Der größte Schnorrerer Volksstimme 2
350 Millionen in fünf Jahren?- Enthüllungen eines früheren engen Mitarbeiters
Ein soeben in London erschienenes Buch des Schriftstellers Johannes Steel, eines früheren engen Mitarbeiters Hitlers , der jetzt jedoch im Flugzeug aus Deutschland flüchten mußte, um nicht das Schicksal Dr. Bells zu teilen, bringt aufsehenerregende Enthüllungen über die Art und Weise, wie Hitler in den letzten Jahren die ungeheuren Gelder, die er zum Ausbau seiner brannen Söldnertruppen und seiner Partei benötigte, strupellos bei den Kapis talisten der ganzen Welt zusammengeschnorrt hat, denen er dafür die Vernichtung der Sozialdemos fratie und der Gewerkschaften versprach.
350 Millionen Mark sind nach dem Urteil Steels in den legten fünf Jahren der Hitlerbewegung zugeflossen.
Angesichts der Riesenfosten, die die Rekrutierung und der Unterhalt der braunen Armee verursachte, ist diese Summe gar nicht übermäßig zu nennen. Diese Gelder konnten aber nicht aus den Taschen der verarmten Mittelschichten kommen, die die Kadres der Hitlerpartei auffüllten.
Steel erklärt, daß durch zehn Jahre hindurch eine ganze Armee von bezahlten Agenten in Deutschland , England, Schweden , den Vereinigten Staaten und Frank reich Gelder für Hitler sammelte. Diese Sammler brauchten keineswegs Hitlerianer zu sein; fie arbeiteten auf rein ge= schäftlicher Bafis gegen Gehalt und Provision! Diese bezahlten Spendenwerber wurden von Göbbels finanziert. Die amerikanischen Agenten, die unter der Aufficht Dr. Schachts arbeiteten, wurden angewiesen, den Amerifanern auseinanderzusetzen, wie der Nationalsozialismus Deutschland die Prosperität zurückbringen und so die Gelder retten werde, die die Amerikaner in Deutschland investiert hatten. CH
Diese„ Argumente" haben in Amerika ihre Wirkung bis zur Höhe von einigen Millionen Dollar ausgeübt: Die Morgan- Bank gab das erstemal 50 000 und das zweite mal 35 000 Dollar her. Der größte Einzelbeitrag stammte von einer Automobilgesellschaft( offenbar General Motors ), die in Deutschland einen Autokonzern( Opel) auftaufte. Die Amerikaner merkten bald, daß sie in Deutschland in die Betriebskosten auch die von der Sozialdemokratie geförderte Sozialgesetzgebung einrechnen müßten. Damals kam bereits Hitler als Faftor in Betracht, der die Sozialdemokratie niederringen könnte. Es war daher natürlich, daß die amerifanische Automobilfabrik sich für die Hitlerbewegung interessierte. Ihr Beitrag belief sich auf insgesamt 100 000 Mart!
Steel behauptet weiter, daß der mächtigste Verbündete Hitlers in Amerika Henry Ford war, der sich die Herausgabe deutscher Uebersetzungen von antisemitischen Artifeln seiner Zeitung„ Dearborn Independent" durch die Hitlerpartei 40 000 Dollar tosten ließ. Als der Absatz der
Schwabenstreiche
In Württemberg scheint allerlei los zu sein
Unter der Ueberschrift„ Offene und geheime Staatsfeinde" wenden sich die zuständigen Stellen der württembergischen Regierung in einer öffentlichen Bekanntmachung gegen ge= wisse
liberalistische Streise", denen der rücksichtsloseste und brutalste& ampf angesagt wird. Die Beobachtungen der neuesten Zeit hätten ergeben, daß die ernsthaf testen Widerstände gegen die nationalsozialistische Regierung zur Zeit weniger aus dem margistischen und kommunistischen Lager fämen als vielmehr von liberalistischer, früher demokratischer, bis zu sogenannter nationaler Seite. Gegen diese Kreise werde mit einer RücksichtsIosigkeit vorgegangen werden, die gegen andere Staatsfeinde bisher nicht angewendet wor den set. Als Beispiel solcher Vorgänge wird die Mißachtung von Bauverboten, die zu der Inhaftierung von verschiedenen dem Bürgertum angehörigen Personen geführt haben, angeführt. Ihre Handlungsweise werde nicht als eine Uebertretung einer Verwaltungsvorschrift aufgefaßt, sondern vielmehr als Auflehnung und Sabo tage gegen die Autorität der nationalsozialistischen Fühung. Nationalsozialisten, die unter Berufung auf ihre eigene Parteizugehörigkeit zugunsten solcher Inhaftierter intervenieren, hätten selbst Inschutzhaftnahme und Ausschluß aus der Partei zu gewärtigen. In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, daß gewisse Vorgänge auf dem Gebiete des Kriegervereinswesens und in gewiffen Offiziersvereinigungen zur Kenntnis der politischen Polizei gelangt seien und demnächst Anlaß zu Maßnahmen geben würden.
