Schlacht um die Futterkrippe obud

Aus dem bewegten Leben der neuen Bonzokratic

leider!

Einer der Hauptvorwürfe gegen die Marristen" war der des Parteibuchbeamtentums und der Futterkrippenwirt­schaft. Was auf dem Gebiet geleistet werden kann, haben 8 Monate Naziherrschaft bewiesen. Leider wirklich haben die Staatsmänner der Republik   weniger gut verstanden, wichtige Positionen im Staat so fest in die Hand zu bekommen, wie das den Nazis dank ihrer Partei­buchpolitik gelungen ist. Daß dabei nicht selten allerprimi­tipste Lebenswünsche eine Rolle spielen, ist bekannt. Ebenso daß die höchsten Herren um ihrer Position und ihres Ein­flusses willen sich gegenseitig einen Kampf bis aufs Messer liefern. Wie es in den mittleren und unteren Regionen zu­geht, das soll nachstehendes Beispiel beweisen:

Der Vorgang spielt in H. Von dem Leiter des Deutschen Arbeiterverbandes für das grafische Gewerbe" B. wurde als Bezirksleiter für eine Provinz der Nazi- Reichsredner H. eingesetzt. Zur gleichen Zeit bestimmte der Leiter der " Deutschen Arbeitsfront  " für diese Provinz als Inhaber des gleichen Postens den seitherigen Leiter für das Gewerk­schaftswesen in H. einen Pg. V. Der H. war zuerst da und besetzte den Posten.

Am nächsten Tag erschien der V., fah die Bescherung, wendete seinen Fuß und kam nach kurzer Zeit, von zehn SS.  - Männern begleitet, wieder, parlamentierte ein paar Minuten mit H., und als dieser nicht weichen wollte, schmiß man ihn einfach hinaus.

H., von der Wirkung und dem Einfluß der bewaffneten Macht" nicht weniger überzeugt als V., ging hin und holte sich ebenfalls eine 10 Mann starte SS.  - Wache, setzte sich gegenüber dem Gewerkschaftshaus in ein Kaffeehaus und sarbeitete" dort. Dieser Zustand konnte natürlich nicht in alle Ewigkeit dauern. H. setzte sich in ein Flugzeug­anders tun es die Würdenträger des dritten Reiches" nicht mehr und holte sich von dem oben genannten B., dem Leiter des Deutschen Arbeiterverbandes für das grafische Gewerbe", die ausdrückliche mündliche und schriftliche Bestä tigung, daß er, H., der alleinige berechtigte Inhaber des strittigen Postens sei. Er kam nach H. zurück, setzte sich an die Spize seines SS.  - Detachements und stürmte die Festung des V. Dieser wurde hinaus gedrängt und mußte flüchten. Sonst hätten ihn die SS. festgesetzt und wahrscheinlich ins Ronzentrationslager gebracht. Trotzdem gab er den Krieg nicht verloren. Er setzte sich mit seinem Freund, dem eben­falls oben genannten Leiter der Deutschen Arbeitsfront  " für die Provinz, einem gewissen E., in Verbindung. Der fuhr nach Berlin   zu Dr. Ley und kam nach kurzer Zeit mit dem allerhöchsten Befehl, daß V. zu Recht eingesetzt sei, zu­rück. Also wurde H. diesmal ohne Gewaltanwendung wieder hinaus und der V. erneut eingesetzt. Um sich an seinem Gegner zu rächen und die Konkurrenz für dauernd zu bannen, wurde nun schleunigst ein Untersuchungsaus­schuß gegen H. ernannt.

Es wurden dabei Unterschlagungen( ob tatsächliche oder angebliche war nicht zu erfahren) festgestellt. H. wurde festgenommen, ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Eines Tages war er verschwunden. Wohin weiß kein Mensch. B. hatte nun freie Bahn. Er begann seine Tätigkeit mit der eigenmächtigen Bewilligung seines Gehalts, das er in diesem Falle auf 900 Mart pro Monat festsetzte. Außerdem brachte er sich aus H. einen Wagen mit Chauffeur mit und begann die Arbeit damit, daß er, wie buchmäßig festgestellt werden kann, in einem Monat für rund 1600 Mark Benzin perfuhr.

