wen wollen. Wohl mag eine halbe Million in Nürnberg  sich heiser gesckrieif und die Arme gereckt haben. Wohl mögen auch etliche Millionen im Lande mit derselben hofsnunasseligen Begeisterung auf Nürnberg   blicken. Die überwältigende Mehrheit unseres Volkes ist es nicht. Die Herrschenden wissen es. Nur darum treten sie alles im Lande nieder, was frei sich regen will. Welch«in Heuchler ist dieser Hitler! Wieder einmal wurde den Massen die Abkehr vom Materialis- mus gepredigt, und das vom Führerstande einer Be- wegung, die auf Staatskosten Rittergüter verschenkt, die Pfründen über Pfründen für Zehntausende ihrer Funk» tionäre schafft, und die schließlich Hunderttausende ihrer Gegner mit grauen und Kindern zum Hungertode ver- urteilt, um ihren eigenen Anhängern die materiellen Grundlagen nicht nur für sich, sondern für die Macht der Bewegung zu schaffen. Immer reden diejenigen am meisten von Idealismus, die aus roher materieller Ge- meinhelt sich auf Kosten der andern bereichern wollen.' Und wie lügt dieser deutsche Reichskanzler! Er wagt- wider besseres Wissen zu sagen, daß die Führer des Marxismus nicht da» Schicksal und das Leiden der Opfer ihrer Politik" tragen. Das spricht dieser im tiefsten Gründe unwahrhastige Mensch aus, der selbst die Lobe und Heilmann. die Ebert und Remmele, die M a rum und Künstler, die Schumacher und Mierendorff, diese Soldaten des Weltkrieges und diese Kämpfer für deutsche Freiheit mit den Kameraden ihrer Gesinnung in die Konzentrationslager und Gesang- nisse hat einsperren lassen. Dieser Hitler, dieser Groß- Verdiener seiner politischen Geschäfte, wagt die Emi- granten zu verleumden, sie führten draußen im fremden Solde einen Kampf gegen das eigene Volk. Er, der diese Menschen um ihr Letztes im Lande beraubte und sie, oft genug auf seinen Befehl oder doch unter seiner Verant- wortung siech geschlagen, ins Elend hinaustreiben ließ. Diele Städte sind Zeugen der bitteren Not deutscher  Emigranten, deren Namen einen Weltruf hat. So steht dieser deutsche   Staatsführer als ein kläglicher Ver- leumder vor uns. Der deutsche   Reichskanzler hat da» F a u st r e ch t proklamiert. Er tat es, unehrlich wie immer, mit der Behauptung, das sei notwendig, weil der Marxismus   da- mit vorangegangen sei. Die Geschichte aber beweist, daß, was man auch immer gegen die Marxisten ein- wenden mag. sie stet» nur rein geistig ge- kämpft haben. Wir verhehlen unsere Meinung nicht, daß diese rein idealistische Politik einer mit dem histori- schen Materialismus arbeitenden Bewegung, der etwas andere» ist als rohes, materialistisches Denken und Ge­nießen. das Verhängnis der marxistischen Sozialisten ge- wesen ist. Hitler   ahnt nicht, wie sehr sein verständlicher Stolz, die rein geistig geschulten und rein geistig ringen- den deutschen   Arbeiter mit seiner gewalttätigen Miliz niedergeknüppelt zu haben, geschichtsoildende Kraft ent- wickeln wird. Der vom Jubel umbrauste Führer weckt nicht nur Be- geisteruna und Willen für sich und seine Bewegung. Das geht vorüber. Dauern aber wird die von ihm praktizierte Erkenntnis, die übrigen« auch eine marxistische ist, daß an großen geschichtlichen Wenden die Gewalt un- übersteigbare Hindernisse hinwegräumen muß. Hitler und seine Leute appellieren an die Gewalt und beten sie an. Sie werden nicht die Letzten sein, die Gewalt an- wenden. Siegen wird schließlich die organisierte Ge- w a l t, die mit dem G e i st e einer heraufziehenden Zeit im Bunde ist. Ein Drfell Die BaselerNational-Zeitung" schließt einen Aufsatz über 5aSNürnberger Fest" mit diesem Urteil: Seit de« selige« Hofft»,annöwaldan klang die beutsche Sprache nicht«ehr so verstiegen und«ndcotsch wie heute in «tcht wenige« Rede« der Redner desdritten Reiches" doch das«nr nebenbei. DaS alte große deutsche Reich sim Mittelalter. Di« Red.j mit dem»dritten Reich" i« einem
