Straßburger   Wochenbericht

Stadt im Schnee

Schon seit Wochen ragt die Münsterturmspitze in dichte Nebelschleier, die sich beinahe jeden Tag vom Rhein   her über die Stadt wälzen. Nun aber haben die vielen Türmchen und Türme sich ein weißes Schneehäubchen aufgesetzt, der Winter hielt seinen Einzug. Einige hundert Schneeschipper hatten heute den ganzen Tag alle Hände voll zu tun, um die Schneemassen von den Hauptverkehrsstraßen zu entfernen. Die Wintersportler freuen sich auf den Sonntag, der ihnen in den nahen Vogesen   die Erfüllung hochgespannter Erwar tungen bringen soll. Neben ihnen freuen sich nur noch die Kohlenhändler, die mit vielen Fuhrwerken unterwegs sind, um die Bevölkerung mit Heizmaterial zu versorgen. Draußen in der Orangerie entwickelt sich auf den städtischen Eis­plätzen ein lebhafter Schlittschuhbetrieb. Der Winter ist für alle eine angenehme Jahreszeit, die genügend Geld haben, seine Unannehmlichkeiten zu mildern und seine Freuden aus­zukosten. Die anderen Menschen aber, die auch hier sicherem Vernehmen nach in der Mehrzahl sein sollen, hätten nichts dagegen einzuwenden, wenn der garstige Geselle seine Herr­schaft nicht allzulange ausdehnen würde.

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spruch des Richters auf fünf Jahre Gefängnis. Außerdem Berdem läuft ein Ausweisungsbefehl gegen den Gauner. D

Generaldirektor und Generalvertreter

Der angebliche Generaldirektor einer Pariser   Radiofirma wußte sich hier 12 000 Franken dadurch zu ergaunern, daß er einen hiesigen Radiohändler zum, Generalvertreter" der Firma ernannte und sich dafür 12 000 Franken zahlen ließ. Als er die Summe kassiert hatte, schickte er einige fingierte Bestellungen an seinen, Generalvertreter" und ließ sonst nichts mehr von sich hören.

Das ,, dritte Reich" in Nöten! Näheres darüber im ,, Anti- Faschist"

Reichskanzler Hitler   und seine Minister sind trotz der " großen" Abstimmung in Not geraten. Das deutsche   Volk ist nicht mehr in der Lage, sich auch nur einen Zentimeter ohne Bewachung zu bewegen. Der Humor und die Anekdoten sind verboten. Kein Mensch wagt sich noch irgendeinen Wit über

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Lothar Frey, Deutschland   wohin? 150 Seiten, Kart. Fr. 5,-

B. Traven, Regierung Roman, 350 Seiten, Ganzleinen Fr. 6,25

Kein Licht im Zentrum

Das war eine schöne Aufregung am Montagabend gegen 17 Uhr. Im Stadtviertel am Kleberplatz sette nämlich um diese Zeit plötzlich das Licht aus. Das Stadtviertel mit den vielen großen Geschäftshäusern lag eine halbe Stunde lang im tiefsten Dunkel.

Brand in der Münsterpost

Im Postamt am Münsterplatz entstand am Montag­abend gegen neun Uhr aus unbekannter Ursache ein Schaden­feuer, das dank dem raschen Eingreifen der Pompiers bald gelöscht werden konnte. Der Schaden ist gering. neda

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Bernard Brentano  Berliner Novellen Holzschnitte von Clément Moreau  . Leinen Fr. 3,50 In diesen Novellen spiegelt sich die aus den Fugen geratene Welt der Großstadt wider

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Ein packendes Lebensbild des berühmten Astronomen

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Michael Scholochow  , Neuland unter dem Pflug Roman, 300 Seiten, Ganzleinen Fr. 6,50

