13. Verhandlungstag
Die Zeugenvernehmung beginnt
Ein Student entdeckte den Brand
Als erster Zeuge wird am heutigen Verhandlungstage ber Student Hans Flöter vernommen.
Flöter studiert in Berlin Theologie. Er pflegte, wie er aussagt, jeden Tag in der Staatsbibliothek zu arbeiten und ging abends stets über die Linden und durch den Tiergarten vor dem Reichstag vorbei zu seiner Wohnung. An dem Abend des Reichstagsbrandes, so erzählt er, hatte ich etwas länger gearbeitet und kam kurz nach 9 Uhr hier am Reichstage vorbei.
Als ich den Kiesplatz vor dem Reichstag betrat, hörte ich ein Fenster klirren. Das Klirren wiederholte sich ein paarmal. Ich sah dann auch, wie ein Mann ein Fenster einschlug. Dieser Mann hatte einen Feuerbrand in der Hand.
Diese Hand bewegte sich beim Einschlagen des Fensters. Als Tch das sah, habe ich keine Minute mehr gewartet. Am rechten Portal unten, wo die Auffahrt ist, traf ich einen Wachtmeister und teilte ihm sehr aufgeregt mit, was ich gesehen hatte. Ich babe dem Wachtmeister die Richtung gesagt, wo das war. Daraufhin bin ich nach Hause gegangen. Nach einer kurzen Beit tam meine Wirtin und teilte mir mit, daß der Reichs tag brenne. Den Mann, der das Fenster einschlug, sah ich auf dem Balkon vor dem Restaurationsbetrieb. Wie er aussah, tann ich natürlich nicht sagen, aber einen Hut hatte er nicht auf. Möglich ist es allerdings, daß er eine Baskenmüße oder auch eine andere Müze trug.
Der Vorsitzende richtet nun an den Zeugen eine Reihe bon Fragen, wobei der Zeuge feststellt, daß es fünf oder acht Minuten nach neun Uhr gewesen sein müsse, als er dem Polizeibeamten von seiner Beobachtung Mitteilung machte. Er ist der Meinung, daß die Person, die das Fenster einschlug, feinen Mantel, sondern nur ein Jacke trug. Weitere Fragen betreffen die Art des Feuerbrandes. Der Zeuge gibt die Möglichkeit zu, daß es sich um einen Rohlenanzünder handelte, kann aber nicht genau beFunden, welcher Art der Zündstoff war. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob es bestimmt nur eine oder etwa, wie ein anderer Zeuge ausgesagt habe, zwei Personen gewesen seien, erklärt der Zeuge nachdrücklich nur eine Person auf dem Balkon gesehen zu haben.
Auf eine Frage des Verteidigers RA. Dr. Sad erklärt der Beuge Flöter, wenn er bei seiner ersten Vernehmung von einer Fadel", bei seiner zweiten von einem Feuerbrand" gesprochen habe, so habe er in beiden Fällen dasselbe gemeint. Die beiden Polizeimachtmeister Buwert und Poeschel werden dem Zeugen Flöter gegenübergestellt. Es ergibt sich dabei, daß Flöter seine Meldung dem Wachtmeister Buwert erstattet hat, der im allgemeinen die Westseite des Reichstags zu bewachen hatte. Die beiden Beamten verlassen nach dieser Beststellung wieder den Verhandlungssaal.
Präsident Bünger vernimmt zunächst Flöter weiter und meist nochmals auf eine Zeugenaussage hin, daß zwei Männer in den Reichstag eingestiegen sind. Zeuge Flöter: Die beiden Aussagen brauchen sich doch nicht zu widerSprechen, denn wenn der Zeitpunkt, zu dem der andere Zenge das jah, früher oder später lag, so fann er etwas anderes gesehen haben, als ich.
Ich kann jedenfalls mit Bestimmtheit aussagen, daß zu dem Zeitpunkt, wo ich es gesehen habe, nur ein Mann da war.
Der Oberreichsanwalt wünscht zu wissen, welche Farbe die Kleidung des Mannes hatte, worauf der Zeuge aber keine bestimmte Antwort geben kann. Er weiß nur, daß es nichts Helles war.
Er hatte kein Butterbrot mit
Der Angeklagte Dimitroff fragt, was der Wachtmeister gesagt und getan hat, als der Zeuge ihm seine Beobachtungen meldete?
