Unter diesem Titel läßt der ganz und gar gleichgeschaltete Giselher Wirsing ein außenpolitisches Programm Nazideutschlands erscheinen. Im wesentlichen fonzipiert auch Wirsing die irrsinnigen Gedankengänge von Franz Mariaux, auf die wir bereits hinwiesen, nur ersetzt er die grade Plumpheit des Mariaux durch eine weltmännisch sanfte Tarnung. Auch er ist der Meinung und das sind die einzigen Partien des Buches, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig lassen, daß der deutsche Faschismus die Verfassungen aller demokratischen Staaten verändern werde, denn die NSDAP . werde Nachahmer in allen Staaten mit ,, liberalistischen" und demokratischen Systemen finden, die als Verbündete der Nazi zu werten seien. Das internationale Ziel sei, an die Stelle des Völkerbundes das„ Prinzip der Föderation der Nationalismen" zu setzen, wobei nur die Auseinandersetzung zwischen dem polnischen und deutschen Nationalismus über den Korridor interessant sein wird. Das Ariom, von dem Wirsing ausgeht, lautet:„ Deutschland hat endgültig die Basis verlassen, auf der das Versailler System aufgebaut ist. Man verstehe recht:„ Wir haben die Basis verlassen. Das kann selbstverständlich nicht bedeuten, daß mit der Revolution von 1933 auch der Kampf um unsere äußere Geltung schon entschieden wäre. Wer dies glaubte, verfiele einem gefährlichen Trugschluß.
Der Kampf nach außen hat mit dem Austritt aus dem Völkerbund erst eigentlich begonnen; aber der Aufbau im Innern ist die Voraussetzung für den anßenpolitischen Erfolg.
Dem Diktat von 1919 entspricht in der Innenpolitik die Aufrechterhaltung der formalen Demokratie und in der Wirtschaft die Aufrechterhaltung des Kapitalismus ." Nach Auseinandersetzung der These, daß alle antiparlamentarischen Bewegungen der Welt, dem Nazitum verbündet sind, fährt der Wirsing fort:„ Es wird durch die praktische Außenpolitik erwiesen werden, daß es in Deutschlands wohlverstandenstem Interesse liegt, wenn es den Kampf gegen das Versailler Diftat zu einem antiimperialistischen Kampfe schlechthin ge= macht hat."( Also durch Anti- Imperialismus zum Imperialismus; genau so wie in der Innenpolitik durch Scheinsozialismus zur Regentschaft Thyssens !)„ Wir sind nicht so töricht zu leugnen, daß dies Deutschlands eigenes Interesse erfordert, aber wir sehen gleichzeitig, daß glücklicherweise hier unser Interesse mit dem aller von den westlichen Siegern unterjochten Völkern zusammenfällt. Mögen sie nun dieses Joch in Form sogenannter Bündnisse tragen, die sie in Schuldknechtschaft oder Abhängigkeit gebracht haben oder in der Form des offenen Diktats wie wir. Deutschland steht da= mit in einer Front, die weit über die Grenzen Europas hinausreicht. Die nationalsozialistische Idee wird das große Rückgrat dieser Front werden."
Um all das ganz zu verstehen, muß man sich vor Augen halten, daß mit der systematischen Aufputschung der deutschen Minderheiten bereits begonnen wurde. Das Auslandsinstitut Stuttgart , der Verein für das Deutsch tum im Ausland ( VDA.) und das Elsaß - Institut in Frank furt a. M. find die vorläufigen Zentralen dieser Propaganda. An die Errichtung weiterer Stellen wird gedacht, so soll z. B. das Ibero- Amerikanische Institut in Berlin ausgestaltet werden; gewisse Auslandsvereine find stillschweigend gleichgeschaltet worden usw. Dieses Konzept der Außenpolitik, das Mariaux und nun auch Wirsing offen oder halb verhüllt vortragen, verdient das Interesse aller, die Europa nicht in das Chaos eines neuen noch irrsinnigeren Völkermordes taumeln lassen wollen. Es sind bereits aber breite Ansäte vorhanden, die beweisen, daß das System der Naziaußenpolitik über Europa hinausgreift. Mit den Japanern ist verhandelt worden, das Resultat wird geheim gehalten. Auch Wirsing betrachtet die japanische Politik mit ausführlicher Sympathie. Das Kaiserreich Indien und der holländische Kolonialbesitz werden ebenso ins Kalkül gezogen, wie die Konfliktsmöglichkeiten im Pazifit.
Wirsings Buch macht ganz deutlich, daß die hitlerdeutsche Außenpolitik nicht etwa allein mit einem französischdeutschen Konflikt rechnet, sondern daß fie bestrebt ist, ans dem franzöfifch- deutschen Zusammenstoß einen Konflitt aller gegen alle zu machen.
1914-1918 tobte der europäische Krieg; was nach Mariaux und Wirsing kommen muß, ist ein wahrhaftiger Welttrieg, der auf allen Kontinenten spielen und der ein Chaos zurücklassen wird. Eben auf dieses Chaos wird spekuliert; denn im Dunkel des Zusammenbruchs der zivilisierten Welt fieht man die Chancen des neudeutschen Imperialismus.