Nun wurde ein Arbeitsplan aufgestellt. Es mußte natür­lich etwas Großes, der Bedeutung der Aufgabe Entsprechen­des sein. Auf was verfällt ein Nazi? Er macht eine Ver­jammlungstournee.

Also wurden 86 Versammlungen festgelegt. Gleichzeitig natürlich auch die Spesen und zwar pro Versammlung 20 Mart. Diese Spesen wurden im vorans verrechnet.

Niederrheinischer Brief

Man schreibt uns:

In der Düsseldorfer   A. und SS.   hält die Un­zufriedenheit an. Die einfachen Leute sind über den üppigen Rebenswandel der hohen Herren sehr empört. Der früher proletarische Gauleiter Florian fennt bei seinem Auf­treten trotz der großen Not feine Beschränkung. Bei Herrn Florian geht es täglich in Gloria und Floria. Der bissige Konkurrent im engen Führerkreis, Hauptmann und Stan­dartenführer ohbeck, versuchte mit aller Kraft seinen erfolgreichen Rivalen zu beseitigen. Herr Lohbeck, der immer strupellos war, und in zurückliegenden Jahren wieder­holt sozialdemokratischen Persönlichkeiten Intimitäten über Florian und die NSDAP  . zur Beseitigung Florians mit­teilte, versuchte jetzt, mit Hilfe des knabenhaften Polizei­präsidenten Weißel, Florian verhaften zu lassen. Der Praffer Florian benutzte seine Macht als Staatsrat und seine Freundschaft zu Göring  , so daß der brutale Haupt­mann Lohbeck, der in Düsseldorf   die furchtbaren Mißhand­lungen gefangener Marristen im Schlageterheim leitete, zu dem Subjekt Streicher nach Nürnberg   versetzt wurde. Herr Florian aber saust mit seinen drei Privatwagen in Gesell­schaft seiner Freundinnen und Zechkumpane weiter von Weinort zu Weinort am Rhein  .

Die SA. und SS. find empört, daß ihr Draufgänger Loh­beck beseitigt wurde, aber die Herkunft der Anzahlungs­summe von 25 000 Reichsmark für Florians piffeines Privat­haus und des Geldes für die drei Privatautos ungeklärt bleibt.

Auch die Hilfe, die der Standartenführer Lohbeck in München   bei Röhm suchte, wurde nicht gewährt, da Florian sich bei den Industriellen Rheinland- Westfalens im Kampf gegen sozialistische Tendenzen unentbehrlich gemacht hat. enn Thyssen nicht will, hat die SA. nichts zu fordern. So hat sich dadurch eine Verbitterung entwickelt, daß der Gauleiter und Staatsrat Florian sich in keiner SA.- Veranstaltung mehr sehen lassen und auch nicht mehr sprechen darf.

SA.- Leute sprechen offen darüber, daß Florian zu feige sei, fich, ihnen zu stellen. Es erklären SA.- Leute bekannten Sozial­demokraten, daß gegenüber dem erbärmlichen Verhalten ihrer Florians, die SPD.  - Bonzen, vor allem in der harten Verfolgungszeit der nationalen Revolution, tapfere Männer gewesen seien und sich bis zuletzt mit ihren Genossen ver­bunden fühlten. Das freut einen ja auch, daß die Schergen der nationalen Revolution ihre" Führer" in solchen Ver­gleich zu den Bonzen der Untermenschen stellen.

Der Düsseldorfer   Generalstaatsanwalt Gid ist innerhalb zwei Tagen entlassen, weil er sich wiederholt über das an­maßende und freche Benehmen der SA. beschwert hat. Der Nazistadtverordnete Wenzel, Düsseldorf  , der als Ver­bindungsmann Görings zur SA. figurierte, wurde nachts von SA.- Leute furchtbar verprügelt und wagte sich nicht zu beschweren, da er befürchtet, totgeschlagen zu werden.