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des EUROPA  - VERLAGES ZURICH

die neue Situation Deutschlands  . Alle Witblätter im ,, dritten Reich sind gleichgeschaltet. Und weil doch über Hitler, Röhm, Göbbels   und Genossen die schönsten Witze kursieren, hat sich der Verlag des ,, Anti- Faschist" in Straßburg  zur Pflicht gemacht, in bildlicher wie schriftlicher Hinsicht die deutschsprachigen Gebiete mit dem Humor zu erfreuen. Wir verweisen deshalb auf das Inserat in gleicher Nummer, in dem der Verlag die Nummer 3 des bereits überall einge­führten Witblattes Der Anti- Faschist" ankündigt. Sichern Sie sich rechtzeitig diese originelle Nummer und machen Sie alle Freunde und Bekannte sowie Ihre Buch­handlung auf das Erscheinen aufmerksam. Bestellungen wolle man rechtzeitig aufgeben beim Verlag, Straßburg  , 31, rue St. Gotthardt.

Ferdinand Bruckner  Die Rassen

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,, Die Rassen wurden bei der Uraufführung im Zürcher Schauspielhaus Ende 1933 mit größter Spannung und Begeisterung aufgenommen

Hans Mühlestein Menschen ohne Gott Drama in 3 Akten. Kartoniert Fr. 3,-

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Die Probleme unserer Zeit

in ihrer erschütternden Dramatik

Politischer Einbruch und politische Brandstiftung Nachdem sich der Verdacht, daß der Einbruch in ein Ver­lagsbüro in der 31, rue St. Gothard aus politischen Motiven erfolgte, immer mehr verdichtet, lenken die Straßburger   Neuesten Nachrichten" in ihrer Freitagausgabe die Auf­merksamkeit der Oeffentlichkeit wieder auf den Brand bei Helminger. Bekanntlich brannte vor etwa vierzehn Ta­gen im Metzgertorhafen in den frühen Morgen­stunden die Lagerhalle der Speditionsfirma Helminger nieder. In der Halle verbrannte das gesamte Möbel von zehn deutschen   Flüchtlingsfamilien. Im Zusammenhang mit dem Einbruch in der rue St. Gothard   er­innert man sich nun der Tatsache, daß auch bei der Spedi­tionsfirma vor dem Brand zweimal eingebrochen, aber nichts gestohlen wurde. Die Diebe durchwühlten lediglich das Adressenmaterial. Man vermutet nun, daß der Brand in der Lagerhalle von Beauftragten des Hitlerregimes gelegt wurde. So unglaublich für den die internen Vorgänge im dritten Reich" nicht kennenden Menschen dieser Verdacht auch sein mag, so weiß doch jeder, der einmal mit den seltsamen politischen Methoden Hitler­deutschlands Bekanntschaft machte, daß die fanatisierten Beauftragten dieses Regimes zu jedem Verbrechen bereit sind, wenn man ihnen einredet, daß das Inter­eses des Vaterlandes" ihre Tat erfordert. Man möchte der Polizei dringend anraten, sowohl den Spuren eifrig nachzu­gehen, die auf ein politisches Attentat in diesen beiden Fäl­len deuten, wie auch die große Zahl jener Deutschen  , die sich hier aufhalten, ohne politische Flüchtlinge zu sein, streng zu überwachen. Es treiben sich hier viele Elemente herum, die in der Rolle des Biedermanns, ja oft sogar in der des scharfen Antifaschisten auftreten, in Wahr­heit jedoch die abgefeimtesten Hitler- Spitzel sind.

Die Auslandshetze zentralisiert

Der Volksbund für das Deutschtum im Ausland  " wird ab 1. Januar 1934 mit dem Stuttgarter Deutschen Aus landsinstitut in ein engeres Verhältnis treten. Die Zeit­schriften der beiden Organisationen werden zusammengelegt. Das Deutsche   Auslandsinstitut erklärt: Die Verbindung der beiden größten volksdeutschen Zeitschriften liegt im Sinne der Zusammenfassung aller Kräfte, die der Umbruch der Zeit auch von uns fordert."

