Paul- Boncour   bleibt fest

Gegen eine Reform des Völkerbundes

Paris  , 11. Dez. Außenminister Paul- Boncour   hat den Generalsekretär des Völkerbundes und den englischen Ge­schäftsträger Campbell empfangen. Der englische Bot­schafter Lord Tyrell ist heute wieder in Paris   eingetroffen, um die Vorschläge des englischen Kabinetts hier vorzu­tragen. Paul- Boncour   nimmt mit dem tschechischen Außen­

müßte allerdings die dringendste Aufgabe des Völkerbunds sein, unter Frankreichs   Führung die Verträge zu revidieren, denn sonst werde es feinen Frieden und feine Abrüstung geben. Nur eine aus freien Stücken beschlossene Revision könne die Gefahr eines Krieges bannen.

miniſter Dr. Benesch den Standpunkt ein, daß eine Reform Scharfe Erklärungen Titulescus

des Völkerbundes im Sinne des Mussolinischen Vorschlages unmöglich sei. Das französische   Kabinett ist auch fest in seinem Willen, nicht ohne entsprechende englische   Sicherungen ein Gespräch mit Deutschland   zu beginnen. Die französische  Presse ist seit Sonntag etwas optimistischer:

Paris Soir" begrüßt einen Umschwung zugunsten Frankreichs  ".

Temps": Frankreich   werde sich auf keine weiteren Kon­zessionen in der Abrüstung einlassen, wenn es nicht eine Solidaritätsgarantie für seine Sicherheit und die der übrigen Sontinentalmächte im Rahmen des Völkerbundspakts

erhalte.

" Intransigeant": Paul- Boncours Erklärungen seien zu begrüßen, nicht etwa wegen des Treuebekenntnisses zum Völkerbund, der sowieso zum Untergang verurteilt sei, son= dern wegen des darin zum Ausdruck tommenden Festhaltens Frankreichs   an dem Bündnis mit seinen Alliierten.

Echo de Paris": Macdonald und Simon hielten sich nicht mehr an die passive Rolle des Beraters, um die Frank­ reich   sie gebeten habe. Wie stets träten sie als Vermittler auf. Das Foreign Office bemühe sich in Paris  , die Bestrebungen in der französischen   Politik, die gegen Verhandlungen mit Teutschland gerichtet seien. zu entmutigen". Hoffentlich bleibe Frankreich   fest, da eine direfte deutsch  - französische Aussprache nur auf Kosten von Frankreichs   Verbündeten in Mittel- und Osteuropa   zustandekommen könne.

Bischof gegen Reichsgesetz

Katholizismus und Sterilisation

Mainz  , 8. Dez.( WSN.) Das bischöfliche Ordina riat erläßt folgendes Ausschreiben:

Der kirchliche Standpunkt in der zur Zeit viel erörterten Sterilisationsfrage ist in der Enzyklifa casti connubii des Heiligen Vaters eingehend dargelegt. Schriften, deren Inhalt der firchlichen Lehre nicht entsprechen, dürfen von Katholiken nicht vers breitet werden. Wenn sie dennoch darum angegangen werden, sollen sie darauf hinweisen, daß verantwortliche staatliche Stellen anerkannt haben, daß ein Zwang nicht ausgeübt werden darf. Bei Katholiken dieser Art zu vers breitende Schriften müssen, der katholischen Vorschrift ent­sprechend, mit der firchlichen Druderlaubnis versehen sein.

Saschan, 11. Dezember. Der rumänische Außenminister Titulescu traf am Sonntag in Kaschau   ein. Auf dem Bahn­hof wurde er vom tschechoslowakischen Außenminister Dr. Benesch begrüßt. Minister Titulescu   erklärte, er sei ge= fommen, um mit Minister Dr. Benesch den Wirtschaftsplan bestrebungen sagte er, es kann uns niemand verübeln, wenn ich in meinem Namen und im Namen des Ministers Dr. Benesch erkläre, Revision bedeutet Krieg. Ich will nicht den Krieg, aber eben deswegen will ich auch nicht die Revision. Wenn jemand die Revision und den Krieg will, werden wir uns nicht fürchten und start genug sein, diesen Angriff abzu­schlagen. Vorher erklärte Minister Titulescu   in der Grenz­stadt Kralovo a Tisou, er werde alles tun, was in seiner Macht stehe, um mit friedlichen Mitteln die Verträge auf ihre Einhaltung zu verteidigen. In Tschop äußerte Minister Titulescu  : Diejenigen, die den Willen der Kleinen Entente  , nämlich die Wahrung der Unantastbarkeit der Verträge, nicht achten, bereiten den Krieg vor.

