Arbeitsgenossen schon deswegen der Geheimen Staatspolizei zur Anzeige zu bringen, weil er höflich einen Nationalsozialisten um eine Nummer des„ Arbeitertums" - des Organs der Deutschen Arbeitsfrontersuche und eine Erläuterung der Einstellung des
Der Entscheidungskampf beginnt
britten Reiches" zu den Fragen der Sozial. Die deutschen Vorschläge zur Abrüstungskonferenz in Genf
politik verlange? Dürfe man es einem jungen Arbeiter sofort schlecht auslegen, wenn er sich gelegentlich bei einem alten Mitglied der NSBO. erkundige, ob der " Führer" wohl eine bestimmte amtliche Maßnahme billigen oder sie nicht vielmehr als„, liberalistisch" ablehnen würde? Die Denkschrift erörtert eine Reihe solcher Diskussionspunkte und gelangt zu dem Ergebnis, daß gegenüber der Methode der marristischen Agitation die eigenen Leute bisher nicht immer genügend Wachsamkeit und Scharfsinn" entwickelt hätten und es nur selten gelungen sei, den ehrlich Fragenden von dem zu unterscheiden, der eine Aussprache nur beginne, um in den Herzen der überzeugten Nationasozialisten Zweifel und Unsicherheit zu fäen.
Dieser Teil der Ausführungen, die die Reichsleitung der NSBO. zur Information ihrer Spigenfunktionäre heraus gegeben hat, läßt recht deutlich die beidenschwachen Punkte der nationalsozialistischen Betriebsarbeit erkennen. Es zeigt sich erstens, daß die Lohnpolitik des ,, dritten Reiches", die Einstellung Hitlers zu dem Unternehmertum, die Maßnahmen der Treuhänder der Arbeit und der Arbeitsfront die Situation der Nazi- Amtswalter in den Betrieben sehr erschweren, weil sie immer neue, und zwar durchaus handgreifliche und einleuchtende Angriffspunkte bieten. Die zweite Schwierigkeit für die NSBO. ist: die Vertrauensleute der Sozialdemokratie und der KPD. sind an politischer Schulung, Allgemeinbildung und natürlicher geistiger Beweglichkeit ihren Gegenspielern von der Betriebszellenorganisation weit überlegen. Aber auch das moralische Vertrauen der Belegschaften ist auf seiten der Ilegalen: die Nazi sind in die Betriebe gekommen meistens nur durch Protektion und Korruption, die Sozialisten blieben in den Betrieben nur dann, wenn fie als hervorragende Facharbeiter nicht zu entbehren
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waren; die Nazi genießen auf Grund ihrer Bartei zugehörigkeit nur Vorteile, die illegalen Arbeiter der SPD. und der KPD. schlagen Tag für Tag mutig ihr Leben in die Schanze all das hat tatsächlich dazu geführt, daß die Nationalsozialisten die Industriebetriebe nur äußerlich erobert" haben und in Wahrheit bereits seit Monaten aus ihrer Angriffsstellung in eine Verteidigungsposition gedrängt worden sind. Ein deutliches Symptom für die allgemeine Stimmung ist die Angst der Nazi vor Betriebs rätewahlen.
Obwohl die Leute vonder NSBO. an dieser Um kehrung der Verhältnisse nicht mehr Schuld tragen als jede andre nationalsozialistische Organisation, entlädt sich trotzdem die Enttäuschung über die Schwierigkeiten der Naziinden Betrieben
gegenfie. uns find Einzelheiten über eine Auseinander egung auf einer mitteldeutschen Kreiskonferenz der NSBO. bekannt, in der sich ein Vertreter der Betriebszellenorganisation auf das bitterste darüber beschwerte, daß eine direkte Pogromstimmung der Amtswalter der politischen Nazipartei gegen die Leute von der NSBO. herrsche, und wir wissen, daß der nationalsozialistische Kreisleiter diese Stimmung nicht bestritt, sondern erklärte, wenn die Betriebszellenamtswalter sich nicht dazu ent schließen sollten ,,, jedem, der ein Wort der Kritik wagt, auf die Schnauze zu schlagen", so müßte sich die NSDAP . überlegen, ob nicht entscheidende organisatorische Umgestal tungen erfolgen müßten. Wir sind auch darüber infor miert, daß die Unzufriedenheit selbst innerhalb gewisser
Teile der NSBO. recht groß ist und ein Bezirksleiter ber
,, deutschen Arbeitsfront " für seinen Wirkungskreis siebzig Prozent der Mitglieder als„ unzuverlässige Kadetten" bezeichnete. Kommt es aber erst so weit, daß immer neue " Säuberungen" und Maßreglungen das A und O jeder nationalsozialistischer Arbeit in den Betrieben werden, haben die sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter Deutschland bereits unter schwersten Bedingungen ein Gefecht gewonnen.
