Das Elsaß ist wachsam gegen den Faschismus!

Mülhausen i. E., 9. Nov. 1988.

Gestern fand im größten Saale Mülhausens eine von der Sozialdemokratischen Federation du Haut- Rhin( S. F. d. R.) einberufene und gebung gegen den Faschismus statt, in der der Chefredakteur der„ Deutschen Freiheit" und der Saarbrüder Volksstimme", Max Braun , das Referat übernommen hatte. Die Versammlung, die ausgezeichnet besucht war, nahm einen glänzenden Verlauf.

Zunächst gab der Vorsitzende der Demonstration, Chef= redakteur Wagner vom Mülhausener Republikaner", eine prägnante Charakterisierung des Hitlersystems und feiner Auswirkungen auf die Nachbarländer. Er begrüßte den Referenten und verlas folgendes Schreiben des ancien Depute Grumbach von Mülhausen :

„ Paris , 7. November 1933.

Lieber Kamerad Wagner! Da ich zu meinem Bedauern der großen öffentlichen Rundgebung nicht beiwohnen fann, welche die Mül bausener Partei am Mittwochabend veranstaltet, bitte ich Dich, dem Redner und Führer der saarländischen Sozia listen, unserem Freund Max Braun , meine besten Grüße zu übermitteln. Was er für einen geradezu helden­haften Kampf gegen die Hakenkreuzbarbarei im Saar­gebiet führt, wirst Du schon selber der Versammlung ge­sagt haben. Der Preis, den die Völkischen auf seinen jungen, hübschen Stopf setzten, läßt die Tiefe des Hasses ertennen, den fie gegen ihn nähren. Und doch weiß ich weil ich seit Jahren mit Max Braun über die Interessen der arbeitenden saarländischen Bevölkerung gesprochen und verhandelt habe- welch einen ihrer Sache ergebenen, flugen Verteidiger die Saar in ihm befigt. Weil er fich weigert, das freiheitstötende Hafenkreuz mit Deutsch­ land völlig zu identifizieren, weil er in schwerster Zeit und Not am fosialistischen und demokratischen Ideal fest

hält, versuchen sie ihn als„ Landesverräter" zu brand­marken. Wir fennen den Wert von derlei Melodien und die moralische Wertschäßung, die ihre Verfasser verdienen In May Brau dürfen wir französischen Sozialisten den deutschen Typus begrüßen, der, wenn er erst wieder ein­mal jenseits des Rheins die Obermacht erlangt haben wird, die ehrliche, freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland ermöglichen kann, die über alle Hitleret hinweg unser Ziel bleibt.

Mit sozialistischem Kampfgruß, auch an alle Mülhauser gez. Grumbach." Kameraden,

Dann erhielt Max Braun das Wort, den die Ver­

sammlung stürmisch begrüßte und der sich besonders ein­gebend mit der Außenpolitik des dritten Rei­che s ,, befaßte. Seine Darlegungen wurden immer wieder vom Beifall der Versammlung unterbrochen und als er mit der Betonung der Schicksalsgemeinschaft zwi­schen Soar und Elsaß- Bothringen während der leider tausendjährigen sogenannten„ Erbfeindschaft" Frant reich- Deutschland und der Notwendigkeit, sie durch ein tausendjähriges Reich des Friedens, der Verständigung, der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und fulturellen Zu­sammenarbeit Frankreichs und Deutschlands in Europa zu beenden, seine Darlegungen schloß, hielt der Beifall minutenlang an. Chefredakteur Wagner dankte dem Refe= renten herzlichst und versprach ihm die Unterstützung seiner Landsleute in dem Kampfe um die Freiheit und Menschenrechte an der Saar . Spontan erhob sich die Versammlung und sang die vom Arbeiter- Musikverein Progres" intonierte Internationale, worauf die sehr ein­drucksvolle Kundgebung, die erneut bewies, daß das Elsaß wachsam ist gegenüber dem Terror des Hakenkreuzes, geschlossen wurde.

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Westland" wird eine einzigartige Zeitung sein, da es bekanntlich in Deutschland eine unabhängige Presse nicht gibt und die ausländischen Blätter deutscher und fremder Sprache sich nicht vorwiegend mit deutschen Angelegenheiten befassen können. , Westland" ist kein ,, Emigrantenblatt". Es macht deutsche Politik auf deutschem Boden, wenn es sich auch völlig frei fühlt von dem Einfluß der gegen­wärtigen Machthaber des Dritten Reichs. Es ist in der Lage, diese Aufgabe und Pflicht zu erfüllen, weil die besonderen Verhältnisse des Saargebiets eine Ver­gewaltigung des Gewissens verhindern.

