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Friedrich- Wilhelmss Universität

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Berlin, den 12. Juli 1938.

Tag der Leibeserziehung

der

Friedrich- Wilhelms- Universität Berlin

Mittwoch, den 19. Juli 1933

auf dem Hochschulsportplay Grunewald.

Bum Tag der Leibeserziehung am Mittwoch, dem 19. d. M., lade ich die Herren Kollegen hiermit ein und lege die bes sondere Bitte vor, unsere rüchaltlose Anteilnahme an der Ausbildung unserer studierenden Jugend in Leibes­übungen und Wehrsport durch zahlreichen Besuch an den Tag zu legen. Wir alle meffen der straffen Leibeserziehung der Ingend eines wehrhaften Boltes die größte Bedeutung bei. Der Tag soll nicht Schaustellungen, nicht Spigen leistungen einzelner lange darauf trainierter Sportsleute gelten, sondern einem tameradschaftlichen Zusammensein von Lehrern und Studenten in der freien Natur dienen. Er soll dann zeigen, wieviele unserer Studie: renden die Wehrprüfung bestehen und wie die Durchschnittsleistungen der einzelnen und der Mannschaften sind. Es wäre besonders erfreulich, wenn eine Anzahl Kollegen große Teile des Tages mit den Studierenden draußen im Grunewald zubringen würden. Um die Mittagszeit soll aus der Feldtüche gemeinsam ein Imbiß genommen werden.

Ich würde mich besonders freuen, wenn auch eine größere Anzahl der Herren Assistenten der verschiedenen Institute der Universität oder der ihr angegliederten Einrichtungen teilnehmen, womöglich auch attiv teilnehmen würden. Für fünftige Jahre möchte ich auch die persönliche Beteiligung von Professoren, Dozenten und Assistenten an der Wehr: und

1200 00

BERT

Professoren, Literaten, Leiften endlich Ruhmestaten. In Kasernen, im Gelände nimmt SA. fie in die Hände.

anderen Uebungen wärmstens befürworten, sei es in eigenen Riegen, sei es im Wettbewerb mit Studenten. Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit war es mir nicht mehr möglich, solche Uebungen schon in diesem Jahre einzurichten.

Sollten aber einige der Herren Kollegen gewillt sein, sich außer Wettbewerb an dem für den Nachmittag geplanten etwa 6 Kilometer langen Gepäckmarsch zu beteiligen, bitte ich um Mitteilung an mich, um etwa eine Dozenten gruppe zusammenstellen zu können.

Zufahrt nach Bahnhof Grunewald, von da zu Fuß 15 bis 20 Minuten. Kraftwagen dürfen( ansnahmsweise) vom Bahnhof Grunewald bis zum Sportplay fahren.

Der Tagesplan

ist folgender:

7.30 Uhr morgens: Treffen der Teilnehmer in Wehr mannskleidung am Bahnhof Grunewald .

8 Uhr: Abmarsch der Teilnehmer zum Hochschulsportplay. 8.30 Uhr: Morgenfeier.

9.30 Uhr: Beginn der Wehrprüfungen: Hindernis laufen, Reulenweitwurf, Kurzftredenlauf. 13-15 Uhr: Mittagpause und Mittagessen.

15 Uhr: Einzel- Mehrkämpfe: Keulen- Zielwurf, Weitsprung aus dem Stand, Geländelauf etwa 1 kilometer. etwa 17 Uhr: Mannschafts- Mehrkämpfe: Steinstoßen, Hoch­Weitsprung, 6- kilometer: Geländemarsch Während der Wettkämpfe Vorführungen durch: Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund , Turn- Philologen,

Uebungsgruppen des Justituts für Leibesübungen. 20 Uhr: Abendliche Feierstunde. Heimmarsch. Die Vorlesungen und Uebungen fallen an diesem Tage aus. Der Rektor: gez. Fischer..

Körperliche Ertüchtigung...

... von Wissenschaft und Kunst

Strammgestanden! Angetreten! Turnen, üben, fingen, beten! Ueber den Tornister dichte! Schreibe mit Gepäck Geschichte!

&

Laßt die Bücher und die Feder, Gürtet euch mit frischem Leder Und marschiert mit Heiterkeit: Denn jetzt ist Heroenzeit!"