3euge: Der Wachtmeister hat nur einige abgerissene Frageartikel gebraucht, wie„ was?" oder„ wo?", sonst war nicht viel Zeit zum reden, und ich gab dann dem Beamten noch einen Stoß in den Rücken, damit er sich beeilen sollte.
welcher?
3euge: Ich habe nie in meinem Leben einer Partei angehört. Außerdem möchte ich dem Angeklagten mitteilen, daß es meines Erachtens unmöglich ist, daß parteipolitische Willensbildung die Gesetze der Optik modifizieren fönnte. ( Heiterkeit.)
Auf eine Frage des Verteidigers RA. Dr. Sack sagt der Beuge, er habe von dem Verhalten des Polizeiwachtmeisters den Eindruck gehabt, daß der Beamte sein. Meldung von dem Vorgang am Reichstagsfenster für unfaßbar und unmöglich im ersten Augenblick hielt.
Angeklagter Torgler : Der Zeuge spricht von der Aufregung, die sich seiner bei der Beobachtung des Vorganges bemächtigt habe. Ist es richtig, daß er trotz dieser Aufregung gleich nach Hause gegangen ist, ohne sich um die weitere Entwicklung der Dinge zu kümmern?
Zeuge Flöter: Ich hatte an diesem Abend fein Butterbrot in die Stadtbibliothek mitgenommen. Ich war also hungrig und bin deswegen gleich in meine nahegelegene Wohnung in der Hindersinstraße gegangen. Dort habe ich mich aber nicht lange aufgehalten, sondern bin bald wieder heruntergekommen.
Die ,, klirrende Fensterscheibe" und der rätselhafte Mann
Es wird Polizeioberwachtmeister Buwert als Zeuge hereingerufen. Nach seiner Schätzung sei Flöter ungefähr fünf Minuten nach neun zu ihm gerannt gefommen und babe ihm von der flirrenden Fensterscheibe Mitteilung gemacht. Wir gingen zusammen zu dem eingeschlagenen Fenster,
erzählt Buwert, es war das zweite Fenster vom Portal 1 aus nach rechts. Gegenüber dem Fenster sahen wir, wie die Flamme hochging. Ich nahm an, daß ein Store brannte. Wir beobachteten eine Weile das Feuer, darauf sagte ich zu dem Zeugen: Rennen Sie doch schnell rüber zur Branden burger Torwache und alarmieren Sie sie. Sagen Sie, daß der Reichstag brennt!" Darauf rannte der Zeuge reg. Vors.: War das bestimmt auch Flöter?- Zeuge Buwert sagt, nach seiner Ansicht sei es Flöter gewesen. Buwert gibt auf Vorhalt aber zu, daß es sich auch um einen anderen Zeugen, Thaler, gehandelt haben kann.
Der Zeuge Buwert schildert dann weiter seine Beobachtungen:
Der Mann, der mich auf das Feuer aufmerksam gemacht hatte, ging dann in Richtung Brandenburger Torwache weg.
Nach ungefähr zwei Minuten sah ich dann mit einem Mal im Parterre ein Feuer, einen Lichtschein. Es sah ans, als wenn ein Mann eine Fadel in der Hand hatte, und damit im Erdgeschoß in Richtung Brandenburger Tor entlang rannte.
Ich rannte mit und zog dabei schon meine Pistole. Vors.: van der Lubbe behauptet, es sei ein Tischtuch gewesen, das er hinter sich herschleifte, Sie sprechen von einer Fackel. Zeuge: Was ich sah, war höher, deshalb hielt ich es für eine Face I. Einen Mann habe ich überhaupt nicht gesehen. Aus den weiteren Befundungen des Zeugen ergibt sich, daß er, nachdem er geschossen hatte, von der Rampe sprang und zu dem Fenster lief, in das er geschossen hatte. Das Licht war aber verschwunden. Als der Zeuge nun die Freitreppe wieder hinaufging, sah er den Wachtmeister Poeschel. Er schickte ihn zum Portal 5 des Reichstages, um dem Pförtner davon Mitteilung zu machen, daß der Reichs tag brennt. Etwa 9.17 Uhr traf nach der Angabe des Zeugen Polizeileutnant ateit mit seinen Beamten vor dem Reichstag ein. Die Feuerwehr fam schäßungsweise drei bis fünf Minuten später. Angeklagter Dimitroff : Wann Hat der Zeuge bemerkt, daß es sich um eine Brandstiftung handelte? Reuge Buwert: Daß eine Brandstiftung vorlag, habe ich erst bemerkt, als ich an den Fenstern den sich fortbewegenden Feuerschein sah. RA. Sack: Und da hat der Zeuge sofort geschossen? 3enge Buwert: Nein, solange der Schein sich bewegte, hätte das Schießen feinen Zweck gehabt. Am vorlegten Fenster stand der Fenerbrand aber einen Moment still, und da habe ich hineingeschossen.