Die Riesenkorruption
Wann werden die Nazi- Lahusen begnadigt?
Vor einigen Wochen versuchte Göring das Verfahren gegen die Schwerverbrecher Lahusen einstellen zu lassen. Das wurde durch die Empörung der öffentlichen Meinung unterbunden. Eine bestellte Brandstiftung an den Lahusen- Akten scheiterte an der Wachsamkeit der Feuerwehr. Nun will Göring auf anderem Wege erreichen, daß Lahusen und ähnliche Verbrecher straffrei bleiben. In einem Schreis ben an den preußischen Justizminister weift er
darauf hin, daß vielfach in Kreisen der Wirtschaft Sandlungen
begangen worden sind, die gegen die Strafgesetze verstoßen.„ Eine unnachsichtige Verfolgung derartiger Etraf: taten würde vielfach jene treffen, die vom Geist der natio= nalen Revolution erfaßt, jetzt bereit sind, am Aufbau der Wirtschaft mitzuarbeiten." In derartigen Fällen soll von der Verfolgung abgesehen werden.
Verbrecher bleiben also straffrei, wenn sie braune Ge finnung heucheln. Da wird man sicher bald lesen, daß das Verfahren gegen die Lahusen eingestellt worden ist. Nicht lesen wird man, welchen Betrag dafür diese Salunken in die Kassen gezahlt haben, über die Göring und Konforten verfügen.
Erschossen!
Der Mörder bleibt frei
An der Planißwiese zu Chemnitz geriet ein SA.- Mann mit einem kommunistischen Funktionär in einen Wortwechsel, in dessen Verlauf der Kommunist, der den Nationalsozia= listen mit der Waffe bedroht hatte, erschossen wurde. Von einer Verfolgung des Mörders hört man nichts. Die Kommunisten sind vogelfrei wie die Sozialdemokraten.
Broschüre sehr zu wünschen übrig ließ, wandte sich Ford verärgert von Hitler ab. Der preußische Prinz Ferdi nand, ein Sohn des Exkronprinzen, der in den Ford= werken arbeitet, brachte jedoch wieder eine Aussöhnung mit Hitler zustande. Prinz Ferdinand sammelte auch sonst in Detroit große Summen für Hitlers Kriegsschatz hauptsäch lich bei Deutschen , aber auch bei italienischen Bootleggern. Nach Deutschland schickte er das Geld durch Vermittlung des bekannten Prinzen Auwi.
Der größte Teil der Beiträge für Hitler kam jedoch aus den Kreisen der großen Rüstungskonzerne, die sich von der Ausrüstung von 400 000 SA. - Leuten ein gutes Geschäft versprachen. Ungeheure Summen wurden Hitler durch Ivar Kreuger und eine große schwedische Firma zuge: wendet, die in enger Beziehung zu Krupp steht.
Soweit die Enthüllungen Steels , den umzubringen den Hitlerleuten nicht so gelang wie der Mord an Bell, der auch viel zu viel von den finanziellen Hintergründen der Hitlerbewegung wußte und daher beiseite geschafft werden mußte!
Daß Hitler nichts anderes als ein hochbezahlter Söldling des Großfapitals im Kampf gegen die Sozialdemokratie ist, beweisen ja mehr als alle Enthüllungen die Taten, die er heute in Deutschland setzt: die vollkommene Kapitulation vor den„ Wirtschaftsführern" Thyssen, Schmitt und Co., die heute nach der Niederwerfung der freien Gewerkschaften die eigentlichen Beherrscher der deutschen Wirtschaft sind das beweist auch das brutale Vorgehen gegen die eigenen Leute, die einmal an die„ Zweite Revolution" geglaubt haben.
Für den Arbeiter ist die Entlarvung Hitlers als eines ganz gewöhnlichen Kapitalistenknechtes ja feine leberraschung mehr. Es wird aber bald die Zeit kommen, wo auch den Mitläufern Hitlers aus den Kreisen des wild gewordenen Kleinbürgertums die Augen aufgehen werden ob der eigentlichen Aufgabe des vergötterten Führers".
Und dann wird der Tag der Abrechnung kommen!