Dertil Nationalsozialist
Wien , 6. Okt. Schon in den ersten Stunden nach dem Attentat auf Dollfuß behauptete die nationalsozialistische Preffe, der Täter set ein Marxist. Nun veröffentlichen die Blätter Wiens die im Besiße der Polizei befindliche offizielle Beitrittserklärung des Attentäters Rudolf Dertil zur Nationalsozialistischen Partei. Bisher erklärte Dertil hartnäckig, daß er nie Mitglied einer politischen Bewegung gewesen sei. Es wurden aber Schriftstücke gefunden, aus denen hervorgeht, daß Dertil sich schon beim Eintritt in das Bundesheer bei der nationalsozialistischen Parteileitung des Gaues Wien organisieren ließ. Auf diesbezügliche Vorhalte im Verhör erklärte nun Dertil am Donnerstag, daß dies richtig sei, er habe aber vor etwa einem halben Jahr die Mitgliedschaft wieder gekündigt.
Seine Mitgliedskarte trägt die Nummer 782 690. Er ist am 16. Januar 1932 in die Nationalistische Partei eingetreten und wurde als Beamter" eingetragen, während er in Wirklich
Genf, 6. Okt.
Unmittelbar vor Beginn der Arbeiten der Abrüstungskonferenz wird hier behauptet, daß Deutschland in Besprechungen mit dem französischen Delegierten sich bereit ertlärt habe, auf jedes Recht an Elsaß- Lothringen und Desterreich endgültig zu verzichten. Dagegen werde gefordert, daß das Saargebiet früher als 1935 an Deutschland zurückgegeben werde und Deutschland außerdem die Erlaubnis erhalte, seine Ostgrenze mit Befestigungswerken zu versehen.
Deutschland ist grundsäglich mit einer inters nationalen Rüstungskontrolle einverstanden; Es verlangt nähere Angaben über die von Frankreich beabsichtigten Abrüstungsmaßnahmen und dringt darauf, daß diese bereits vor der geplanten Probezeit ergriffen
werden.
Deutschland widersetzt sich einer„ Probezeit", die sich auf vier Jahre erstreckt, und wünscht statt dessen eine be= deutend kürzere„ Anpassungszeit" ähnlich derjenigen, die in dem britischen Abrüstungsplan vorgesehen ist.
Es verlangt schon jetzt das Recht, sich„ Must eregems plare" aller Waffen anzuschaffen, die die anderen Mächte besitzen, die ihm aber selbst durch den Versailler Vertrag verboten sind. Ausgenommen werden dabei die schweren Angriffs waffen, deren Abschaffung in allen Ländern im Macdonald- plan ge= fordert wird. Demnach würde Deutschland beans spruchen: Jagdflugzeuge, Tanks bis zu einer bestimmten Tonnage, schwere Geschüße bis zu einem gewissen Kaliber und Unterseeboote.
lienern zugehen ließen, haben noch einmal den bekannten Standpunkt Deutschlands in der Abrüstungsfrage präzisiert, wie er sich aus dem selbstverständlichen Anspruch auf Gleichberechti gung und nationale Sicherheit ergibt. Es war klar, daß aus der vermittelnden Rolle, die von London und Rom im gegenwärtigen Stadium der Besprechungen eingenommen wird, sich die Notwendigkeit ergab, diese beiden Regierungen über die deutsche Auffassung zu unterrichten. Die französische Presse nimmt die Tatsache der Nichtbenachrichtigung Frankreichs zum Anlaß, mit durchsichtigen Manövern die Basis der Erörterungen zu verschieben. Es muß höchstes Erstaunen hervorrufen, ausgerechnet aus Frankreich in diesem Zusammenhang Hinweise auf den Viermächtepakt zu vernehmen, deffen Geist durch das Vorgehen Deutschlands angeblich verletzt worden sei. Man hat von solchen Erinnerungen aus dem Viermächtepakt in Frankreich nichts vernommen, als in Paris vor dem Zusammentritt der Völkerbundsversammlung Sonderbesprechungen stattfanden, obwohl es bei diesen den Franzosen offenkundig darauf ankam, ihren englische It Gesprächspartner auf eine den egoistischen Wünschen Frankreichs entsprechenden Standpuntt festzulegen. Im übrigen dienen diese Manöver der französischen Presse, die sich anmaßt, Deutschland Bes lehrungen über die„ Korrektheit" diplomatischer Aktion zu erteilen, natürlich nur dazu, die sachlichen Momente zu ver schleiern.
Die deutschen Erklärungen haben noch einmal flar und deutlich erkennen lassen, daß die Reichsregierung an dem Macdonald- Plan festhält und auf seiner Grundlage an der Herbeiführung der Abrüstungskonvention in der von Deutschland stets beabsichtigten loyalen Weise mitzus
arbeiten gewillt ist. einem
Man hält hier allgemein die deutsche Antwort nicht für eine geeignete Grundlage für die Verhandlungen und ist deshale für den Verlauf der Konferenz wenig optimistisch.
