werden. Wer sich weigert, weiterzugehen, wird gewaltsam ente fernt.

Wahl oder Kerker

( Inpreß.) In Trier haben SA. - Führer ihren SA. - Ab­teilungen den Befehl erteilt, am, Wahl" tage und dem darauf folgenden Montag alle Personen zu verhaften, die entweder fich nicht an der Wahl beteiligten oder von denen man festgestellt hat, daß sie eine Nein Stimme ab­gegeben haben.

Margarine als Lockmittel

Zwei Tage vor der Volksabstimmung wird bekanntgegeben: Die Reichsregierung hat neue, bedeutsame Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung, insbesondere für die minder­bemittelten Bolfsgenossen, getroffen. Ab Dienstag, den 14. November 1933, wird folgende Reglung wirksam: 1. Die Margarinepreise werden herabgesetzt und festgelegt. 2. Größere Margarinewengen werden bereitgestellt. 8. Der Kreis der zum Bezuge von Haushaltsmargarine Berechtigten wird bedeutend erweitert.

Die Margarine wird ab Dienstag, den 14. November, zu folgenden Preisen verkauft: 50 Prozent von der Gesamt erzeugung als steuerfreie Haushaltsmargarine zu 38 Rpfg. je Pfund, 25 Prozent als Konsumware zu 66 Rpfg. fe Pfund. Außerdem sind noch zwei klassen für faufträftigere Verbraucherschichten zum Preise von 0,98 und 1,10 RM. je Pfund für je 12 Prozent der Erzeugung zugelassen.

Es war bekanntlich die Hitlerregierung, die die Margarine­preise verdoppelte und verbreifachte. Nun sucht sie einen teilweisen Rückzug anzutreten. Sieht man genauer zu, so muß, da nur die Hälfte der Produktion zum halben Preise abgegeben werden soll, nach wie vor die ärmere Bevölkerung eine große Menge Margarine zu 68 Pfa. das Pfund faufen, d. H. die Leute werden die Margarine nicht kaufen, weil ihnen das Geld dazu fehlt.

Die Maßnahme der Reichsregierung zeigt aber, wie stark die Hitlerpropaganda sich abgenutzt hat. Die Bevölkerung will nahrhaftere Kost als das tägliche Rundfunkgewäsch..

Ganz Europa .

Die Versuche der Braunen, den aus dem Völkerbund aus­getretenen Hitler zum Hort des Friedens umzulügen, werden immer grotesker. Bei Hitlers Wahlrede in Frankfurt am Main prangte nach dem Bericht der Frankfurter 3et= tung" dem Sprecher gegenüber ein Riesentransparent: " Mit Adolf Hitler steht und fällt Europa ."

Wozu man nur mit dem Bers eines alten Studenten ant­worten kann: Ganz uropa wundert sich nicht wenig.

So weit ist es schon

Braunes Haus überfallen Karabinern bewaffnete Posten

Von nun an mit

In Konstanz vor dem Braunen Haus steht schon feit einigen Tagen ein Posten mit scharf geladenem Rara­biner. Auch die Braunen Häuser in andern Grensstädten werden seit einigen Tagen derart bewacht. Jeder Besucher hat also zuerst den Posten au passieren und sich nötigenfalls vor dem Betreten des Braunen Hauses auszuweisen. Grund zu dieser Maßnahme gab ein Ueberfall auf das Braune Haus in Lörrach . Vor einigen Tagen fuhr mittags ein Auto vor, dessen Insassen wahrscheinlich die braune Uniform trugen. Sie drangen in die Büros, entwendeten unbehindert Artenstüde und fuhren daraufhin davon. Man vermutet, daß sie nach der Schweiz oder nach Frankreich entkommen

Saarfragen in Paris

Große Debatte über eine Interpellation und die gesamte Außenpolitik

Paris , 10. November 1933.

In der französischen Kammer wurde gestern über Inter : pellationen verhandelt. Unter anderem begründete der links radikale Abgeordnete Montignac eine Interpellation über die Saar - Angelegenheit, Er kam dabei besonders auf die gewaltsame Entführung von zwei französischen Staats­bürgern aus dem Saargebiet zu sprechen. Er schilderte die Einzelheiten des Falles, der im Juni dieses Jahres sich ab­spielte. Eine aus Deutschland gekommene Bande hatte den zwei französischen Staatsangehörigen eine Falle gestellt und sie dann nach Deutschland geführt, wo sie festgenommen wor den sind. Inzwischen wurden sie wieder freigelassen. Das ge= nüge aber nicht, es müsse ihnen noch eine weitere Satisfaktion auteil werden.

