Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Ein prachtvolles, an römischem Vorbild geschultes Reiter­standbild des Freiheitskämpfers Bolivar, des Befreiers von

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Allgemeine

Deutsche Poliklinik

Chefarzt Professor WENSTEN

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Venezuela  , wird am Sonntag an der Porte- Champerret ent- Auf dem Genoveva- Berge

hüllt.

Der Polizeipräfekt hat entschieden. daß an den beiden Festsonntagen, 24. und 31. April. keine Veränderungen in den Zeiten der Friseurgeschäfte eintreten. Die, Sonntags Vormittags- Geschäfte" müssen am Nachmittag geschlossen halten, die übrigen überhaupt.

Das erfolgreich in Zürich   uraufgeführte Drama Rassen" von Brückner wurde von einem Bühnenvertrieb vermittelt, dessen nach Paris   geflüchteter Inhaber vordem von Hitler   in Schutzhaft gehalten wurde.

Eine Anleihe von 900 Millionen Franken zum Bau von 30 Kilometer Untergrundbahn außerhalb der Stadt steht be­Das Modell von Autobussen mit Plattform in der. Mitte wird eingeführt werden.

vor.

Am Samstag und Sonntag ist wieder eine Fülle deutscher Musik in den Pariser   Konzertsälen zu hören. Weingarther dirigiert zwei Wagner Festivals, Beethovens Neunte wird dreimal gespielt, und Schumanns Paust" gelangt ungekürzt zur Aufführung.

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Franzosen und Deutsche über die Rassenfrage

Französische   Volkslieder in der Freimaurerkapelle

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deutsche   Musik

Mit den Fragen des deutschen Rassismus beschäftigte sich ein Kreis von Franzosen   und Deutschen  , die sich zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Gruppe Fraternité  . Réconciliation" zusammenfanden. Das ist eine Freimaurer. vereinigung zur Förderung der Ideen der Völkerversöhnung und deutsch  - französischen Annäherung.

Nach den Begrüßungsworten des Präsidenten Kuttner nahm für die Deutschen   E. I. Gumbel, der vertriebene Professor der Heidelberger   Universität. zu einigen historisch­kritischen Ausführungen über den Racisme allemand" das Wort. Rassismus? Die Anwendung einer biologischen Lehre auf die Politik, einer biologischen Behauptung, die längst als halbwissenschaftliche Stümperei widerlegt ist. Denn die reinen Rassen", unter denen die nordische Rasse" wiederum die fasse supérieure" darstellen soll, existieren überhaupt nicht. Das ist eine Phantasielehre, die jeder wissen­schaftlichen Basis entbehrt, eine Begriffsklitterung. die wahl los philologische Feststellungen auf die Biologie überträgt ( z. B. den Begriff der arischen, d. h. indogermanischen Völ­ker). Ihr ist die Verneblung und Verdummung eines ganzen Volkes oder doch großer Volksteile gelungen. Ihre Verfechter

Der Präsident der Republik im Gymnasium

Auf dem Genoveva Berge zu Paris   liegt das Panthéon  , das seinen Erbauer Soufflot ganz unglücklich gemacht hat, weil die Leute glaubten, die erhabene Kirchenkuppel werde ein­stürzen. Auf dem Genoveva- Berge steht auch Jean Jacques Rousseau   in steinerner Weisheit, dort ist die Polizeiwache, und dort ein Hotel zu den großen Männern" mit allem Komfort, und von der anderen Seite schauen die erhabenen Pedelle der Rechtsfakultäten mal heraus, und wenn sie weg­schätten, geht der Geist von Jean Dabin vorbei, der wegen seiner Liebe zu der Violette die Wissenschaft meiden mußte und nun im nordafrikanischen Wüstenrand exerziert, während wir in Paris   frieren. Dem einen das Panthéon  , dem anderen der langsame Schritt, das ist der Lauf der Welt.

Auf dem Genoveva- Berge steht auch das Lyzeum Henri IV.  , das dem Andenken des guten Königs gilt, der Paris   eine Messe wert fand und die Frauen auch und der die schöne Geschichte vom Hahn im Topf Sonntags früh für seine Untertanen erfand, es ist aber wohl schon lange her. Am Goldenen Sonntag"( wie man bei uns sagt) war großer Besuch in diesem Lyzeum zur Hundertjahrfeier ihre Freunde angesetzt, und der Präsident der Republik Lebrun war auch da and der Minister de Monzie, und es bildet ein Pariser   Ereignis.

