Abscheu in England 150
Die Briten lassen sich nicht für Hitlerdeutschland gewinnen
O. G. London , 29. August. Die Stimmung der englischen Oeffentlichkeit ist nach wie vor sehr entschieden gegen das Hitlerregime. Die krampfhaften Bemühungen der deutschen Regierungspropaganda haben bisher keinerlei Erfolg gehabt. Die innerdeutschen Vorgänge, die rohe kriegerische Sprache, die Geiselpolitik, die abscheulichen Schikanen gegen Juden vor allem in Streichers fränkischem Herrschaftsgebiet, die Ausschreitungen gegen Frauen( vor allem der Nürnberger Fall, wo ein junges Mädchen durch Straßen und öffentliche Lokale geschleppt wurde, weil sie mit einem Juden gesehen wurde)- das alles vermehrt die Abscheu gegen das Gewaltregime. 3war erhebt sich hie und da in Briefen an die Zeitungen eine Stimme für Hitler, aber sofort kommen dann die Gegenstimmen, die nicht zurückhaltend sind.
Freilich Göbbels und seine gleichgeschalteten Tra banten werden jubeln. Es ist neulich im„ Daily Ex. preß" ein begeisterter Lobartikel für Hitler erschienen. Nachdem der Presselord Rothermere sich für das Naziregime ausgesprochen hatte, mußte der andere Presselord Beaverbrook ihm sofort nachahmen. Die beiden Bresselords haben viel gemeinsam; sie besigen viel gelesene aber politisch einflußlose Sensationszeitungen; fie haben gewaltigen politischen Ehrgeiz, aber sie haben bisher mit instinktiver Sicherheit immer aufs falsche Pferd gesetzt. Das mußten sie auch diesmal. 3war war Beaverbrook etwas vorsichtiger, er hat sich nicht selber hingesetzt und Hitler gepriesen, er überließ diese Aufgabe einem früheren Berliner Korrespondenten. Und der hat es so schlecht gemacht, wie es schlechter nicht möglich ist. Er hat sich den Kurfürstendamm angesehen und dann sein Urteil gebildet. Borher war Berlin eine verkommene Stadt voller Nepplokale, voller Homosexueller, voller Prostituierter. Und heute hat Hifler Berlin gereinigt. Es gibt keine Repplokale mehr, Hitler hat die Homosexuellen von den Straßen vertrieben( Herr Röhm kann lachen), Berlin ist wieder eine saubere Stadt voller froher Menschen, die an die Zukunft glauben, alle haben wieder Arbeit( das hat selbst Lügen- Göbbels noch nicht zu behaupten gewagt) und es geht aufwärts. Auch den Juden geht es gut, schreibt der alles wissende Korrespondent, denn er habe in einem Cafe zwei lachende jüdische Mädchen gesehen, die von den anwesenden SA.- Leuten in keiner Weise belästigt wurden. Es ist gut, daß dieser Artikel, der eher im Propagandaministerium geschrieben zu sein scheint als am Kurfürstendamm , so dumm über treibt, so glaubt wenigstens kein Mensch in England an den Schwindel, denn die amtlichen deutschen Nachrichten - z. B. in der Judenfrage genügen ja zur Wider legung völlig. Hitler hat kein Glück mit seinen englischen Propagandisten.
Die ernsthafte englische Presse steht auch in klarer Front gegen den deutschen Faschismus, so sehr die englischen Konservativen auch den italienischen Faschismus,
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vor allem Mussolini persönlich bewundern. Den ent schiedensten Kampf gegen Hitler führt der„ Man. chester Guardian", das große angesehene liberale Blattjournalistisch wohl die beste Zeitung, die es gibt. Dieses Blatt hat täglich mehrere Spalten Nachrichten über Deutschland über Deutschland ohne Beschönigung natürlich- es hat ausgezeichnete Sonderkorrespondenten, die Zugang zu wertvollem Material erhalten und die vielen ernst haften Enthüllungen des Blattes vor allem in der Frage des Reichstagsbrandes ermöglichen. Diese Zeis tung führt einen klaren Kurs für die verletzten Menschen rechte, ganz gleich ob Pazifisten, Juden oder Liberale betroffen werden oder ob sich die Schandtaten gegen Sozia listen oder Kommunisten richten. Das Blatt, das alles andere als sozialistisch oder gar kommunistisch ist, führt 3. B. einen leidenschaftlichen Kampf für Torgler , weil es in ihm einen unschuldig Verfolgten sieht. Der„ Man chester Guardian" hält damit eine große englische Tra. dition aufrecht den Kampf für Gerechtigkeit.