England kühl
Die britische Regierung wird auf die mündlichen Mitteilungen, die der deutsche Geschäftsträger in London , Fürst Bismarck , dem britischen Außenminister Lord John Simon gemacht hat, erst in Genf eine Antwort erteilen. Sie wird also nicht mit Deutschland besondere Verhandlungen führen. In den deutschen Mitteilungen werden keine neuen Vorschläge Deutschlands erblickt und ein Grund, aus der von England gewünschten Präzisierung des deut schen Standpunktes irgendein Entgegenkommen Englands an Deutschland herzuleiten, liegt nicht vor.
Deutsche Töne
Berlin , 7. Oft. Die Mitteilungen, die die deutsche Regierung in unverbindlicher Form den Engländern und Ita
Es ist klar zum Ausdruck gebracht worden, daß Verwirklichung des Anspruches auf Gleichberechtigung und na rüstungsmaßnahmen der hochgerüsteten Staaten in tionale Sicherheit endlich durch effektive AhAngriff genommen werden muß. Gerade das ist es aber, was Frankreich hartnäckig zu tun sich weigert. Diese a b- rüstungsfeindliche und damit den Interessen der gesam ten friedliebenden Welt zuwiderlaufende Haltung Frantreichs geht deutlich aus einem Artikel des Petit Journal hervor, in dem es heißt, es sei unflug, das franzö sische Heer in der Absicht zu vermindern, Deutschland an einen Vertrag zu binden, der nur die Folge hätte, daß die deutschen Rüstungen insgeheim fortgesetzt würden.
Deutschland, daß seinen Abrüftungsverpflichtungen korrekt und loyal nachgekommen ist, muß sich solche tendenziösen Unterstellungen verbitten und kann seinerseits nur immer wieder darauf hinweisen, daß es gerade Frankreich ist, das seinen moralischen und juristischen Verpflichtungen zur Abrüftung fich immer wieder zu entziehen versucht. Geradezu grotest muß es aber anmuten, wenn in dem gleichen Blatt von einer Aufrüstung Deutschlands in Verbindung mit einer Abrüstung Frankreichs als dem Ergebnis der Abrüstungskonvention gesprochen wird. Derartige Manöver find zu durchsichtig, als daß sie wirklich imftande wären, die Weltöffentlichkeit zu täuschen, daß der Widerstand gegen eine Abrüstung und damit die fortdauernde Bedrohung des Weltfriedens von Frankreich ausgeht.
Leipzig, 7. Okt. Der Beginn der heutigen Verhandlung wurde um 20 Minuten verschoben, da vorher noch Besprechungen des Senats stattfanden. Die Beratungen des Gerichtes, die jedoch fast eine Stunde in Anspruch nahmen, haben den technischen Fragen der Berliner Verhandlungen gegolten.
Als die Sigung eröffnet und die Angeklagten in den Saal geführt wurden, ist auch Dimitroff wieder anwesend. Der Vorsitzende teilt mit, daß vom nächsten Dienstag ab die Verhandlungen im Reichstagsgebäude in Berlin stattfinden. Der Eingang für Zeugen, Sachverständige, Presse und Zuhörer ist das Portal V.
Der Vorsitzende gibt dann Dimitroff das Wort, der erklärt: Es sind vielleicht gestern meine Worte nicht ver standen worden. Für mich ist es bestimmt nicht so leicht, in einer fremden Sprache die richtigen Ausdrücke zu finden. Ich erkläre aber, daß meine Absicht gestern und früher nicht gewesen ist, jemanden persönlich vom Gericht, von der Anklagebehörde, der Verteidigung oder den Beamten zu beleidigen. Ich habe diese Absicht auch in Zukunft nicht. Ich habe eine einzige Bitte an den Herrn Präsidenten, nämlich über alle Fragen, die zur Aufklärung dieser Brand fache führen und über alle belastenden Momente, die gegen mich vorgebracht sind, mich ruhig und sachlich aussprechen zu können. Der Vorsitzende erwidert, daß diese Bitte selbst
kett noch Soldat war, in welcher Eigenſchaft er nicht Mitglied Das Neueste
einer politischen Partei werden durfte. Die hohe Zahl der Mitgliedsnummer entspricht natürlich nicht den wirklichen Aufnahmen, sondern man hat auf der Grundlage irgend einer hohen Ziffer zu zählen begonnen.
Berlin, 7. Oktober.
