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Daumenschraube

Das Martyrium eines saarländischen Arbeiters wird bestätigt durch Erpressung eines Widerrufs- Ein Exempel, das Bände spricht

Jmmer wieder wird der Versuch gemacht, uns der Greuelnachrichten" zu überführen. Bisher ist es noch nicht in einem einzigen Falle gelungen, weil wir jedesmal mit der größten Vorsicht und mit Anwendung derjenigen Informationsmittel, die heute überhaupt vorhanden sind, vorgegangen sind. In welch schmutziger Weise aber versucht wird, unangenehme Tat sachen aus der Welt zu schaffen, dafür haben wir soeben aus dem Saargebiet ein sprechendes Beispiel. Es verdient, in der ganzen Welt als Zeugnis der Er­

pressungsmethoden der Hitler  - Jünger bekannt zu werden. Wir hatten am Montag ausführlich das Martyrium eines jungen Saarländers wiedergegeben, der ohne die geringste Veranlassung von den braunen Schergen verhaftet wurde, Schreckliches im Gefängnis er­lebte und noch Schrecklicheres bei anderen sah. Diese vierzig Tage Gefangenschaft des jungen Saarländers waren eine einzige furchtbare Anklage gegen das Regiment jenseits der Saargrenze. Mit welchen Methoden die publizistischen Helfer des braunen Terrors arbeiten, davon zeugt auch Ser nachstehende Brief von Kurt Großmann  .

Der Fall

des Jungen Bertram In den Händen von Erpressern.

Die Homburger Zeitung"( Nummer 192 vom 21. August 1933) brachte unter der Ueberschrift Wieder eine Grenelnachricht als Lüge entlarvt" eine an: gebliche Erklärung dieses Arbeiters Andreas Bertram aus Wörschweiler  , in der angeblich er erklärt, daß die von uns gebrachten Greuelnachrichten sämtlich erlogen sind". Und die Homburger Zeitung" fügte hinzu: So werden alio Grenelmeldungen gemacht!"

Wir stellen feft:

des Druckes, dem ich ausgeseht wor. Wiedergabe eines Berichtes enthielt, den

den bin!"

Diese Aeußerung des jungen Arbeiters ist gestern vor zwei Zengen nach dem Erscheinen der Homburger Zeitung" abgegeben worden und sie allein schon entlarvt die vers brecherischen, unmoralischen und terroristischen Methoden, mit denen die Gleichgeschalteten auch an der Saar   die Wahrs heit in ihr Gegenteil zu verkehren versuchen!

Immer die gleichen Methoden

Das sind die skrupellosen Schwindelmethoden des dritten Reiches" und seiner gleichgeschalteten Mamelucken. Sie versuchen aus schwarz weiß und aus weiß schwarz zu machen- und sei es auch mit er: prester Lüge, Verleumdung und Einfaz des schärfsten Terrors! Aber Lügen haben kurze Beine und die Sonne, die es an den Tag bringt, scheint auch trotz der Mächte der Finsternis, die die Gewalthaber des dritten Reiches" sind. Die Wahrheit ist nicht totzuschlagen und auch der brutalste Terror und die lückenloseste Vergewal: tigung kann nicht verhindern, daß wider sie die Wahrheit aufsteht und Zeugnis ablegt.

Die Geschichte eines Briefes

Post an die ,, Deutsche Freiheit", die uns nie er­reichte

Der Schriftsteller R. G. schreibt in der in Prag   er­scheinenden Wahrheit":

"

Am Montag, nachdem der Verschleierungsartikel der Homburger Zeitung" erschienen war, hat der Ar­beiter Andreas Bertram aus Wörschweiler   gegenüber den beiden Männern, die er nach seiner Freilassung Die gesamte deutsche Presse bringt in den Tagen vom zunächst um Hilfe angegangen hatte, ausdrücklich er­8. bis 11. Auguſt unter den Ueberschriften Den Hetzern klärt:« Ich habe diese Erklärung in der auf der Spur"( Bölkischer Beobachter" v. 10. August) oder Homburger Zeitung" nur unter stärk- Lügenfabrikant G. appelliert an den Papst"( Chemnizer ffem 3wang abgegeben!" Wie dieser Zwang auf ihn ausgeübt worden ist, darüber sind noch nicht alle Feststellungen abgeschlossen, aber wir behalten uns vor, darauf ausführlich zurückzukommen.