So hätte er spre Und$o wie usher...". DaS Sekretariat des Herrn Reichskanzlers Hitler   hat uns liebenswürdigerweise das Manuskript der großen Rebe desFührers" zur Verfügung gestellt, die Adolf Hitler   auf dem Nazipartettag in Nürnberg   zu halten gedachte. Mit Rücksicht auf die ohnehin gereizten Nerven seiner SA. hat der Kanzler sich entschlossen, sie lieber per Distanz zu veröffentlichen. Wir haben uns das Abdrucksrecht sofort gesichert. Alle Rechte, auch daö der Vorführung im Kabarett, vorbehalten! Artdeutsche Männer und rassebewußte Jungfrauen! Euer grandioser Aufmarsch zeigt mir, daß das deutsche  Volk geschlossen hinter mir und meinen Konzentrations- lagern steht! Großes haben wir in den sieben Monaten unserer Regierungstätigkeit erreicht, weit Größeres haben wir aufgegeben. Eine neue Epoche neuer Ver- sprechungen ist angebrochen. Wir haben Euch, meine treuen Kampfgefährten, alles gegeben, was wir zu geben haben, nämlich nichts. Unser Programm, mit dem wir uns herrlichen Zeiten entgegengeführt haben, bleibt un- veränderlich, feine Durchführung wäre seiner Erfüllung nur hinderlich. Ein neues Deutschland   steht vor der Welt und oerlangt sein Recht, ein Deutschland  , das es als seine vornehmste Pflicht ansieht, den eigenen Volksgenossen alle Rechte zu verweigern. Blüht nicht überall neues Leben aus den demokratischen Ruinen? Die Preise steigen, die Löhne sinken, kurzum, der Gedanke der Volksgemeinschaft zu herabgesetzten Spesen marschiert! Und wo sind die Arbeitslosen hingekommen, meine Lieben? Sind nicht die Stempelstellen entvölkert, gähnt nicht unendliche Leere auf den Wohlfahrtsämtern? Jeder zweite Arbeits- lose, jeder zweite Wohlsahrtsempfänger sitzt im Konzentrationslager! So kurbeln wir an, so geben wir Arbeit, Brot und Grabesfrieden für alle! Arbeit adelt, deutsche Männer und Frauen, der Lohn ist dabei gänzlich
Atem nenne««nd die Substanzen der beide« gar identi- siziere», dedeutet gewiß ein« arge Verwirrung. Das alte Reich war übernational universal, deswegen wirkte«s so faszinierend ans alle Völker. Der gegenwärtig leider sehr »erminderte Zauber deutscher   Art in der Welt zehrt noch vom Nimbus dieser Universalität, die in Deutschland   ver- semt ist. Auch die Führer desdritten Reiches" wünsche« sich nichts sehnlicher als Weltverständnis, Weltbeifall, Welt- fafzination. Wie sie diese Faszination aus dem Wege, den sie einschlugen, erreiche« wollen, bleibt freilich ihr großes Ge- heimnis, so sehr man auch zuzugeben bereit ist, daß der deutsche Umschwung im große««nd ganze« historisch«nver- weidlich war.
Holer im Krankenhaus Innsbruck  , 2. September. Der ausgebrochen« Gauleiter Hoser mußte daS Spital in Brixe« in Sttdtirol aufsuchen. Die sozialdemokratischeJunsbrncker Volksstimme", die in Znsammenhang mit der Flucht des Ganleiters Hofer scharfe Angriffe gegen die Gefängnisverwaltung, gegen das LandeSgerichtsprästbium und gegen die Leitung der Bnndespolizei richtete, wurde beschlagnahmt. Während die meisten nach der Flucht des Gauleiters Hofer verhafteten Nationalsozialisten bereits wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, wurde der ebenfalls in der Nacht vom Dienstag aus Mittwoch verhastete Ganleiter-Stellvertreter, Rechts, anwalt Dr. Deuz» zu sieben Woche« Gesäugnis verurteilt.
sollen!