Im übrigen werfe dieser Fall ein besonders helles Licht auf die Verhältnisse im Saargebiet und es müsse überhaupt ein­mal die Frage der Sicherheit in diesem Gebiet ausführlicher behandelt werden. Es herrsche seit Monaten in diesem kleinen Ländchen eine wahre Terrorpropaganda, die nicht mehr still­schweigend mit angesehen werden könne. Montignac fagte n.a.:

Frankreich hat in diesem Land Rechte, Pflichten und ganz besonders Interessen. Es muß ständig daran denken, daß 1935 die durch den Versailler Vertrag vorgesehene Bolts­

Von 23 Uhr bis früh morgens

Herr GILBERT und JEAN GABORIT zeigen nach der ganz letzten amerikanischen Formel

Das ,, Music Hall" Die ,, Midnight Girls" Den Jazz ,, Hot" Das Tango ,, Slow"

in den feenhaften und bezaubernden Räumen der

COTE D'AZUR

CABARET. DANSANT

MUSIC HALL

Die außerordentliche Verwirklichung der Zeit Dekoration von IEAN GABORIT

CONSOMMATION: 25,- FR. SOUPERS

Place Blanche. PARIS

Marcadet 32-20; 32-21

find. Es soll nun ein zweiter derartiger Fall verhütet werden. Germanische Maccabäer

Bitteres Ende?

Dunkle Worte Görings

Nach dem Bericht des Bölfischen Beobachters"( Nummer 300) hat Göring in Stettin vor einer Kundgebung in den Meffehallen folgendes gesagt:

Berlin , 9. Nov. Der Vorsißende des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Hauptmann d. R. a. D., Dr. Löwenstein, veröffentlicht zur Wahl folgende Stellungnahme:

abstimmung stattfinden wird. Die Abstimmung muß frei und ehrlich vor sich gehen.( Beifall rechts und in der Mitte.) Gegenwärtig herrscht an der Saar eine wahre Terrorwelle, und ein ständiger Drud wird auf die öffentliche Meinung jos wohl in politischer wie auch religiöser Hinsicht ausgeübt. Zahlreiche Zwischenfälle beweisen dies. Sie entstehen nicht durch unkluge Handlungen einzelner Higföpfe, sondern fie find von oben angegeben und ihr Zweck ist bekannt. Die deutsche Regierung will dahin gelangen, daß die Volksab ftimmung nicht stattfindet. Bon Papen hat es öffentlich ers lärt und Reichskanzler Hitler betrachtet die Rückkehr des Saargebietes zum Reich bereits als eine vollendete ats fache. Gegenwärtig ist man bei der Verwirklichung einer festen Formel, Einerseits will man Frankreich beeindruden, andererseits Saarländer einschüchtern, um die Aufgabe der das Ergebnis der Beltsbefragung zu fälschen. Daher rührt die ganze Agitation, die gegenwärtig im Saargebiet ausgeübt tischer Sinficht nicht mehr auf die Gendarmerie verlaffen. Eine Polizeitruppe, die jedem Einfluß des Reiches ent zogen ist, müßte zu ihrer Verfügung gestellt werden. Dieses Problem ist sofort zu lösen. Frankreich muß beim Völkers bund in der Frage der öffentlichen Sicherheit im Saars gebiet Schritte unternehmen und gleichzeitig Vorschläge unterbreiten. Der Völkerbund wird hier eine schwere Probe zu bestehen haben. Wenn er feinen Verantwortlich feiten nicht gerecht wird, kann diese Saarangelegenheit fehr wohl den Zusammenbruch der Genfer Einrichtung vers ursachen, auf die man so große Hoffnungen gesetzt hatte.

Paul- Boncour

,, Die Verfehlungen Deutschlands haben zu

genommen

Paul Boncour macht Zwischenrufe. Er bedauert, daß der Artikel 213( wonach eine Untersuchung des militärischen Verhältnisses in Deutschland durch Mehrheitsbeschluß des Bölkerbundsrates veranlaßt werden kann) nicht öfter anges rufen wurde. Mandel reagierte auf diese Feststellung mit der Bemerkung, daß er annehmen zu können glaube, daß die Regierung schon bald etwas unternehmen werde. Warum sollte sie auch zögern?, fragte er. Die Berfehlungen Deutschlands hätten in den legten Monaten ständig zugenommen. Den Schlußteil der Rede füllte Mandel mit zahlenmäßigen Angaben über die angebliche deutsche Aufrüstung aus. Er sprach von den SA. - und SS.­Sturmtruppen, von den Rivillufthäfen, von der erhöhten Eins fuhr von Rohmaterialen, die für die Waffenher" tellung in Frage kommen könnten, von der anspannendenn Tätigkeit der Kruppwerte und anderer deutschen Werke und schloß nochmals mit der Forderung, daß enfreich fich an den Völkerbund wenden und unter Hinm Sakahr eine Untersuchung fordern müsse.