Die Leser der Wahrheit" werden sich noch des Artikels in Nr. 15, S. 7, erinnern: Hermann Walter Ein deutscher   Katholik schreibt an den Papst". deutscher   Katholik schreibt an den Papst".

Zugleich hat der Arbeiter wieder erklärt:« Da s, was in der Volksstimme" gestanden hat, ist richtig und ist so passiert, wie es in der Volksstimme" gestanden hat und wie ich es selbst Ihnen und der Volksstimme" und der antifaschi­stischen Beschwerdestelle persönlich unter 3eugen mitgeteilt habe. Aber ich habe nicht anders gekonnt angesichts

Kreuzigungsjude Mayer

In Schutzhaft!"

Die sogenannte Revolution" des britten Reiches" ist be­reits seit langem durch den braunen Volkskanzler" abge­blasen worden. Sehr zum Leidwesen der braunen Banditen und kleinen Spießer! Während die Regierung jede revo­lutionäre Handlung gegen das Kapital brutal unterdrückt, läßt sie dem Unmut der SA. freien Spielraum in dem

Kampf gegen Juden und Margiften.

Die Christenverfolgungen unter den römischen Kaisern verblassen vor der niederträchtigsten Gemeinheit der Nazi­Horden im Kampf gegen die deutschen   Juden. In der natio­nalsozialistischen Fränkischen Tageszeitung" vom 19. Au­gust 1933 finden wir folgende groß aufgemachte Notiz:

Kreuzigungsjude Mayer in Schutzhaft

Der allen Stürmer"-Lesern bekannte Kreuzigungsjude Mayer, der vor Jahren sein schändliches Handwerk trieb, bis es ihm vom Stürmer" gelegt wurde, kam jetzt nach längerer Abwesenheit nach Nürnbera wieder zurüd. Er wurde sofort in Schuzhaft genommen; denn im dritten Reich" wird mit solchen Mädchenschändern anders verfahren, als es im alten System geschah. Schamhaft verschweigt das Naziblatt, wie mit dem Juden Mayer verfahren" wird. Kann das überhaupt noch zweifel­haft sein?!

Nachdem einige Nordseebäder vorangegangen waren,

folgten mehrere süddeutschen Städte, zuletzt München  , mit dem Verbot der öffentlichen Bäder für die Juden. Nunmehr hat auch Berlin   sein riesengroßes Wannseebad für

die Juden vollständig geſchloſſen. Angeblich haben sich arische

Besucher darüber beschwert, daß dem Wasser dieses schönen Havelfees zeitweilig starter Knoblauchgeruch" entsteige und haben ihren weiteren Besuch vom Verschwinden der Juden abhängig gemacht(!)

Diese infame Heze pflanzt sich fort bis ins kleinste Dorf. Nach der erwähnten Fränkischen Tageszeitung" vom 21. August 1933 wurde jetzt in der Gemeinde Bordorf bei Fürth   ein Gemeinderat abgehalten. Punkt 5 der Tagesord­nung lautete: Anbringung von Warnungstafeln". Man nicht begangen werden dürfen. Weit gefehlt, der Punkt 5 führte nach der Nazizeitung zu folgendem unfaßbarem Be­

denkt hier an Blumen, die nicht gepflückt und an Wege, die

schluß:

5. An den Ortseingängen der Orte Bordorf, Steinach und Herboldshof sollen Tafeln mit der Aufschrift: Juden unerwünscht!" angebracht werden. Die Anferti: gung wird den gemeindeansässigen Handwerkern Lins hardt, Prell und Kuch übertragen.

fabrikant entlarvt", Ein drastischer Fall von Greuelheze ( Nachrichtendienst des WTB. vom 7. August) folgende Nachricht:

Einem im Saargebiet lebenden Nationalsozialisten ist der Brief des Juden K. G.  , der bereits seit Februar von Prag   aus die Welt mit Lügen über Deutschland   vergiftet, an die berüchtigte Saarbrücker   Heßzeitung Deutsche Frei­heit" in die Hände gefallen. Der Brief enthielt einen Artikel Gs. mit einem gefälschten Bericht über seine an­geblichen furchtbaren Erlebnisse" im Konzentrations lager in Dachau  . Dabei ist allgemein bekannt,.... daß G. seit Februar... in Prag   fitt."

