Geisel
,, Nehm'n wa den Balg ooch gleich mit der Kerl macht ooch schon die Faust!
Die in Prag erscheinende Die Wahrheit" veröffentlicht in ihrer 15. Nummer folgenden Brief eines deutschen Katholiken an den Papft:
Jch, gläubiger Katholik, Mitglied der Bayerischen Volks partei , Josef J., Zahntechniker von Beruf, wurde am 17. Mai 1933 in München ohne Angabe von Gründen verhaftet. Man brachte mich in das Polizeipräsidium von München , wo ich zweieinhalb Tage, ohne einvernommen zu werden, verblieb. Dann hieß es, ich komme nach Dachau .
Am 20. Mai gegen 1 Uhr mittags traf ich mit fünfundzwanzig anderen Leidensgenossen, darunter Sozialdemotraten, Kommunisten, Juden und Parteilose in Dachau ein. Wir wurden einem jüdischen Arzt, Dr. K., der in Dachau als Gefangener lebt, vorgeführt. Dieser hatte die Aufgabe, uns auf Ungeziefer zu untersuchen.
Dann mußten wir unsere Strohbetten holen und sie in einen großen Saal tragen. Nachdem wir etwas Tee, Brot mit Wurst bekommen hatten, wurden wir den verschiedenen Korporalschaften zugeteilt. Fünf Korporalschaften sind immer zu einer Kompagnie zusammengefaßt. Jede Kompagnie hat 270 Mann. Als ich in Dachau war, gab es zehn Kompagnien, also 2700 gefangene Menschen. Der Tag unserer Ankunft wurde damit beschlossen, daß man uns die Haare kurz schor.
Der Tagesverlauf
In Dachau wird gearbeitet. Alle, die ein Handwerk können, also Tischler, Schreiner, Schlosser, Maler, müssen täglich zehn Stunden arbeiten, alle anderen achteinhalb Stunden.
Um fünf Uhr morgens werden wir geweckt. Um 5.45 Uhr treten die Kompagnien an. Von 6 bis 6.30 Uhr ist sogenanntes Kaffeefassen. Es gibt schwarzen Kaffee mit Brot. Um 7 Uhr Antreten auf dem Appellplatz und Einteilung zur Arbeit.
Ich selbst war zur Straßenbauarbeit eingeteilt und mußte achteinhalb Stunden arbeiten. Gegen elf Uhr war unsere Vormittagsarbeit beendet, dann war Mittagspause. Zu Mittag gab es meistens fettlose Kartoffelstampfe und hie und da Kuttelflecke dazu. Um 13.45 bis 18 Uhr wird weitergearbeitet. Die Handwerker arbeiteten vormittags und nachmittags eine Stunde länger. Zum Abendbrot gibt es Tee oder Kaffee, Brot mit Wurst oder mit Käse. Dann solgt der Zählappell.
„, Strafen" und Torturen
In Dachau existiert offiziell die Prügelstrafe. Auf dem Zählappell wurde einige Zeit lang, später vermied man es, bekanntgegeben, was sich ereignet hat. So wurde auf einem Appell, es mag am 30. Mai gewesen sein, bekanntgegeben, daß der jüdische Rechtsanwalt Str. auf der Flucht erschossen worden sei, und daß der Reichsbannermann X. wegen Mißachtung des Vorgesetzten mit je fünfundzwanzig Stockhieben am 1., 3. und 5. Juni bestraft worden set.
Die beliebteste Strafart war der Dunkelarrest. Diejenigen, die aus dem Dunkelarrest tamen, waren ausnahmslos alle schwer mißhandelt. Vier Juden, mit denen ich in einem Saal lag, waren so mit Ochsenziemern geschlagen worden, daß ihr Rücken ganz blau und schwarz war. Genau so war es einem Reichsbannermann gegangen. Der im Konzentrationslager gefangene 2. wurde nachts 1.30 Uhr aus dem Bett geholt und mißhandelt. Am zweiten Tag erhielt er unter Aufsicht des Scharführers Steinbrenner mit dem Ochsenziemer 75 Hiebe. Steinbrenner hatte L. eine Decke über den Kopf gezogen, dann den Kopf zwischen seine Beine gesteckt und vier SA.- Leuten nun den Befehl gegeben, auf ihn einzuschlagen. In ähnlicher Weise ging der Scharführer Erb 3=
müller vor.
Der Jude R. Hatte durch die Mißhandlungen an Arm und Füßen eitrige Wunden.
Der Gefangene Friedrich 2. kam nach seiner Ankunft in Einzelhaft und wurde in der ersten Nacht mit Gummi
fnüppeln und Stöcken geprügelt. Seine furchtbaren Schreie hörte man hinüber in den Saal.
