Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Die Linie 83 wird von Ende Oktober an durch einen Autobus ersetzt werden.

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Im Conservatorium des Arts et Metiers ist unterirdisch ein„ Amphitheater Painleve" mit 800 Pläßen eröffnet worden, verbunden mit zwei unterirdischen Sälen für je 250 Schüler und einem Kino- Saal. In den Räumen findet eine Web- Ausstellung mit alten und modernen Webstühlen statt. die an den nächsten Sonntagen umsonst zu besichtigen ist.

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Der Pariser   Kinowächter Cretois, der seine Frau wegen Erdnußschalen, die im Zuschauerraum lagen, getötet hat, er­hielt 5 Jahre Gefängnis. Es stellte sich heraus, daß die Frau ihm schon nach dem Leben getrachtet hatte.

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In Boulogne- sur- Seine fand ein dort wohnender 44jähriger Russe seine 35jährige Frau im Bette ein­geschlafen mit einem 37jährigen Landsmann vor. Der Be­trogene schlug mit einer Art auf den Kopf des Neben­buhlers ein, den er lebensgefährlich verletzte, und stellte sich der Polizei.

Der französische   Arbeitsminister hat einer alten Ar­beiterin in Calais  , die seit 70 Jahren in einer Tüllfabrik in Calais   arbeitet, in die sie als Kind mit 8 Jahren eintrat, das Kreuz der Ehrenlegion verliehen.

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Die erste Ziehung der französischen   Staatslotterie findet am 7. November im Trocadero statt. Acht Ausgaben von Losen sind vorgesehen, die nächste am 16. Oktober.

Der russische Regisseur Ozep hat in Paris   den Film Anna Karenina" nach Tolstoi   vollendet.

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Toscanini, der große Fechter der Musik"( der Hitler für Bayreuth   absagte), hatte bei seinem ersten Pariser   Konzert, das er im Theater des Champs Elysees   wieder ohne Noten­blatt dirigierte, einen ungeheuren Erfolg. Das zweite ( Wagner-) Konzert findet am 18. Oktober statt.

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Er wollte die Nonnen schlafen sehen

Eins der berühmtesten Werke der französischen   Literatur ist die, Io sterschwester" von Diderot  . Einen Nach­trag zu diesem Werke lieferte jetzt der Monteur Ernest Keiller aus der schönen Moselstadt Mez, 27 Jahre alt und Coislin- Straße wohnhaft. Die ehrwürdige Schwester Johanna Namen hieß sie einst Gabriele Duval - mit weltlichem erstaunt, als sie eines Nachts, es war in einer heißen - war nicht schlecht Augustnacht gegen 1 Uhr nach der Mitternachtsstunde, einen fürchterlichen Lärm hörte und dann einen schrecklichen Kerl im Kloster sah. Der Lärm fam aus dem Raume, in dem der Geldschrank stand, den die Nonnen zur Verteilung ihrer Almosen unter den Armen brauchen. Besonders Schwester Johanna ist sehr mildtätig, alle armen Fechtbrüder kennen fie- was also lag näher, als daß sie den Geldschrank

rettete?

Aber zu Tode erschrocken fand die Religiöse in diesem Raume einen Eindringling vor, der sich, angesichts der nächt­lichen Klosterfrau, schleunigst wie ein Affe über die Fenster­brüstung in den Hof gleiten ließ und dort hinter Stauden moderne Klosterfrau des Telefons und ließ den Friedens­Deckung nahm. Schwester Johanna aber bediente sich als brecher hinter seinen Stauden festnehmen.

Vor Gericht verteidigte sich Keiller jetzt damit, daß er be­trunten gewesen sei und ein unwiderstehliches Verlangen besessen habe, die Klosserschwestern schlafen zu sehen. Einige Zeugen waren jedoch anderer Meinung und behaupteten, daß es der nächtliche Besucher mehr auf den Geldschrank abgesehen habe. Auch die Richter glaubten mehr an einen Detektivroman als an Diderot   und erkannten auf ein Jahr Gefängnis für die Störung des Klosterfriedens.

Das Verhalten eines Schnellzugs- Mörders

Der Schnellzugs  - Mörder Antonio Cinguin, der wegen des seinerzeitigen sensationellen Attentats auf den Reisenden Blanc im Schnellzuge 30   verhaftet wurde, legte eine bemer­fenswerte Kaltblütigkeit an den Tag. Der Attentäter, der nach Lyon   gebracht wurde, weigerte sich, vor der Polizei irgendwelche Angaben zu machen, bevor ihm nicht ein Anwalt gestellt sei. Der von dem Verbrecher verlangte Offizialver­teidiger wurde gestellt.

