Pariser   Berichte bo

Pariser Straßenkalender

Die Statue ,, Paris  . während des Krieges 1914 bis 1918" wurde vom Square du Caroussel abmontiert. Die Statue, die 6 und mit dem Sockel 17 Tonnen wiegt, wird wahrscheinlich am Rande des Bois de Vincennes aufgestellt werden.

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In der Cité Universitaire  , wo die modernen Bauten der ein­zelnen Staaten stehen, wurde das 300. Zimmer durch Madame Krishnavarna in Genf   durch eine Stiftung von 50 000 Franken für einen Hindu- Studenten eingerichtet.

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In Paris   wurde mit herkömmlichen Freuden der St.- Katha­rina- Tag begangen.

Im großen Hörsaal der Akademie der Medizin tagte der 10. internationale Kongreß der Zahnärzte von Paris  . Der Unterrichtsminister de Monzie sprach in einer Rede von den neuen Grundsätzen des zahnärztlichen Studiums und den ent­gegengesetzten Ansichten von Aerzten und Zahnärzten in der Spezialistenfrage.

Ein altertümlicher Brauch in Frankreich  , nach dem Vater­mörder mit einem schwarzen Schleier vor der Hinrichtung be­deckt werden, kam in Bordeaux   bei der Guillotinierung des Pierre Delafet zur Anwendung. Der sechsfache Mörder ge­stand freimütig seine Tat, auf einem Bette sitzend, trank dann ein Glas Rum, wies aber eine Zigarette ebnso wie den Pri­ster zurück und zeigte keine innere Bewegung.

Auf dem Plateau in Mittelfrankreich liegt der Schnee bis zu 700 Meter Höhe. In Paris   zogen die Midinetten am Katha­rina- Tage mit ihren Papiertauben unter einzelnen Schne­flocken über die Boulevards.

Geübte Geldschrankknacker( vielleicht ,, Schüler" der ,, Mar­seiller Bande" die den großen Einbruch im Comptoir Lyon­Alemand verübte) suchten die Juwelenhandlung Cattin in der

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Rue des Petits- Champs heim, die sie ausplünderten. Die Beute war 750 000 Franken an Gold und Steinen. Der Juwelier Cat­tin war natürlich gegen Einbruch versichert. Aber die Ver­sicherung gilt nur, wenn die Edelsteine im Stahlschrank ver­schlossen werden, was am Tage vor dem Einbrecher- Besuch unterlassen wurde.

Im Eishockey schlugen die Francais Volants das Berliner Team mit 2: 1. plesove

Das Programm des vom nächsten Monat an staatlichen Sen­ders Radio- Paris steht unter der Leitung von M. Henri de Jouvenel.

Der Pariser   Stadtrat ist zusammengetreten. Die Haupt­arbeit der Stadtväter ist der Ausgleich des Defizits. Der städtische Budget- Ausschuß hat Ersparnisse von 60 Millionen Franken an der Verwaltung erörtert. Endgültiges wird sich erst festlegen lassen, wenn die Absichten der Kammer für die Stopfung des Lochs im Staatshaushalt feststehen.

Am Freitag, 1. Dezember, 21 Uhr, singt im Deutschen   Klub ( 64, Rue du Rocher) Frau Else Peppler- vom Züricher  Opernhaus   Lieder von Heinrich Heine  , von Schumann, Mendelssohn, Brahms  , Schubert und Sauguet vertont. Am Flügel: Adolf Daus von der Breslauer Oper. Karten zu 3, 5 und 8 Franken nur am Saaleingang.

Anti- Hitler- Kongreẞ in Paris  

Im Rathaus des 9. Pariser Arrondissements fand Sams. tag ein Kongreß der französischen   Liga gegen den Anti­semitismus statt, in dem Bericht über den Kampf gegen Hitler   und den wirtschaftlichen Boykott des Hitlerreichs er­stattet wurde. Ferner wurde Bericht über das Asylrecht er­

stattet.