der Kleinen Entente   zu behandeln. Zu den Revisions Die Kirche im Nazidienst

Soffentlich Sieger Chautemps

Deuvre": Es sei nicht daran zu zweifeln, daß England in einem Konfliktsfall auf die Seite Frankreichs   treten verde. Immerhin müsse man befürchten, daß dies, wie stets, zu spät geschähe. Vor allem wünsche England den Schieds­riter zu spielen. Solche Partner benüßten gern die erste befte Gelegenheit, um ihre Freiheit wiederzuerlangen. Des­halb habe man auf der Abrüstungsfonferenz erlebt, daß Eng land sofort nach dem Austritt Deutschlands   nach irgend­einem Kompromiß gesucht habe. Dieses Kompromiß. scheine jedoch auf Kosten der Abrüstung selbst gehen zu sollen.

Volonte": Frankreich   solle troß dem fortwährenden Schwanken" Englands die Genfer   Fahne hochhalten. Es

Mehrheit in der Kammer

Paris  , 11. Dezember. Die Kammer behandelt in einer Nachtsißung, die noch nicht zu Ende gegangen ist, weiterhin Nachtsitzung, die noch nicht zu Ende gegangen ist, weiterhin den Finanzsanierungsgeseßentwurf. Sie hat im Laufe der Aussprache den Artikel 12, der mit einigen Ausnahmen eine 50prozentige Verkürzung der in besseren Zeiten gewährten Steuervergünstigungen zum Gegenstand hat, mit 292 gegen 224 Stimmen angenommen, nachdem sich die Regierung durch Stellung der Vertrauensfrage dafür eingesetzt hatte. Ein Artikel 12 B, der im Zusammenhang mit der Beförderungs­steuer eine Abgabe von 50 Fr. je Hektoliter Benzin einführt, wurde mit 285 gegen 228 Stimmen angenommen.

Reichsbischof Müller hat den Bischof der evange lischen Landeskirche in Rumänien   Dr. Bittor Glondys empfangen und einen Bericht über die Lage des evangelischen Deutschtums in Rumänien   entgegengenommen. Reichsbischof Müller hat bekanntlich in einem besonderen Aufruf die evangelischen Auslandskirchen für das deutsche Christentum zu mobiliseren versucht. In Rumänien   ist diese Agitation bisher am erfolgreichsten gewesen. Der Zentralvorstand des Gustav Adolf  - Vereins hat für die Ausgestaltung des deutschen  Schulwesens in Rumänien   20 000 RM. und dem Diakonissen­haus in Röptau- Mähren   25 000 RM. gespendet. Die evange liche Auferstehungskirche in Kattowib feierte ihren 75jährigen Bestand durch eine Johft- Aufführung. Für die neue evange Itsche Erlöserkirche in Los Leones( Santiago  , Chile  ) gab das Reich eine Orgel und die deutsche Heimatliche Kirchenbehörde 3000 Mark".

Naziführer verhaftet

Breslau  , 11. Dez. Das Oberpräsidium teilt mit: Im Ver­folg einer vom Oberpräsidenten angeordneten Untersuchung über verschiedene Vorgänge innerhalb der Betriebszellen­organisation Breslau  - Stadt sind der bisher beurlaubte Streisbetriebszellenleiter Neugebauer und der frühere Rechts­schutzberater der NSBO. Breslau  - Stadt Alfred Zalewski im Verlaufe der Samstagnacht in Schußhaft genommen worden.

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Stuttgart  , 11. Dez. Reichsstatthalter Murr hat den Reichsführer der SS. zum Kommandeur der württem bergischen politischen Polizei ernannt.