Nicht erst, wie es eigentlich immer üblich war, nach Er­ledigung der Arbeit, da es sich doch dabei nur um eine Ent­schädigung für die Unkosten usw. handeln kann. Tatsächlich hat V. auch einige Versammlungen abgehalten. Aber begei= stert war niemand davon; er was das größte Wunder ist selber nicht. Herrgott, da genügte die allgemeine Walze nicht. Die geschulten Gewerkschaftsmitglieder stellten manchmal höchst unbequeme Fragen. Und hier und da konnte man mit dem besten Willen einer Antwort nicht ausweichen. Also wurde die Versammlungskampagne abgeblasen unter irgend einem Vorwand, die Unkosten dafür waren aber bezahlt und in die Tasche des Herrn V. geflossen. Außerdem wußte V. sich aber auch noch andere Einnahmen zu verschafe fen. Wir wollten nicht glauben, daß man die Unwahrhaftig­feit zu weit treiben kann. Wir sahen die Dinge jedoch schwarz auf weiß. Es ist gar kein Zweifel möglich.

lich

Den Orten, die V. auf seiner Versammlungsfahrt besuchte, wurde noch eine besondere Unkostenumlage auferlegt. Je nach Leistungsfähigkeit von 100 Mart aufwärts. In einem Ort O. mußten 900 Mart aufgebracht werden. Wie der Mann V. zu rechnen versteht in seine Tasche natür­hat eine Kassenübersicht für die Monate Juli- August in Ha. genügend unterstrichen. An persönlichen Ausgaben hat der Mann in den beiden Monaten allein 11 120 Mark quittiert. Hierzu kommen noch Reparatur- und Benzinkosten, außerdem Chauffeurgehalt von rund 4000 Mart. Bei der Uebersicht wurde außerdem eine Unterschlagung in un­gefährer Höhe von 6000 Mark festgestellt. Die genaue Summe ließ sich infolge der Sauwirtschaft nicht ermitteln.

Nach diesen Leistungen war selbst den Nazis nicht mehr ganz geheuer. Man fing an zu sprechen. V. mußte verschwin­den. Wenn aber einer glaubt, man hätte den Normalweg, d. h. Anzeige bei einem Gericht, beschritten, der irrt sehr. B. mußte sich krank melden. Er kam dann in ein Sana­torium. Befund des Arztes: ueberarbeitung! Dar­über lachen ja nun die Hühner. In ganz Ha., insbesondere in den Kreisen der Führung der NSDAP. weiß man genau, was das mit der Ueberarbeitung auf sich hat. Man weiß dort, daß V. eine Vorliebe für Bardamen hat und daß gewisse Lekale in Ha. einiges über den Lebenswandel dieses Er­neuerers erzählen können. Dort blieben die Beiträge der Gewerkschaftsmitglieder. Der Bezirkskassierer, der die eigen­tümliche Finanzpolitik des Herrn V. nicht nur duldete, son­dern noch aktiv unterstüßte, wurde auch entfernt. Aber nur von dem Posten des Kassierers. Nach einigen Tagen fam er wieder. Als Leiter der Fachschaft der Buchbinder.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine Frage ganz interessant:

Wo ist das Vermögen des Reichsbanners in Ha. geblieben? In Ha. war ein vorzüglich geführtes Reichsbanner tätig. Auch die Kassenführung war vorbildlich. Bei der Auflösung war, wie nachgewiesen werden kann, ein Barvermögen von 2400 Mark vorhanden, das den Nazis in die Hände fiel. Wo ist das Geld hingekommen? Eine Rechnung darüber murde nie gelegt. Bei den Gewerkschaften, die ja doch fort­geführt wurden, war wenigstens etwas Ordnung notwendig. Beim Reichsbanner und bei der Sozialdemokratischen Partei ist es sicher ebenso fiel aber diese Kontrollnotwendigkeit. Hier konnten die ausführenden Organe schalten und walten, mie sie wollten. Und im Falle Ha. ist es nachgewiesenermaßen so, daß Herr V. das Geld einsteckte und mit dem aus den Gewerkschaften erpreßten für seine Arbeit" verwendete.