Das deutsche Rechenexempel
Von zwei Millionen Neueinstellungen lionen durch Saisonentlastung
-
1,4 Mil
In großer Aufmachung meldeten die deutschen Nazi- Zeitungen von dem ungeheuren„ Erfolg" der Reichsregierung in der Frage der Arbeitsbeschaffung und der Beseitigung der Arbeitslosigkeit.
-
2 Millionen Neueinstellungen die große Tat der nationalsozialistischen Regierung", so war in allen Blättern zu lesen.
Nun hat das deutsche amtliche Konjukturinstitut dieses mysteriöse Rechenerempel gelöst.
Es trifft zu, daß von Jannar bis Juli etwa 2 Millionen Neueinstellungen erfolgten, denn nach der Statistik der
deutschen Krankenkassen habe sich die Zahl der versicherungs:
pflichtigen Beschäftigten von 11,5 auf 13,2 Millionen erhöht. Das Institut gibt drei Ursachen für diese Gesamtzu: nahme an:
Arbeitsbeschaffung Ronjukturbelebung Saisonentlastung.
Von den 2 Millionen neu eingestellten Arbeitskräften sollen ca. 300 000 auf Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zurückzuführen sein. Wenn man die Erfahrung des Jahres 1932 für saisonmäßige Mehrbeschäftigung zugrunde legt, dann entfallen in den letzten Monaten allein 1,4 Millionen Arbeitskräfte von den 2 Millionen auf die saison= bedingte Einstellung.
Daraus ergibt sich, daß nur 300 000 bis 600 000 Arbeits: kräfte durch nicht saisonbedingte Mehreinstellung unterges bracht wurden. Das sind 0,5 bis 1 Prozent der deutschen Ges samtbevölkerung.
Wie viel davon aber endgültig in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden können, läßt sich erst im Winter über: sehen.
So sieht in Wirklichkeit der große Erfolg" der Naziregierung aus.
Es war also nur ein Rechenerempel, für dessen Lösung der richtige Schlüssel fehlte, den jetzt das deutsche Institut für Konjukturforschung herausgegeben hat.
Falsch und sinnlos"
Die deutschen Arbeitslosen- Ziffern
,, Times" untersucht die amtlichen deutschen Meldungen über die Aufnahme von angeblich 2 Millionen Mann in den Arbeitsprozeß und weist nach, daß diese Zahl unter allen Umständen falsch und sinnlos übertrieben ist. Das englische Blatt weist darauf hin, daß die Konzentrationslager gefüllt sind, daß keine früheren Sozialisten oder Kommunisten mehr in der Statistik geführt werden und daß überhaupt jede amtliche deutsche Statistik mit größtem Mißtrauen zu betrachten ist.
Deutschlandboukott schottischer Juden
Glasgow , 9. Aug.( Inpreß.) Die Juden in Schottland haben eine große Boykottaktion gegen die Einfuhr deutscher Waren organisiert. Die Aktion steht unter Leitung der Glas gower Kaufleute Leslie Goldberg und Israel Schenken. Man nimmt hier an, daß der Deutschland zugefügte Schaden viele Millionen Mart jährlich betragen wird.
Die Volksstimme" in Saarbrücken erhielt vom Senat der Stadt Danzig folgendes Schreiben:
" Die„ Volksstimme" hat wiederholt Artikel gebracht, die in ihrer aufreizenden Tendenz geeignet sind, die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Freien Stadt Danzig zu gefährden.
Auf Grund von§ 5 der Rechtsverordnung betreffend Maßnahmen zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vom 30. Juni 1933( Gefeßblatt, Seite 287) vers biete ich daher die Einfuhr und Verbreitung der„ Volksstimme" auf die Dauer von sechs Monaten.
Gegen dieses Verbot ist binnen zwei Wochen die Bes schwerde an den Senat gegeben, dessen Entscheidung ends gültig ist. Die Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung."
In dem Augenblick, wo die Danziger Regierung sich mit Polen einigt, verbietet sie ein deutsches Blatt!
Nach antiösterreichischem Muster mit dem Rundfunk
Die an der westlichen deutschen Grenze gelegenen Rundfunksender betreiben augenblicklich intensive. Saar - Propaganda. Es geht dabei um folgendes:
1. eine Beschimpfung des wahren und echten Saardeutschtums durch den un deutschen Hitlers
faschismus;
2. eine Auf wieglung der sogenannten Gleichgeschalteten gegen das augenblickliche Völkerbundsregiment an der Saar ;
3. eine Beschimpfung der Haltung der Regies rungskommission;
4. eine intensive Werbung für die Nieders waldkundgebung, von der gesagt wurde, daß sie unter dem Protektorat des Reichspräsidenten stehe und eine Rede des Reichskanzlers Hitler bringen werde- von der aber zugleich ganz unmißverständlich bedentet wurde, daß sie als eine Protestmaßnahme gegen die Anordnungen der Regierungskommiss sion und deren angebliche Unterdrückung nationaler Kundgebungen" zu verstehen sei.