Nebensache! Haben wir es nicht geschafft? Sitzen nicht unsere Parteigenossen in den Sesseln, die sie den marxisti  - schen Untermenschen in revolutionärer Kühnheit entrissen haben? Unsere Polizeipräsidenten leiden keine Not, unsere Gauleiter sind Villenbesitzer geworden, mein vet- ehrter Kollege, unser kleiner, behender Reichsgreuel- minister Dr. Göbbels  , ist ein bescheidener Millionär und auch mir geht es nicht schlecht: sehen Sie nicht an diesen untrüglichen Kennzeichen der sprunghaften sozialen Auf- wärtsentwicklung mit aller Deutlichkeit, daß wir erfüllen, was wir unseren Familien versprochen haben? Und so wie bisher wollen wir weiterkämpfen. Furcht- los und treu, allzeit auf die Vermehrung unserer Güter bedacht, stets bereit, das Letzte hinzugeben für unsere Interessen, ergeben dem Nationalsozialismus und seinen ausführenden Organen von der Schwerindustrie! So steht es im Innern. Und wie steht es nach außen? Ist nicht der Schwache am mächtigsten allein? Sind wir nicht herrlicher isoliert, als wir es in unseren kühnsten Träumen jemals zu hoffen gewagt haben? Steht nicht die ganze Welt geschloffen gegen uns, wie einst im Mai...? Unsere Ausfuhr sinkt schnell wie ein Wasserfall, das Nationalvermögen schwindet dahin wie Schnee in der Sonne und wohin wir blicken, ist Unterbilanz. Darum sage ich zu Euch: unsere Taten sprechen für uns! Was wir zerstören konnten, haben wir gründlich zerstört! Deutsch  - land ist erwacht und der Außenhandel schläft ein! In diesem Sinne vorwärts! Drauf, dran und durch! Auf einen Schelmen anderthalbe! Und so kann ich diese markante Rede gar nicht schöner schließen als mit dem selbstverständlichen Ruf: Unser ge- liebter Osaf, unser alles überragender genialer Führer Adolf Hitler  , der Mann, der Tod und Teufel, der Ver- nunft und dem ganzen Erdball trotzt, er lebe hoch, hoch, hoch! Ich ziehe vor mir selbst ehrerbietig den Hut und erkläre die Lustbarkeit für geschlossen!"
Um Torgier Auch schweizerischer Verteidiger abgelehnt Der bekannte Züricher Rechtsanwalt W. Rosenbaum  - Dncrommun hat sich in einem Schreiben an den Präsi» deuten des deutschen   Reichsgerichts bereit erklärt, die Ver- teibigung der Angeklagten gemeinsam mit den schon bestellten deutschen   Rechtsanwälten unentgeltlich zu übernehmen. Roseubanm-Ducrommun beherrscht die deutsche Sprache. Der Senat des deutschen Reichs- gerichtes, der kürzlich ein ähnliches Angebot des französischen  Rechtsanwaltes Moro.Giafferi u. à. mit dem Hinweis ab- lehnte, daß dieser wohl die deutsche Sprache nicht genügend be» herrsche» lehnte auch das Angebot des schweizerischen Ber» teidigersmangels ersichtlichen Anlasses für die Bestellung ausländischer Anwälte neben den deutschen   gestellten Ber- teidigern" ab. Man will also die Wahrheit nicht. Pas neueste Der Bischof von Berlin  , Dr. Christian Schreib« t, ist Freitag nacht nach langem Leiden verschieden. Bei d«r Explosion eines vor Bokohama liegenden eng. Tischen Oeltankschisfcö kamen sünsbritischeSeeleute ums Leben. Nach einem Höhenflug von 11000 Meter laudete gestern, unweit Mayen   der Freiballon Bartsch v. Siegseld, der da» mit de» bisherige« Höhenweltrekord für Freiballone g  «, brachen hat.
