Deutsche   Stimmen

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Feuilletonbeilage der Deutschen Freiheit"* Dienstag, den 19. September 1933 Ereignisse und Geschichten

Sie verdienen ihr Schicksal

Wie sich der Buchhandel helfen will lagen zu ſehen waren, wird es bald so sein, daß die Einfuhr

Dem Buchhandel gehts von Tag zu Tag schlechter. Da find ein paar findige Buchhändler auf den Gedanken ge= kommen, sich so zu helfen, daß sie auf ihr Ladenschild kurzer­

fremdsprachiger Bücher die Einfuhr deutscher übertreffen wird. Der Buchhandel verdient sein Schicksal!

hand schrieben: Nationalsozialistische Buch Die Wahrheit über All- Juda

handlung" oder daß sie neben den Besitzernamen das Monogramm der Mordbande setzten, die heute über Deutsch­ land   herrscht. Ueber Einschreiten des Kampfbundes für Deutsche Kultur   mußten die Ladenschilder wieder gesäubert werden.

Der Börsenverein der Buchhändler hat mit dem Verband der Deutschen   Hochschulen, dem Verein Deutscher Biblio­thekare und der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Ver­leger ein Abkommen getroffen, das dem Abonnentenschwund der wissenschaftlichen Zeitschriften Einhalt tun soll. Die Zeit­schriften müssen im Umfang kleiner und dadurch billiger werden. Es wird durch das Abkommen verfügt: Daß die nach Umfang und Preis aufgeblähten Zeitschriften, beson­ders auf medizinischem und naturwissenschaftlichem Gebiet, von 1934 ab gegen den Stand von 1933 um mindestens zwan= Big Prozent hinsichtlich Umfang und Preis eingeschränkt wer­den". Wer dagegen verstößt, vergeht sich, heißts ausdrücklich im Abkommen, gegen die Sazung des Börsenvereins. Hoch­schullehrer und Börsenverein stimmen in der Auffassung überein, daß durch kritische Begrenzung des In­halts" der innere Wert der Zeitschriften gehoben wird. Das ist von der Freiheit der deutschen Wissen= schaft geblieben.

Auch sonst will sich der Buchhandel durch weitere dilettan­tische Mäßchen vor dem endgültigen Tod helfen. Er setzt Preise aus. Folgende Probleme sollen gelöst werden: A. Die Zusammenarbeit der Buchhändler am Ort, B. Der planmäßige Einsatz des Schaufensters bei der Werbung, C. Die neue deutsche   Volksbücherstube." Am Wettbewerb darf sich jedermann beteiligen. Es winkt ein erster Preis von 50, ein zweiter von 30, ein dritter von 20 Mark.

Aber das hilft nichts. Die Buchhändler jammern. Zum Beispiel so:" Die Hoffnung vieler Kollegen ist in jedem Jahre der Dezember. Wenn man den Warenhäusern die Buchabteilungen läßt, ist das unverantwortlich und für jeden denkenden Menschen unfaßbar." Und ein Herr Nem­nich aus Mannheim  , der sonst neben seinen Namen bis vor kurzem noch das Banditenmonogramm sezte, rät den Buch­händlern, nicht zu warten, bis die Kundschaft in den Laden komme, sondern sie zu Hause aufzusuchen.

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Aber im Reich tauft niemand den gleich­geschalteten Mist, und im Ausland? Ueberall hat das französische Buch den Nuzen! Während in Wien   bis zum März faum tschechische und ungarische Bücher in Aus­

Der geprellte Zahlkellner

Ein gleichgeschaltetes Trauerspiel in drei Szenen

Wie wir mitteilten, ist der Kellner Scholz vom Leipziger   Sondergericht zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er behauptet hatte, Hitler   habe in einem Wiener   Lokal, in dem er, Scholz, den heutigen Reichskanzler ständig bedient habe, seine Beche geprellt. Scholz war bereit, den Wahrheits­beweis anzutreten! I.

Restaurant in Wien   2. Der einsame Gast, der Kellner... Zahlen der Herr?"

Aber nein, lieber Freund! Schreiben Sie an! Schreiben Sie ruhig an! Es muß Ihnen eine Ehre sein, für mich anschreiben zu dürfen!"