Im Theatre de Paris   wurde eine Komödie mit dem Titel Die französische   Mädchen- Erziehung Tovaritch"( Genosse") gegeben.

Die Rue Gaillard im 9. Arrondissement wurde in Rue Paul- Escudier umgetauft, und der Boulevard Chauvelot im 15. wurde zu einer Straße Santos- Dumont  .

Der„ Topf am Feuer für die Alten" verteilte wieder 300 Eßportionen am Boulevard Ornans.

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,, schöne Sophie" überlistet wurde Die Spionageaffäre in St. Avold  

Die schöne" oder„ dicke" Sophie, das ist die Frage. Uebrigens sieht sie auf einem Bilde an der Seite thres smokinggeschmückten Gemahls, der eingezogene Lippen hat, mit ihrem Normalgesicht, der Pony- Frisur und den starken und üppigen Lippen über einem kleinen Mund nicht übel aus, nur die scharfen Augen stechen. In Wirklichkeit soll sie aber dick wie eine Tonne gewesen sein, wie einige Zeugen jagen.

Heute erfährt man auch, wie die mysteriöse Cafehaus­besitzerin in St. Avold   ihr Opfer, den Lagerchef Choppe, ge= wonnen hat. Er spielte jeden Abend Karten mit den 18er Reitern bei Sophie oder sah zu. Da machte ihm nun das Weib den Vorschlag, den großen Raub in der Spionage zu machen. Als er zögerte, empfing sie ihn am nächsten Abend in Gesellschaft von zwei neuen Freunden:„ Ich brauch' Dich nicht mehr in dieser Sache, verstehst Du?" Mit dieser alten weiblichen List gewann sie ihn. Der Diebstahl des Modells 1924 durch den Jäger in der Kaserne zu St. Avold   vernichtete die Pläne des Weibes. Der Chauffeur der Autotare, mit dem fie in der Nacht nach Saarbrücken   fuhr, weigerte sich plötzlich, weiterzufahren und kehrte um. Sophie und ihr Jäger fuhren dann in einem anderen Fuhrwerk alleine los, ein um= wickeltes Pafet zu ihren Füßen. Aber die echte Waffe blieb in Frankreich  .

Am nächsten Morgen hatte sich Sophie auf dem Bahnhof in Forbach   mit Choppe verabredet, der den Jäger mitbringen sollte. Aber weder Choppe noch der Jäger kam. Auch Jupp, der Ehemann und Lenker der Fäden in Saarbrücken  , wartete vergebens. Sophie wurde auf dem Bahnhof verhaftet.

Im Büro des Spezialkommissars wurde ihr auf den Kopf zugesagt, daß Choppe und der Jäger hochgingen und daß das Modell 1924 noch in Frankreich   ist. Sophie sank um, blaß wie eine Leiche, brachte kein Wort mehr hervor.

Das Robespierre  - Denkmal

Am Sonntag wurde das Denkmal von Robespierre  , demt " grünadrigen Unbestechlichen", in seiner Heimtstadt Arras  enthüllt. Diese Zeremonie hat dadurch von sich reden ge­macht, daß die Anwälte von Arras   die Teilnahme an dieser Feier abgesagt hatten, weil Robespierre  , ein Anwalt, die Anwaltsvertretung der Angeklagten abgeschafft hatte.

Amedee Dunois, ein alter Kämpe, erinnerte heute daran, daß die durch die Staatslage geschaffene„ Schreckensherrschaft" nicht von Robespierre   gewollt war, noch mit seiner Ent­hauptung ihr Ende fand. Dunois ruft Maximilien Robes­ pierre   und Gracchus Raboeuf als Väter des heutigen sozialen Gedankens und beruft sich auf das Zeugnis von Albert Mathiez   hierüber.

Das Denkmal des Mannes von Arras   ist von Marius Cladet gemeißelt, dem Sohne des bedeutenden sozialistischen  Schriftstellers Leon Cladet.

Um das heutige französische   Leben zu verstehen, muß man wissen, daß die Sorbonne und die französische   Wissenschaft im wesentlichen auf dem Standpunkt Dantons   stehen- dessen herrliches Denkmal auf dem Boulevard Saint- Germain   die berühmten Worte Kühnheit, Kühnheit und abermals Kühn= heit“ und„ Erst Brot, dann Erziehung" trägt.

Der bekannte Publizist Maurice de Waleffe   ver öffentlicht im Journal" eine Artikelserie über die fran­ zösische   Töchter- Erziehung, die auch vom deutschen Stand­punkt aus sehr aufklärend ist.