Der muflfehe K Glotfen zu einer Rede Im Rundfunk hörte man am gestrigen Nachmittag Adolf Hitler   in einer Red« über Kunst im Rahmen der heroischen Weltanschauung. Sie wurde auf einer Kulturtagung im Rahmen der Nürnberger   Veranstaltungen gehalten. Hitler   sprach nicht wie sonst mit jenem wilden, sich schnell überschreienden Ton. von dem seine Anbeter die Weihe der Bessenheit in den Gefilden unerspttrbarer See- lenkräste empfangen. Sein wohl ausgesetztes Manuskript, dessen Eintönigkeit und Steigerungslosigkett von der Trom- mel des Lautsprechers doppelt unwirksam gemacht wurde, gestattete ihm nur selten ein Brio ber Leidenschaft. Das mußte für die große politische Suite des Abends aufgespart bleiben. So hörten denn am Nachmittag die Freunde des Führers" ein etwas blasses Kolleg eines dozierenden Rasse-Phtlologen. Es gab nur bescheidenen Betfall an eint- gen forcierten Kraftstellcn, und man ahnte durch die Aether  - wellen hindurch, wie sehr die Mattigkeit dieser ästhetischen Limonade von der respektvollen Hörerschaft empfunden wurde. Immerhin wird man sich mit einigen Stellen ernsthafter auseinandersetzen müssen. Hitler   sieht alle Kunst rassisch bedingt. Nur dort, wo echtes Volkstum Gestalt gewonnen hat, kann sich eine arteigene Kunst als Ewigkeitswert durch- setzen. Die Architektur der Griechen und Römer, die Hitler alsarisch" preist, ist darum groß und unvergänglich, weil sie ihre rassische Herkunft bezeugte, und das gilt nach setner Auffassung für alle Abschnitte der menschlichen Geschichte. Für die Deutschen   ganz und gar! Nur was heuteweit- anschaulich" auf nationalsozialistischem Mutterboben erwächst, hat nach Httlerschem Diktat Gültigkeit. Unproduktiv ist der Jude, ber nie geniale künstlerische Leistungen hervorgebracht hat. Kurz, man vernahm die Theorie des rassischen EgoiS- otu« mit heroischer Begleitmusik. Einmal nur erhob sich stür- Mischer Beifall. DaS war die Stelle, wo Hitler   sich gegen diejenigen wandte, die mit ihrer Kunst dem alten Regime gedient hätten und nun im nationalsozialistischen Staate den Ausspruch auf Geltung und Wegweisung erhöben. Vielleicht lag in diesem Beifall ein gesunder Instinkt gegen die brau- neu Liebediener, jeneMärzgefallenen", die heute versichern, mit dem Herzen, mit dem Zeichenstift, mit dem Pinsel und
der dichterischen Begnabung eigentlich und im geheimen schon früher den Sieg der Hakenkreuzfahne glühend ersehnt zu haben. Wahrhaftig, dieseKünstler" haben den kraftvollen Fußtritt verdient, den ihnen Hitler   applizierte. Um seine Auffassung, der heute ein frisch eingezogenes Regiment von Rassebtologen und Rasse-Aesthetikern dient, zu widerlegen, bedarf es nahezu ber gleichen Plattheit, die ihm zu eigen ist. Denn die Behauptung, daß die künstlerische Leistung aus der unwägbaren Kraft der volksgebundenen Persönlichkeit strömt, ist auf nationalsozialistischen Beeten nicht gewachsen. Sie gehört zu den Selbstverständlichkeiten künstlerischen Schaffens aller Zeiten und aller Generatio- nen. Aber ist es wahr, daß die Kunst mitRasse" eine un- lösbare Verpflichtung eingegangen ist? Feder Rassetheore- titer hätte leichte Mühe nachzuweisen, daß ber braunäugige und kurzbeinige Johann Wolfgang Goethe   sein genta- ltsches Werk weniger der biologischen Substanz seiner Rasse, als ber Zündkraft deutschen Geistes verdankt, ber in ihm einen einmaligen Ausdruck gefunden hat. Beethoven  , der Sohn eines Trinkers von überaus schlechter, ja gänzlich undefinierbarer Rasse, hat deutsche   Musik zur