Am Schlußbankett führten der Unterrichtsminister M. de Monzie und der bekannte Schriftsteller André Maurois   den Vorsitz. Von deutscher   Seite war insbesondere Professor Georg Bernhard   an den Arbeiten des Kongresses beteiligt. Die Hauptreden wurden durch Radio verbreitet.

Der Brand im Mittelmeer  - Schloß Schüler van der Lubbes in Nice  ?

Der Brand in dem berühmten Palais de la Méditerranée in Nizza  , der das erste Stockwerk des Luxushauses zerstörte, ist nach Auffassung der Behörden durch verbrecherische Brandstiftung entstanden. Nach einer Meldung des Pariser Journal" glaubt man sogar, daß der Täter ein Deutscher sei, der im Augenblick des Beginns des Brandes geflüchtet sei. Ob wirklich die Hakenkreuzler nach berühmtem Vorbild van der Lubbes nun auch noch Theater- und Croupier- Säle in Flammen setzen, nachdem sie gerade das Roulette ohne Arier­paragrafen bei sich zu Hause in Baden- Baden   usw. eingeführt haben?

Die Bühne des Riviera- Palastes ist zerstört worden, sie ist ein wüster Trümmerhaufen von verbogenem Eisen und geborstenem Mauerwerk. Die Saaldecke ist herabgefallen. Mobilien und Fußboden sind verbrannt.

Auf der Bühne wurden drei Feuerherde entdeckt, die ge­legt waren. Ein vierter Brandherd wurde fünfzig Meter weiter am Gesims der Vorhalle ermittelt. Es scheint auch, daß die Türen, die nach dem Baccara- Saal führten, mit ent zündbaren Flüssigkeiten übergossen wurden. Doch wurde dieser Saal von dem Feuer nicht verheert.

Auch das gesamte Personal des Hauses ist von einer Brandstiftung überzeugt.

Pariser   Theaterbrici

Im Vordergrunde des Interesses steht in Pariser Bühnen­kreisen zur Zeit das herannahende Regiedebut Max Rein­hardts, der bis zur Stunde nur den älteren Theater­freunden der französischen   Hauptstadt durch ein Gastpiel mit der Pantomime ,, Sumurun" aus dem Jahre 1912 in seiner Wirkensart bekannt ist. Alle späteren Versuche, den langjährigen Beherrscher des mitteleuropäischen Bühnen­lebens nach Paris   zu ziehen. waren an materiellen Fragen ge­scheitert, denn das Geld, das Staat und Privatleute in Frank­ reich   für Dinge des Theaters zu riskieren bereit sind, entspricht, wie der durchschnittliche Gagenaufwand, in keiner Weise den Begriffen, die sich in den besseren Nachkriegszeiten in Deutschland   und Oesterreich herausgebildet hatten.

Gewiß, es gibt in Frankreich   noch Mäzene, zu deren edelsten André Rouché zu rechnen ist, der aus eigenem Ver­mögensüberfluß die riesigen Unkosten der Großen Oper zu decken pflegt und die Ehre, Herr des Garnierbaus zu sein und ihm, unter Lifar, das entfaltungsfähigste Ballett der Erde geschenkt zu haben, bisher schon mit weit über zwanzig Millionen französischen   Franken bezahlt hat. Auch Henry de Rothschild, der Erbauer des ,, Théatre Pigalle  ", wird viel­fach unter die Mäzene gerechnet. Ich kann nicht verhehlen, daß ich gegen diesen vielleicht sehr tüchtigen Arzt und sicherlich sehr reichen Mann, der gleichzeitig ein schlechter Dramatiker ist, fast unüberwindliche Bedenken hege, seit er den Dünkel ausschwitzenden ersten Band seiner, Denk­würdigkeiten" veröffentlicht hat, aus denen gegen die Welt der Bühne eine solche Ueberheblichkeit hervorgeht, daß es sich kaum verstehen läßt. wann Künstlererscheinungen von Weltruf, wie etwa Colette   oder André Antoine  , sich öffent­lich zu ihrer Freundschaft für diesen sonderbaren Herrn be­kennen. Befaßt man sich ferner des näheren mit der Art, wie die Prinzessin von Polignac in musikalische oder das junge Grafenpaar de Noailles in filmische Unternehmungen Geld stecken, so gewinnt man ebenfalls den schmerzlichen Eindruck, daß das Verhältnis von Begeisterung und Eitelkeit, dem solche Opfer entspringen, nicht immer dazu angetan er­scheint, den Glauben an die Selbstlosigkeit derartigen Mäzenatentums zu befestigen.

