Die Schandbuben des Reichskanzlers Bor
etwa 14 Tagen führte die SA. in Treysa , Bez. Kassel, einen jüdischen Geschäftsmann mit seiner annähernd fünfzigjährigen Frau durch die Straßen der Stadt. Der Mann mußte ein Schild tragen mit der Aufschrift:„ Ich habe versucht, ein christliches Mädchen zu schänden." Ursache zu diesem Aufzug hatte eine frühere Angestellte ge= geben, die wegen Diebstahls entlassen worden war. Der Angeschuldigte habe sie mit einem Geldangebot gefügig machen wollen, so hatte sie ihrem SA.- Freund erzählt. Die beiden Eheleute wurden auf dem ganzen Zuge von der heldenhaften SA. angespudt. Daß der Mann verprügelt wurde, sei beiläufig auch erwähnt. Die SA. hatte an ihrem Tun soviel Vergnügen, daß sie am Sathaus die Opfer, flankiert von zwei zornig dreinschauenden SA.- Helden,
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ALLGEMEINE
fotografieren ließ und die Bilder in den Handel brachte. Als einige hundert davon vertrieben waren, wurden die Platten von höherer Stelle eingezogen, der Vertrieb der Bilder untersagt. Das schmerzerfüllte Gesicht einer tod= blassen Frau zwischen den roßnäfig kühnen SA.- Knaben schien wenig werbend.
Während dieses ekelhaften Aufzuges hatte ein im Ort allgemein beliebter Geschäftsmann, gleichfalls Jude, fich erfühnt, aus dem Fenster zu sehen. Mit dem Vorwand, dieser einzelne wehrlose Mann habe eine drohende Haltung gegen die SA. eingenommen, wurde er aus dem Hause gezerrt, gleichfalls bespuckt, verprügelt und herumgeführt. Aus dem Rathause fam er mit einer stark blutenden Kopfwunde. Die beiden Männer wurden alsdann ins Gefängnis nach Siegenhain gebracht, nach einigen Tagen entlassen mit dem Bemerken, daß ihr fernerer Aufenthalt in Trensa unerwünscht sei. Sie sind abgereift. Nach polizeilichem Schutz fragen sie vergebens.
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Sein Schicksal
Man schreibt uns aus dem Reiche:
Erich Mühsam , eigenbrötlerischer, aber unbedingter Kämpfer, war unter den ersten Linken, die nach den vorbereiteten Listen am Morgen nach dem Reichstagsbrand in Berlin verhaftet wurden.
Er wurde nach einiger Zeit in das Konzentrationslager Sonnenburg , das ehemalige Zuchthaus, gebracht. Wieder einmal erging dort der Befehl, das Horst- WesselLied zu singen. Wieder einmal weigert sich Erich Mühsam . Diesmal wird er ganz fürchterlich geschlagen. Nach einigen Stunden, in denen er zu sich kommt, ergeht an ihn erneut der Befehl. Er bleibt standhaft und erhält darauf zahllose Gummifnüppelhiebe über den Kopf, bis er liegen bleibt. Die folgende Nacht, als alles in Ruhe liegt, beginnt er mit voller Lungenkraft die Internationale zu singen, zu brüllen. All sein fanatischer Widerstand bricht aus ihm heraus. Gegen Morgen läßt die Lagerleitung den Tobenden in eine Anstalt mit Krantenabteilung fahren. Was ist nun mit Erich Mühsam ?