Unsterblichkeit erhoben. Immer noch ist die Herkunst Richard Wag- n e r S, der die Theatralik desdritten Reiches" schon sechzig Jahre vorher erahnt hat, in Bezug auf die rein-arische Erb- masse in Dunkel gehüllt. Mit Worten läßt sich trefflich strei- ten.... Wenn Max Liebermann   nicht eben von jüdischer Abkunft wäre wer weiß, welch« Ehren ihm heute als den großartigsten malerischen Gestalter deutschen sachlichen We- sens der vergangenen^Jahrzehnte blühten. Welch eine Herr- liche Offenbarung germanischen Geistes wäre die Relativi- tätslehre, hätte Einstein strohblondes Haar und hätte seine Wiege in Pasewalk   in Pommer gestanden! Das Judentum bat das Alte Testament geschaffen, diese einmalige und einzigartige Dokument des Monotheismus in der Welt, die Prophetien und die Psalmen, deren künst- lertscher Ausdruck ewiger Menschenwerte höchste Genialität aus ber Tiefe heroischen Glaubens bezeugt: die alle großen Musiker ber Welt, Beethoven  , Handn und Gluck, in unzäh- Ilgen Themen immer wieder zu künstlerischer Bewältigung angeregt haben. Michel AngeloS biblische Gestalten, diese
großartigsten Beispiel plastischer Kunst, begannen bei Moses   und endeten bei David, und wenn Herr Hitler   ach Freitag mit seinen Freunden BeethovensDie Himmel rühmen ber Einigen Ehre" sang, so hat er damit wider Willen, vielleicht ohne Wissen, einen altmosaischen Psalm aus rein- rassiger Kehle verströmen lassen. Man könnte diese Liste der Künste und der Persönlichkei- ten beliebig lang fortsetzen. Jene Heiligkeit dcS Genies, die aus unersorschlichem Himmel kommt, fragt nicht nach Nam' und Art, nach Nasse, Herkunft und Großmüttern. Sie ist ein Geschenk aus de» Höhe, und es scheint uns, daß ber große Spender alle Völker gleichermaßen versorgt hat. Wenn Adolf Hitler   himmelblauäugig und andächtig vor einem gotischen Dom steht und vor ihm den Ausdruck ur- tümlichsten deutschen Wesens entdeckt, so mag ihm jedes Lehrbuch der Kunstgeschichte die peinliche Wahrheit enthül- len: Daß dieser rassisch echte gotische Stil zuerst von fr an- si schen Baukünstlern gestaltet wurde, Abkömmlinge je- er Gallier, von denen der echte Nationalsozialist durch ein System von Kulturwällen getrennt ist. Immerhin: wir wollen dem Kunstredncr Adolf Hitler  nicht unrecht tun. Er wollte einmal Künstler werden, und eS reichte dann nicht. Kein Wort gegen den ehrenwerte« Beruf eines Anstreichergesellen! Aber daö, was man ersehnt und nicht erreicht hat, erzeugt hinterher Komplexe. Sie ent- falten sich in strahlender Herrlichkeit, wenn der Berufene, aber nicht Auserwählte plötzlich Imperator über ein großes Volk werden kann. Adolf Hitler   trägt die unglückliche Liebe zur Kunst in sich wie ein Liebhaber, der die ersehnte Braut in den Armen eines andern weiß. Jetzt hat er die Macht, jetzt fördert er die Kunst, jetzt baut er, jetzt entwirft er, jetzt hat er die Muse erobert. Seine LieblingSbeschäfti- gung ist, wie wir neulich hörten, die Lektüre von illustrier- ten Zeitschriften, die sich mit neudeutscher Junenarchitektur beschäftigen. Zu den hübschesten Märchen von Andersen gehört jene Geschichte von des Kaisers neuen Kleibern. Alle Höflinge bewunderten sie, bis endlich ein einfältiges Kind zu sagen wagte, baß er überhaupt nichts anhabe. Uns ging eS ähnlich. Wir sahen hinter die Kleiber der Hitlerschen Prunk- rede und entdeckten seinen Lieblingsschriftsteller: Karl May  , den Old Shatterhand, den Pfadfinder ber tndiani« schen Steppe mit den feinen Instinkten aus Dresden  . Andreas H o w a l.-»