Die Kammer vertagte sich dann.

*

Schon gestern stand im Auswärtigen Ausschuß der frans zösischen Stammer die Saarfrage zur Debatte. Pank Boncour hatte das Wort ergriffen zur internationalen Lage: Er behandelte ganz besonders die Abrüstungsfrage, wobei er feststellte, daß Deutschland durch sein Ausscheiden aus der Konferenz den Wunsch fundgetan zu haben scheint, fich den Verpflichtungen der Kontrolle zu entziehen. Anderers seits betonte der Minister die erfreuliche Tatsache, daß Engs land, Frankreich , Amerika und Italien auf der Abrüstungss fonferenz eine Einheitsfront gebildet haben. Weiterhin bes handelte er die Anwendung des Locarnopattes, die öfters reichische Frage, die Beziehungen zu Italien und Rußland . Er versicherte, daß die Verhandlungen mit dem öfters reichischen Kanzler auf diplomatischem Weg fortgesett werden.

Kameraden! Es geht um Deutschlands Ehre und Lebens- Mandel gegen Deutschland

raum. Da übertönt in uns ein Gefühl alles andere: In altsoldatischer Disziplin stehen wir mit unserem deutschen Vaterland bis zum letzten."

Am 12. November müßten wie einen Reichstag mit Vertiertes Gesindel"

einem ganz neuen Begriff bekommen, einen Reichstag mit Männern, die der Regierung helfen sollten, um die deutsche Ehre, die deutsche Freiheit und die deutsche Gleichberech tigung zu ringen, wenn es sein müsse, bis zu einem bitteren

Ende."

Was meint der Minister Göring mit dem bitteren Ende" des von ihm anempfohlenen Ringens. Soweit Worte einen Sinn haben, kann unter dem bitteren Ende" nichts anderes als ein friegerischer Austrag der Streitfrage ver­standen werden. Ein greller Mißklang inmitten der so müh­jam einegerzierten Friedensschalmaten!

Erwerbslosigkeit schwindet

Nur noch 3% Millionen

Mitte Oktober hatte die deutsche Statistik anscheinend ihren Testen Anfall von Ehrlichkeit. Sie gab ein leichtes Wieder­anwachsen der Erwerbslosigkeit zu. Unmittelbar vor dem schwindelhaften Plebiszit muß aber ein neuer Sieg in der Arbeitsschlacht" gemeldet werden:

Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung veröffentlicht für die Zeit pom 16. bis 31. Oftober 1933 folgenden Bericht über die Arbeitslage im Reich: Obgleich im Oktober erstmalig faifonmäßige Rugänge an Arbeitslosen in stärkerem Maße eingetreten find, führten die planmäßig eingefeßten Ar beitsbeschaffungsmaknahmen und die anhaltende Be lebung einzelner Wirtschaftszweige zu einem Nüdgang der Arbeitslosenzahl in diesem Monat, um faft 103 000.

In Stockholm ist das Grab der Gattin des Preußischen Ministerpräsidenten Göring geschändet worden, eine unter allen Umständen verwerfliche Tat. Vergessen wir aber nicht, daß das erst geschehen ist, nachdem dieser Göring vor den Ohren der ganzen Welt seine kommunistischen Gegner mit den gemeinsten und unflätigsten Schimpfworten belegt hat. Göring hat sich entschlossen, die sterblichen Reste seiner Frau nach Deutschland überführen zu lassen. Die gleich­geschaltete Presse läßt er gegen das vertierte Gesindel" schreiben. Gehorsam erfüllt die Presse den Befehl. Gibt es aber nicht auch in Deutschland vertiertes Gesindel?" Sind nicht hunderte jüdische Gräber geschändet worden, ohne daß diese Presse nur das geringste Gefühl der Entrüstung spürte. In Schweden waren es unkontrollierbare Kräfte im Dunkel, die das üble Werk vollbrachten. In Deutschland aber haben amtliche nationalsozialistische Stellen Gräber geschändet, su das Grab des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Eisner in München . Sogar das Denkmal für den im Weltkriege gefallenen Kriegsfreiwilligen Dr. Ludwig Frank ist amtlich geschändet worden, nur weil er Jude war. Auch an dem Grab Ferdinand Lassalles, auf dem jüdischen Friedhof zu Breslau hat das nationalsozialistische jüdischen Friedhof zu Breslau hat das nationalsozialistische vertierte Gesindel" sich vergriffen.

Die Nationalsozialisten und ihr Göring baben also allen Grund, sich selbst anzuflagen, wenn der Fanatismus, den sie bewußt zu Eraeffen schüren, auch gegen sie sich wendet.

