12. November

Große braune Gala- Vorselling! Dic Brandnacht im Schlafwagen

Hent ist der Tag der brannen Hetären

zum amtlich verordneten Einheitspreis-, Sie rufen, dieweil sie das Volk so begehren: Na, Süßer, wie ist's mit' nem plebiszitären " Für Hitler !" Liebesbeweis?!

Süß lächeln die Volksgemeinschafts- Nokotten, ie schamloser, desto brauner geichminkt: Na, wer will noch mal den Führer vergotten? Heut darf das Volk sich zusammenrotten denn keine Ja- Stimme stinkt!

Die ältesten Volksbetrug- Ladenhüter find flott gemacht; selbst A. S. Sugenberg ist da( für die ganz naiven Gemüter);

als höchstes der nationalen Güter ift Hitlers Stimme am Wert:

Wieder kennt Einer keine Parteien

und reicht jedem Deutschen gratis die sand. Man hört Ihn aus allen Lautsprechern schreien: " Deutschland nach innen und außen befreien! Ich bin der Friedens- Garant!"

So brausen gewaltige Wort- Kastaben

im Dienst brauner Rundfunk- Hördienstpflicht. Es qualmen die didsten Lügenschwaden Aus Göbbels ' wohlfeilem Aufklärungs"-Laden: " Das Volk hält heute Gericht!"

Doch darf dies Gericht" nicht Sitler blamieren, nur zeigen die herrschende Einigkeit.

Und wollen nicht alle im Gleichschritt marschieren, SA. wird das Glüd schon zurechtkorrigieren, fie steht zur Zählung" bereit!

Zählt man auch die Gefang'nen, die Leichen, die der zwölfte November stumm fein läßt?! Das Volk zählt sie gut! Und die Zahl wird reichen, um die Ja- Stimmen tausendfach auszuftreichen, die man durch Drohung erpreßt!

Sent dürft Ihr mit dem Bolts- Gericht"( pielen, doch stimmt die Rechnung nicht immer so fein: Das Bolt, das gebudt heut, voll blutiger Schwielen, wie bald wird erneuerte Kräfte es fühlen, Entscheidungs- Sieger zu fein!

Plälzer Arbelterbrief

Lot Anker.

Pirmasens , den 21. Oftober 1988.

Lieber Freund!

Ich will Dir fura einiges über die Lage berichten. In Pirmasens arbeiten zur Zeit alle Betriebe weit unter 40 Stunden, jogar bei Rheinberger . Bei Neuffer fieht es noch schlechter aus( die zwei größten Betriebe).

Die Lebensmittel werden immer teurer. Kartoffeln, die mir voriges Jahr zu 2,20 Mt. fauften, fosten jetzt 3,50 Mt. Kohlen, Fett und fast alles andere ist teurer geworden und teigt weiter. Man hört überall nur noch schimpfende Frauen. Um den führenden Herrn die Lage nicht zu leicht zu machen, erschienen an verschiedenen Pläßen der Stadt an geklebte Flugblätter mit folgendem Inhalt: Bild mit hungernder Familie am Tisch, betende Kinder und folgendes Gebet: Komm, Herr Hitler , sei unser Gast und bring uns, was Du uns versprochen hast.

Ein anderes: Bei den Sozialdemokraten gab es noch öfter Schweinebraten; bei Hitler und Göring , nur Quellkartoffeln und Hering.

Dann: Erinnert die Arbeiter an die Löhne bei Müller und jetzt.

Die ganze Stadt spricht davon. Kriminal und Polizei, alles ist aufgeboten, um die Uebeltäter zu fassen. Es finden Haussuchungen statt, wie sie nie dagewesen sind. Zehn bis zwölf Beamte durchwühlen eine Wohnung. Verhaftet wurden bis jetzt zwei Sozialdemokraten und zwei Rom­munisten.

Die Tatsache, daß jezt noch genau soviel verteilt und an­geflebt wird, hat wohl die Polizei bereits davon überzeugt, daß sie die falschen erwischt hat. Sie sollen angeblich ver­botene Zeitungen im Besiz gehabt haben. Von dem, was die Polizei behauptet, glauben wir gar nichts.