Die genannten Blätter bringen den Brief Gs. an die Deutsche Freiheit" im Wortlaut und einige Zitate aus dem Artikel, ohne allerdings das wichtigste anzugeben, nämlich, wie jeder Leser der Wahrheit unschwer sest zustellen in der Lage ist, daß dieser Artikel die

der Verfasser Don einem Ratholiken namens Josef J. erhalten hat. Der Bericht bes ginnt: Jch, gläubiger Katholik... Josef J, Zahntechniker von Beruf, wurde am 17. Mai 1933 in München   ohne Angabe von Gründen verhaftet."

Wenn schon im ,, Völkischen Beobachter" oder im, Chem­niger 8- Uhr- Abendblatt" die Frage einer Greuelhezze auf­gerollt wird und wenn von der unerhörten Dreistigkeit" gesprochen wird, daß der Bericht vom ersten bis zum letzten Wort frei erfunden" sei, so muß doch gefragt werden, welche Dreistigkeit unerhörter ist: die Wieder­gabe eines Berichtes über Erlebnisse im Konzentrations­lager des dritten Reiches" oder die unerhörte Fälschung, die die nationalsozialistische Presse mit einem gestohlenen Brief begeht.

Gestohlener Brief? Die fragliche Sendung ist am 16. Juli per Luftpost nach Saarbrücken   abgeschickt worden. Der Luftpostweg ist Prag  - Berlin  - Saar­ brücken  . Jn Berlin   findet eine Umladung der Post auf ein deutsches, nach Saarbrücken   gehendes Flugzeug statt. Die versiegelten Postsäcke werden übernommen und erst an ihrer Endstation geöffnet. Der fragliche Brief ist in Prag   ordnungsgemäß abgegangen. Er hat jedoch seinen Adressaten nie erreicht. Er muß demnach unterwegs ge stohlen worden sein. Und es ist nicht der einzige Brief, was u. a. daraus hervorgeht, daß im Völkischen Beab­achter" am 9. August mitgeteilt wird, wo verschiedene Funktionäre der Deutschen Liga für Menschenrechte" sich zur Zeit befinden.

Also auf Grund eines gestohlenen Briefes, von dem der Verfasser der Hezartikel erklärt, er habe ihn zufällig" gefunden, begeht man eine plumpe und gemeine Fälschung.

Wenn die Herren bestreiten, daß es keine Schande von Dachau   gibt, daß in Dachau   niemand gestorben ist oder getötet wurde, daß die SA.- Führer Steinbrenner und Erbsmüller dort nicht amtieren, so gibt es ein sehr ein­faches Mittel, das zu beweisen: man gebe einer inter nationalen Kommission ohne Beiordnung deut­scher Vertreter Gelegenheit, die Konzentrationslager zu besuchen, Vernehmungen vorzunehmen und gebe den Vernommenen die Garantie, daß für sie keine Folgen ein­treten. Dann würde die Welt erleben, daß der über Dachau   gegebene Ausschnitt nur ein kleiner Teil der vor­gekommenen Furchtbarkeiten ist.

Aber ein solches Verlangen gegenüber diefem Deutsch­ land   zu stellen, ist eine Jllusion. Mehr als 250 Tote sind seit dem 28. Februar dem braunen Terror zum Opfer gefallen. Der Führer der Nation" spricht von 20 Toten. Allein vom 1. Januar 1933 bis zum Machtantritt der Nazis waren es 95 Tote, also insgesamt 345 Tote hat die Erneuerung des Reiches" gekostet. Und Hitler   nennt diese Revolution die un­blutigste. In den Konzentrationslägern und Gefängnissen sind mehr als hunderttausend Gefangene, und Hitler   er­klärt Deutschland   als das Land der Freiheit!

Ein gestohlener Brief und ein gefälschter Bericht mögen nicht schwer wiegen, wo soviel unwahrheit sich häuft. Aber der eklatante Nachweis des Diebstahls und der Fälschung mögen der Weltöffentlichkeit die Methoden des dritten Reiches" aufzeigen.