Vergleicht man andererseits die Gagen, die an rein künstle­risch orientierten Pariser   Bühnenunternehmungen, und selbst an den Staatsbühnen, für Darsteller und Spielleiter zur Ver­fügung stehen, mit denen, die prominente Interpreten und Regisseure in Wien   und Berlin   zu beziehen gewohnt waren, so begreift man, daß bei diesen die Vorstellung erweckt werden konnte, als sei das Pariser Theaterleben eine über­lebte Angelegenheit, die mit dem eigenen Milieu den Ver­gleich nicht wagen könne. Bedenkt man ferner, daß ein Werk Racines oder Raynals im ,, Hause Molieres" noch heute, ohne Nennung des Regisseurs, auf den Spielplan gesetzt wird, so gewinnen die Riesenlettern, mit denen Charell und Max Reinhardt   als Regisseure des Weißen Röss'ls" und der ,, Fledermaus" von den Pariser   Litfaßsäulen herab­triumphieren. ihre ganz besondere Bedeutung.( Bei näherer Betrachtung derartiger Anschläge gewahrt man dann noch weiter, daß nur der Hans Müller   als Autor des Röss'Is" noch übrig geblieben ist, und daß der Herr Korngold, der ,, Bearbeiter" seiner Musik, weit fetter gedruckt worden ist als der Komponist Johann Strauß  .)

Noch niemals aber, und das ist ehrenvoll und hoch erfreu­lich, hat sich das geistige Frankreich   für einen fremden Bühnenkünstler zu so grandioser Begrüßung hinreißen lassen, wie sie Max Reinhardt   vor wenigen Tagen an der Stätte

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seines künftigen Wirkens, im Théatre Pigalle", gefunden hat. War der greise Antoine, der im Kriege einen Sohn ver­loren hat, aus diesem persönlichen Grunde dem Ehrenaus­schuß für die Reinhardtfeier ferngeblieben, so umfaßte dieser dafür u. a. die klangvollen Namen Tristan Bernards, Gémiers, Bourdets, Lugné- Poes und vor allem Jacques Gopeaus. Es war in der Tat die Pariser   Elite, in deren Namen berufene Wortführer an Reinhardt ihre Willkommensansprachen richteten. und eine derartige Kundgebung konnte um so not­wendiger erscheinen, als sich begreiflicherweise in Frankreich  die Stimmen gemehrt haben, die vor der Ueberflutung seiner Kunststätten durch deutsches Geschäftstheater nachdrück­lich warnen. Und wirklich ist die Situation am französischen  Bühnenarbeitsmarkt auch keine so rosige, daß vorbehaltlos jeder fremde Operettenfabrikant und jeder Interpret, vom Star bis zu den Boys und Girls, auf Verwendung Anspruch erheben dürfte. Daß solche Erwägungen vor Erscheinungen wie Max Reinhardt   oder Victor Barnowsky   nicht gelten

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dürfen, ist völlig selbstverständlich, und in diesem Sinne war die Reinhardtfeier von besonderer Wichtigkeit.

Vom Standpunkt des Deutschtums jedoch, vom Standpunkt jenes Deutschtums, das außerhalb des Hitlerreiches heute seine Existenzberechtigung zu verteidigen und zu beweisen hat, wäre gegen Reinhardts Pariser   Debut jedoch vielleicht ein Einwand zu erheben. Statt unter der Aegide eines ameri­ kanischen   Managers mit der, Fledermaus" zu beginnen, hätte er meiner Ansicht nach besser getan, mit einem Werk wie dem ,, Egmont  " hervorzutreten. Die Fledermaus" verschmilzt die ihm teure Wiener   Musik mit einem Pariser   Libretto; in ihrer Wahl liegt, wenn man so will, eine Geste, die sich recht­fertigen läßt. Der ,, Egmont  " hätte dagegen die Namen Goethes, Beethovens und Reinhardts zu einer imponieren­den Kundgebung des deutschen   Freiheitssinnes vor Frank­ reich   zusammengeschweißt und wäre gleichzeitig ein würdiger Dank des geistigen Deutschtums für Frankreichs   begeisterte Anteilnahme am Goethegedenkjahr geworden.