Das originellste war diese Woche eine Protestdemonstra tion der Wohlfahrtserwerbslosen. Die NS3." versucht, diesen Verzweiflungsaft der Bedauernswerten als fom­munistische Mache hinzustellen und droht mit dem Konzen­trationslager, für das bereits neben den 20, die schon dort find, einige Opfer ausgesucht seien. In Wirklichkeit konnte die Demonstration nur deshalb stattfinden, weil sie von un­zufriedenen Nazis ausging, die sich zu einer solchen Hand­lung für berechtigt hielten. Jetzt müssen es einfach fom­munistische Aufwiegler gewesen sein.

Ich würde es für sehr gut halten, wenn im Vorwärts" und in der Freiheit" eine Stellungnahme der Partei aur Wahl erfolgen würde, damit eine einheitliche Haltung mög­lich wäre.( Ist inzwischen durch den Aufruf aus Prag ge­schehen.) Auch der Straßburger Sender müßte diesen Aufruf bekannt geben.

Aus den beiliegenden Zeitungsausschnitten ist weiteres über die Lage zu ersehen. Gruß!

Aus der Pfalz

Die Schwindelabstimmung beherrscht feht das ganze Leben. Neben den üblichen Instrumenten der Politik, Zeitung und Versammlung, ist test alles eingespannt; die Fabrik, jedes Wirtshaus, fedes Ladengeschäft, jede Privatwohnung durch die Verpflichtung, die Radiosendungen zu übernehmen oder bei einer anderen Familie anzuhören, die Schule und die unpolitische Kirche", lettere in besonders hohem Maß. Der durch das Konkordat zum Rückzug von der Zentrumspolitik verurteilte katholische Pfarrer muß iebt Naaipolitit machen, wie es sein protestantischer Kollege schon lange freis willig macht.

Wer irgendeine Aeußerung tut, daß er nicht wählen will, wird aus der Volksgemeinschaft" ausgestoßen und in der Beitung veröffentlicht. Es ist eine Organisation in Vor­bereitung, die es fertig bringen soll, daß kein einziger der Wahlpflicht entschlüpfen kann. Alle Vereinsvorstände find zusammenberufen und werden instruiert, in welcher Weise fich der Verein in den Dienst zu stellen hat. Man beabsichtigt, niemand aus Stadt und Dorf hinaus zu lassen, wenn nicht der Beweis über die Erfüllung der Wahlpflicht erbracht wird. In den Dörfern herrscht so großer Kazenjammer, daß eine

Dimitroffs Allbi erwiesen

35. Verhandlungstag

Fortsetzung aus Nummer 121. Weiberklatsch um Dimitroff

Als nächste Zeugin wird Frau Anna Schreiber vernommen, die von 1927 bis 1929 Aufwartefrau bei einer Sekretärin Fanny Kaspeizer gewesen ist und dort Dimitroff gesehen haben will.

Bors: Sie haben bei Ihrer Bernehmung in der Vor. untersuchung gesagt, der fommunistische Landtagsabgeord nete Hugo Eberlein sei ebenso wie Dimitroff Untermieter bei Frl. Kaspeizer gewesen.

3eugin: Eberlein hatte seine richtige Wohnung in Neus köln in der Lessingstraße. Ich weiß das, weil ich einmal einen Briefumschlag mit dieser Adresse gefunden habe. Eber lein fam aber fast täglich, gewöhnlich nachmittags, zu Fräu lein Raspeizer. Früher hatte mir Frl. Kaspetzer gesagt, daß ihm die Wohnung gehörte. Als ich ihr dann sagte, ich wüßte jetzt, daß er in Neukölln seine Wohnung hat, kam Fräulein Raspeizer mit der Wahrheit heraus. Eines Tages kam dann ein älterer Herr, das war Dimitroff . An den ist das große Zimmer vermietet worden. Er wurde mir nicht vorgestellt, aber auf seinen Briefen stand der Name Jan Schaafs manja.

Einmal, fuhr die Zeugin fort, als der Metallarbeiterstreit war, war Schaafsma oder Schaafsmanja sehr aufgeregt. Auf meine Frage sagte er, es sei alles ins Wasser gefallen. Ich fragte, was denn los sei, und er erwiderte: Ach, wegen des Streiks. Als ich erwiderte: da haben Sie doch nichts mit zu tun, sagte er, das verstände ich nicht. Ich fragte ihn auch mal, wo er eigentlich her sei. Er sagte, er sei aus Rußland . Ich fragte dann, wie es in Rußland sei, und er erwiderte, viel besser als hier. Darauf sagte ich zu ihm: Da laufen doch die Hunde auch barfuß. Schaafsma erwiderte: Das verstehen Sie nicht. Er sah mich groß an und ging in sein Zimmer. Ein anderes Mal hat er gesagt, er wäre aus der Schweiz , und dann wieder aus Holland .