Die„ Volksstimme" in Saarbrücken bemerkt dazu:
Wo bleibt die Abwehr? Wo bleibt die Gegenwehr? Warum besitzt das Saargebiet nicht einen eigenen Rundfunk, mit dem zu dieser ligenhaften Hez propaganda die entsprechende Antwort und die unbedingt notwendige Aufklärung für die Bevölkerung gegeben werden fann? Warum solange die Regierungsfommission über fein eigenes Instrument verfügt- erfüllen nicht der Luxemburger und der Straßburger Sender als Gegengewicht gegen den amtlichen Nazirundfunk von Frankfurt und Stuttgart den über alle Landesgrenzen hinweg heiligen Dienst an der Wahrheit auch in der Saarfrage und fügen damit ihren vielen Verdiensten ein neues hinzu?
Der Hitler- Rundfunk hat angekündigt, daß er jetzt jeden Mittwoch um dieselbe Zeit einen besonderen Saarjunt durchgeben würde. Wenn man ihn nach dieser ersten Softprobe von gestern abschließend beurteilen dürfte, dann müßte man seine hemmungslose Aggressivität als ein weiteres Anzeichen für eine neue Außenpolitik, die seitens der Wilhelmstraße gesteuert wird und die nach den außenpolitischen Theorien von Hitlers „ Mein Kampf mit dem ersten Schlag gegen Westen und dem zweiten Schlag gegen Often angepackt werden soll, ansehen- und dann allerdings ist es mit einer abwartenden Politik nicht mehr getan: dann ist es Zeit für den rücksichtslos entschlossenen Gegenangriff! M. B
Hamburg
Die Zahlen des Hamburger Hafenverkehrs strafen den Wirtschaftsoptimismus Lügen
Im Juli sind im Hamburger Hafen 1512 Seeschiffe mit 1,54 Millionen NRT. eingetroffen gegenüber 1480 Schiffen mit 1,58 Millionen NRT. im Juni und 1549 Seeschiffen mit 1,57 Millionen NRT. im Juli 1932. Von den ankommenden Schiffen führten 1027 mit 707 688 NRT. die deutsche Flagge. Im Vormonat trafen 980 Schiffe mit 673 271 Millionen NRT. und im Juli 1932 1039 Schiffe mit 704 401 NRT. unter deutscher Flagge ein. Auch der ausgehende Verkehr zeigt verhältnismäßig geringe Veränderungen. Insgesamt sind 1613 Seeschiffe mit 1,57 Millionen NRT. abgegangen gegenüber 1723 Schiffen mit 1,57 Millionen NRE. im Juni und 1715 Seeschiffen mit 1,52 Millionen NNT. im Juli 1932. Die deutsche Flagge führten im Juli 1121 Schiffe mit 738 409 NRT. und in den Vorgleichsmonaten 1235 Schiffe mit 677 746, bzw. 1189 Schiffe mit 728 680 NRT.
Verantwortlich: für die Redaktion Joh. Piz: Inserate Otto Kuhn , beide in Saarbrücken . Druck und Verlag: Volksstimme" G. m. b. H., Saarbrücken , Schüßenstraße 5.
Achtung, Eltern!
Ich habe mein Jugendheim aus Deutschland nach St. Cloud bei Paris , 59, Rue des Tennerolles Telefon Val d'Or verlegt.
Reizendes Landhaus, schöner Garten, Privatunterricht, Berufsausbildung, Sport, Gymnastik. Anmeldungen baldmöglichst
Teilhaber
still oder tätig t. g. Spezialgeschäft in Süd- Frankreich mit 50 Mille Frs.sof. ges. Spätere Übernahme geboten.
Offrt unter 57 an die Exped. ds. Bl.
erbeten.
Dauerstellung
gegen Kapitaleinlage
als Filialleiter oder Buchhalter Gu beschäftigte franz. Fabrik sucht zwecks Angliederung eines gleichartigen Betriebes( dessen bejahrter Leiter sich zur Ruhe setzen möchte) ca 150 000 Fr. gegen bankmäßige Sicherstellung Chiffre unter Nr. 70 an die Geschäftsst.