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Die Verhandlung wird hierauf durch eine halbstündige Pause unterbrochen.
Er sah zwei Personen
Nach der Pause, die sich über eine Stunde ausgedehnt hatte, wird der 21jährige Schriftsetzer Thaler als Zeuge vernommen. Ich kam, so schildert er, vom Brandenburger Tor her am Reichstage vorbei und wollte zum Lehrter Bahnhof . An der Ecke des Reichstages, ehe ich zum Hauptportal tam, hörte ich lantes Klirren. Als ich in der Richtung des Schalles blickte, hatte ich den Eindruck, als ob zwei Personen neben dem Hauptportal in ein Fenster einstiegen. Der eine war eben in das eingeschlagene Fenster hineingekrochen, auf das Gesicht des anderen fiel eben noch der Schein der Laterne von der Ecke des Reichstages her ich war allerdings ziemlich weit entfernt und dann stieg auch er ein. Ich lief zur Ecke zurück und rief dem Schußmann, den ich furz vorher an der Seite des Reichstages überholt hatte, zu, er solle herkommen, es steige einer ein. Als ich zurückkam, war schon ein Schupo da und ein anderer Herr. Da brannte es bereits oben. Vorsißender: Von wo aus sahen Sie denn die Männer einsteigen? Zeuge Thaler: Als ich das Klirren hörte, lief ich die Rampe zum Hauptportal etwas hinauf, weil ich von unten nichts sehen konnte, und stieg auch noch auf die Seitenmauer. Vorsitzender: Welches Fenster war denn eingeschlagen? Zeuge: Das erste Fenster neben dem Borsigender: Der Zeuge Flöter Hauptportal. war nicht sicher, ob es das erste oder zweite war. Sie wollen also zwei Personen gesehen haben?- Zeuge Thaler: Ich glaubte zwei Personen zu sehen. Einer war in gebückter Haltung hinter der Balustrade des Balkons beim Einsteigen, während die erste Person schon drinnen war. Ich sah noch kurz das Gesicht des zweiten. Vielleicht hat er sich umgewendet, weil er gesehen oder gehört hatte, wie ich die Rampe hinauflief.
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Der ,, weiße, helle Fleck"
Auf die Frage des Vorsitzenden, ob der Mann, der einstieg, etwas in der Hand hatte, erklärte der Zeuge Thaler, daß es zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen dunkel gewesen sei. Das Gesicht der zweiten Person habe er als weißen hellen Fleck gesehen. Um einen Schatten habe es sich nicht handeln können, weil der andere schon im Fenster drin gewesen sei. Er habe keinerlei Feuer gesehen, das etwa einen Schatten
Zum Reichstagsprozeß
Verdächtige Zeugen
Der„ Temps" schreibt: Man kann sich bis jetzt nicht des Eindrucks erwehren, daß die Verhaftung der drei Bulgaren , wie die Torglers, auf Grund von durchaus verdäch= tigen Zeugen aussagen erfolgt ist. Dies muß man auch von einem gewissen Buguhn behaupten, der am Abend des Brandes Popoff durch das Portal Nr. 2 aus dem Reichstagsgebäude herausgehen und in der Richtung auf die Siegessäule laufen gesehen haben will. Die Tore des Reichstags stehen nicht jedem Beliebigen offen. Wie konnte außerdem der Zeuge, der Popoff nicht kannte und ihn nur in der Dunkelheit und aus der Entfernung hätte sehen können, des= sen Gesichtszüge sicher genug unterscheiden, um ihn wiederzuerkennen?...
