickung des Reichstagspräsidenten Paul Löbe und der Frau des Oberpräsidenten Lüdemann in das Lager von Breslau unter der Ueberschrift Sie hätten ganz etwas anderes verdient".

Was, bitte, hätten sie verdient? Nun, körperliche Mißhand­lung und Schändung, wie sie Zehntausenden zugefügt wor­den sind.

Damit uns aber die Nazipresse an der Saar nicht straflos angerempelt hat, drucken wir hier noch einen Brief ab, den die Frau des bekannten Schriftstellers Erich Mühsam nach einem Besuche im Konzentrationslager Sonnen­ burg geschrieben hat. Wir schicken voraus, daß Mühsam ein Mann von etwa 60 Jahren ist.

" Sie haben unsere Männer zu Tode geprügelt. Der Erich! Ich habe es gesehen! Ich habe ihn nicht erkannt, Therese, nicht erkannt zwischen den anderen! Wie sie ges prügelt sind! Frage mal die Toni! Den Bart haben sie ihm gestußt, die Zähne herausgeschlagen. Seinen Koffer hat er tragen müssen, auf dem Transport, wo der Erich überhaupt schon so ungeschic ift. Unterwegs ist er gefals len. Dann haben die Bestien ihn so geschlagen, als er auf dem Boden lag auf der Chauffee und nicht aufstehen konnte! Als ich in Sonnen urg ankam, da saß er vollkom men zerbrochen und war entsegt über mein Kommen. Seine ersten Worte waren: Wie kommst Du denn in diese Hölle? Ihr kommt nicht lebendig raus! Sie werden Ench totschlagen, da ihr uns gesehen habt, wie wir zugerichtet find."

Als ich Kasper sah, mußte ich meine ganzen Kräfte zus sammennehmen, um nicht in Ohnmacht zu fallen. Es war um so mehr erschütternd, als ich ihn drei Tage vorher ges sehen hatte. Er stand da, an die Wand gelehnt, sein Gesicht war blutleer und ganz entstellt. An einem Ange, das völlig blau war, hatte er einen Bluterguß bis auf den Mund. Sein Mund war so stark blutunterlaufen, als ob jemand in das Gesicht gineingetreten wäre. Er konnte kaum spre chen und sich vor Schmerzen, die er am ganzen Körper empfand, nicht rühren."

Die Frauen der politischen Gefangenen Bernstein und Geisler hatten bei der Aufsichtsbehörde eine Besuchserlaub= nis für Sonnenburg erzwungen. Frau Bernstein schildert:

Ich glaubte, einen fremden Mens hen vor mir zu haben. Die Augen und die anliegenden Partien waren blutrot und stark geschwollen. Ueber das Gesicht breite Striemen von Gummifnüppelschlägen. Ich durfte meinen Mann nicht berühren, aber sein ganzer Körper mußte so zerschlagen sein, während der ganzen Zeit verharrte er in einer merk würdigen Stellung unbeweglich."

Frau Geisler erzählt:

Mein Mann war, als ich ihn sah, so verändert, das Ges ficht so stark geschwollen, daß ich mich beherrschen mußte, nicht laut vor Jammer zu schreien."

Die Briefe entstammen dem Braunbuch über Reichstags­brand und Hitlerterror"( Verlag der Universum- Bücherei, Basel , Spitalstraße 19).

Pleite kommt näher

Rückgang der Steuern

Nach den ofiziellen Reden der neuen Machthaber geht es in Deutschland von Tag zu Tag besser. Die bisher noch nicht gefälschten amtlichen Statistiken aber zeigen das Ge= genteil. Die Einnahmen des Reiches im ersten Vier: teljahr des Rechnungsjahres 1933 find mit 1617.8 Millionen Reichsmart um 71,2 Millionen Reichsmark nied: riger als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Von dieser Mindereinnahme entfallen 58,4 Millionen auf die Besitz­und Verkehrssteuer und nur 12,8 Millionen auf die Zölle und Verbrauchssteuern. Die Kapitalisten sezzen also ihre Steuersabotage in erhöhtem Umfang fort. Da der Voran fchlag für 1933 mit Mehreinnahmen von vierteljährlich 50 Millionen Mark rechnet, so ist der Fehlbetrag in Wirks lichkeit mehr als 120 millonen Reichsmart. Geringere Einnahmen höhere Ausgaben: der Weg zur Bankrottwirtschaft ist offen.