Die Meldungen der Arbeitsämter eraben für Ende Oktober Sen Katayama gestorben

Die Meldungen der Arbeitsämter ergeben für Ende Oktober Genau gelesen: Obgleich die Erwerbslosigteit wächst, nimmt die Zahl der Erwerbslosen ab.

Es ist unnötig, fich bei diesen lächerlichen Zahlen weiter aufzuhalten. Die Steuereingänge, die Wirtschaftsberichte fast aller Sparten, der Reichsbanfnachweis und das gesamte Bild des deutschen Wirtschaftslebens zeigen die weitere Schrump­fung.

Auch in Deutschland glaubt außerhalb des verhältnismäßin engen Reichs der Fanatiker niemand mehr an den Rüd­gang der Erwerbslofiafeit. Wir sprachen in den letzten Wochen A iter und Beamte, Bauern und Geschäftsleute, Gelehrte und Künstler aus dem Reiche: alle waren einig darin, daß die Verschlechterung der Wirtschaftslage allge­mein fühlbar ist.

Moskau , 9. Nov.( Infa.) In Moskau verschied nach schwerer Krankheit Sen Satayama, einer der Begründer der marristischen Arbeiterbewegung in Japan . Katayama gehörte der Kommunistischen Partei an und war das älteste Mitglied des Präsidiums des Exekutivkomitees der Dritten Internationale.

Der Rücktritt be8 rumänischen Rabinetts fann als erfolgt angesehen werden.

Donnerstagnachmittag stürzte auf bem Würzburger Ingplag ein Sportflugzeug ab. Die beiden In= fassen tamen ums Leben.

Profeffor Werner Heisenberg ( Leipzig ) hat den Nobelpreis für Physik für das Jahr 1982 erhalten.

Der frühere nationalistische Unterstaatssekretär Manbel fagt im Verlauf der Debatte u. a.:

Deutschland wolle nur die Verträge zertrümmern und die ehemals deutschen Gebiete wieder zurückgewinnen, deshalb sei die ganze Außenpolitik Frankreichs gegenüber Deutschs land, wie auch in der Abrüstungsfrage ein einziger großer Fehler gewesen. Frankreich hätte das Prinzip der Ab: rüftungskonferenz überhaupt nicht annehmen sollen. Es fei unerhört, daß man die deutsche Forderung nach Gleichberech tigung erfüllt habe. Auf keinen Fall aber dürfe Frankreich jest weiter abrüften, etwa um Deutschland nach Genf zurüc zubringen. Frankreich habe genügend Beweise seines guten Willens gegeben. Den Regierungsantritt Hitlers hätte Frankreich mit einer Verminderung seines Militärbudgets um zwei Milliarden beantwortet. Nun rüfte Deutschland mit aller Kraft auf. Welche Lösung gebe es, um zu verhindern, daß Deutschland den noch bestehenden Rüstungsunterschied ausgleichen und schließlich mit der Waffe in der Hand eine Revidierung der Grenzen fordern fönne? Soll man eine Präventivoperation unternehmen? Nein und taus sendmal nein, Frankreich hat Achtung vor den Verträgen und will den andern die Vertragsbrüche überlassen. Für Frankreich kann der Krieg in feinem Fall ein politisches Mittel sein. Es gibt nur ein Mittel, an die Gesamtheit der Mächte zu appellieren. Die Regierung muß von dem Recht Gebrauch machen, daß ihr der Artikel 213 des Versailler Bera trages gibt, um eine internationale Untersuchung herauss zufordern."

Zunehmendes Interesse

Paris , 10. November.

In der französischen Preffe begegnet die Saarfrage einen ftets zunehmenden Interesse. Sowohl die große Pariser Weltpresse wie die französischen maßgebenden Provin zeitungen beschäftigen sich mehr als bisher eingehend mit dem Saarproblem. Viele Zeitungen entienden laufend eigene Sonderberichterstatter nach dem Saargebiet, um ihre Leser über alles Wissenswrete aufzuklären. Sehr viel be­achtet wurde dieser Tage vor allem ein Artikel im " Journal", in welchem der bekannte Senateur der Moselle , Landwirtschaftskammer- Präsident Corbebaine, Metz - Thiecourt. wertvolles Aufklärungsmaterial dem Mits arbeiter diefes fattes zur Verfüoung stellte. Senateur Gorbebaine ist Mitglied der Saargruppe des Senates. In allen Auffäßen ber franzöfifchen Prese tommt zum Ausdruck, daß eigentlich die Autonomie des Saargebietes unter denen gegebenen Verhältnissen die beste Lösung wäre.