Wollte ihn ein von ferne menschlich Fühlender retten vor dem Totgeschlagenwerden durch die braunen Folterknechte? Ist seine Erkrankung so schwer, daß selbst in den Folterkammern von Sonnenburg das Außerordentliche Eindruck machte? 1911
Der deutsche Gruß
Der von den italienischen Faschisten übernommene ,, deutsche Gruß" der Nationalsozialisten scheint doch nicht von allen deutschen Volksgenossen so deutsch empfunden zu werden, daß sie sich vorbehaltlos seiner bedienen könnten. Die Renitenz, die mancher Volksgenosse dem„ deutschen Gruß" gegenüber an den Tag legt, macht den verschiedensten Amtsstellen nicht unerhebliche Sorgen. Und so versuchen sie denn, ie nach der Stärke des Widerstandes, die" friedliche Durchdringung des deutschen Volkes" mit„ arischen Lebensformen" durch Zuckerbrot oder die Peitsche zu fördern. Die 3uderbrot- Methode wird von der Bayerischen Amtlichen Pressestelle" in folgender Mitteilung zur Anwendung gebracht:
" Die Sitte des deutschen Grußes hat sich leider noch nicht allgemein eingebürgert. Nachdem
Doktor Wachtel Harns, Blut und Hautkrankheiten 123, Bd. Sébastopol.- Sprechstunden v. 9-12 u. 2-8 Uhr; Sonntags vormittags Nase, Hals, Ohren:
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Der Nansen- Paß
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Eine neue Flüchtlingskonvention
haben wir übertragen
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BRIEFKASTEN
MOITAT An mehrere. Das noch jetzt von den braunen Milistruppen ge
ID THOT
Genf, 2. Nov. Die konsultative diplomatische Ronferenz für die Flüchtlinge und das internationale Nansen- Amt haben am Samstag ihre Arbeiten abgeschlossen. Es wurde eine Konvention angenommen, die sich auf das internationale Statut der russischen, armenischen und anderer Flüchtlinge bezieht und wonach sich der beitretende Staat verpflichtet, den Flüchtlingen Nansen- Pässe auszustellen, die ein Jahr lang gültig sind. Die Konvention enthält weitere Bestimmungen über die Regelung des Aufenthalts der Flüchtlinge in einem fremden Staate. Die Frist zur Unterzeichnung der Konvention läuft bis zum 15. April 1934. Bis zu diesem Datum ist eine Ratifizierung nötig. Nachher genügt eine einfache Beitrittserklärung an das Völkerbundssekretariat. Die Konvention tritt in Kraft, sobald sie von den ersten zwei Staaten ratifiziert worden ist. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Frankreich , Belgien und Aegypten erklärten sich zur sofortigen Unterzeichnung der Konvention bereit. Der Vorsitzende, de Navailles( Frankreich ) dankte sodann Prof. Werner, dem Präsidenten des internationalen NansenAmts, für dessen Mitwirkung bei den Konferenzarbeiten.
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das gesamte öffentliche Leben im Deutschen Reich der Füh Araber gegen Juden
rung des Reichskanzlers Adolf Hitler unterstellt ist, sollte die Anwendung des von ihm eingeführten Grußes selbstverständlich sein. Bayern besißt als Heimstätte der nationalen Bewegung die besondere Zuneigung des Füh rers; es verdankt ihm soviel, daß gerade hier die neue Zeit in der Oeffentlichkeit an allen Orten bemerkbar werden follte. Die Verbundenheit des ganzen Volkes mit seinem Führer soll nach außen der deutsche Gruß befunden!"
Konkurrenzangs!
Du sollst keine anderen Reichsführer haben neben mir
München , 2. Nov. Der Völkische Beobachter" veröffentlicht folgende Anordnung von Dr. Ley:
Es kommt immer wieder vor, daß Parteigenossen, die ein Amt oder eine Abteilung bei der Reichsleitung innehaben, sich„ Reichsleiter" oder„ Reichsführer" des betreffenden Amtes bzw. der betreffenden Abteilung nennen. Ich mache darauf aufmerksam, daß niemand berechtigt ist, sich„ Reichsleiter" oder„ Reichsführer" zu nennen, außer den vom Führer dazu ausdrücklich ernannten Parteigenossen. Das selbe gilt sinnentsprechend für die Bezeichnung„ Gauleiter" bzw. ,, Gauführer".