Hitlers Acther- Kanonade

,, Auftakt zum Endkampf an der Saar "

erhörte A e chtungs- und Verrufserklärung. verbunden mit der schärfsten terroristischen Todes. androhung, ist eine ganz unglaubliche Ein­mischung in die Freiheit der Saarbevölke= rung und in die unbeeinflußbar sein sollende Abstimmung. Wir machen auf diese Todesdrohung nicht nur die gesamte Bevölkerung des Saargebietes, soweit sie die Freiheit liebt und sich nicht den Kopf abschlagen lassen will, mit allem Nachdruck aufmerksam, sondern wir weisen auf sie mit dem gleichen Nachdruck auch Regierungsfommission und Völkerbund hin! Eine reine Freude hatte der Mann am naziamtlichen Rundfunk, und die ist momentan nicht unberechtigt: Gr fonnte auf die Uneinigkeit innerhalb der antifaschisti­schen Front des Saargebietes hinweisen. Aber wir können ihm nur sagen, daß er zu früh triumphiert hat: Die Einigkeit der antifaschistischen Freiheits­front des Saargebietes wird früher geboren sein, als ihm lieb ist! Darauf geben wir ihm unser Wort! Dann aber dürfte ihm in Saarfragen die Spucke wegbleiben!

Braune Nachrichten

m. b.

Die Marristen versuchen in Hamburg ihre Tätigkeit im Nahmen von harmlos aussehenden Vereinen fortzusetzen. Das Kommando z. b. V. nahm wieder 17 Marristen wegen illegaler Betätigung feft. 18 von ihnen hatten sich zu einem " Gesangverein" zusammengeschlossen und hielten in den An­lagen des Habichtplages eine Zusammenkunft ab, deren 3wed einen voltsfeindlichen Charakter trug.( Diese Göring­schen Angsthafen!)

Wie Renter meldet, wurde in Gibraltar ein deutsche Nazis Student Karl Wuppermann von den Militärbehörden sen", einem verbotenen Gebiet, bei der Anfertigung von verhaftet. Es wird behauptet, daß er auf dem Oberen Fel: Stizzen und Fotografien angetroffen worden sei. Wupper­mann kam nun vor das Polizeigericht und wurde in Er wartung der Ergebnisse der Untersuchung bis morgen in die Polizeihaft zurückgesandt. Die Negative feines fotografischen Apparats werden von den Behörden entwidelt.

Gegen den Berliner Kriminalaffiftentenanwärter Richter, der wegen der unglücklichen Schüsse am letzten Sonntag in der Nähe des Alexanderplates festgenommen worden war, ist heute vom Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium Haft­befehl wegen Berdachtes des Totschlags und versuchten Tot : schlags erlassen worden.( Er hatte ordnungsgemäß von der Waffe gegen plündernde SA. Gebrauch gemacht!)

Die inzwischen wieder aufgenommenen Ermittlungen der Polizei und A. über die am 9. November 1931 an dem Eutiner SA.- Mann Karl Raste verübte Bluttat" find fos weit gebiehen, daß das Verbrechen unmittelbar vor seiner Aufklärung steht. Die Polizei hat mehrere ehemalige Reichss bannerlente, die der Tatverdächtig" sind, in Saft genoms men und dem Eutiner Gefängniß zugeführt. Weitere Vers haftungen stehen bevor.

Der Wuppertaler Polizeipräsident gibt bekannt, daß ihm das Zunehmen der kommunistischen Propaganda durch Berteilen von Drudschriften usw. Veranlassung gegeben habe, über sämtliche auf seine Anordnung in Schuhhaft ges nommenen Personen bis auf weiteres eine Besuchs: und Poftiperre zu verhängen.