Ich weiß nicht, werter Herr- Ich bin kein Krösus. Schließlich müssen Sie auch bezahlen, was Sie verzehrt haben!"

Und das nennen Sie Volksgemeinschaft, Sie zahl­fellnerischer Untermensch? Wegen einer so lumpigen Zeche einen so zukunftsträchtigen Gast auch nur eine Minute auf­zuhalten? Ich zahle, gut. Aber nur mit einem Wechsel auf meine Zukunft. Was macht es denn?"

Sie hatten: Einen Rostbraten, ein Schnißel, eine Portion gebratene Ente, Beuschel mit Knödeln, Hitlerschmarren, äh, wollte sagen, Raiserschmarren, Sachertorte mit Schlagobers, Melange, fünf Virginias...".

" Eine wahrhaft spartanische Zeche!. Nur ein Genie fann es über sich bringen, so einfach zu speisen-"

Macht siebenunddreißig Kronen, werter Herr..." Eine Kleinigkeit für mich. Aber bezahlen kann ich nicht." ,, Sie können nicht bezahlen?"

Nein, Volksgenosse. Legen Sie für mich aus. Sie erfüllen damit eine historische Mission. Ich werde es Ihnen tausend­fach belohnen. Ein Mann, fein Wort. Wenn Sie sich weigern, werde ich Sie dereinst zerschmettern. Hugh!" " Haben Sie ein Pfand?"

Ein Pfand? Nein! Aber ich werde Ihnen ein Autogramm geben."

Ein Autogramm?"

" Von eigner Hand, jawohl! Da staunen Sie, nicht wahr? So viel Großzügigkeit hätten Sie gar nicht erwartet! Aber genug der Worte. Ich erbitte den Geschäftsführer!"

oder

das Herbstgeschäft des deutschen Buchhandels

Der löblich bekannte Führer"-Biograph und noch löb= lichere Herausgeber des weltberühmten Kulturwerkes Juden sehen Dich an", Herr Dr. Johannes von Leers, zeigt soeben durch seinen Verlag im Börsenblatt für den Deut­schen Buchhandel" vom 7. September sein neues Werk an: Das Herbstgeschäft für den deutschen Buchhandel! Soeben erscheint: Dr. Johann von Leers  14 Jahre Juden- Republik.

Dr. von Leers zeigt uns hier, anknüpfend an die Pro­ tokolle der Weisen von Zion  , wie die über alle Länder zer­streut wohnende jüdische Nation den Krieg gegen Deutschland   vorbereitet, erklärt, geführt und schließlich durch den Verrat der schwarz- roten Parteien gewonnen

hat. Der geheime Gegner Deutschlands  wird hier mit erschütternden Beweisen entlorvt. Es wird ihm die schüßende Tarnkappe abgerissen. so daß er nicht nur als Feind Deutschlands  , sondern als der Welt= feind erkannt wird. Auch der harmloseste Euro­päer muß jezt merken, daß die Rassenfrage der Schlüssel zur Weltgeschichte ist. Es wird uns erzählt, wie Juda, ge­ftüßt auf seine Presse und Geldmacht, die einzelnen Nati­onen wie Schachbrettfiguren gegeneinander gesetzt und ausgespielt hat. Die tieferen Ursachen des Weltkrieges, in den die Nationen gestolpert sind, und den heutigen Wirt­schaftsfrieg gegen alle Nationen erkennen wir. Wir pro­testieren heute gegen Versailles  . Versailles   ist aber das Werk Juda. Juda war die Hauptfigur, die Sieger­mächte spielten nur die Nebenrolle. Wenn wir dieses Buch gelesen haben, sind wir nicht mehr erstaunt darüber, daß es heute dreißig Millionen Arbeitslose gibt, und vor dem 30. Januar 1933 Europa   vor dem Abgrund stand, der in den Bolschewis­mus führt. In Demut beugen wir die Knie vor der göttlichen Vorsehung, die uns einen Adolf Hitler  schenkte, der vor 13 Jahren den Riesenkampf gegen die jüdische Weltmacht in Deutschland   aufnahm und siegreich beendete.

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Vivat Gloria! Mensch- das alles kriegst man für 2,85 M. Weltgeschichte, Rassentheorie, Wirtschaftspolitik, Gebetbuch und Humoristika. Und ganz bescheiden nebenbei den Stein der Weisen, das Wissen um alles Verborgene. Der Dr. Johann von Leer ein Rubifformat!