Acchtung nichtarischer" Aerzte Aktion des Zionistenkongresses

Komplizierte Bestimmungen

Der Aerztekommissar, Dr. Wagner, hat die Reglung der Zusammenarbeit von Aerzten bei der Vertretung, bei Ueber-, weisungen und bei Konsilien jetzt durch neue Anordnungen ergänzt. Darin heißt es über die Vertretung: Arische Aerzte dürfen sich nur durch arische Aerzte vertreten lassen. Wo in einem Bezirk eine gegenseitige Vertretung der niedergelasse einem Bezirk eine gegenseitige Vertretung der niedergelase.

nen Aerzte untereinander üblich ist, kann ein nichtarischer

Arzt, auf den die Ausnahmebestimmungen der Verordnung über die Zulassung von Aerzten zur Tätigkeit bei den Krankenkassen( Kriegsteilnahme usw.) zutreffen, davon nicht ausgeschlossen werden.

Für Ueberweisungen wird angeordnet: Arische Aerzte sollen ihre arischen Patienten arischen Fachärzten, Kranken­haus-, Sanatoriums- usw.- Aerzten überweisen und um­gekehrt. Arische Aerzte, insbesondere Krankenhausärzte, dürfen Ueberweisungen von nichtarischen Aerzten annehmen, so örtliche Verhältnisse es notwendig erscheinen lassen. Für die Hinzuziehung eines zweiten Arztes( Konsilien) gelten diese Vorschriften sinngemäß. Eine Praxisgemein­schaft zwischen ihnen und nichtarischen Aerzten ist verboten. Dies gilt auch gegen­über allen Aerzten, auf die die Ausnahme­bestimmungen zutreffen. Eine Ausnahme hiervon Vereinigung selbst vor.

zuzulassen, behält sich der Reichsführer der kassenärztlichen

Den Juden geschicht nidits" Nur rausgeschmissen werden sie

Die Fränkische Tageszeitung" teilte mit, daß der Ge­meinderat vom Großgründelbach in Mittelfranken  einstimmig beschloß, den Juden den Zutritt zum Dorf zu verbieten.

Hitlergruß- Kinderei Beinahe Gotteslästerung

Von der Neustrelißer Kriminalpolizei wurde der Gutsbesitzer und Gemeindevorsteher Bank in Neuhaus in Schußhaft genommen. Bank hatte seinen Leuten gegenüber die Aeußerung getan, daß er den Hitler- Gruß als Kin­derei auffasse und ihnen denselben in seinem Betriebe ver­biete.

Prag  , 22. Auguſt( Inpreß). Der Zionistenkongreß dürfte eine Aktion beschließen, die sich an alle Großmächte richten wird und die Unterstützung der in Deutschland   verfolgten Juden bezwecken soll.

Well Well sie die Wahrheit sagten Harte Gefängnisstrafen

In einem zweiten Prozeß vor dem Sondergericht wurde die 60jährige Näherin Klara Stein zu vier Mo­naten Gefängnis verurteilt, weil sie unwahre Behaup­tungen über den Reichstagsbrand aufgestellt hatte. Während das Gericht hier eine gewisse Milde walten ließ, sah es den nächsten Fall strenger an. Wegen der gleichen falschen Be­hauptungen verurteilte es den 30jährigen polnischen Studenten Mar Herms zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis und erklärte dazu, daß einen Aus­länder, der hier in Deutschland   das Gastrecht mißbrauche, die Strenge des Gesetzes in vollem Umfang treffen müsse, wenn er derartige falsche Behauptungen aufstelle.

Der Gegenprozeß

Zur Aufklärung des Reichstagsbrandes

London  , 22. Auguſt( Inpreß). Ein großes Massenmeeting in Essex- Hall unter Vorsitz von Kingsley Martin   nahm ein Manifest an, das sich mit der Frage der Verteidigung der Angeschuldigten im Reichstagsbrandprozeß beschäftigt. Es wurden Delegierte gewählt, die nach Amsterdam   geschickt werden, wo ein Internationales Komitee zur Aufklärung des Reichstagsbrandes sich versammelt.

Gefangene als Schaustück

Großfürstin Maria

Bremen, 22. Auguſt( Inpreß). Eine Großfürstin Maria von Rußland   besuchte mit dem Reichsstatthalter Röhmer das Konzentrationslager Wieseler bei Bremen   und erklärte, fie habe auf den ersten Blick feststellen können, daß Disziplin, Ordnung und neuer Lebensmut in Deutschland   eingezogen seien.