National- Lotterie
( 1. Ziehung)
Alltäglich um 1 Uhr nachts wird zwischen den Gästen des
CHEZ GRAFF
die Mittagessen, Abendessen oder Souper bei ,, Moulin Rouge" genommen haben, ein Los gezogen. Montmartre - Restaurant durch seine Spezialitäten bestens bekannt. DIE GANZE NACHT GEÖFFNET
Gegen den„ Hungerkanzler"
weil ununterbrochen Meutereien entstanden. Die jungen Arbeiter wurden von dem Nazileiter dauernd mißhandelt. Mainz , 6. Oft.( Inpreß.) In der letzten Zeit ist im ausgebrochen.
Dennoch!
Das neue Schreckens- und Blutgesetz, das jede freie Arbeitsdienstlager Mainz - Wachenheim dreimal Mienterei Marxistische Arbeiter ungebeugt. Regung der Volksmassen durch Todesstrafe und lebenslängliches Zuchthaus niederschlagen Aus dem Reiche wird uns geschrieben: will, wird der Welt gezeigt haben, daß jenseits des Festrauſches der überzeugten Nationalsozialisten, jen Proletarische Heldinnen deutschen Verhältnisse auf das Problem der illegalen
seits den feigen Mitläufern, jenseits den furchtsam sich duckenden Spießbürgern ein andres Deutschland lebt: die sich sammelnde antifaschistische Front. Revolu tionäre, die mit Entschlossenheit und Geschick den Widerstand organisieren; sozialistische Geister, die sich nicht täuschen und nicht korrumpieren lassen. Wo das Licht der Erkenntnis noch nicht ausreichen sollte, hilft die Lohntüte mit ihren Hungerzahlen nach. Wir veröffentlichen heute mehrere Zeugnisse der Stimmung und des Widerstandswillens:
Ein Arbeiterbrici
***** den 30. Sept. 1933.
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Lieber Freund! Nun will ich Dir noch kurz einiges aus den Ereignissen der letzten Woche mitteilen
Alle Bürger werden beglückt mit der Bürgersteuer, die das„ dritte Reich" troß eindringlicher Versprechungen nicht abgeschafft hat. Zu gleicher Zeit fam auch die ebenso serpönte Wohlfahrtsabgabe in Höhe von 2 Pro: zent der Jahresmiete. Früher war es meines Wissens nur 1 Prozent. Befreit sind nur diejenigen, deren Einkommen unter dem Wohlfahrtsjazz liegt.
Uns Arbeitern in den Betrieben wurde auf die gemeinste Weise ein Abzeichen für das Erntedankfest abgezogen für 20 Pfennig. Ueberall hört man unzufriedene Arbeiter und mancher Betriebskommissar muß sogar direkt be: leidigende Aeußerungen seiner eigenen Anhänger einstecken. Dabei sind die Leute verblüffend offen, obwohl diese Woche aus unserem Betrieb zwei Arbeiter wegen solchen Aeuße: rungen verhaftet wurden. Es handelt sich dabei um Leute, die uns noch nie angehörten. Die schimpfen jegt am meisten.
Besonders die Frauen haben begründeten Anlaß an großer Entrüstung bekommen. Kartoffeln, Fleisch und Fett
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Man schreibt uns aus Deutschland :
Die gesamte SA.- und SS. - Mannschaft einer süddeutschen Stadt wurde aufgeboten, um eine große Razzia nach MarBerhaftung von 300 Arbeitern. Sie wurden in die SA.risten durchzuführen. Das Ergebnis der Razzia war die Kaserne geschleppt und dort eingesperrt.
Den SA.- Mannen trat jedoch sehr bald ein Gegner entgegen, von dem sie sich bis jetzt nichts hatten träumen lassen. Mit Windeseile durchflog die Nachricht von der schmählichen Inhaftierung ehrlicher und unbescholtener Arbeiter die Stadt. Mit Windeseile machten die Frauen der Gefangenen mobil. Mütter, Ehefrauen und Bräute der verhafteten Marristen zogen in geschlossenem Zuge vor die SA.- Kaserne, schickten sich an, das Tor aufzubrechen und riefen ohne Unterbrechung im Sprechchor: Heraus mit unseren Männern! Wir wollen unsere Männer wieder haben!" Gegen die aufgebrachten Frauen wagten die rauben Kämpfer feinen Ausfall, fie verbarrikadierten die Tore der Kaserne und telefonierten um schleunigste Hilfe in eine benachbarte getroffen war, wurde mit Gummiknüppeln und anderen Großstadt. Erst als die Verstärkung in sechs Lastautos einSchlagwerkzeugen der Angriff gegen die mutigen Frauen eröffnet. Eine Stunde währte der ungleiche Kampf. Eine Stunde stand die Front der Frauen für ihre Männer und Söhne gegen die Brutalität der Hitler - Soldaten. Liebe, Angst und Verzweiflung ließ sie ihr eigenes Schicksal vergessen. Noch während draußen die Frauen mit ihrem Leben für gefangenen Arbeiter durch ein rückwärtiges Tor ab und entdie Männer stritten, transportierten ortsfremde SA. die führten sie in die benachbarte Großstadt.