Die Abmeldung der Judenkinder

von der Deutschen   Schule in Burgas  ( Bulgarien  ) hat die Schule in so schwierige Lage gebracht, daß die Lehrer zum Teil unbezahlt arbeiten müssen.

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will einen Zoo

Es sind Bestrebungen im Gang, für Straßburg   einen Zoolo­gischen Garten zu schaffen. Nun haben mehrere Organi­sationen, die für diesen Gedanken schon seit Jahren sehr leb­haft agitieren, den Vorschlag gemacht, das Schul­meisters gut auf dem Enten fang in einen Zoo um­zugestalten. Die Mairie hat sich zu dem Plan noch nicht ge­äußert. Da die Stadtverwaltung die Geldmittel zum größten Teil beschaffen müßte, hängt von ihrer Entscheidung das Zu­standekommen des Werkes in erster Linie ab.

Das elsässische Weinjahr

Auf einer kürzlich in Kolmar   abgehaltenen Tagung der Winder des elsässischen Weinbaugebiets erfuhr man, daß das Weinbaujahr 1933 trotz allgemein günstiger Preisentwicklung doch mit einem Defizit abschließen werde, da der Ertrag weit hinter den guten Durchschnittsjahren zurückbleibe. 85 400 Hektoliter ist der Durchschnittsertrag der besten drei Jahre. 1932 betrug die Ernte nur 617 000 Hektoliter, dies­mal erreichte die Ernte nur knapp 400 000 Hektoliter. Die Qualität allerdings ist gut, trotzdem dürften nur wenige Reb­bauern auf ihre Rechnung kommen.

Der Baron mit den tausend Namen

Ein Pole, der unter vielen Namen in elegantester Schale vor mehreren Wochen, hier auftrat, verstand es in einem Juwelengeschäft Waren im Werte von rund 10 000 Franken zu ergaunern. Im Abwesenheitsverfahren lautete der Urteils­

Kino, Theater, Konzerte

Im Kino ,, Olympia  " läuft wieder einmal der ers aütternde Antikriegsfilm ,, Im Westen nichts Neues", der nach dem Roman von Remarque   gedreht wurde. Der Film findet wiederum ein zahlreiches Publikum. Im UT. und Kino ,, Arcades" bewundert man King Kong", einen Film, der weniger durch seinen Stoff, als vielmehr durch seine technischen Kabinettstückchen lebhaftester Aufmerksamkeit begegnet. Die Philharmonie Straßburg   veranstaltete am Montag ihr erstes Winterkonzert, das vornehmlich Werke von   Beethoven, Mozart   und Liszt   brachte, darunter Beetho­vens Fünfte". Der rührige Dirigent Monfeuillard erfreute mit eigenen Kompositionen. Das Orchester, meist aus Dilet­tanten bestehend, meisterte seine Aufgabe ausgezeichnet. Walter Rummel  

, der bekannte Pianist, begeisterte am Mittwoch mit einem Bach- Liszt- Abend seine zahlreichen Straß­ burger   Freunde. Walter Rummel ist einer jener Künstler, die das ,, dritte Reich" nicht mehr besuchen. Ueber Deutschland meinte der Künstler: ,, Sehen Sie, ich bin ein tiefgläubiger Mensch. Mein christliches Bekenntnis ist unumstößlich, aber ich kann nicht verstehen, wie zivilisierte Menschen gegen ihresgleichen schlagen können, unter dem bloßen Vorwand: sie denken nicht wie wir!"

Das Theatre municipal brachte in dieser Woche in ausge­zeichneter Inszenierung Aida", während das deutsch­sprachige Ensemble mit Hokuspokus" aufwartete. Das Elsässische Ensemble brachte das Straßburger Weihnachts­märchen' s Gänselissl" als Uraufführung heraus. E. D.

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