Reichsminister Darre hat wieder einmal die Presse emp fangen und dabei betont, daß Deutschland wieder ein kinderfrohes Land lebendigen Wachstums werden müsse. Es müsse aufhören mit der Geburteneinschränkung. Die polnische Be völkerung habe in den letzten Jahren um 20 Prozent zugenommen. Das müsse dem deutschen Volke ein Vorbild sein. Und wer ihm dann entgegenhalte, daß Geburteneinschränkung im Hinblick auf die ungeheure Arbeitslosigkeit richtig sei, so müsse er den als feigen Pazifisten bezeichnen. Deutschlands Kinderreichtum müsse gefordert werden im Interesse der deutschen Macht. Deutschland könne nur frei werden durch allgemeine Wehrpflicht, wie sie Scharnhorst seinerzeit in Preußen eingeführt hätte.
Der türzlich in Gelsenkirchen von einem Kommunisten Schwerverlegte SA.- Mann Josef Wolffmann ist gestorben.
Aus Paris wird gemeldet: Auf dem Flugplay Villas coublay wurde ein 26jähriger ftellungsloser Arbeiter fests genommen, der auf den deutschen Kunstflieger Fieseler einen Mordanschlag ausüben wollte.
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Der Sekretär des Klubs der Abgeordneten der deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei in Prag, Karl Posner, wurde nach einer Haussuchung verhaftet.
Keine Sichtvermerke mehr
Die Berliner Polizeibehörde hat den Reisebüros mitgeteilt, daß die in den letzten Monaten üblichen Sichtvermerke für Auslandsreisen nur noch in besonderen Fällen erteilt werden. Juden sollen für Auslandsreisen grundsätzlich keinen Sichtvermerk mehr erhalten.
verständlich gewährt werde und seiner Ansicht nach auch bisher schon in vollem Umfange gewährt worden sei. Damit ist der Vorfall erledigt.
Der Oberreichsanwalt kommt auf die Bekundung des Angeklagten Torgler über seine Unterhaltung mit dem Abgeordneten Florin zurück, die in dem Vorraum des Haushaltsausschussaales am 27. Februar, also am Brandtage, stattgefunden haben soll, und die deshalb von Bedeutung ist, weil Torgler meint, sein Gesprächspartner sei von den drei nationalsozialistischen Zeugen mit van der Lubbe verwechselt worden. Der Oberreichsanwalt erinnert daran, daß Torgler als Gegenstand des Gespräches mit Florin bezeichnet habe, Florin habe ihn um Rat gefragt, wie er eine Verlegung eines für den 2. März vom Reichsgericht anberaumten Termins erreichen könne. Dazu stellt der Oberreichsanwalt fest, daß nach den Aften die Mitteilung des Abgeordneten 25. Februar beim Reichsgericht eingegangen ist, also zwei Florin in dem von Torgler geschilderten Sinn bereits am Tage vor dem Brandtag, an dem Torgler dem Florin erst Torgler bleibt dabei, daß Florin am 27.& e- zu diesem Schreiben geraten haben will. Der Angeklagte bruar mit ihm im Reichstag das erwähnte Gespräch geführt habe. Schließlich habe er im Frattionsbüro gegen 3 Uhr der Sekretärin Frl. Rehme einen entsprechenden Brief diktiert. RA. Dr. Sack regt an, bei der Zeugenvernehmung der Fräulein Rehme sie auch über diesen Punkt zu befragen. Wahrscheinlich werde noch das Stenogramm des Briefes vorhanden sein. Der Vorfißende sagt zu, daß bei der kommenden Zeugenvernehmung auch diese Frage geklärt werden soll.
Lloyd George wird korrigiert
Der Verlag S. Fischer bringt Lloyd Georges Memoirenbuch heraus. Manches in diesem Buch paßt dem heutigen Deutschland nicht. Man hilft sich, indem man das alles wegläßt. Die Begründung des Verlags lautet:" Selbstverständlich haben nicht sämtliche Abschnitte des sehr umfangreichen Werkes für den deutschen Leser das gleiche Interesse. Wir mußten daher eine Auswahl treffen, so daß das welthistorisch Bedeutsame, aus der spezifisch englischen Umhüllung herausgeschält, schärfer in den Vordergrund tritt." Diesem Satz folgt eine Aufzählung der wichtigsten Kapitel:„ Die ( natürlich einseitige) Darstellung berkriegsursachen." Der Verlag forrigiert also nicht nur seinen Autor, er beschimpft ihn auch als einseitig". Und was sagt Lloyd George zu seinem deutschen Verleger?
Deutscher Gruß Allongeperücken- Ersatz
„ Wir deutschen Richter wollen uns freuen, daß wir die Bedeu tung unserer Handlungen nicht durch Allongeperücken unterstreichen müjjen, sondern daß der deutsche Gruß uns den richtigen Rahmen für unsere Betätigung gibt." (( Preußische Justiz, Nummer 40, Ausgabe A)