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Man wende mir nicht ein, daß ich hier einem geschäftlich von vorneherein verurteiltes Unterfangen das Wort rede, denn einmal kostet Egmont  " sicherlich nicht mehr als Reinhardts Pariser Fledermaus"; das weiteren braucht man nur die allgemeine Begeisterung Frankreichs   von Léon Daudet   bis zu Romain Rolland   und Jean- Richard Bloch  für Goethe in Betracht zu ziehen, um einem seiner würdig aufgezogenen Bühnenwerke eine vertretbare Einnahme zu errechnen, und schließlich haben sich die Finanzleute um Reinhardt doch wohl recht ernstlich zu fragen, ob die Ver­dreifachung des Pariser Operettenbetriebes, der noch im Dezember auf das mondäne Théatre des Champs- Elysées" seine Hand legen wird, für das wirtschaftliche Gelingen des Fledermausprojektes tatsächlich die todsicheren Voraus­segungen bietet.

Die sensationellen Erfolge, die das ,, Land des Lächelns" und das Weiße Rössl" jüngst in Paris   gefunden haben, setze ich nur ungern mit einer Inszenierung der ,, Fledermaus" durch Reinhardt in eine Parallele. Doch gerade sie sind für und gegen die Berechnungen der Reinhardtschen Geldleute ein brauchbares Argument. Allein genug: die nächsten Wochen und Monate werden uns ja lehren, ob die einzigartige Gelegenheit, der deutschen   Bühnenkunst in Frankreich   zu dienen, die das Geschick dem großen deutschen   Regisseur Max Reinhardt   im November 1933 geboten hat, durch ihn zu voller Auswertung gelangt ist, oder ob er und gleichwertige andere im Dienste an der deutschen   Kunst sich neue Wege werden suchen müssen. Bei allen Erfolgswünschen für Rein­hardts Pariser   Debut. auf das die Augen der ganzen Welt gerichtet sind, vermöchte man jedoch im Hinblick auf die Bedeutung seines Rufes und seiner Sendung nicht kurzerhand über Einwände schweigen, deren Erhebung vor minder wichtigen Anlässen ein müßiges Beginnen wäre. Hans- Adalbert v. Maltzahn.

Fariser Theater

Mercredi, le 29 Novembre

Opèra 8 h Lohengrin.

Com Française. 8 h 30 La Parisenne, Le Jeu de l'Amour et du Hasard.

Op. Comique. 8 h 15 Carmen.

Odeon 8 h 30 Le Rosaire, Tempête sur les côtes. Gaite Lyrique, 8 h 45 Le Pays du Sourire,

St. Ch. Elysées. 9 h Yvette et ses enfants. Lettre d'une cinconnue. Stiopic et Mania.

Th. de Paris. 8 h 45 Tovaritch.

Die Affäre Dorothy Wright

Der plötzliche Tod der jungen Engländerin Dorothy Wright, der Geliebten des jungen Coty  , macht wieder von sich reden. Die junge Engländerin soll sich in einem Hotel der Champs Elysées   im August erschossen haben, nachdem ihr Freund lange in einem Nachtlokal herumtollte. Die Untersuchung lautete auf Selbstmord. Die Mutter des jungen Mädchens, die in London   wohnt, beantragte eine neue Untersuchung, weil der Tod verdächtig sei. Das Gericht lehnte aber eine Verfolgung ab.

Nunmehr erklärte sich die Mutter durch einen fran­ zösischen   Anwalt als Zivilpartei und beantragte unter Hinter­legung von 1500 Franken die Klage wegen Tötung ohne Ueberlegung gegen X.

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