Vors.: Haben Sie bemerkt, was er eigentlich arbeitete? 3eugin: Er hatte viele Bücher mit Bildern von Nackt fultur. Deshalb glaubte ich, daß er Schriftsteller wäre und fich mit Nacktkultur befasse.

Vors.: Haben Sie bemerkt, daß er selbst geschrieben hat? Zeugin: Ja, die Sachen hat er aber selbst in der Aften tasche mitgenommen. Ueber den Besuch befragt, erklärt die Zeugin, daß einmal ein Herr da war, ein schwarzer, dem vorn einige Zähne fehlten und der im Gesicht narbig war. Dann war eine Dame da, wohl eine Freundin von Fräulein Kaspeizer, die Igel genannt wurde.

Der Zeugin wird aus dem Handbuch des preußischen Landtages eine Bilderseite mit verdeckten Namen vor­gelegt, und sie bezeichnet sehr schnell den Mann, der in der Wohnung verkehrt hat und bei dem es sich tatsächlich um den früheren Abg. Eberlein handelt.( Sie hat das vorher sicher schon einstudiert.)

Dimitroff : War Frau Kaspeizer nicht oft unzufrieden wegen des schlechten Reinemachens der Frau Schreiber? Zeugin: Nein, gar nicht. Als mich nachher Dimitroff auf der Straße getroffen hat, hat er zu mir gesagt: Frau Schreiber, fommen Sie doch wieder zu uns. Da habe ich geantwortet: Nein, zu Ihnen komme ich nicht wieder. Die Wirtschaft paßt mir nicht. Ich lasse mir nicht von Ihnen und Frl. Kaspeizer dämlich kommen( in großer Erregung). Warum, das werden Sie ja wissen, Sie frecher Kerl!

Der Vorsitzende ersucht die Zeugin, sich in angemessener Form zu äußern, und fragt, warum sie denn von Frau Raspeizer weggegangen sei.

Zeugin: Weil Herr Dimitroff mich vergewaltigen wollte, darum bin ich weggegangen.

Dimitroff ist erstaunt über die Frechheiten

Dimitroff : Ich bin erstaunt über diese Frechheit. Vorsitzender mit erhobener Stimme: Schweigen Sie, Dimitroff , haben Sie noch eine Frage zu stellen? Dimitroff : Eine Frage an diese Zeugin au stellen, ist unter meiner Würde.

Vors.: Sie sollen sich nicht so dreiste Bemerkungen er­lauben.

Dimitroff : Ich erkläre folgendes: Ich bin in der Wohnung von Frl. Kaspeizer in der zweiten Hälfte des Jahres 1930 bis Ende November 1931 gewesen unter dem Namen Dr. Schaafma, Schriftsteller. Ich habe in diefer Zeit niemals Eberlein in der Wohnung gesehen. Eber lein habe ich erst Ende Dezember 1931 persönlich in Moskau fennen gelernt. Wenn Eberlein in der Wohnung gewesen ist, dann muß es bestimmt in meiner Abwesenheit gewesen sein. Hier werden nur unwahre Zeugenaussagen gemacht, damit die Anklage eine Stüße bekommt.

Der Vorsitzende ruft in großer Erregung Dimitroff zu: Ich weise das zurück und ich entziehe Ihnen jetzt das Wort!

allgemeine Neigung zur Wahlenthaltung besteht. Auch das gegen sind entsprechende Maßnahmen in Vorbereitung. Man wird wohl& refutionsfommandos hinschicken. Für die Kriegsbeschädigten ist die Sache überall so organisiert, daß fie von einem bestimmten Treffpunkt aus geschlossen zur Wahl geführt werden. Das Ziel ist eine 100­prozentige Wahlbeteiligung.

Eine weitere Neuerung dieses Wahlkampfes besteht darin, daß die Flugblätter getauft werden müssen. Wer teins kauft, beweist damit, daß er ein Landesverräter ist und nicht zur Volksgemeinschaft gehört.

In katholischen Orten mit wenig oder gar keinen zuver­läffigen Nazis, sind jetzt schon Abteilungen SA. stationiert, die bei den Bauern einquartiert sind. Die Empörung über diese Belastung ist sehr groß, kann aber nur im vertrauten Kreis zum Ausdruck kommen.