Katholikenführer hinausgeworfen Ueberall Gerede"

Rücksichtsloses Beisciteschieben konfessioneller Jugendvereine

Anscheinend wollen die Nationalsozialisten im Reiche er­proben, wieviel sie der katholischen Kirche zumuten dürfen. Ein gewaltiger Stoß wird zur Zeit gegen die konfessionellen Jugendvereine geführt. Man verbietet sie nicht, aber man ruiniert sie. Man untersagt ihnen das Tragen von Unifor­men und Abzeichen, man erschwert ihre Werbung und tut alles, um sie im Wettbewerb mit der Hitlerjugend   ins Hin­tertreffen zu bringen. Zwischen dem Führer der deutschen  Arbeitsfront Dr. Ley und dem Jugendführer des deutschen Reiches, Baldur von Schirach  , ist eine Vereinbarung getrof­fen worden, deren Wortlaut lautet:

Die Hitlerjugend   ist die einzige Jugendbewegung Deutschlands  . Sie umfaßt auch die Jugend der deutschen  Arbeitsfront,"

Die Jugend wird praktisch in Beruf und Freizeit vollkommen von der Hitlerjugend. in Beschlag genommen.

Dickens   beschreibt

Für die Arbeit der konfessionellen Jugendvereine, soweit sie selbständig sein möchte, bleibt kaum noch Raum übrig. Zwischen dem Reichsbischof und dem Reichsjugendführer schweben Verhandlungen über die Eingliederung des evange lischen Jugendwerkes in die Hitlerjugend und sollen un­mittelbar vor dem Abschluß stehen.

Wo sich ein konfessioneller Jugendführer nicht fügt, wird er mit Schimpf und Schande davongejagt. Das ist soeben sogar dem Generalpräses Wolker von den katholischen Jugendvereinen passiert.

Der Gau Rheinland   im Rheinland   im Reichsverband für Deutiche Jugendherbergen teilt folgendes mit: ,, Auf Grund seiner Einstellung gegen die Hitler- Jugend  wurde der Generalpräses Wolker aus dem Beirat des Jugendherbergsverbandes, Gau Rheinland  , ausgeschlossen."

Deutschlands   Erwachen Sprachen, jenseits der schottischen Grenze, die sich jederzeit

Von Fritz Brügel  

Unter den Jugendwerken Charles Dickens  ' gibt es einen Roman, der wenig Anerkennung bei der Kritik und der Literaturgeschichte gefunden hat. Er heißt nach einem feiner Helden Barnaby Rudge" und besteht aus zwei schlecht in­einandergeflochtenen Handlungen, aus einem Kriminal­roman und aus einer historischen Erzählung. Der Kriminal­roman hat manchen Schäßer gefunden, die historische Erzäh­lung aber fand nur Verurteilung, denn sie erschien den Kri­tikern unglaubhaft und übertrieben. Wer aber den Roman von Dickens   heute liest, wird zu einem andern Urteil gelangen, er wird den Kriminalroman langweilig und die historische Erzählung höchst lebendig und wirklichkeitstreu finden.

Im Juni 1780 gab es in England eine seltsame Bewegung; ein ehrgeiziges junges Parlamentsmitglied, Lord George Gordon  , hatte sie entfacht und ihr wesentlichster Pro­grammpunkt hieß: Die Katholiken sind an allem schuld" und Der Führer Lord George Gordon   wird England retten."

Gordon wird als Softeriker geschildert, der sich an seinem eigenen Wort berauscht und der alle seine Anhänger zu be= rauschen weiß. Jeder von ihnen stellt sich unter der Be­freiung Englands von den Katholiken die Erfüllung seiner privatesten Wünsche vor; die Gastwirte erhoffen ständig volle Schenken, der Henker ersehnt Gesetze, die ihm möglichst viel Beschäftigung geben, und Gordons Propagandaminister strebt nach möglichst großer Macht. Dieser Propaganda­minister wird so beschrieben:" Der Gentleman hatte über­hängende Augenbrauen, große Hände, Füße und Ohren, und ein Paar Augen, die sich auf eine unnatürliche Weise in den Kopf zurückgezogen und sich daselbst eine Höhle zum Ver­bergen gebohrt zu haben schienen. Sein Benehmen war glatt und demütig, aber äußerst schlau und schleichend. Er machte den Eindruck eines Mannes, der immer auf der Bauer ist und auf etwas wartet, das nicht kommen will; sah aber geduldig, sehr geduldig aus und schmiegte sich wie ein Hühnerhund."