Ich werde in Zukunft gegen jeden Parteigenossen, der sich Reichsleiter",„ Reichsführer" bzw.„ Gauleiter" oder„ Gauführer" nennt. ohne dazu berechtigt zu sein, das Uschla- Verfahren einleiten.
Der Regierungspräsident in Schleswig hatte bekanntlich vor einiger Zeit verfügt, daß die Geschichte von Jiaats Opferung aus dem Lehrplan der Schulen zu streichen sei da die in ihr vertretene Gottesanschauung undeutsch erscheine. Diese Verfügung ist jetzt wieder zurückgezogen worden.
Es scheint uns, daß sich allmählich auf allen Gebieten die alten Erzväter stärker erweisen werden, als die Hitlerfreaturen. F. L.
Ungeprüfte Referendare
Bayern , Mecklenburg- Schwerin und Mecklenburg - Strelig gewähren Referendaren und Studierenden, die sich an der " nationalen Erhebung" beteiligt haben, solche Prüfungserleichterungen, daß man ruhig von ungeprüften Referendaren sprechen kann; die Klienten und Angeklagten, die mit solchen Juristen zu tun haben, werden die Prüfungen abzulegen haben.
Paris , 3. Nov. Das Deuvre veröffentlicht eine Erklärung des gegenwärtig in Paris weilenden arabischen Führers und Mitgliedes des Palästina- Vollzugsausschusses Chukry Jacir( der 1926 anläßlich des Drusenaufstandes in Syrien die Friedensverhandlungen mit Frankreich leitete) über die Zionistenfrage. Chufry Jacir erklärte, daß die gegenwärtigen Protestaktionen der Araber gegen die jüdische Einwanderung nach Palästina ein Protest der Araber aller Glaubensbekenntnisse einschließlich der jüdischen Araber gegen die Masseneinwanderung zionistischer Juden sei, gegen ihren Beherrschungsgeist und gegen die„ Eroberungstendenz des Zionismus". Der Araber sei arm, der Zionist kaufe ihm sein Land ab, und der enteignete Araber müsse dann bei dem Juden als Arbeiter arbeiten. Die Balfour- Erklärung von 1918 zugunsten der Schaffung eines national- jüdischen Herdes in Palästina sei ein großer und folgenschweren Fehler ge= wesen. Es sei unzulässig, daß die zuwandernden Juden ein Volk wie das arabische ausrotten und sich an seine Stelle setzen wollen. Wir Araber wollen nicht eines Tages unter der Herrschaft von Leuten erwachen, die dem Lande fremd sind, unter der Herrschaft einer funterbunten Mehrheit, die hebräisch spricht und sich aus Galiziern, Dalmatiern, Polen , Russen, Desterreichern und Deutschen zusammensetzt. Wir wenden uns gegen die Eroberungsabsichten der Zionisten. Die Juden könnten nach Palästina tommen, aber sie müssen die Gesetze des Gastlandes achten und dürften nicht versuchen, die Herrschaft an sich zu reißen. Die Juden würden ein Volk wie das arabische nicht töten!
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Jerusalem , 3. Nov. Der arabische Vollzugsausschuß hat beschlossen, den Generalstreik als beendet zu erklären.
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fungene Lied lautet in seinem vollen Wortlaut:
So steht die Sturmtolonne Zum Manenkampf bereit, Erst müssen Juden bluten, Erst dann sind wir befreit. Der Jude triegt nen Schreden, Er macht den Geldschrank auf,
Adolf Hitler macht die Rechnung Mit dem Pistolenlauf.
Wenn der Sturmsoldat ins Feuer geht, Ja, dann hat er frohen Mut,
Denn wenn das Judenblut vom Messer sprint, Dann gehts noch mal so gut. Ladet die blanken Gewehre, Ladet sie mit Pulver und Blei, Schießt auf die jüdischen Hunde, Nieder mit der Judentyrannei.