Die Lokalspalten sind in den letzten Tagen wieder gerade­zu von Notizen überfüllt, über Verhaftungen wegen uner­laubten Redensarten gegen die neuen Machthaber. Dies vers anlaßte auch Gauleiter Bürckel in einer Rede an die In dustriellen in Neustadt zu sagen, der Marxismus fönne nicht durch gesekaeberische Maßnahmen erledigt werden; nur die äußere Form könne man dadurch verschwinden machen.

Sogar Herr Bürckel wird schon etwas davon gehört haben, daß man wohl Separatisten zu den Gemeinheiten des Sitlerismus befehren kann, aber feine überzeugten Marristen. Die Erfolglosigkeit auf diesem Gebiet ist total". Dagegen können die Marristen si chin der Bevölke= rung zunehmender Sympathien erfreuen, weil die Miß­erfolge der starken Männer" doch zu offenbar sind. Bei einer wirklich freien Wahl, könnten diese Leute ihr blaues Wun­der erleben.

Beim Durchsehen der Zeitungen ist es hochinteressant, immer gleich neben der Notiz über die Befferung der Wirt­schaft den Bericht einer Zusammenkunft zu lesen, in der die Not des betreffenden Erwerbszweiges und die Mittel aur Abhilfe besprochen wurden. Man kann ohne Uebertreibung sagen, daß es außerhalb der Rüstungsindustrie und der mit

Die Zeugin Frau Schreiber macht noch darauf auf­merksam, daß eine Mitbewohnerin ihres Hauses eine Aeußerung von Frl. Kaspeiger wiedergeben fönne, wonach Dimitroff bei Nacht und Nebel verschwinden mußte.

Eine Zeugin bekundet: In der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933 war Dimitroff im Eisen­bahnzug zwischen München und Berlin

Die nächste Zeugin ift Frl. Rößler, die in der Nacht vom 27. zum 28. Februar im Schlafwagen von München nach Berlin zusammen mit Dimitroff gefahren ist. Auf eine Frage des Vorsitzenden bekundet die 3eugin: Ich suchte auf dem Münchener Bahnhof nach Bekannten und kam dadurch mit Dimitroff in ein Gespräch. Als sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, tam Dimitroff durch den Wagen und unterhielt sich mit mir. Er stellte sich als Tr. Hediger vor. Er wäre Schrift steller und hätte den Auftrag, über Fortschritt und Rücks gang der deutschen Kultur ein Buch zu schreiben. Wir haben uns bis 1 Uhr oder 1.30 Uhr unterhalten. Wir verabredeten uns für denselben Abend in Berlin in ein Cafe. Dann sind wir auseinander gegangen. Ich habe Dimitroff dann Vors.: Was können Sie nicht mehr wiedergesehen. uns dan noch über den Morgen in der Eisenbahn erzählen? 3eugin: Ich bin morgens sehr früh aufgestanden und wir famen an einem großen Bahnhof vorbei, auf dem Zeitungen ausgerufen wurden: Der Reichstag in Flammen! Ich habe das anfänglich nicht geglaubt und auch keine Zeitung gekauft. Inzwischen hatten Mitreisende eine Zeitung mitgebracht und unter­hielten sich über den Reichstagsbrand. Auch Dimitroff fam zum Kaffee und sah die Zeitung. Er hat nur mit dem Stopf geschüttelt, aber abends im Cafe hat er gesagt, er glaube nicht, daß es die Kommunisten gemacht hätten.

Dimitroff : Ich habe gesagt, es müßten politische Provokateure gewesen sein. Diese klassischen Zeugen der klassischen Anklageschrift haben wir hier ja auch auftreten sehen.

Der Vorsitzende unterbricht Dimitroff erregt und ruft ihm zu: Dimitroff , wenn Sie noch eine Sekunde so fortfahren, wird die gewöhnliche Strafe gegen Sie verhängt, aber in verstärktem Ausmaß.

Hierauf wird Frl. Baumgart vernommen, die im Ufa­Pavillon am Nollendorfplaß angestellt ist. Die Angeklagten Popoff und Taneff hat die Zeugin am Abend des Brandes nicht im Kino gesehen. Hierauf tritt die Mittagspause ein. Noch ein Entlastungszeuge für Dimitroff

Nach der Pause wird der Kontrolleur Heinrich vom Ufa Pavillon als Zeuge vernommen. Der Zeuge erklärt, daß er das Gefühl habe, Popoff gesehen zu haben, er könne es aber nur unbestimmt sagen.