Aber die mutigen Frauen ruhten nicht und gaben nicht noch. Eine Abordnung erschien bei dem Polizeipräsidenten der Großstadt, in welche die Männer entführt worden waren. Die Abordnung verlangte die Herausgabe der zu Unrecht verhafteten Männer. Der Polizeipräsident war ein human denkender Mensch.( Inzwischen ist er eben deswegen entlassen worden.). Die 300 gefangenen Marxisten wurden auf seine Anordnung der Gewalt der braunen Miliz entzogen und nach kurzer Inhaftierung alle auf freien Fuß gesetzt.
find wieder aufgeschlagen, aber die Löhne werden immer Bestialischer Mord
geringer und die Abzüge unverschämter. Auf meiner bei: liegenden Lohntüte fannst Du sehen, was alles abgezogen wird. Es bleiben mir also noch 18.89 Mark für meine große Familie, für Miete und alles zusammen. Von einem Lohn von 24,10 Mark sind genan 5,61 Mark in Abzug gebracht worden. Neben der Krankenversicherung , Erwerbslosenversicherung, Invalidenversicherung, Steuerabzug, Bürgerftener fam noch die Ehestandsbeihilfe, 68 Pfennig Volts: foziale Selbsthilfe, 50 Pfennig Arbeitsbeschaffungsfonds und Erntedankfest 20 Pfennig.
Die Lage ist zum Verzweifeln. Eine so unver Ichämte Ausbeutung des Arbeiters hat nie stattgefunden. Aber trotz dem ungeheuren Eraft der Lage freuen wir uns immer, wenn wir sehen, wie die
Wiesbaden , 6. Oft.( Inpreß.) In den Straßen von Wies baden wurde der aus einem Konzentrationslager entlassene kommunistische Funktionär Müller von den SA.- Leuten Krauß und Kühne aufgegriffen. Beide Nazis find wegen Brutalität vorbestraft, sie haben im März einen jüdischen Kaufmann ermordet. Müller wurde durch ver= schiedene SA. Kasernen geschleift; mit Stiefeln wurden ihm Gesäß und Geschlechtsteile eingetreten; dann wurde er vom zweiten Stock auf die Straße geworfen, mit drei Schüssen vollends erledigt, auf ein Auto geladen und die Leiche vor den Pforten eines Krankenhauses auf das Pflaster geworfen.
Hitleranhänger zu Dugenden an der Straße fiehen und Sechsmal Todesurteil
Schimpfen über den„ Hungerkanzler".
In der Hoffnung, daß auch dieser Schwindel vorüber aeht, sendet Dir die besten Grüße
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Aus einem Frauenbrief
Liebe Schwester!
R.
..... wie es uns geht, kann und darf ich Dir gar nicht
schreiben, denn ich bin so wie so in großer Unruhe, weil ich einmal eine Aeußerung im Konsum getan habe, wo man mich gemein denunziert hat, weil ich mich beklagte, daß das Schmalz wieder aufgeschlagen ist. Ich muß jeden Tag zu der SA. und muß aufschreiben:„ Das Schmalz ist nicht zu tener. Ich kann es gut bezahlen". Du kannst Dir denken, wie einem dabei zumute ist. Die Kinder lassen sich nicht puterkriegen und glauben, was ich auch glaube.
Meu'erei im Arbeitsdienstlager
Frankfurt/ Main , 6. Ott.( Inpreß.) Das in der Nähe von Frankfurt bestehende Arbeitsdienstlager ist aufgelöst worden,
Das Reichsgericht verwirft
Leipzig , 7. Oktober. Gestern hat das Reichsgericht die Revision der vom Kölner Schwurgericht am 22. Juli zum Tode verurteilten sechs Kommunisten Hamacher, Wäfer, Willms, Horich, Morig und Engels verworfen. Es hat damit ein ungeheures Bluturteil bestätigt. Das ist eine Illustration der heutigen Rechtslage in Deutschland .
5 Jahre Gefängnis!
Wegen Beleidigung des Nürnberger Parteitags Das Chemnizer Naziblatt teilt in aller Kürze" mit: Vor einem Berliner Schnellgericht wurde der 54jährige Packer Johannes Gommert wegen Beschimpfung des Nürn berger Reichsparteitages zn fünf Jahren Gefängnis vers urteilt.
100 Kommunisten festgenommen
Mülheim ( Ruhr ), 6. Okt. In der Nacht zum 5. Oktober wurden in Mülheim Handzettel hezerischen Inhalts verbreitet und auf Bürgersteige beleidigende Worte geschmiert. In Mülheim wurden deshalb 100 Kommunisten feftgenommen.