In Dachau hatte man nicht nur politisch verdächtige Leute Konzentriert, sondern aus den umliegenden Gefängnissen auch einen Teil der Kriminellen hineingenommen. Es waren jene Kriminellen, die sich in den Gefängnissen als Denun zianten bei der Anstaltsleitung beliebt zu machen verstanden hatten. Sie sollten bei den Politischen die schlechten Instinkte wecken. Als die SPD. - Stadträte Edelmann und Werthaller nach Dachau kamen, wurden wir auf die beiden gehezt. Die find schuld an eurem Unglück, werft sie in den Weiher!" Die Kriminellen stürzten sich auf Edelmann und Werthaller, schlugen sie, stießen sie in den Wether, bewarfen sie mit Erde, tauchten sie unter Wasser und quälten sie. Es gelang uns jedoch, hier aufklärend zu wirken, und die Kriminellen wurden mit der Zeit vollkommen eliminiert.
In Dachau befinden sich im übrigen die Sozialdemokraten Nimmerfall, der Abgeordnete Unterleitner, der Abgeordnete Simon und auch der Sohn von Dr. Held.
Das Exerzieren
Für die Unbeschäftigten war Ererzieren angesetzt. Es war für uns alle, aber für die Juden besonders, eine furchtbare Tortur. Die jüdischen Gefangenen wurden in besondere Korporalschaften zusammengestellt. Sie mußten Parademarsch klopfen. Und ob sie es noch so gut konnten, der Scharführer Erbsmüller hatte immer etwas auszusetzen.„ Sie Juden schwein, du Scheckfälscher, du Schweinehund!" waren beinahe noch die geringsten Beschimpfungen. Die Tortur setzte ein. Das bekannte militärische Kommando: ,, Auf, nieder, auf, nieder---" ertönte. Bis einer der Juden zusammenbrach, so lange ertönte dieses Auf, nieder!" Noch ein anderes Beispiel für die Quälerei beim Ererzieren. Zwei Juden werden an die Mauer gestellt. Sie erhalten den Befehl, nationalsozialistische Lieder zu singen. Wenn sie es nicht können oder auch nur wagen, zu sagen, daß sie es nicht können, ist das der Vorwand für neue Torturen, die mit dem militärischen Ausdruck schleifen" gekennzeichnet werden. Die Toten von Dachau
Die Totenliste von Dachau ist lang. Einen großen Teil der Namen habe ich hier veröffentlicht gesehen. Im Lager ist es offenes Geheimnis, daß fast täglich einer zum Opfer fällt. Ihre Zahl mag heute schon fünfzig betragen. Bei der Ausgedehntheit des Lagers, bei der starken Kontrolle ist es den Einzelinsassen schwer, darüber genauere Feststellungen zu machen.
BRIEFKASTEN
An mehrere. Für Zeitungsausschnitte, die aber den Namen und die Nummer der Zeitung tragen müssen, sind wir immer dankbar, denn natürlich können wir nicht alle Zeitungen lesen. Namentlich die kleinere Provinzpresse Deutschlands bringt mancherlei wertvolle Aufschlüsse.
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Hay. Unseres Wissens kostet die ganze Reise zur Saarkund3 Mark. gebung auf dem Niederwald 18 französische Franken Ein billiges Vergnügen. Mitmachen kann jeder. Gesinnung und Rasse werden nicht geprüft. Ihre Frage, ob die Nazis im Jahre 1935 den jüdischen und marristischen Untermenschen" verbieten werden, für Deutschland zu stimmen, können wir nicht beantworten. Bis dahin werden noch manche Wolken am Hitlerhimmel aufziehen. Papens Saarpaß. Wir haben neulich schon mitgeteilt, daß Vizetangler von Papen Wert auf seine Saareinwohnerschaft legt und sich einen roten Saarpaß beschafft hat. Daß er auf seinem Schloß Wallerfangen von irgendwelchen Sängern angesungen worden ist, hoben wir in der Lokalpresse gelesen. Seine Dankrede, obwohl sie abgelesen wurde, war so bedeutungslos, daß er sie nicht einmal zu dementieren brauchte.
D. K., Leningrad . Unser Verlag wird Ihnen die erbetenen Nummern der Deutschen Freiheit" zusenden.
Stanek. Endlich Briefe erhalten. Sie gingen wegen ungenügender Frankierung ohne unser Wissen zurück. Nun wird alles schnellstens erledigt.
Ein elfäffischer. Angestellter. Jeder muß mithelfen; Sie auch. Die Schuld ist nie allein bei denen„ oben".
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