Mit anderen Methoden arbeitet die konservative Times", gleichfalls ein ausgezeichnetes Blatt. Diese Zeitung bringt seit einiger Zeit nur selten eine direkte redaktionelle Stellungnahme zu deutschen Ereignissen. Dafür läßt sie in reichem Maße und mit einem manchmal fast teuflisch anmutenden Geschick die Nachrichten sprechen, die täglich zwei bis drei Spalten des großen englischen Zeitungsformats füllen. Diese Nachrichten sind so ausgewählt, daß sie die Schlechtigkeit, den Angriffsgeist und die Verlogenheit des deutschen Faschismus klar zeigen. Da hat wie die„ Deutsche Freiheit" bereits berichtet hat die„ Times" einen Brief des Reichs postministeriums ohne Kommentar veröffentlicht, wo irgend welche Eingriffe in Transitpost entschieden bestritten werden. An diesen Brief wurde direkt ein Brief
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aus Dänemark angehängt, wo ein amtlicher deutscher Bericht zitiert wurde, der von Oeffnung und Beschlagnahme von Transitpost spricht. Jeder Leser dieser beiden Briefe weiß Bescheid, die„ Times" kann jeden Kommen tar sparen, die gewünschte Wirkung ist erzielt. Und als dann ein paar Tage später die Geheime Staatspolizei Aachen stolz von der Beschlagnahme einer Postsendung von Paris nach Kopenhagen berichtet, bemerkt die ,, Times" nur trocken, das stimme nicht ganz mit dem Brief des Reichspostministeriums überein, das sei wohl daraus zu erklären, daß die Geheime Staatspolizei mache, was sie wolle, und die offiziellen Behörden nichts mehr zu sagen hätten. Das war alles. Aber es genügt, um die Glaubwürdigkeit amtlicher deutscher Stellen aufs schwerste zu erschüttern.
In einer anderen Nummer bringt die„ Times" eine Nachricht, wonach ein Amerikaner im deutschen Rundfunk über die„ schwarze Schmach" gewettert hat und die Franzosen als das verkommenste Volk bezeichnet, weil sie schwarze Soldaten haben und weiße Frauen sich mit Schwarzen einlassen. Kommentarlos fügt die„ Times"
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Kein Zweifel: im„ dritten Reich" macht sich in zunehmendem Maße Ernüchterung breit. Trotz aller Erlasse gegen die Miesmacher" fordert der Alltag unerbittlich seine Rechte- und dieser Alltag ist, unberührt von dem leuchtenden Optimismus, der die amtlichen Aeußerungen beherrscht, grau. Den flüchtigen Besucher mag die mit Fahnen, Uniformen und neuen Autos drapierte Fassade der großen Städte täuschen, er mag in der Tatsache, daß die Arbeitslosen nicht mehr zu Klumpen geballt die Straßen versperren, eine Bestätigung der offiziellen Siegesnachrichten über den Verlauf der„ Arbeitsschlacht" sehen die Wirklichkeit ist das nicht. die Wirklichkeit ist das nicht. Aber Potemkinsche Dörfer sind nicht erst von Hitler oder feinem Propagandaminister erfunden worden, sie sind das Werk eines gewandten Günstlings der II. Katharina, oft von anderen Scharlatanen und Demagogen nachgeahmt und auch von Mussolini nicht verschmäht. Das Blendwerk gehört zum Faschismus wie der Pferdefuß zum Teufel. Der Italienreisende, der das Land vor dem Marsch auf Rom kannte, bricht heute in Begeisterung darüber aus, daß er in den Städten nicht mehr von Bettlern belästigt wird, und er erblickt darin ein untrügliches Kriterium des faschistischen Aufstieges. Wer aber durch die armseligen Dörfer des Apen nin oder der Dolomiten streift, wer die erbarmenswürdigen Ansiedlungen auf der steinigen Hochebene von Istrien besucht, die all unseren Vorstellungen von menschlichen Behausungen spotten, dem schreien zerlumpte und unterernährte Kinder ihr soldi, signore" entgegen, wie es die Väter und Mütter dieser bedauernswerten Geschöpfe auch schon geübt haben. Mussolini besiedelt die Pontinischen Sümpfe unter riesigem Reklameaufwand, Balbo fliegt mit großem Geschwader über den Ozean, die italienische Presse preist in den höchsten Tönen die Erringung des„ Blauen Bandes" durch den Dampfer„ Reg", dessen Kapitän den Rekord auf Befehl des Duce" gebrochen hat, aber auf weiten Strecken des italienischen Landes, die selten eines Fremden Fuß betritt, herrscht heute noch nach zehn Jahren Faschismus- eine Armut, von der sich selbst die deutschen Arbeitslosen keine Vorstellung machen können.