Der Chemnizer Nazi- Polizeipräsident teilt mit: Durchs fuchungen bei verdächtigen Personen erbrachten Beweise für die Annahme, daß frühere Angehörige der KPD . Versuche machen, die KPD. neu zu organisieren. Es wurden fünf Berionen gelegentlich einer geheimen Funktionärsizung festgenommen, unter ihnen eine frühere fommunistische Reichstagsabgeordnete aus Dresden , die feit Februar 1988 flüchtig war. Sie hatten fich an frühere Funktionäre der KPD.( jekige SA.- Anwärter) herangemacht, um fie für die illegale Tätigkeit der KPD. zu gewinnen. Weitere Ermitts Inngen führten zur Festnahme von drei Spigenfunktionären der Noten Hilfe sowie drei Funktionären der RGO.

Auf Anordnung der politischen Polizei fand Mittwochs eine umfangreiche Durchluchung eines Häuserblods im Norden Berlins statt. In diesem Häuserblod waren vor einiger Zeit von den Dächern kommunistische Flugblätter auf die Straße geworfen worden. Bei der heutigen Durchsuchung wurden eine große Anzahl" Schuß-, Hieb: und Stichwaffen und etwa ein halber Zentner" tommunistischer Drudschriften beschlagnahmt. 15 Personen wurden festgenommen.( Görings gewohnte Greuelmeldung.)

Auf Veranlassung des Geheimen Staatspolizeiamtes wurde eine Durchsuchung der Deutschen Telefonwerke A. G. in Berlin nach fommunistischen" Druckschriften vorgenom men. Bei dieser Aktion ist umfangreiches fommunistisches" Material bei einigen Werksarbeitern und Angestellten vors darunter 5 Frauen, wurden in Schuzhaft genommen und in das Konzentrationslager gebracht.

Bedrohung mit Totschlag gefunden und beschlagnahmt worden. 20 Berlonen,

nach 1935- Die Regierungskommission wird beschimpft

Saarbrüden, 24. August 1988.

Gestern, von 14.30 bis 14.40, Uhr, machten der Frank­furter und der Stuttgarter Sender wieder einmal in Saar­Funk". Zunächst kam die Propaganda für die notlei dende Anti- Saar- Kundgebung am Niederwalddenkmal, wobei das Geständnis entschlüpfte,

daß es sich um ein Bekenntnis für das neue Hitler Deutschland ", also nicht um ein Bekennt nis zum Deutschtum an und für sich, noch um ein solches für die Saar handelt!

Es wurde noch bekanntgegeben, daß in der entmilitari­fierten Zone Reichswehr - und Marinefapellen mitwirken und daß man im übrigen Geld brauche, weil erhebliche Zuschüsse erforderlich" seien infolge der anreißerischen Reklame, bei der man den Leuten sowohl die Fahrt wie die Unterkunft wie die Verpflegung zum Teil aus öffentlichen Mitteln bezahlen muß.

Wichtiger aber war die Feststellung, daß es sich bei dieser Rundgebung um den Auftakt zum Endtampf um die Saar " handelt, wobei sich heute schon zeige, mit welchen Mitteln der Endkampf geführt werden solle". Allerdings: Mit welchen Mitteln dieser Endkampf geführt werden soll, das hat der hitleramtliche Rundfunk gestern wieder einmal deutlich ezeigt! Zuerst gab es wieder eine Reihe von Einmischungen in die amtlichen Maßnahmen der Völker­bundskommission an der Saar :

Beschwerden über das Verbot der skrupellosen Trußbund­fundgebung" zur Nasführung armer Schuldner, Beschwerden gegen das Verbot an die Kommunen, für die Hitler - Kund­gebung am Niederwalddenkmal eine besondere Gehalts- und Lohnzahlung einzulegen, Beschwerde über das Umzugsver­bot bei der Denkmalseinweihung in Ottweiler ... Nach dem der Redner erklärt hatte, daß sich der Denk­malsausschuß für Ottweiler das Verbot der Regierungs­fommission nicht habe gefallen lassen und die Denkmals­enthüllung nach 1935 nachgeholt werden würde, erklärte er wörtlich:

Wir sind teine Negerkolonie und lassen uns die Maul­torbmaßnahmen der Regierungskommiffion nicht gefallen!" Dann wußte er noch zu berichten, daß die Teilnehmer an

der Denkmalseinweihung in Ottweiler in geschloffe nem Zuge abmarschiert seien und dabei gesungen hätten:

Im Saargebiet marschieren wir, für Adolf Hitler kämpfen wir. Maz Braun läßt man marschieren, uns läßt man unsere Toten nicht ehren."