Himmel, jetzt werde ich armer Kerl die Riesenzeche bezahlen müssen

Der Geschäftsführer: Aber da liegt doch ein Zettel. Was ist denn das?" Liest laut vor:

Bestätigung.

In 22 Jahren, Ende August 1988, wird dieser Schuldzettel über 37 Kronen von mir in Freiberg   in Sachsen   mit den notwendigen Dankesbekundungen eingelöst werden. Gegeben, Wien   im August 1911.

III.

Adolf Hitler  ."

Sondergericht in Freiberg   in Sachsen  . Das Gericht, der Wiener   Zahlfellner Scholz.

" Angeklagter, nehmen Sie die Hände an die Hosennaht! Sie haben die grenzenlose marristische Schamlosigkeit be= sessen, unseren abgöttisch verehrten, allgemein anerkannten Führer, den Tatsachen gemäß, einer, wie ich schon feststellen fonnte, längst verjährten Zechprellerei zu beschuldigen. Ich lehne es ab, auf diese ungeheuerliche Lüge einzugehen und erkläre Ihnen, daß die Staatsräson und meine mir selbst unerklärliche Abneigung gegen das Idyll der Konzentra­tionslager mich dazu zwingt, Sie zu verurteilen. Haben Sie außer diesem Ihrem Geständnis noch etwas von Belang­losigkeit mitzuteilen-?"

Das Pan- Germanentum

( Vor mehr als 25 Jahren geschrieben)

Das ist die Rasse der Germanen! Graf Gobineau hat sie erdacht, Und Chamberlain hat ihr zu Ahnen Die Besten aller Zeit gemacht.

Germanen sind die Slawen, Kelten, Wenn etwas Großes sie vollbracht; Germanen find das Salz der Welten, Und sind die Leuchten in der Nacht. Der Heiland! Die Apostel!- Juden? Onein! Germanen reinster Art; Semiten pflegen Wechslerbnden, Germanen Menschenliebe zart.

Homer   und Moses  , Colon, Dante: Germanen find's von Gott   gesandt: Doch Loyola und seine Bande Sind Ruten aus des Teufels Hand.

Fälscht so der Hochmut die Geschichte Und frönt der Weißen Herrentum, Dann kommt ihr Gelben, zum Gerichte Und lehrt die Christen Menschentum. Robert Seidel.

Schlechte Rasse

Kommt an meine Kasse! Laßt euch abschrecken!

Den Hamburger Kinos geht es schlecht. Kein Mensch will die Filme sehen, die noch erlaubt sind, niemand den Schund, den deutscher Nazigeist, beherrscht von Antikultur und Ge­schmacklosigkeit, hervorbringen kann. Die Kinobefizer jam­mern. Denn auf dem Index stehen die zugkräftigsten Film­schauspieler, unter anderen auch Frizz Kortner und Elisabeth Bergner  - weil nicht rasserein.

Aber den Kinos muß geholfen werden. Und mit einem Male laufen Bergner- Filme und Kortner  - Filme in den Hamburger Kinos, die jetzt gesteckt voll sind.

Wie das möglich ist, frac man sich? Haben die Herren auf einmal Respekt vor der Kunst bekommen? Oder wie, andernfalls, rechfertigen sie diesen Fußfall ihrer Prinzi­pien vor dem Kassenerfolg?

Die Nachkur

Oeffentliche Verkündigung der Hinrichtungen

München.  ( Inpreß.) Der Völkische Beobachter" fordert die öffentliche Verkündigung der vollzogenen Hinrichtun= gen". Das sei geeignet, abschreckend zu wirken. Die deutsche  Deffentlichkeit habe von der Fülle der Hinrichtungen, die in der letzten Zeit stattfanden, mit Befriedigung Kenntnis ge­nommen. Wörtlich wird erklärt, daß in zahlreichen Fällen ,, vorzeitig entlassene oder allzu mild bestrafte Verbrecher einer Nachfur" unterzogen werden müßten.