Es ist verständlich, daß jede Berichterstattung über die
Arbeit nur mit größter Vorsicht und Zurückhaltung eingehen kann: die ständige Gefahr, unter der die sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter gegen das Regime des Faschismus kämpfen, ist zu groß und zu tödlich ernst, als daß man um einer billigen Genugtuung willen die geringste Andeutung machen dürfte, die auch nur die Sicherheit eines einzigen Menschen gefährdete. Wir sind nun in einem besonderen Fall aller Bedenken enthoben, weil wir uns diesmal stützen können auf bisher unveröffentlichtes Material, das von nationalsozialistischer Seite stammt: die Reichsleitung der nationalsozialistischen Betriebszellenorganisationen hat Mitte September eine Denkschrift für den Hausgebrauch ausgearbeitet, die sich mit der Situation in den deutschen Industriebetrieben beschäftigt. Diese Denkschrift, die den Spitzenfunktionären der NSBO., den Kreisleitungen der NSDAP., den Bes zirksleitungen der Deutschen Arbeitsfront und den Leitern der Geheimen Staatspolizei zugesandt wurde, erörtert tations- und Hezarbeit der Margisten". tations- und Hezarbeit der Margisten." bereich„ der noch immer fühlbaren Agi
Die Denkschrift behandelt als ersten Punkt eine „ Täuschung", der man innerhalb des dritten Reiches" in den ersten Monaten nach der Machtergreifung unterlegen sei: man habe geglaubt, die Errichtung einer energischen Staatsexekutive, die Werbung von zwei Millionen Mitgliedern für die NSBO. und eine unerbittliche Abschreckungspraxis gegenüber„ Aufwieglern" genüge, um die letzten Reste der marristischen Betriebsarbeit auszurotten. Die Reichsleitung der NSBO. konstatiert nun, daß wohl einige Zeit eine gewisse Zusammenbruchswirkung festzus stellen und für die illegale Arbeit eine gewisse Anlaufzeit notwendig gewesen sei, sie meint aber, daß die„ Periode der Umstellung" im wesentlichen, wenn auch nicht überall, beendet sei; nicht ein Absterben, sondern ein neuer Anstieg der staatsfeindlichen Propaganda sei zu bemerken und es gelinge allem Anschein nach den illegalen Funktionären, neue Mitarbeiter zu gewinnen:
Daß es den Marristen immer wieder gelingt, neue ehrs liche und anständige Arbeiter in ihren Bann zu ziehen, bez weisen die Vorgänge der letzten Wochen und Tage, in denen immer wieder Druckereien, Schriftmaterial, Waffen und Munition beschlagnahmt und eine erhebliche Anzahl von Arbeitern, denen wir es gar nicht zugetraut hätten, die fich zur Verteilung und Aufbewahrung verleiten ließen, verhaftet werden mußte.
Die Denkschrift der NSBO.- Reichsleitung setzt sich aber auch mit der Wirkung dieser Verhaftungen auseinander. Sie meint, es handle sich bei der Maßreglung der illegalen Propagandisten um eine zweischneidige Angelegenheit: fie sei zwar notwendig, wirke aber auf die Belegschaft nicht im Sinne der NSBO., sondern viel eher in dem einer ,, margistischen Beeinflussung". Denn die Selbstverständlichkeit, mit der sich alte Familienväter und Arbeitskollegen, die bis weit nach rechts persönliches Ansehen genießen, in die Schutzhaft abführen ließen, spiele auf die Dauer mehr eine„ beispielgebende" als eine abschreckende Rolle. Die Reichsleitung der NSBO. polemisiert in diesem Teil der Denkschrift offensichtlich, wenn auch sehr vorsichtig, gegen die Ueberschäzung der Gewalt methoden bei der Niederringung der marxistischen Agitation in den deutschen Industriebetrieben und verlangt eine systematische und planmäßige Gewinnung der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter. Diesen Hinweis verbindet die Denkschrift mit einer Schilderung Ser„ marristischen Hez- und Wühlarbeit"; jede Verordnung der Betriebsleitung, jede Anweisung der Treuhänder der Arbeit, jede Verlautbarung der Deutschen Arbeits front , jede Maßnahme der kommunalen Wohlfahrtsämter werde zum Anlaß von Diskussionen und ,, na iven und frechen Fragen" gemacht. Es erweise sich, daß diese Art der Propaganda heimtückisch und gefährlich sei: könne man einem ehrlich um die Weltanschauung Hitlers ringenden deutschen Arbeiter verbieten, einen Amtswalter der BIBS i Erklärung einer bestimmten Stelle aus Hitlers ,, Kampf" zu bitten? Sei es zweckmäßig, einen