Das ist ein kleiner Ausschnitt aus der Nationalen Repo­Iution". Der Mann, von dem die Rede ist, ist einer der Pro­minentesten. Die Darstellung ist absolut richtig und sachlich. Man darf annehmen, daß die Zustände in der Provinz nicht einzig sind, sondern daß sie sich im Reichsgebiet durchaus gleichen. Und so was zetert über marristische Korruption".

K. z. b. V. Hamburg  

Man schreibt uns aus dem Reiche:

Den Hamburger   Arbeiter überläuft es talt, wenn er vom K. z. b. V. in die Folterhölle an den Gr. Bleichen  , in die berüchtigten Zimmer 202-204 gebracht wird. Jm R. z. b. V. wirkt eine Reihe dunkelster Ehrenmänner mit, die, nach außen Rotfront, doch lange Zeit schon Nazispiel waren, Provokateure, Angeber, gemeinste Verräter. Gewiß ist das Grausige, das dort verhörenderweise an Männern, in einigen Fällen selbst an Frauen, verübt wurde und verübt wird, hie und da etwas zu sehr verallgemeinert worden. Bei Prüfung der einzelnen Fälle, die entsegenerregend genug sind, um an sich jedes ängstliche Gerücht zu rechtfertigen, ergab sich, daß vor allen Dingen die Spitzeln bekannten, einer Teil­nahme an schlagender Auseinandersetzung mit Nazis ver­dächtigen Genossen, meistens einfache, namenlose, völlig wehrlose Leute, auf das Empörendste gemartet wurden. In Fuhlsbüttel   haben die Gefangenen manchem Opfer des R. z. b. V. die offenen Wunden gekühlt, im Barmbecker Krankenhaus lag ein Opfer, vom Nacken bis in die Knie­fehlen blutig und zerfetzt, einer sprang vor Entsetzen und Angst aus dem zweiten Stock aufs Pflaster, andere wurden frumm vor Angst und Schmerzen nach Fuhlsbüttel   oder ins Lager Wittmoor überführt. Ein unbekannter Arbeiter starb den Foltertod. Einer erzählte von Bildern sozialistischer Führer, irgendwo gestohlen, die die Sonderpolizei in ihren Räumen aufgehängt hätte, die Gefangenen zum Anspucken gewiesen wurden, denen Sadisten die Augen ausgefragt hätten.

Männer würden ausgezogen, hie und da an den Ge­schlechtsteilen festgebunden und geschlagen, gestoßen, ange. schrien.

Besuch gibt es in Fuhlsbüttel   nicht. Pakete, aus denen die Retter des Vaterlandes den Aermsten noch alles stehlen, dürfen nur abgegeben werden.( Ueberhaupt sind Fälle häufig, in denen haussuchende Banditen Arbeiterfrauen das für die Miete zurückgelegte Geld mitgehen heißen, ein Dienst­mädchenportemonnaie mit mühseligen Ersparnissen oder sonst Begehrenswertes.)

Das K. z. b. V. in Hamburg   ist bekannt dafür, daß es als marristische Literatur alles stiehlt, was halbwegs nach freier Wissenschaft aussieht und flingt. Bürgerliche Deko­nome finden nicht die mindeste Gnade. Hie und da wurde bei Haussuchungen zerschlagen, was nicht offen vor Augen lag, Dielen wurden aufgebrochen, Schlösser gefnact, Frauen in niedrigster Weise abgetastet.

Immerhin läßt sich auch für diese Tscheka des neuen Ham­ burg   feststellen, daß sie wohl summarisch brutal vorgehen, foltern, haussuchen, auch auf Spißelhinweise eingreifen, aber mit eigener Intelligenz den Oppofitionswegen des roten Hamburg   nicht beikommen kann und wird.