Mit heller Begeisterung berichtete der amtliche Nast­Rundfunk dann die Tatsache, daß Nationalsozia Itsten den Werbern und Austrägern bestimm ter Beitungen an der Saar diese Zeitungen abgenommen und die Leute verprügelt hät= ten! Und das soll dann die im Versailler Vertrag aus­drücklich garantierte Vorbereitung einer unbeeinfluß­

ten" Abstimmung sein! Außerdem erzählte er ein Gauer

märchen von einem Divisionär der Grube Reden:" Dieser habe nationalsozialistische Arbeitnehmer der Grube ents lassen mit der Erklärung: Sie sind Hitler . Hitler foll ihnen Arbeit geben. Hier bin ich Hitler ! Ich kann. Sie nicht gebrauchen!" Man kann mit dem Krückstock fühlen, daß es anders gewesen ist aber wenn es so gewesen wäre, würde der Fall ja nur beweisen, wie lehrreich das Beispiel Hitlers als Arbeitgeber, der alle Juden, Kommunisten, Sozialisten, Pazifisten, Demo­fraten und anständigen Menschen nicht nur aus dem Brot gebracht, sondern sie obendrein auch noch in Konzentrations­lager gesteckt und halb oder ganz totgeschlagen hat wie sehr dieses Beispiel Hitlers Schule gemacht und wie sehr der Divisionär begriffen hätte, was es mit dem Nationalsozialismus eigentlich auf sich hat!

Zum Schlusse brachte dann der naziamtliche Rundfunk noch einen direkt beispiellosen, unerhörten und niemals zu duldenden Anwurf, ver= bunden mit einer Todesdrohung gegen bestimmte Teile der unter dem Schuhe des Völkerbundes stehenden Bevölkerung bes Saargebiete 3.

Er erklärte: Die marristischen Landesverräter halten am fommenden Sonntag ihre eigenen antifaschistischen Gegen­demonstrationen ab. Es wird unsere größte Freude sein, wenn wir im Jahre 1935 zu einer Bestattungsfeier dieser beiden politischen Leichen einladen können!" Diese ganz un­

Auf einer Dienstfahrt nach Leipzig verunglüdte Mittwoch nachmittag in einer scharfen Kurve bei Wittenberg der Wagen des Abteilungsleiters für das Ausstellungs- und Messewesen in der Obersten Leitung der PO., Nazi- Jakob. Das Auto wurde aus der Kurve geschleudert, überschlug fich mehreremal und wurde vollkommen zertrümmert. Vorbeikommende Kraftfahrer leisteten die erste Silfe. Stabsleiter Jakob sowie der mitfahrende Geschäftsführer des Reichsausschusses für Ausstellungs- und Messewesen, Theinig, und SS. - Scharführer Zöllner tamen mit leichteren Verlegungen davon.

Ein weiser Präsident

So sprach das greise Staatsoberhaupt

Auf einer Massenkundgebung wurde kürzlich eine Botschaft des greisen Präsidenten der Republik verlesen. Darin hieß es:

Wir werden Nachdruck darauf legen, daß das Christentum im Geist seines Begründers die Religion wirtsamer Liebe zum Nächsten ist. In der Zeit der Uebers gänge und der Unfertigkeit auf allen Gebieten werden unsere Kirchen auf die Sittlichkeit größeres Gewicht legen und übertriebenes Parteiwejen verhindern; es darf niemand, der sich zum Christentum meldet, Haß verkünden. Und wenn gerade jetzt außerhalb unferer Grenzen gefordert wird, daß die Kirchen Kampfs firchen werden, darf es in der Republit teinen einzigen Geistlichen geben, der das Christens tum und feine Mission so anffaßt. Die Zeit erfordert den Zusammenschluß ehrbarer Menschen und solcher Menschen, die sich zu gemeinsamer Arbeit zur Res publik und Demokratie, allerdings zu einer tatsächlichen Demokratie, bekennen, d. i. zu Taten politischer und sozialer Gerechtigkeit.

Unnötig zu sagen, daß dieser Präsident nicht Hindenburg heißt. Er heißt Masaryt.