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Ohne Hoffnung

Das Los der Schutzhäftlinge

Im Prager Tageblatt" vom 6. August lesen wir: Aber das Schauspiel, welches Deutschland heute bietet, tst beispiellos: Mitten im Frieden werden Zehntausende von Menschen ohne das geringste Gerichtsverfahren zusammen­gesperrt, ohne zeitliche Begrenzung dieser Freiheitsberau­bung, ohne irgendein Beschwerderecht der Willkür eines Lagerkommandanten preisgegeben. Die gleichgeschaltete illu strierte Presse Deutschlands bringt Bilder aus diesen Kon­zentrationslagern, welche beweisen sollen, wie gut es den Leuten dort geht. Es sind Bilder wie aus Strafanstalten. Die Leute löffeln ihre Suppe und haben Brot auf dem Tisch. Sie müssen arbeiten. Intellektuelle mit Brillen ziehen schwere Lasten. Dies ist gewiß kein Unglück. Daß Freiheitsberaubung, Zwang der Tageseinteilung, selbst ohne Hunger und ohne Mißhandlungen, allein schon Strafe und Marter wären, geht denen nicht ein, die im Kasernendrill Glück und Seligkeit sehen. Das Schlimmste ist die Hoffnungslosigkeit des Schutz­häftlings, der nicht einmal weiß, wie lange es dauern wird; dem Dieb, dem Betrüger wird die Dauer seiner Strafe bei ihrem Antritt mitgeteilt. Daß von wahrer Erziehung in diesen Konzentrationslagern keine Rede sein kann, leuchtet ein. Und wenn heute gemeldet wird, daß im Konzentrations­ lager Dachau die Einweihung eines von den Gefangenen er­richteten Horst- Wessel - Denkmals stattfand, so weiß der Leser. daß hier nicht wahre Bekehrung erfolgte, sondern daß die Kerkermeister grausame Verhöhnung ihrer Gefangenen, wollten. Schlimmer es gibt noch Steigerungen!- ist aber die Uebung der Geiselverhaftungen. Wird in den Konzen­trationslagern noch Gesinnung oder angenommene Ge­sinnung gestraft, so bedeutet die Geiselverhaftung die bewußte Mißhandlung von Unschuldigen.

Ein Briefwechsel

Die Redaktion für Arbeit und Wirtschaft" teil uns mit: Die Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft" in Wien hatte an die Dresdner Volksbuchhandlung eine kleine Rest­forderung von ca. 6, RM. Auf unsere Mahnung ist uns nun von einem Rechtsanwalt Mangler II, Dresden A, Seestraße 4/ II, folgendes Schreiben zugegangen:

An die Redaktion Arbeit und Wirtschaft", Wien I., Ebendorferstraße 7.

Ihr Schreiben vom 26. Juli 1933 an die Dresdner Volksbuchhandlung Kaden u. Co. wurde mir vorgelegt, da die Firma Kaden u. Co. durch sächsische Verordnung vom 3. Mai 1933 beschlagnahmt wurde und ich zu ihrem Treu­händer bestellt worden bin. Gemäߧ 6 dieser Verordnung ist dem Treuhänder die Erfüllung bestehender Verbindlich­feiten nicht gestattet. Ob und inwieweit überhaupt eine Erfüllung stattfinden wird, kann zur Zeit nicht gesagt werden, da nach dem Gesetz vom 14. Juli 1933 die sozial­demokratischen Betriebe so zu behandeln sind, wie es das Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26. Mai 1933 vorschreibt.

Rechtsanwalt Mangler II m. p. als vom Polizeipräsidium Dress den bestellter Treuhänder." Wir haben darauf diesem Herrn Rechtsanwalt folgende Antwort erteilt:

Herrn Rechtsanwalt Mangler II, Dresden A.

Wir bestätigen den Empfang Ihres Schreibens vom 21. Juli betreffend unsere Restforderung an die Dresdner Volksbuchhandlung Kaden u. Co. Seitdem ein Brand­stifter und Morphinist wie Herr Göring der mächtigste Mann Deutschlands ist, ist man ja in der ganzen Welt öffentliche Verbrechen und Schandtaten aller Art von Nazi- Deutschland gewöhnt. Vor der moralischen und ful­turellen Barbarei, der das gesamte deutsche Volk unter­worfen ist, hält sich ja die gesamte Kulturwelt die Nase zu und das weiß ja die ganze Nazi- Clique Deutschlands bis hinauf zum Gottöbersten Hitler selbst. Aber gerade weil das den hohen Herrschaften bekannt ist, gerade weil sie wissen, wie sie vom Ausland tariert werden, sollte Ihnen doch ein letzter Rest von Klugheit sagen, daß sie wenig­stens auf privatem Rechtsgebiet Ausländern gegenüber die Gepflogenheiten zivilisierter Menschen zu bewahren suchen. Aber selbst in dieser Hinsicht handelt es sich da nur um friminelle Hirne. Wir werden den relativ kleinen Restbetrag, den wir von der Firma Kaden u. Co. noch zu fordern haben, wirklich leicht verschmerzen können. Und ebenso werden das zahlreiche andere ausländische Firmen tun tönnen und sich über diese kleinen armseligen Diebe­reien und Gaunereien hinwegseßen. Aber der kleine Schaden, den alle diese Ausländer haben mögen, wird reich­lich aufgewogen werden durch den moralischen Schaden, den diese erbärmliche Nazi- Gesellschaft in Deutschland selbst erleidet. Den hohen Herren ist es wohl bekannt, welche ungeheuren Verluste ihnen schon jetzt dadurch zu­gefügt worden sind, daß sich jedermann hütet und fürchtet, mit solchen moralscheuen Gesellen in wirtschaftliche Ver bindungen zu treten. Die hohen Herren fühlen schon jetzt, wie ihnen der Wirtschaftsboykott am Halse würgt. Solche schäbigen Diebstähle, wie der zum Beispiel an uns be­gangene, werden diesen Prozeß der Abschnürung der deutschen Wirtschaft nur beschleunigen. Und so sehen wir, daß es doch noch eine immanente Gerechtigkeit in der Ge­schichte gibt: Die Henker Deutschlands legen sich selber den Strick um den Hals, der sie in einem absehbaren Zeit­raum zum wohlverdienten Verrecken bringen wird. Deutschland erwache!

Hitler verrecke!

Die Redaktion der Arbeit und Wirtschaft".