Die Opier

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Wegen staatsfeindlicher Betätigung entlassen" Man schreibt uns aus dem Reiche:

Gelegentlich wird in den Zeitungen ganz summarisch mit geteilt. Am soundsovielten wurden fünfzehn oder eine be liebige Zahl Arbeiter und Angestellte wegen staatsfeindlicher Betätigung entlassen... Manch guter Bürger denkt dann, diese hätten ihr gefährliches Tun eben besser unterlassen sollen, und beruhigt sich schnell. Wie sieht sowas in der Wirk­lichkeit aus?

Man stellt fest, daß in den meisten Fällen die Betroffenen gar nichts getan haben, daß sie im einzelnen kaum deutlich gegen einen allzu blöden und provokatorischen NSBO.- Be­triebsrat opponiert haben. Nun steht in ihrem Entlassungs papier  : staatsfeindliche Betätigung. Sie waren in der SPD.  , im Reichsbanner, in der freien Gewerkschaft, gewiß. Aber sie haben seit der Auflösung der Organisationen, seit Erlaß der Gesetze über die neue Art von Staatsfeindlichkeit gar nichts wider den Staat unternommen. Also verlangen sie eine Regierungsentscheidung über die Entlassungsformel. Die Verhandlung ergibt nichts. Aber die verhängnisvolle Formel bleibt, derzufolge sie nach Belieben des Arbeitsamts vom Be­auge einer Unterstützung ausgeschlossen bleiben für sieben, zehn und noch mehr Wochen. Die Frau bekommt ein paar schäbige Zuwendungen von der Wohlfahrt. Der Mann soll ruhig verreden, verhungern, verzweifeln. Man muß gesehen haben, wie gesunde Menschen unter solcher Maßregel ver­fielen, wie Frauen vor sinnloser Folter nicht aus noch ein wußten, um zu verstehen, was es bedeutet, wegen staats­feindlicher Betätigung nur entlassen zu werden.

Ein Einzelbeispiel, das die Lage beleuchtet.

Der frühere Reichsbannerkamerad R. in W., Betriebsrats. obmann, Gewerkschaftsfunktionär, ein hervorragender nüch terner Arbeiter, wurde zunächst einmal als Betriebsrat ab­gesezt gegen den ausdrücklichen Willen der Belegschaft. Ob­mann wurde irgendein gelbes Subjekt.

R. wußte genau, daß er bespitzelt wurde. Er nahm sich sehr in acht und dachte dabei an Frau und drei Kinder daheim. Eines Tages wurde er aus dem Betrieb heraus verhaftet. Die Polizei erklärte: Auf Forderung des Betriebsrats wegen staatsgefährlicher Umtriebe in der Fabrik. Die Umtriebe be­standen in der Anhänglichkeit der Belegschaft an R. Nach vierzehn Tagen Gefängnis entließ ihn die Polizei, sie könne nichts gegen ihn finden, obgleich der Betriebsrat längere Konzentrationslagerhaft empfohlen hätte. Der Betriebsleiter stellte den Kameraden wieder ein, mußte ihn aber acht Tage später auf NSBO.- Druck hin mit der obigen Bemerkung entlassen. Eine Verhandlung unter Vorsitz eines Gewerbe­rats ergab noch einmal den völligen Zusammenbruch der Aussagen zweier NSBO.- Spizel. Dennoch verfügte die Re­gierung: Aufrechterhaltung der niederträchtigen Entlassungs­begründung. Unterstüßung gab es nicht. Nur für Frau und Kinder etwas, das nicht einmal zum Nichthungern reichte. R. litt schwer. Seine Frau wurde frank, die Kinder wurden verstört und elend.

Damit ist dieser Fall nicht zu Ende. Auch der entlassene R. war der NSBO. unbequem. Als Haussuchungen nichts Belastendes zutage förderten, wurde er mit zwanzig andern Genossen und Kameraden, denen gleichfalls nichts weiter nachgewiesen wurde, als daß sie sich nicht demütig unter­worfen hatten, ins Konzentrationslager bei Osnabrück   ge bracht. Die Verhaftung erfolgt durch die SS. Nur zur Deforation veranstaltete vor dem Abschub die Staats­polizei ein flüchtiges Verhör, darin übrigens keiner erfuhr, weshalb er verhaftet worden sei.