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Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Im Deutschen Alub Universite du Parthenon , 64, Rue du Rocher( am Bal bof Saint Lazare) spricht am 11. November 21 Uhr Dr. Robert Sorel, Bizepräsident des französischen Friedenskartells, über den Waffenstillstand und seine politi schen und wirtschaftlichen Folgen. Unkostendeckung: 5 Fr., Stellungslose 2 Fr. Zugleich werden Vorbestellungen für den Vortrag don Dr. Alfred Kerr( 25. November) entgegenge: nommen. Zu diesem Bortrag werden nur bekannte Gäste und Mitglieder linkspolitischer Organisationen zugelassen.

Leo Mogkin, ein bekannter Zionistenführer, ist in Paris an einem Herzschlag gestorben.

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In Paris wird von Fachleuten bezweifelt, daß der Deutsche Otto Fisher wirklich 900 Meter in der Ratete erreicht hat.

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Zum Waffenstilstandstage veröffentlichen die Zeitungen das Menü, das Erzberger und der General von Winterfeld

Paris , Frankreich trägt die Wunden des Krieges in fich. Der Norden ist verwüstet, die Somme war eine Kraterland­schaft, in der jeder Obstbaum, jeder Mauerrest von den Generälen der Siegfriedstellung gesperrt wurde. Und in Paris brennen noch die Wunden von 1870 in der Landschaft der alten Forts, geht nur auf die schönen Höhen von St. Cloud, da seht Ihr die leeren Flecke, wo einst Schlösser standen. Und geht nur den Boulevard du Port Royal herunter, da liegt das Entbindungsheim, in das die Bomben fielen und Mütter und Kinder töteten. Herr Göbbels hat in Berlin die Waffen, die dies Wert verrichteten, ausgestellt.

In den Abendstunden werden gewiß auch viele Deutsche, Vertriebene, Flüchtlinge, hinaus zum Grabe des unbekannten Soldaten gehen, die Flamme mit zu schüren. Aber für sie wird es noch eine andere Flamme sein, die Flamme der Wiedervergeltung, die Flamme, aus der ein neues Deutsch­ land dereinst entstehen soll, die Flamme, von der einst ein Dichter der Jungen, Otto Erich Hartleben , gesagt hat: Es brennt noch eine Flamme, Es grüßt noch eine Saat, Berzage nicht noch bange, Im Anfang war die Tatt

( es war auch ein Herr von Heldorf dabei) in einem Hänschen Tartarin gewinnt das große Los

in Somblieres mit den Franzosen gegessen haben. Es gab Gerstenschleimfuppe, Erbsen mit Schinkenbeilage, Schokos ladenreis, Käse und. roten Landwein...

In der Avenue de la Motte- Picqurt gibt es ein Kino, das neuerdings die Montagsvorstellungen Befuchern in Begleis tung von Hunden freigibt, Hoffentlich ohne daß sie viel über die Tonfilme fnurren!

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Die Flamme

zum Waf enstills andstag

Am Samstag wird im Herzen von Frankreich die Flamme neu entzündet, die ewige Flamme am Grabedes un­befannten Soldaten. An diesem Tage ist Trauer; die Altsoldaten des Krieges, die Poilus Raynals und Barbusses, die Ueberlebenden der Schüßengräben von Verdun , der Schädelstätte von Loretto, der toten Tuchhallen von Ypern ziehen mit, Fahnen an den Knochen eines einsamen Sfelettes vorbei.

Diese Kriegermärsche der alten Feldgrauen von Frankreich sind anders, als der laute Nagelschuh der Hitler -- Soldaten dröhnt. Die französischen Kriegeraufzüge wollen den Frieden, nicht den Krieg. Nicht den Völkerhaß, den Haß gegen das Morden ruft die Stimme am Triumphbogen in der Straße an den elyseerschen Feldern heute. Das ist die Stimme derer. bie heute dem großen Aristide Briand dem Friedensfreunde, in seiner Heimat das Denkmal aufrichten, das Mal des großen Europäers, die Ehre dessen, der, trotz allem, der Erbe ber großen französischen Revolution, der Erbe der Menschen­rechte ist.