Mariaux, der als erster das Hitler- Konzept verraten hat, ist ein relativ unbedeutender Handlanger der deutschen Außenpropaganda; Wirfing gehört zu den besten Theoretikern des neuen Imperialismus, seine Darstellung ist in dem sehr ernst zu nehmenden Verlag Eugen Diederichs , Jena , erschienen. Wirsing darf Anspruch darauf erheben, von der Welt gehört zu werden; ja man muß sagen: es ist überaus wichtig, daß die Welt ihn hört, damit sie wisse, was ihrer wartet.
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Die Zeitungen fahren fort, abenteuerliche Geschichten von dem wegen zweier Frauenmorde in der lyoner Gegend ver: hasteten früheren pariser Anwalt Bonnet zu erzählen. Es wird festgestellt, daß er perfekt Deutsch spricht. Bonnet rühmt fich fälschlich, Geheimagent gewesen zu sein und im Kriege den Schwarzwald überflogen zu haben. Auch will er mit dem Er- Kronprinzen gespeist haben.
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W. H. Straßburg . Da der„ Völkische Beobachter" im Saargebiet verboten ist, haben wir von der unsinnigen Behauptung des„ Völfischen Beobachter" erst auf dem Umwege über die Deutsche Allge= meine Zeitung" Kenntnis erhalten. Die Deutsche Freiheit" ist während ihres achttätigen Verbotes nicht bei den„ Straßburger Neuesten Nachrichten", sondern bei der sozialistischen Freien Presse" in Straßburg gedruckt worden. Es brauchte sich also niemand in Paris um den Druck bei den Straßburger Neuesten Nachrichten" zu bemühen. Die französischen Behörden haben uns während des Verbotes weder einen Vorteil gewährt noch einen Nachteil zugefügt. Wir mußten lediglich die für alle Zeitungen geltenden gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Wahrscheinlich ist der„ Völkische Beobachter" von einem seiner saarländischen Mitorbeiter angelogen worden, und er hat mit Wonne den neuesten sozialdemokratischen Landesverrat" verbreitet.
Brüssel. Nun sind wir wohl wieder einig. Sie sehen, daß Sie selbst monatelang gebraucht haben, um die Wahrheit zu erfahren. Es ist wirklich oft sehr schwer, zuverlässige Nachrichten über die Felterungen und die Morde zu erlangen, weil sich alle fürchten, die Wahrheit zu sagen. Erst später wird sich herausstellen, wie dieser Hitler verlogen ist, und wieviel Bestialitäten auf sein Konto kommen. Nach Ihren langen und gründlichen Ermittlungen sind allein in Duisburg - Hamborn 20 Marristen von den Beauftragten des Reichskanzlers ermordet worden. Die meisten der Opfer gelten als vermißt" oder werden als„ Selbstmörder" abgetan.
„ Aufruf", Streitschrift für Menschenrechte, Prag 2, Krafovska 18. Aus dem Inhalt der Nummer vom 15. November: Mar Seyde mit: Kommt der europäische Krieg? Walter Tschuppit: Acht
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A. H. in G. Hans Friedrich war im Konzentrationslager Sonnen burg. Seitdem weiß man nichts mehr von ihm. Unsere Notiz hat leider das erhoffte Ergebnis nicht gehabt. Auch von K. wijen wir nichts. Warum man Hamburg das„ Fest des Handels" entzog? Wir vermuten, daß man sich in Braunschweig sicherer fühlt. Hier ist SA. sturmerprobter als an der Wanerkant, wo die nationalsozialdemo fratischen Machthaber dauernd Grund zur Unzufriedenheit mit der breiten Masse der Bevölkerung haben. Mit der Seeluft kommen vielseitige antifaschistische Düfte. Und dann: in Hamburg ist die Katastrophe des deutschen Handels viel sichtbarer als in Braun schweig , wo man den Handel" ruhig feiern darf, ohne durch einen trten Hafen gestört zu werden. Beste Grüße.
F. R. Saarbrücken . Die Erwiderung ist viel zu lang. Mehr als unbedingt nötig, wollen wir gegen die„ Saarbrücker Zeitung " nicht polemisieren. Das was das Blatt kräftige Abfuhr der Emigran ten" überschreibt, stammt von einem gleichgeschalteten Ausländer. Das heißt: er liebt dieselben goldenen Quellen, aus denen die ,, Ueberzeugung" der gleichgeschalteten Saarpreise gemacht wird. Behalten Sie und andere die Sehnsucht dieser Redakteure nach Fußtritten und fräftigerem Zuschlagen gut im Gedächtnis. Solcher Sorte ist nicht wohl, wenn sie in zivilisierten Formen behandelt wird. J. H. St. Gallen. Es ist wirklich dankenswert, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, uns den Briefwechsel zu übermitteln. Er wäre sonst nicht zu unserer Kenntnis gelangt. Wir werden das ganze Material abdrucken. Erhalten Sie uns Ihre Freundschaft.
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