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In dieses graue Elend, das Dank der Oberflächlichkeit der Italienreisenden, der Bequemlichkeit der in den großen Städten sigenden Auslandskorrespondenten und der nahezu vollendeten Unterdrückung jeder Unmutsäußerung für die Weltöffentlichkeit bisher so gut wie unsichtbar war, leuchtet jetzt ein in seiner Simplizität ebenso hellsichtiges, wie in seinen Einzelheiten erschütterndes und aufrüttelndes Buch: Fontamara von Ignazio Silone ( verlegt bei Dr. Oprecht und Helbling AG., Zürich ). Ein Dichter gestaltete hier das Schicksal eines ärmlichen Abruzzendorfes mit einer Eindringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann. In dieser schlichten Erzählung von Tatsachen und Ereignissen, die den italienischen Alltag bestimmen, offenbart sich das Wesen des Faschismus mit einer so unheimlichen
Klarheit wie in feiner politischen Abhandlung.„ Fontamara" wird zum Symbol des Leidens und Kämpfens der geknech teten menschlichen Kreatur.
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Das Leben dieses Dorfes schwingt seit Menschengedenken, unbeeinflußt von den Strömungen der Politik, im natürlichen Rhythmus zwischen Saat und Ernte. Es ist ein farges Leben, ein ständiger Kampf ums nackte Dasein aber man ist unter sich. allein mit seiner Not. Da greift der Fa= schismus ein. Es widerspricht seiner Machtauffassung, daß in seinem Herrschaftsbereich Menschen leben, die nicht bei jedem Atemzug diese Macht anerkennen und spüren. Die Erziehung der Fontamaresen zum„ Staatsbewußtsein" setzt ein. Sie beginnt mit einem gemeinen Betrug und endet mit der Vernichtung des Dorfes und der Ausrottung seiner Bewohner. Dazwischen reiht sich Tragödie an Tragödie: man unterbindet die Stromzufuhr mit Fontamara, man gräbt dem Dorf das Wasser ab, um es auf das Grundstück eines Führers" zu leiten, man vergewaltigt die Frauen, man prügelt die Männer und verbietet ihnen Diskussionen über Politik. man bestimmt die Stunde des Aufstehens und Schlafengehens ohne Rücksicht auf die Erfordernisse der Landarbeit, man füttert die kleinen Bauern und Tagelöhner mit Phrasen und nimmt ihnen zugleich das letzte Brot, man hat überhaupt nur ein Ziel: restlose, kritiklose Unterordnung.
Warum? Diese Antwort auf diese Frage gibt der Autor mit überwältigender Ueberzeugungskraft und tiefgründiger psychologischer Schärfe, sie bildet einen der unvergeßlichen Höhepunkte des Buches und lautet:„ Aus Angst... Aus Angst vor der Angst. Warum morden sie( die Faschisten) ihre Gegner? Aus Angst. Warum erhöhen sie fortwährend die Zahl der Polizisten und der Miliz? Aus Angst. Warum schicken sie Tausende und Abertansende von Unschuldigen auf die Galeeren?