Dann wird als Zeugin Frau Anni Krüger vernom men. Sie wird vom Vorsitzenden darauf hingewiesen, daß sich in den Aften eine gedruckte Verlobungsanzeige be findet mit dem Text Als Verlobte empfehlen sich Anni Krüger und Dr. Jan Schaafsma- Schmidt". Die Zeugin er klärt dazu, diese Karten habe sie drucken lassen, um den Leuten den Mund zu stopfen, die über ihre Beziehungen zu Herrn Dimitroff flatschten. Dimitroff habe diese Karten nie gesehen. Er habe auch nicht gewußt, daß sie sie bruden ließ.- Vors: Was wurde denn über Sie geredet?- 8eugin: Ueber meine Be­ziehungen zu Dimitroff . Ich bin deswegen ja auch von meinem Manne geschieden worden.

Als der Angeflagte Dimitroff versucht, sich zu recht­fertigen, springt der Vorsitzende auf, entzieht dem An­geklagten Dimitroff das Wort und schließt unmittelbar darauf die Sizung.

Der Freitag bleibt fizungsfrei. Am Samstag wird wie­der weiter verhandelt.

Und Zeuge Röhm?

Berlin , 8. Nov.( Inpreß.) Die Herren Göring , Heines, soll aus demSchulz und Göbbels sind vor dem Reichsgericht als Beugen" im Reichstagsbrandprozeß aufgetreten, weil das Braunbuch sie der Mittäterschaft an der Brandstiftung angeklagt hat. Nur über Röhm, den Stabschef der SA., auf dessen Liebesliste" sich der Name van der Lubbe befand, schweigt das Reichsgericht beharrlich. In hiesigen Juristen­freisen wird darauf hingewiesen, daß Röhm vom Reichs­gericht nicht vorgeladen wird, weil man verhüten will, ange­fichts der internationalen Oeffentlichkeit seinen Namen nicht allein mit dem Reichstagsbrand, sondern auch ernen mit homo nellen Affären in Beziehung zu bringen.

guten Pöstchen versehenen Nazis keinen Stand, keinen Beruf fein Gewerbe und keine Industrie gibt, wo sich die Verhalt= niffe wirklich gebessert haben. Alle flagen und zum Teil sehr laut, über die ungünstige Lage. Die Kurzarbeit ist eine All­gemeinerscheinung geworden. Zahlreiche Gewerbetreibende fagen es ganz offen, daß ihr Geschäft nie so schlecht gegangen ist wie jest. Sie befinden sich in einer verzweifelten Stim­mung und bei sehr vielen ist der Glaube an Hitler entweder arg erschüttert oder schon völlig verloren.

Daher kommt auch der große Optimismus, der viele unserer Anhänger an eine raiche Aenderung der Machtver­hältnisse glauben läßt. Sie sehen und hören überall die foloffale Enttäuschung, sie können sich nicht erklären, wie sich diese Volksbetrüger angesichts einer so fatastrophalen Wirt­schaftsentwicklung am Ruder halten können. Aber die stän­digen Verhaftungen, die Anwendung der brutalften Macht­mittel bedeuten immer wieder einen Dämpfer und beweisen, was Waffen gegen ein wehrloses Volk ausrichten können. Wo bleiben Frauen und Mädchen?

Die Main- Taunus- Zeitung" vom 30. Oftober berichtet: Eine öffentliche Versammlung veranstaltete die NSDAP . am Samstag im Saalbau Zum Taunus " in Sulzbach. Pg. Rektor Müller- Jostein sprach über die Bedeutung des 12. No­vember für das deutsche Volk. Die Versammlung bätte im Hinblick auf die interessanten Ausführungen des Referenten einen besseren Besuch verdient. Die Versammlung, die am Samstagvormittag durch die Ortsschelle bekannt ge= macht wurde, war vielen Einwohnern nicht bekannt. Pg. Rektor Müller geißelte das Fehlen der Frauen in dieser Versammlung und fragte: Wo ist der Vaterländische Frauenverein?, Wo ist der BDM ?; diese gehören vor allen Dingen in die Versammlung."

Die Frauen und Mädchen von Sulzbach scheinen schwer­hörig geworden zu sein.