Während Gordon sich an den Worten berauscht, ist der Propagandaminister ein sehr nüchterner Rechner, der nur daran denkt, den hysterischen Lord im Rausch zu erhalten und seine aufpeitschende Wut nicht erkalten zu lassen. Er schildert dem Lord den Eindruck einer Rede vor den er­wachenden Protestanten Englands: Als Sie, Mylord, warm wurden in ienem edlen Ausbruch Ihrer Begeisterung, als Sie niemals zu dem Geschlecht der Lauen und Furchtsamen gehörten, und ihnen geboten, sich bereit zu halten, einem

Manne zu folgen, der ihr Führer sein wolle, und gings in den Tod; als Sie von hundertzwanzigtausend Mann selbst Abhilfe schaffen würden, wenn man sie ihnen nicht ge= währte: als Sie riefen: Nieder mit dem Papst und allen seinen schnöden Anhängern! Die Strafgesetze gegen sie sollen niemals aufgehoben werden, solange Engländer Herzen und Hände haben!" und als Sie Ihre Hand empor­hoben und Ihren Degen berührten und als jene schrien: Kein Papismus!" und Sie riefen: Nein! Selbst nicht, wenn wir in Blut waten müßten!" und die Leute ihre Hüte schwenkten und ausriefen: Hurra! Selbst nicht, wenn wir in Blut waten müßten! Kein Papismus! Lord George! Nieder mit den Papisten! Rache über ihre Häupter!", und als bei diesem Reden und Tun ein Wort von Ihnen, Mylord, den Tumult erregen oder stillen konnteach, da fühlte ich, was Größe sei, und dachte: Wann kam jemals eine Gewalt der Lord George Gordons gleich?"

" Kein Papismus!" war der Schrei der Anhänger Gordons. ,, No Popery!" heißt das englisch  , aber die armen Hunde, die dem Lord   folgten, verstanden ,, No property!", und das heißt: ,, Kein Eigentum!" So folgten sie denn dem Lord, weil sie seine Losung falsch verstanden und weil sie glaubten, mit seinem Sieg werde ein neues Zeitalter sozialer Gerechtig= feit anbrechen.

Sie steckten sich eine blaue Kokarde an, sie miß­handelten jeden, der das Zeichen nicht trug, und da ein Lord und Parlamentsmitglied den Haufen führte, glaubte mancher mächtige Mann in England, die Kein- Papismus"-Bewegung habe den sicheren Sieg schon in der Hand. Der Lordmanor von London   wollte die Katholiken und Gegner der Bewegung nicht schützen, obwohl eine einzige Kompagnie Soldaten sie wie Spreu zerstreut haben würde". Der Lordmayor sagte sich: Es stecken vornehme Leute hinter diesen Unruhen," und so will er sich's nicht durch ein Eingreifen mit den er­wachenden Protestanten verderben. Und mancher Ritter und Lord   trägt die blaue Kokarde in der Tasche und steckt sie an, wenn es ihm notwendig scheint, und verbirgt sie, wenn er ein Alibi benötigt. So kann sich die Bewegung, von Lon­ dons   Behörden stillschweigend geduldet, ausbreiten. Den Trägern der blauen Kokarde geht es dabei gut: brauchte jemand unter ihnen Geld, so hatte er nur an die Tür eines Privathauses zu klopfen oder in einen Laden hineinzutreten und es im Namen der Aufrührer zu verlangen, so wurde sei­nem Begehr augenblicklich willfahrt. Fürchteten sich die fried­lichen Bürger, Hand an sie zu legen, wenn sie einzeln oder zersplittert waren, so läßt sich leicht denken, wie vollkommen sie vor jeder Störung gesichert waren. menn sie sich haufen­weise zusammenrotteten. Die meisten Häufer hingen eine blaue Flagge aus als Beweis ihrer Anhänglichkeit an die Volkspartei und selbst die Juden in Houndsdiih, Whitechapel