Das unvoreingenommene Publikum ist der Meinung, daß die Aussagen der vergangenen Woche für die Thesen der Anklage nichts bewiesen haben. Außer van der Lubbe scheinen die Angeklagten ihr Alibi im Augenblick des Brandes nachgewiesen zu haben. Keinerlei Beweis ihrer Schuld konnte erbracht werden. Die Belastungszeugen sind Nationalsozialisten, also politische Gegner, denen man selbst dann mißtrauen muß, wenn sie durchaus guten Glaubens sind, oder Vorbestrafte bzw. Individuen, deren Aussagen feiner Kritif standhalten. Man mag nicht glauben, daß sie der Gerichtshof so wichtig nimmt wie die deutsche Presse. Diese behauptet, daß die letzten vier Sizungen für die Angeklagten erordentlich kompromittierend gewesen seien.
Aber gewisse Zeitungen anerkennen auch, daß der Reichstogaproze menigstens ebenso sehr ein politischer wie ein Rriminalprosek ik
hätte zurüdwerfen können. Auf weitere Fragen erklärte der Zeuge, daß durch drei Fenster des Restaurantsaales Feuerschein zu sehen war, und zwar habe es lichterloh gebrannt. Nach seiner Meinung müsse es auf der gegenüberliegenden Seite des Saales gebrannt haben, während kurz darauf auch an den Fenstern selbst Feuerschein aufgeflammt sei. Der Vorsitzende weist hier darauf hin, daß diese Darstellung mit der des Angeklagten van der Lubbe übereinstimme, der erst die Portiere an der Tür und dann die an den Fenstern an gesteckt habe. Zur Zeitfrage erklärte der Zeuge, er habe, als er mit dem Schupowachtmeister zusammentraf, auf seiner Armbanduhr 9.10 Uhr festgestellt. Das Klirren der Scheibe habe er etwa zwei Minuten vorher gehört.
Es waren Fackeln, sagt der Zeuge
Auf eindringliche Fragen des Vorsitzenden erklärt Thaler, er habe den bestimmten Eindruck gehabt, daß zwei Leute mit Brandfackeln durch die Räume liefen. Der Zeuge glaubt nicht, daß es sich um brennende Tücher gehandelt habe; denn dann wäre der Feuerschein nicht so gleichmäßig und in glei cher Höhe gewesen. Auf weitere Fragen des Vorsitzenden be= fundet der Zeuge dann noch: Als das Ueberfallkommando fam, hörte ich, wie der Polizeioffizier zu seinen Leuten sagte: Es ist 9.17 Uhr. Bald danach kam auch die Feuerwehr. Sie stieg ein und löschte den Brand. Dann fuhr sie wieder weg und die Leute, die herumftanden, gingen auch alle. Ich selbst drehte mich bei der Siegessäule noch einmal um und sah nun, daß es in der Kuppel flackerte.
Ich lief wieder zurück und rief der Feuerwehr zu, daß es drinnen auch noch brenne.
Oberwachtmeister Buwert erkennt den Zeugen Thaler nicht gleich wieder. Er erklärt sich die Personenverwechslung folgendermaßen: Flöter ist hinter mir hergelaufen, da habe ich zunächst in das Fenster hineingesehen, und als ich wieder settwärts blickte, stand dann dieser Herr( der Zeuge Thaler) neben mir. Ich glaubte, es sei derselbe.
Es wird dann noch einmal die Frage erörtert, ob es möglich sei, daß Thaler den Schatten des Einsteigenden für einen zweiten Mann gehalten habe. Der Vorsitzende schlägt schließlich vor, am Abend eine Ortsbesichtigung vorzunehmen. R.-A. Seiffert ersucht, bei der Ortsbesichtigung abends auch eine Person mit brennender Fackel unten durch die Räume laufen zu lassen, damit man sehe, ob etwa Spiegelbildung der Milchglasfenster den Eindruck erstehen lasse, daß zwei Personen laufen. Oberreichsanwalt Dr. Werner: Früher hat der Zeuge Thaler gesagt, der Zwischenraum zwischen den beiden Feuerbränden sei 2 bis 3 Meter gewesen. Heute sagt er, er sei nur 1 Meter gewesen. Zeuge Thaler: Genau in Metern anzugeben, wie weit sie auseinander waren, ist natürlich schwer. Aber es war ein deutlicher Abstand.
Als der Angeklagte Dimitroff wieder„ unzulässige Fragen" stellt und„ Verdächtigungen" ansspricht, ruft der Vorsigende: Wenn Sie jo fortfahren, werde ich Ihnen keine Beachtung mehr schenken.