Das große Los, Nummer 18 414, fünf muntere Francs­Millionen, ist ausgerechnet nach Tarascon gefallen, dem schönen Daudet- Ort, dem südfranzösischen heiteren Schilda, der Heimat des Herrn Tarascin. Alphonse Daudets Mühlen flappern wieder hörbar im Mund.

Der Glückliche ist ein Verschönerungsrat der Rhone - Bärte, ein braver Bader mit Weib und Sohn, der Junge ist 12, der Großvater, ein Bauer, ist 75. Natürlich haben die Tarasconer so den Sieg stundenlang gefeiert, und Meister Bonhoure heißt der Glückliche, fast klingt das wie Bonheur, was?- hat

„ Reichstagsbrand" In Spanien

Göring als Erzieher

Madrid , 10. Nov. Die spanische Regierung will in den Be fitz von Beweismaterial gelangt sein, wonach für den 18. No­vember, den Tag vor den Corteswahlen, ein revlutio närer Generalstreif geplant war mit dem Ziel, die Wahlen zu verhindern oder wenigstens ihre ordnungs­gemäße Durchführung zu stören. Für diese Aufruhrbewegung, die von den anarcho- syndikalistischen Arbeiterver­bänden getragen werde, seien auch Unteroffiziere und Sol­daten einzelner Truppenteile gewonnen worden, Sogar der frühere sozialistische Arbeitsminister Largo Caballero wird indirekt als Mitverschwörer bezeichnet. Die Regierung erklärt, alle Vorbereitungen zur Sicherung der öffentlichen Rube getroffen zu haben. Die Divisionsgeneräle find ange­wiesen, in einem Tagesbefehl die Mannschaften in den Ka­fernen auf die schweren Folgen feder Unbotmäßigkeit hinzu­weisen. An die Provinzgouverneure, denen die Ueberwachung der Wahlen obliegt, sind entsprechende Anordnungen er­gangen.

Largo Caballero erklärt die Enthüllungen der Regierung als reines Wahlmanöver, erfun den, um einem Erfolge der Sozialisten Abe bruch zu tun. Selbst das monarchistische Morgenblatt " ABC" äußert 3 weifel an der Richtigkeit der amtlichen Mitteilungen, bezeichnet die Beschuldigungen gegen den frü­heren sozialistischen Minister der ganzen Sachlage nach für zweifellos unzutreffend und hält es auch für einen Fehler der Resierung, den Unteroffiziersstand mit einem angeb= lichen Komplott der Anarchisten in Zusammenhang zu bringen.

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eine Runde nach der anderen ausgegeben. So melbet es Alarm um Afghanistan

die Zeitchronif.

Damit aber Tarascon über ganz Frankreich siegt, hat auch noch ein Gendarm des Ortes 100 000 Fr. gewonnen. Und Bonhoure will diversen Ortsschönheiten gratis Wellen legen. Wer aber am Abend dieses Tages durch Paris ging, fonnte. überall die Hausmütter und Demoisellen und würdigen Aperitit- Väter vom großen Glücksrad und von Losen, nichts als Losen reden hören. Ach, Ihr braven Bürger diesseits und jenseits von Rhein oder Weser , wie seid Ihr Euch im Grunde doch gleich!

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Sonntag, den 12. Nov. 5.30 Uhr, unter der Leitung von Emil Cooper

und der Mitwirkung von Herrn Franz aus der Opéra Im Programm: Parsifal ( Prél.), Tannhäuser ( Bacchanal), Sigfried- Idyll, Tristan und Isolde ( Prél. u, Isoldens Tod). Götterdämmerung ( Trauermarsch), die Walküren ( Flug der Walküren ) Herr Franz wird singen Arien aus den Walküren , Sigfried und Meistersinger.

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London , 10. Nov. Die Nachricht von der Ermordung des Königs. Nadir Schah hat in Londoner Regierungsfreisen ziemliche Bestürzung ausgelöst. Man befürchtet, daß die Wordtat noch nicht zu übersehene Rückwirkungen in der gan­zen mohammedanischen Welt haben wird. Insbesondere rechnet man mit dem Aufflackern neuer Unruhen im indisch­afghanischen Grenzgebiet. Aus diesem Grunde sind die eng­lischen Truppen in Nordwestindien bereits in Alarmbereit schaft gesetzt worden.

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