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Das Volk und die Nazibonzen

Die Polizeidirektion Augsburg wendet sich in einem scharfen Erlaß gegen das Denunziantentum( mit diesem Ausdruck sollten die über die Hitler- Bonzen ehrlich empörten Nazi- Werftätigen getroffen werden). Zahlreiche Anschul digungen schwerster Art, die während der legten Zeit gegen Männer und Frauen des öffentlichen Lebens, sowie gegen Privatpersonen bei der Polizeidireftion vorgebracht wurden, hätten sich nach genauester amtlicher Nachprüfung in vielen Fällen als Kelatich und übertriebenes Gerede heraus gestellt. Gegen solche Schädlinge der Volksgemeinschaft müsse nunmehr mit schärfften Maßnahmen vorgegangen werden. Die neuen Strafvorschriften sehen für falsche Anschul­digungen Mindeststrafen von 1 Monat Gefängnis vor. Falsche Anschuldigungen, nicht wider besseres Wissen, aber vorsätzlich oder leichtsinnig begangen, werden ebenfalls mit hohen Gefängnisstrafen geahndet. Außerdem fann in allen Fällen Ueberführung ins Konzentrationslager Dachau   erfolgen.

und andern Stadtteilen schrieben auf ihre Haustüren oder Fensterladen: Dieses Haus ist gut protestantisch".

Die erwachenden Protestanten waren militärisch organi­siert; so konnten sie eine zeitlang ihre Anhänger, die einge­sperrt wurden, aus den Gefängnissen herausholen. Ihr seht in mir den Führer eines mächtigen Volfes, den Haupt­mann einer edlen Schar... einen, der die Wunden seines unglücklichen Vaterlandes heilt," sagte einer der Unter­führer. Und der Führer selbst, Lord George Gordon  , ver kündet: Laßt uns sehen, wer es wagen wird, eine Macht wie die unserige anzugreifen das feierliche Bündnis eines ganzen Volkes. Ich bin stolz darauf der Führer g Männer, wie Ihr seid, zu heißen." Einer der wichtigsten dieser Männer, die Lord George Gordon zu führen D. jt, ist Henker; er hat Angst. daß die zu milde Gesetzgebung oes Parlaments ihn um sein Brot bringen könnte, und von Gordon erwartet er Geieße, die eine neue Konjunktur für seinen ehrenwerten Beruf bedeuten.

Dennoch wagte man die Mordbrenner, das feierliche Bündnis eines ganzen Volkes", anzugreifen; die Regierung machte nach langem Zögern dem Wirbel ein blufiges Ende; Lord George Gordon   selbst wurde ins Gefängnis gesetzt und fand nur wenig Trost in seinem Fanatismus oder in seiner geträumten Mission".

Die furchtbaren sozialen Verhältnisse in England von 1780 hatten dem Lord George Gordon   die Massen zuge­trieben; ein paar Tage lang regierten der Mord und die Plünderung in London  , bis der Sput zerstob. Einer der Kritiker des großen Schriftstellers D'dens, der Deutsche Dibelius, findet, daß Lord Gordon   so gut wir gar nicht charakterisiert ist". Nun, da die moderne Geschichte Europas  uns Hysterifer zeigt, die zur Macht kommen, müssen wir die Kritik von Dibelius berichtigen die moderne Geschichte be­weist. daß Lord George Gordon   von Charles Dickens  glänzend charakterisiert wurde. Der Erweder der Pro­teftanten ist übrigens später vom Protestantismus abaefallen.

Dickens  ' Roman   ist 1845 deutsch in Wien   erschienen; Bauernfeld   hat ihn überlebt; J. N. Geiger hat ihn illustriert und auf einem dieser Bilder kann man den Pord selbst sehen. von seinen Freunden umringt, deren einer begeistert die Hand im deutschen Gruß" hochreckt.

Wenn der gebildete Engländer von 1933 das heutige Deutschland   nicht versteht. dann möge er sich vorstellen. Pord George Gordon hätte gefteat und wäre Englanda Premier minister. der Henker. der Gordons Scharen geführt, wäre Innenminister und der Agitator mit dem glatten und de­mütigen Benehmen, der immer auf der Lauer ist und auf etwas wartet, wäre Propagandaminister.

Eines allerdings hat Dickens   nicht vorausgesehen; näm lich, daß die Methoden des Mordens und der Gemeinheit zweihundertfünfzig Jahre später Lord Gordon weit über­treffen würden.