Gegründet ist dies Lyzeum eigentlich von Napoleon le Grand, aber nicht alles, was von Austerlitz   stammt, trägt seinen Namen. So sehe ich manchmal sinnend nach dem Triumphbogen im Garten des Tuilerien hinauf, da stehen die Königreiche Bayern   und Württemberg   eingetragen, aber nicht jeder hört es gern. Also hat auch der dicke König Ludwig XVIII.  , als er mit der heiligen Allianz zurückkehrte, den Namen Napoleon   weggewischt und Henri IV  , eingesetzt, weil das der erste Bourbone war. Der Bürgerkönig tanfte die Schule auf Corneille um, Napoleon   der Kleine machte aus Corneille wieder Napoleon  , die Republik   setyte im Schreckens­jahre, bevor die preußischen Grenadierstiefel durch das Elysäische Feld zogen, wieder Corneille ein, die heran­marschierende neue Mornarchie machte 1873 aus Corneille wieder Henri IV  . Seitdem blieb es bei dem Suppentopf. Denn die Republik   ist längst gefestigt, und hat die Umtaufe

vergessen.

O Lyzeum Henri IV.  : Berühmte Leute waren deine Schüler unter dem hohen Chlodwigturm: Da ist Millerând, der poli­tische Mann, und Alfred de Musset  , der sinnende Dichter, und Prosper Merimée  , der wortfeste Schreiber. Da sigt Pierre Loti  , der Dichter des exotischen Meeres und der Chrysanthemen, unter dem Turme als Pariser   Kind. Da lernt Puvis de Chavanne, ein berühmter Maler, auf der Schiefer­tafel zeichnen und formt die Gliedmaßen der Genoveva, die er nachher in großen Fresken auf das Panthéon   geworfen hat. Und das mit Recht: denn dies ist ihr Berg, und sie hat Paris   von Attila   und den Hunnen befreit.

0 Lyzeum Henri IV.  , bist du nicht, mit deinem wechsel­vollen Namen, ein Bild der politischen Vergänglichkeit? aber schließlich war die Republik   gefestigt, und dann war alles gut. Mich dünkt, wir können auch von Heinrich dem Vierten noch manches lernen.. Baptiste.

Spitzel und Siedler

Eine Kosakengeschichte

sollte in Algier   sein, man zahlte Geld ein, man hoffte auf

Wahl von 1932. Aber die Wahl ging links, die Pläne fielen um. das Geld war verloren. Lazarew hatte 100 Franken eingezahlt hatte das Geld nach Nice ausgegeben, um an der Gründungsversammlung teilzunehmen. Der Betrogene pro­testiert, macht Krach, wird angezeigt die Folge ist ein Ausweisungsbefehl

Das war am 10. Angust. Am 27. Oktober hörte der Kosak erst von dem Polizeibefel. Er tippelte nach Paris   und suchte Hilfe beim alten Botschafter Maklakoff, der den,., Irr­tum" aufklären wollte. Malakoff tat. was er konnte, aber inzwischen verstrich die Zeit, und als Lazarew am 7. Dezem­her in Paris   auf die Polizeiprätektur ging, um sich Aus­künfte zu holen, wurde er draußen auf dem Blumenmarkt verhaftet, denn die Frist war verstrichen.

Jetzt saß er da, stumpf, dichtbehaart, geschwätzig, heulend. Der einzige Zeuge war der ehemalige zaristische Staats­anwalt Tsche byehow, der kannte ihn wohl, aber mehr von Amts wegen... Uebrigens ist Tschebychov jetzt Redak­teur an dem Pariser Zaristenblatt Die Renaissance".

Lazarew, der blinde Kosak, erhielt vier Tage Gefäng nis, dann wird er ausgewiesen.

Kosakenprozesses, die ganz lehrreich ist!- Die Geschichte eines Spitsel-, eines Siedlungs-, eines Kosakenprozesses, die ganz lehrreich ist!

Ein Seine- Schiff für die Obdachlosen!

Die berühmten Brückenbogen an der Seine, an denen sonst die Obdachlosen schlafen. sind leer. Die grimme Kälte, die abwechselnd mit Tauwetter und Glatteis herrschte, hat die Umherirrenden vertrieben. Nachts spähen die Radfahrer­Patrouillen der Polizei die Kais ab, zu sehen, ob irgendwo ein einsamer Braséro in der Nähe eines Holzplatzes oder Kohlenlagers flammt, an dem sich ein paar Hungerude wärmen.

Die Schlafpiate der Heilsarmee  , auch die neue cité du Refuge, sind überflutet In Ketten stehen die vom Elend Ver­folgten. darunter auch wohl manche arme deutsche   Arbeiter, und warten auf die heiße Suppe. die Soupe Populaire  , die die Wohlfahrt ausgibt. Auch der Pot- au- Feu für die Alten, das Hilfswerk einer barmherzigen Frau, zieht umher. Aber alles das genügt nicht. Der Pariser   Polizeipräfekt hat jetzt die ausgezeichnete Absicht, am quai Jemappes ein ganzes Schiff, das in der Seine   liegt, mit Stroh auszufüttern, um dort die vom Leben Ausgestoßenen zu betten.