Dimitroff : In diesem Prozeß, Serr Präsi dent, bin ich nicht Schuldner, sondern Gläns biger, das möchte...
Borsigender: Ich entziehe Ihnen jetzt das Wort. Dimitroff : Ich protestiere!
Der Angeklagte van der Lubbe wird hierauf vor den Nichtertisch geführt, um sich zu den letzten Zeugenaussagen zu äußern. Van der Lubbe verfolgt seine alte Tattit. Bald antwortet er mit ja, bald mit nein. Manchmal schweigt er und gibt dann wieder verwirrte Auskünfte. Der Verteidiger van der Lubbes, RA. Seifert, ermahnt den Angeklagten. Sie stehen, so sagt er, wie wir aus den Briefen Ihrer Angehörigen wissen, auf dem Standpunkt: Ich werde nie meine Mithelfer verraten und werde immer dafür sorgen, daß sie nicht verraten werden. Wenn Sie wirklich glauben, daß den Mitangeklagten Unrecht geschieht, dann haben Sie doch erst recht Veranlassung, klar Ihre Meinung zu sagen. Vorsitzender: Sind Sie allein eingestiegen an diesem Abend? Van der Lubbe: Ja.- Vorsitzender: Haben Sie den Reichstag allein angesteckt?- Dimitroff ruft dazwischen: Das ist unmöglich! Ausgeschlossen! Idiot!
Vorsitzender: Schweigen Sie, ich entziehe Ihnen das Wort. Ich frage Sie nochmals, van der Lubbe: Haben Sie den Reichstag allein angesteckt?- Van der Lubbe: Ja!- Oberreichsanwalt: Wir haben das ja schon einmal durch ererziert, aber ich möchte trotzdem noch einmal fragen: Haben andere es vorbereitet? Haben andere Ihnen geHolfen? Van der Lubbe: Das kann ich nicht sagen.( Bewegung.) Dimitroff : Er will nicht zugeben, daß er ein Werkzeug gewesen ist.- RA. Dr. Sad: Dimitroff hat gemeint, daß van der Lubbe ein mißbrauchtes Werkzeug von anderen sein müsse.( Dimitroff : So ist es!) Ich halte es für meine Pflicht, dem Senat das zu unterbreiten und glaube, daß der Oberreichsanwalt von sich aus hier gleich eingreifen wird.
Die Verhandlung wird dann auf Mittwoch vertagt. Der Donnerstag soll sizungsfrei bleiben.
Weltere Auslandsstimmen
Der„ Daily Expreß " schreibt über die Einvernahme Torglers:„ Das vollkommene Alibi, der Traum jedes Gefangenen, wurde von Ernst Torgler , dem deutschen Kommunistenführer, vorgebracht, als er heute vor dem Richter aufgefordert wurde, zu erklären, was er am Abend des Reichstagsbrandes getan habe."
Die Prager Presse" erscheint mit dem eindeutigen Titel„ Torglers Einvernahme bringt keine Beweise für seine Schuld".
Das schwedische Blatt„ Berlingske Tidende" bemerkt zur gleichen Angelegenheit:„ Es muß gesagt werden, daß die Anklage gegen Torgler , wie sie nach und nach zutage kommt, überraschend schwach war und die Beweise scheinen ebenso zu sein...".
Svenska Tagbladet" schreibt:„ Als Resultat der Verhandlungen kann festgestellt werden, daß die Brücke, die die Anklage zwischen van der Lubbe und den übrigen Angeklagten baut, recht schwach scheint."
Der„ Matin" schreibt über die Versuche des Gerichts, zu beweisen, daß der bulgarische Kommunist Dimitroff auch zugleich ein aktiver deutscher P.- Anhänger gewesen sein soll:„ Wir sind sehr weit von den Tatsachen des Reichstagsbrandes entfernt auf dem Gebiete, wo die Dialektik der Worte wichtiger ist, als die Untersuchung der Tatsachen." Die Time 3" bemerken deutlich:„ Dimitroff , dessen fraftvolle Persönlichkeit den Prozeß beherrscht, scheint pon einem brennende. Gefühl gegen Ungerechtigkeit getrieben zu sein."
, Paris Mid i" schreibt, daß die Leipziger Anklagethese gegen Torgler immer mehr zusammenschrumpfe