Der Reichskanzler wird unmöglich leugnen können, daß er dieses Ried immer wieder sich hat vorsingen lassen, und daß er es auch richt verboten hat, als er zu Amt und Würden gekommen war. „ Die neue Weltbühne“, Prag I, Melantrichova 1. Heft 43 ist soeben erschienen und bringt folgende Beiträge: Willi Schlamm : Faschistische Internationale; Heinrich Mann : Wie man einen Prozeß gewinnt; ein Jurist: Die Beweislage im Leipziger Prozeß; Swei Dokumente; Ilja Ehrenburg : Sowjetrussische Menschen: Robert Boucher: Erik Regers Schiffer im Strom"; Mag Bergner: Konjunkturforderung nach Maß; Bemerkungen; Ante
werten.
H. M. Mülhausen . Die neue preußische Polizeiverordnung gegen das Quälen von Fischen ist uns nicht entgangen. Das ist ein Anfang. Berordnungen gegen das Quälen von Menschen werden vielleicht noch folgen.
Luxemburg . Vielen Dank für das hübsche Gedicht. Wir werden es am Totensonntag veröffentlichen.
Schweizer Bürger. Sie schreiben uns: Ich danke Ihnen für Ihre Aufklärung über den Nationalsozialismus . Auch ich war Mitglied der nationalsozialistischen Eidgenossen. Dank der Deutschen Freiheit" konnte ich nicht ganz zum Verräter an der Arbeiterschaft wer den. Ich war Gruppenführer und hätte es sicher zum Bonzer gebracht. Eine Gewissens- und eine Gesinnungsentscheidung, die Sie ehrt. Für weitere Nachrichten sind wir dankbar.
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A. S. Paris . Ihre Paßschwierigkeiten sind diejenigen vieler Schick. falsgefährten. Leider sind wir außerstande, Ihnen eine ausreichende Antwort zu geben. Bitte wenden Sie sich doch an eine der vieles Flüchtlingsstellen. Hier liegen Erfahrungen vor, die wir nicht befizzen, und hier wird man Ihnen auch den besten Rat geben können. Gruß.
Was man sich zuflüstert. Frage: Was ist der Unterschied zwischen Reberknödel und dem Leipziger Reichsgericht? Antwort: Gar feiner. Beide sind Hitlers Leibgerichte.
Sigismundus. Wir danken für den hübschen Scherz und wahren felbstverständlich Ihre Anonymität.
Barcelona . Vielen Dank für das herzerfrischende Zeugnis soziali stischer Kämpferjugend. Grüßen Sie das tapfere Mädel von uns. Mit der gebotenen Vorsicht natürlich.
B. M. Paris . Ihre Kritik haben wir dem betreffenden Zeichner übermittelt und Ihre Zeichnung haben wir an die Redaktion des „ Neuen Vorwärts" in Prag weitergegeben.
Mentone. Bei Abhören der Reden im Sportpalast ist Ihnen aufgefallen, daß Göbbels sagte:„ Wir sind hier versammelt, um aus dem Munde des Führers zu hören, wohin der Weg in die deutsche Freiheit führt." Ihre Annahme, daß die Herren damit Reklame für uns machen wollten, ist irrig. Es genügt uns, daß Hitler so gegen uns Balunken" tobte. Das beweist, wie sehr die Deutsche Frei heit" die Antifaschisten auf dem richtigen Wege führt.
M. M. den Haag. Wie Sie aus unserer Berliner Korrespondenz " Die geheime Staatspolizei foltert" ersehen können, ist Hauptmann Stennes vor furzem noch am Leben gewesen. Er soll in den Dienst der chinesischen Regierung getreten sein,
S. H. Golland. Sie werden inzwischen gelesen haben, daß der Kellner vernommen worden ist.
A. S. in G. Vielen Dank! Ihre Fragen sind ausgezeichnet. Wir werden sie veröffentlichen. Bitte, schreiben Sie uns gelegentlich mieder.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dud weiler; für Inferate: Ctto Kuhn in Saarbrücken . Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH. Saarbrüden S, Schüßenstraße 5.
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