Wenn solche Scheußlichkeiten hier dargestellt werden, so muß man dabei auch darauf hinweisen, daß die Solidarität der alten Gesinnungsgenossen untereinander nicht vor Furcht gestorben ist. Die Polizei verfolgt die gegenseitige Hilfe, macht Sammlungen größeren Formats unmöglich. Aber geholfen wird doch. Der Name des Notleidenden wird genannt, jeder weiß Bescheid. Stillschweigend legten die­jenigen, die es noch fönnen und auch solche, die es fast nicht dürften wegen der Sorge um die eigene Familie, zusammen. Sie sorgen für Zigaretten, die ins Lager geschickt werden, fie betteln bei Bauern, die gar nicht ungern geben für Opfer des Hitler- Terrors, um Kartoffeln, Butter, Fleisch. Es wird geholfen, die Solidarität lebt und ist aktiv. Damit ist nicht gesagt, daß genug geholfen werden kann. Aber das Herz der Arbeiter ist nicht betört, es hängt sehnsüchtiger als je an der alten geliebten Fahne, kein Wort wird dem Gegner geglaubt, der Haß frißt sich ein und wartet auf Ab­rechnung, die Solidarität brennt in unversiegbarer Flamme - das soll auch gesagt sein.

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Arbeiterführer

Die Deutsche Metallarbeiter- Zeitung"( Nr. 45) bringt die Bilder der Arbeiterführer. Erstens Herrn Göbbels, der am 29. Oktober seinen 36. Geburtstag feiert. Zu diesem Ehren­tag" wird ihm alles Gute gewünscht. Zweitens lernen wir den Verbands- Finanzwart Kurt Fredrich fennen, 1906 ge­Foren; Berufsausbildung und Beruf hat der Mann nie ge habt, wenn man sein Landsknechtsleben im Bund Oberland und beim Stahlhelm nicht als Berufsausbildung und Beruf anerkennen will. Das Blatt nennt ihn einen jungen, aber schon sehr erfolgreichen Mann". Etwas älter ist der dritte Führer, der uns vorgestellt wird, ein John Manns, Vers bands- Geschäftswart, Reserveoffizier, Mitglied der Einwoh­nerwehr, furze Zeit Bankbeamter und schließlich selbständiger Börsenbesucher und Teilhaber eines Bankgeschäfts. Was aus dem Bankgeschäft wurde, wird nicht erzählt, sondern es wird nur berichtet, daß der Manns durch den Abbau der Kurs­maflerstellen an der Berliner Börse   arbeitslos" wurde. Danach wurde er, 1930, Nazi. Er gehört somit zur alten Garde und ist berufen, Funktionär einer wichtigen und gro Ben, einst mächtigen Arbeitergewerkschaft zu sein. Gewählt hat diese Leute niemand, sie rückten in ihre Stellen auf, In solchen Händen liegt das Schicksal deutscher   Arbeiter. Ehrenzeichen start Brot

Der Stellvertreter des Führers gibt laut NSK. bekannt: Der Führer hat verfügt, daß aus Anlaß des 9. Novembers 1933 denjenigen Parteimitgliedern, die die Mitglieds­nummer 1 bis 100 000 tragen und die von ihrem Eintritt an ohne Unterbrechung der Partei angehört haben, ein Ehrenzeichen verliehen werden soll. Das Ehrenzeichen wird auf seiner Rückseite die Mitgliedsnummer des Inhabers tragen. Die notwendigen Ausführungsbestimmungen er. läßt der Reichsschatzmeister.

München  , 23. Oktober 1933.

gez.: Rudolf Seß. Da man den enttäuschten alten Kämpfern sonst nichts zu bieten hat, hängt man ihnen einen blechernen Parteiorden

um.

Bitte recht freundlich!

Wiesbaden  , 2. Nov. Aus der Schule heraus wurde in Wiesbaden   der 59jährige Zeichenlehrer Reiß von der Kriminalpolizei verhaftet. Er soll sich verschiedentlich, dem hiesigen nationalsozialistischen Blatt, aufolge, unfreundlich über die Regierung geäußert haben.