Die Not ist schwer. Auf offener Straße, rue Legendre, ist vor einigen Tagen ein 85jähriger Greis zusammengebrochen. und halb erfroren. In Kellern und Scheunen oder unge­heizten Wohnräumen waren mehrere arme Menschen er­froren, darunter eine 60jährige Frau in der Gegend vom Montparnasse   in ihrer Wohnung und eine 51jährige Frau, anscheinend polnische Jüdin. die bei einer Freundin in der Nähe des Boulevards Saint- Michel   in einem Hause genächtigt hatte.

Die Obdachlosen entdeckt man nachts, in Bildern, die an Gorkis Nachtasyl" erinnern in den Wölbungen der Eingangsschächte zur Untergrund, die warm sind. Andere schleichen sich in Keller ein und pennen in der Nähe der Heizungskörper.

Die Kälte war grimmig. die Not ist groß. Die Seine führte Eiswasser. draußen ist sie teilweise mit Eis bedeckt, beson­ders auf den Höhen von Lothringen  , beim Fort Douaumont  , am Rhein- Rhone- Kanal tobte der Krieg des Wetters gegen den Menschen. Die Maas   bei Verdun   war völlig zugefroren.

Dieser Kosakengeschichte muß man doch wohl ein poli- Impfungen gegen den Typhus  

tisches Geleitwort geben.

Man weiß, der Russe Gorgulo w tötete den Präsidenten Doumer. Der Hauptbelastungszeuge war der Kosak Ivan Lazarew. Dieser Bursche, ein dumpfer Mensch, log. Er sagte, dieser Gorgulow sei ein Bolschewikenführer von Rostow   am Don, der ihn gequält habe. Er stand da, ein breiter und dummer Bauer, und hob die Finger. Niemand glaubte dem Spitzel Mächtigerer. Gorgulow war ein Wahn­sinniger, aber kein Bolschewik. sinniger, aber kein Bolschewik.

Der lügenhafte Kosak ging dann in die Pyrenäen   zurück, wo er ein Leben als Ackerbauer unter traurigen Bedingungen führte. Dort gründeten die zaristischen Weißrussen   eine Siedlungsgesellschaft, die Skafa. Die Siedlung

EILIG!

werfen den Marxisten den ökonomischen Materialismus" Wohnung SCHONER BESITZ

vor( obwohl doch die Oekonomie die Formen menschlichen Gemeinschaftslebens schafft), während sie selbst mit dem Rassismus, diesem zoologischen Materialismus", den Men schen zum Rassezuchttier erniedrigen.

Antonio Coen, Altgroßmeister der Großloge  , ergänzt Gumbels Ausführungne nach dem Politischen   hin; er zeigt noch einmal den Wahnsinn, die Lächerlichkeit, den grauen­haften Terror jener ,, Eroberer" jenseits des Rheins.

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Um die Gedanken der Redner zu ergänzen, dem Rasse­wahnsinn den Geist wahrer Menschlichkeit entgegenzustellen, haben sich Künster Franzosen und deutsche   Refugiés Zusammengefunden. Deutsches und Französisches erklingt abwechselnd in der internationalen Sprache der Musik: Bach, Beethoven  . Gluck, Janequien. de Beauxjoyeux. Franzö sische Volkslieder. Deutsche Gesänge Men­delssohns, die ein vorhitlerisches Deutschland   in seinen natio nalen Liederschag aufgenommen hatte, und die heute gleich Menschen ihre Heimat verloren haben.

Dies alles ist die Feier eines kleinen Kreises überzeugter Menschen verschiedensten Alters und Berufes. In einer un­geheizten Kapelle, oben in der Montmartregegend hat man sich getroffen.

Die Einnahmen der Feier soll das Hilfswerk für die deut­schen Flüchtlinge erhalten. Wenige nur wissen davon. Aber vielleicht trägt die Arbeit der vielen kleinen Kreise doch ihre P. W. Früchte

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Nach Mitteilung der Polizeipräfektur finden Impfungen gegen den Typhus   statt:

Für Erwachsene: Samstags 9 Uhr im Hopital Cochin, Samstags 15 Uhr im Hopital Saint- Antoine, Samstags 17.30 Uhr im Hopital Lariboisière.

Für Kinder: Dienstags und Donnerstags 9 Uhr im Hopitas Bretonneau, Mittwochs, Donnerstags und Freitags 9 Uhr im Hopital Trousseau.

Die Polizei warnt, anderes Wasser als Trinkwasser zu benutzen; man soll anderes Wasser auch nicht zum Waschen und zur Lebensmittelzubereitung benutzen. da trotz der Kälte im Dezember die Zahl der Typhusfälle stieg.

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