In Paris   gibt es sieben Mädchen- Lyceen: vier kleine, die nach Dichtern getauft sind: Victor Hugo  , Lamar­ tine  , Rucine und Moliere, sowie drei große, die die Namen großer Pädagogen tragen. Das Lyzeum Fenelon ist, wie wir ergänzend bemerken, nach dem großen Erzbischof und Prinzenerzieher des 17. Jahrhunderts benannt worden, der die berühmtne Fabeln" und die Reisen des Telemach" schrieb. Das Lyzeum Victor Duruy   verewigt die Erinne­rung an einen Historiker des zweiten Kaiserreichs, der vielerlei Schulreformen durchführte. Das Lyzeum Jules Ferry   ist das Patenkind eines bekannten Schulmannes und Ministers der dritten Republik.

Diese sieben Mädchen- Schulen beherbergen 1800 Rüfen von 10 bis 18 Jahren. Jeßt, nach dem Schulbeginn, find alle Nester voll. Moliere   betrachtet sich als das höchste Lyzeum von Frankreich  ; es ist sehr stolz darauf, den ersten Preis unter Buben und Mädels für lateinische und griechische Uebersetzung davongetragen zu haben mit einer Schülerin,

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Dafür ist Victor- Durun mit dem Lorbeer der Philosophie umwunden: Mademoiselle Le Senne, eine schwarzgescheitelte Siebzehnjährige, hat alle Mitbewerber des starken Ge­schlechts in Sachen Philosophie geschlagen. Sie wird an der Sorbonne das Licentiat in der literarischen Wissenschaft machen.

Diese Schule, die der Verfasser besucht hat, befindet sich am Boulevard des Invalides, in den Gärten des früheren Klosters zum Heiligen Herzen. Es ist gerade Pause. Durch die offenen Fenster des Arbeitszimmers der Leiterin sieht man die jungen Mädels draußen in der Kastanienallee laufen.

Alle sozialen Klassen sind hier vertreten," heißt es,„ das Viertel Vaugirard   schickt einfache Bürgermädels, und das Faubourg St. Germain elegante Töchter, ebenso die Rue Varenne..

"

" Die werden von ihren Gouvernanten abgeholt?" " Ach wo. Das ist vorbei. Diese Sitten gibts nicht mehr. Die Mädels tommen ohne Begleitung."

„ Auch mit dem roten Lippenstift in der Schulmappe, um von der Klasse aus ins Kino zu gehen?"

„ Das nicht- Puder und Schmuck sind verboten. Na, in der Praxis ist das ja nicht so leicht zu überwachen. Genau so gehts mit dem, was sie lesen. Neulich haben wir ein medi­zinisches Aufklärungsbuch konfiszieren müssen, das nicht

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lauf jezte. Ihre Mutter fam her und beschwerte sich darüber. auf dem Programm stand und das eine Große in Um­Ich bin dafür," sagte sie, daß meine Tochter alles erfährt. Das Recht hat sie natürlich, aber zu Hause. Im Lyzeum können andere Familien anderer Meinung sein." " Die Aufnahmebedingungen sind streng?"

Ich streng. Von hundert Bewerberinnen konnten wir dies Jahr nur siebzehn nehmen, für die Klasse der„ Gra­duierten". Die Besoldung beträgt 26 000 bis 60 000 Franken am Ende der Dienstzeit, bei 15 Unterrichtsstunden in der Woche. Das ist nicht übel."

„ Aber diese„ Graduierten" sind dann auch die Ausnahmes eridheinungen?"

Gewiß. Die, die bloß das einfache Licence bestanden haben, können sich auf den Volksschulunterricht werfen: eine Schullehrerin bezieht 12 bis 18 000 Franfen, dazu Wohnung und Garten. Wenn sie einen Lehrer heiratet, sind sie die Könige des Dorfs. Das lateinische und griechische Lizentiat berechtigt zum Unterricht in den höheren Schulen, weil die Lehrerinnen der vorigen Generation noch kein Latein kannten, diesen Plaz auf dem Katheder unserer Lyzeen haben noch männliche Professoren inne."

„ Aber Professor oder Lehrerin können doch nur eine vom Hundert werden was machen die anderen 99?"

Wir bringen sie hier bis zum Baccalaureat. Wenn sie das bestanden haben, haben sie ihren Beruf zu wählen."

Macht ihnen das viel Sorge?"

„ Ach in diesem jugendlichen Alter.. " Sind es die Eltern, die sich Sorgen machen." " Allerdings!"

Soweit Maurice de Waleffe   in seinem ersten Aufsatz, dent wir ausführlich für die deutschen Eltern und Töchter in wir noch, daß es in Frankreich   folgende Schultypen gibt: Frankreich   wiedergegeben haben. Zur Erklärung erwähnen 1. die Vorschule( Maternelle), 2. die Volksschule( ecole pri­maire elementaire), 3. die Mittelschule( ecole primaire superieure), 4. die Lyzeen und Kollegien( enseignement secondaire).

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