Aus Angst.... Mit ihren Verbrechen wächst ihre Angst. Und mit ihrer Angst wachsen ihre Verbrechen." Und diese Angst treibt den Faschismus zu einem stetig sich vervollkommenden System der Ueberwachung seiner Untertanen. Jeder ist katalogisiert, jede Lebensäußerung reglementiert, ein Heer von Spizeln wacht über alles und jeden. Aber alles geschieht im Namen des Gesetzes: die schreiendsten sozialen Ungerechtigkeiten, die schamlose Ausplünderung der Kleinen durch die Großen, die tollsten Verbrechen. Das heutige Regime hat für jede Sache ein Geset... Je mehr Gefeße, umsomehr Elend. Je mehr Elend, umsomehr Gesetze."
Die Fontamaresen stehen zunächst alldem fassungslos gegenüber. Wie sollten sie sich auch wehren, da sie keine Einheit bilden? Selbst zwischen diesen freudlosen Hütten hockt der Klassenunterschied und verhindert das Zusammenstehen der Ausgebeuteten gegen den gemeinsamen Feind. Es ist eine Kluft zwischen den landlosen Tagelöhnern und den
einen Aufruf des Hamburger Polizeipräsidenten an, der davon spricht, daß Schwarze aus ehemaligen deutschen Kolonien, die jetzt in Deutschland leben und deutsche meiße Frauen haben, belästigt werden. Er fordert Treue um Treue und kündigt schwere Strafen für weitere Belästigungen an. Auch diese kommentarlose Gegenüberstellung ist ebensoviel wert wie ein langer Leitartikel, vielleicht noch mehr.
Dann bringt die„ Times" an einem einzigen Tag den Bericht über die Verlegung der Schweizer Grenze durch Deutschland , einen weiteren Bericht über die Ablehnung des Nazitums in der Schweiz , nachdem man anfangs dort einige Sympathie hatte, und einen Artikel über die Bedrohung Nordschleswigs durch Naziattacken. Es wird von einer großen Kundgebung aller dänischen Parteien in Apenrade gegen nazistische Annexionsgelüfte berichtet. „ Es ist die Stimmung von 1914 in der Luft", so hieß es in dieser Versammlung. Es wird weiter berichtet von den riesigen Summen, die das Reich für Kulturpropaganda, vor allem für Minderheitsschulen in Nordschleswig ausgibt, Eltern bekommen aus deutschen Reichsmitteln gratis Fahrräder, Eisenbahnmonatskarten, teilweise sogar Pferd und Wagen, wenn sie ihre Kinder in die deutsche Schule schicken, aus denen die nicht nationalsozialistischen Lehrer verdrängt werden. Deutsche und Dänen, die in Dänemark !- gegen den National sozialismus Stellung nehmen, werden bedroht. Schließlich berichtet die„ Times" in der gleichen Nummer noch von der„ Berliner Luftverteidigung“ und durch alle diese Nachrichten, zu denen sie keine Zeile Kommentar schreibt, erweckt sie natürlich den Eindruck: Nazideutschland bereitet den Krieg vor.
Nicht ganz so planmäßig, aber doch in ähnlicher Weise Tragik ist dabei, daß auf diese Weise in England eine arbeitet auch der konservative„ Daily Telegraph ". Die Tragik ist dabei, daß auf diese Weise in England eine regelrechte deutschfeindliche Stimmung hochgezüchtet wird, die sich dann nicht nur gegen das Hitlerregime richtet, sondern gegen das deutsche Volk. Nachdem die Kriegspsychose durch die entsagungsvolle Verständigungspolitik der Republik endlich geschwunden war, ist es Hitler rasch gelungen, sie wieder herzustellen. Auch hier erweist er sich also als Totengräber Deutschlands .