Von Paquet bis Barthel

Die amtlich genehmigten Bühnenwecke

Der Volkschaft- Verlag versendet in diesen Tagen folgende neuen Bühnenwerke an die deutschen Theater: Leo Weismante I, Totenfeier für die Gefallenen des Krieges; Franz Theodor Csokor  , Das Thüringer   Spiel von den zehn Jungfrauen; Rudolf Henz  , Die Heimkehr des Erst­geborenen; Franz Schauwecker  , Die Entscheidung; Hans Franck  , Kleist; Berthold H. With alm, Golgatha im Reich; Alfons Paquet  , Freiherr vom Stein; Georg Rend 1, Das Spiel vom Tod. Für die Spielgemeinschaften für nationale Festgestaltung" hat der Volkschaft- Verlag an= genommen: Kurt Eggers  , Das Spiel von Job dem Deut­ schen   und May Barthel, Das Spiel vom deutschen Ar­beitsmann.

" Hoher Gerichtshof, ich will den Wahrheitsbeweis an Dec tote Punkt

treten! Ich habe das Beweisstück in der Hand! Hier( er schwingt einen Zettel in der Luft) hat er mir selbst seine Schuld bestätigt!"

" Wahrheitsbeweise werden nicht angenommen, Gefangene nicht gemacht! Unsere Justiz hat ihre besonderen Methoden auch ich bin nur ein Mensch und muß an meine Familie denken! Gestehen Sie, was ich von Ihnen verlange, oder ich übergebe Ihre irdischen Reste der SA."

Ich protestiere--!"

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die Zucht­

" Ihr Geständnis wird zur Kenntnis genommen. Danken Sie Gott   für Ihre gute Eingebung! Da Sie zu bereuen scheinen, sehe ich aus raumtechnischen Gründen häuser sind allzu überfüllt von einer Zuchthausstrafe ab. Fünf Monate Gefängnis, verschärft durch tägliche zwei­stündige Lektüre von Hitlers Krampf". Abtreten-!" Der Kellner, schreiend:" Das ist sein Dank!"

Der Kellner, mit einem wütenden Blick: Den sollen Sie Was man sich zuflüstect

schneller haben, als Ihnen lieb ist, Sie Zechpreller!"( Ab.)

II.

Der Kellner kommt mit dem Geschäftsführer zurück, und findet den Platz leer. Der Gast ist verschwunden.

Der Kellner, in großer Erregung: So ein Schweinehund! Jetzt ist er durchgegangen! Siebenunddreißig Kronen ist er mir schuldig. Eben war er doch noch hier Du lieber

Monnoc.

Göring   kommt( es trifft dies demnächst wirklich ein) in die Hölle und trifft den alten Nero. Er tippt ihm auf die Schulter und sagt: Ich bin Göring  ." Nero   sieht ihn ver­ständnislos an; Göring   von neuem: Ich bin Göring  , der weltbekannte Reichstagsbrandstifter." Darauf Nero: Kläg­licher Schüler und Plagiator! Ich habe ganz Nom ange= steckt."

Oft hilft aber auch aller Scharfsinn des Genealogen nichts mehr; das ist dann der tote Puntt", der sich irgendwo einmal in jeder Familienforschung zeigt, der Schlußpunkt, an dem die Historie sich für immer ausschweigt." ( Aus dem Artikel Um Ahnentafel und Stammbaum" in Nr. 328 B der Weser- Zeitung", Bremen  .)

Hitlers   Telefon- Alphabet

Das neue Telefonalphabet, das alle semitischen Namen durch reinrassige oder unverfängliche ersetzte, hat, wie wir erfahren, im nationalsozialistischen Lager lebhaften Widerspruch hervorgerufen. Man fordert ein Alphabet, das im stärksten Maße Ausdruck des neuen Deutschlands  , seines Geistes und seiner Taten sein soll. Einer der neuen Vor­schläge steht so aus: A= Arier, B

K

N

Bolschewismus,& Cäsar, GH= Christ, Dachau  , E Ermordung, F Faschismus,& Gleichschaltung, H= Heil Hitler, I Inflation, 3 Jude, Konzentrationslager, Lubbe, M Marrist, Nationalsozialismus, O Orden, De Desterreich, Pazifist, Q Quadrille, R Reichstagsbrand, Sieg Heil, T= Todesurteil, u Unfruchtbar­machung, V= Volksgemeinschaft, W= Wessel, X= Xan­thippe, y= Ypsilon, 33uhälter.

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