Gegen die deutschen Flüchtlinge
Paris , 1. Sept. Der„ Matin" berichtet in einer Meldung aus Nancy über eine gestern in Meg abgehaltene Protestfundgebung elsaß- lothringischer Kaufleute gegen die Zu= wanderung und Beschäftigung deutscher Flüchtlinge. Die in
ber von über 2000 Personen besuchten Versammlung ange=
nommene Entschließung lautet: Die Kaufleute, Handwerker, fleinen Industriellen, privaten Angestellten, Handelsver: treter, Reisenden und Konsumenten von Meß und aus den Mojeldepartements überhaupt sind der Ansicht, daß die große Mehrheit der deutschen Flüchtlinge fich doch schließlich früher oder später in den drei elsaß - lothringischen Departements niederlaffen wird. Sie sind der Ansicht, daß ihre end= lente, fleinen Industriellen und Handwerker dieser Gegend zur Folge haben würde. Sie sind der Ansicht, daß die An= wesenheit zahlreicher Deutscher in dieser Grenzgegend, dem Kampfgebiet von gestern und von morgen, dem nationalen Interesse zuwiderläuft. Sie verlangen daher von der Regie: rung die Kündigung des deutsch - französischen Vertrages vom 17. August 1927( Niederlassungsvertrag, der zusammen mit dem Handelsvertag abgeschlossen wurde. Die Red.) und die Ergreifung wirksamer Maßnahmen.
Kleinen Besitzern: beide hungern, aber getrennt, und diese Kluft gestattet dem Faschismus zu herrschen. Da ist Berardo, ein prächtiger, selbstbewußter Bursche mit starken anarchistischen Neigungen. Mit den Städtern diskutiert man nicht", das ist seine Theorie. Aber sie findet nicht viel Anklang bei den Dorfgenossen:,... er folgerte so, weil er kein Land besaß, und das mußte ihm innerlich stark zusetzen. Er dachte wie einer, der nichts zu verlieren hat. Die Lage der übrigen Cafoni( kleine Bauern) war anders."
Es dauerte lange, bis in Fontamara jeder begriffen hat, daß der Faschismus bald jeden Unterschied verwischt haben wird, daß die falte Enteignung der wirtschaftlich Schwachen durch die Starken und Mächtigen unaufhaltsam fortschreitet. Ein Beispiel: es handelt sich um die Neuaufteilung des fruchtbarsten Bodens der ganzen Gegend, der Ländereien im Becken des trockengelegten Fucino- Sees, die einem Prinzen Torlonia gehören. Für die Verhandlung ist zum Vertreter der Bauern der Hundertschaftsführer der faschistischen Miliz ernannt worden. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus: Der Fucino dem, der ihn bebaut... der Fucino dem, der die Mittel hat, ihn zu bebauen oder bebauen zu lassen. Mit anderen Worten: der Fucino dem, der genügend Kapital hat... Diejenigen, die keine großen Mittel haben, haben auch kein Recht, im Fucino Land zu pachten." Diese Reglung ist natürlich nur im Interesse der nationalen Produktion" getroffen worden. Demgegenüber sind die Interessen der Bauern belanglos, und wenn sie sie etwa eigennüßig verteidigen wollen, werden sie bestraft. Es ist immer derselbe Schwindel: vorher nannte man die organisierte Ausbeutung„ Kapitalismus ", jezt heißt sie„ Nation". " Jebe Regierung ist immer gegen die Armen gewesen, aber die jetzige ist es auf eine besondere Art... Je mehr die Regierung die Interessen des Prinzen Torlonia und der Banken vertritt, umsomehr braucht sie das Volk, umſomehr muß sie glauben machen, die Regierung der Cafoni und aller Arbeiter zu sein..." Wie gesagt: es dauert lange, bis die Bauern diese Zusammenhänge begriffen haben. Dann aber finden sie sich in wunderbarer, selbstverständlicher Solidarität. Berardos Opfertod im faschistischen Gefängnis wirkt als Vorbild. Der Anarchist ist durch seinen Opfergang zum Klassenbewußtsein vorgestoßen. Aus der dumpfen Unzufriedenheit der Fontamaresen wächst die revolutionäre Aktivität, die auch über das furchtbare Schicksal des Dorfes hinaus beispielhaft lebendig bleiben wird.
Dieses Buch eines Emigranten wird sie wachhalten. Es ist ohne Haß geschrieben, aber mit fanatischer Wahrhaftigkeit. Man wird im nächsten Frühjahr ein ähnliches Buch über Deutschland schreiben müssen. Frank Licht .