Pfälzer   Brict

Bauern und Milchhändler

Das interessanteste, was gegenwärtig auffällt, ist die Em­

pörung der Bauern und Milchhändler. Unter

die Bauern ihre Milch in städtische Sammelstellen abliefern.

Morddrohung an der Saar  

Hinweis auf das Reichsmilchgefeß müſſen jetzt fast überall Ein umkämpites Land- Aufreizung zum Abknallen von Max Diejenigen, die an Händler geliefert hatten, bekommen 4 Big Braun- Die Freiheitsfront an den Völkerbundsrat  -

weniger pro Liter und bei denjenigen, die sie gleich selbst verkauft haben, macht es sogar 14 Pfennig aus. Darüber herrscht natürlich unter den Bauern eine ungeheure Empö­rung und in zahlreichen Fällen ist die SA- Uniform einst geradezu fanatischer Kämpfer für das dritte Reich" in gro­Bem Bogen in die Rumpelfammer geflogen. Auch die Händ­ler find empört, weil sie erſtens die Milch jetzt sofort beim Empfang bezahlen müssen und weil die neue Methode für sie auch eine Verdienstschmälerung von 4 Pfennig pro Liter bedeutet. Einige Händler erklärten, wir verkaufen feine Milch mehr und gehen aufs Wohlfahrtsamt. Aber da wurde ihnen sofort mit dem Konzentrationslager gedroht wegen Sabotage. Bei den Bauern wurde die Empörung noch ge­steigert durch die Forderung, ein bestimmtes Quantum Magermilch als Viehfütterung von den Molkereien zurück­zukaufen. Sie schimpfen also, weil sie auf diese Weise ihre viel zu schlecht bezahlte Milch wieder zurückkaufen müssen. Zu dieser Schädigung kommt nun noch die Vorbereitung zur Durchführung des Erbhofgefeßes. Bauern mit 25 Morgen Land wurde die Anwendung des Gesezes angekündigt. Da­durch ist in zahlreichen Familien schon Haß und Streit ein­gefehrt, denn die jüngeren Geschwister wollen natürlich nicht die Knechte und Mägde der älteren werden. Diese verfehlte Bauernpolitik wird Hitler   noch schwer zu schaffen machen.

Das Gutscheinsystem

Eine weitere Angelegenheit, die aufwühlend wirkt, ist das Gutscheinsystem. Es gibt zunächst eine Winterhilfe, die natür­lich weit miserabler ist als das, was die arme Bevölkerung bisher gewohnt war. Unter geradezu entwürdigenden Bedin­gungen müssen die Scheine in Empfang genommen werden und ohne Arbeitsleistung werden sie nur ausnahmsweise verab­reicht. Es gibt nur Gutscheine, mit denen, von geringen Aus­nahmen abgesehen, nur Kleidungsstücke und Wäsche gekauft werden dürfen. Die Geschäfte sind vorgeschrieben, wobei jüdische Geschäfte ausgeschlossen sind und in der Regel am teuersten Platz beim größten Spießbürger gekauft werden muß. Aber diese Spießbürger haben nun auch schon ein Haar in der Suppe gefunden. Neben diesen Gutscheinen gibt es auch noch die der Ehestandsbeihilfe. Wenn nun die Geschäfts­leute zur Einlösungsstelle kommen, werden sie abgewiesen, meil kein Geld vorhanden ist. Ein geringer Teil der Gut­scheine kann zu Steuerzahlungen und sonstigen öffentlichen Abgaben verwendet werden. Das ist aber nur ein geringer Teil. Mit dem größeren Rest wird schon in erheblichem Um­fang Handel getrieben und unter Ausnüßung der Notlage selbstverständlich mit stark gesenkten Preisen. Tatsächlich be­steht also schon durch die Verwendung von Gutscheinen an­statt Geld eine Zahlungsmittelvermehrung und eine kleine Inflation. Auch die Bedürftigen, die keine Kleider, aber Nah­rungsmittel nötig hätten, verkaufen ihre Gutscheine weit

unter dem Wert weiter, um etwas Bargeld auf die Hand zu bekommen.

Die Wohlfahrtsarbeiter

Das traurigste Kapitel ist die Beschäftigung der Wohl­fahrtsarbeiter. Sie müssen bei einer Zulage von 2.- Mark mindestens 6 halbe Tage arbeiten und wurden davon auch während der falten Witterung nicht verschont. Am Flugplat

Abstimmungstruppen ein?

Saarbrücken  , den 15. Jannar  .

Der Vorposten", das offizielle Blatt der Natio: nalsozialistischen Partei des Saargebietes für die verhegte Nazijugend, hat in der ersten Nummer nach dem kürzlichen Verbot wegen aufreizender Schreibweise ernent und verstärkt in den alten Ton zurückgefunden. In dieser Nummer 1 des 2. Jahrgangs vom 13. Januar befindet sich ein Artikel von einem gewiffen Helmut Bohlmann, Saarbrücken  , der eine ganz unglaubliche offene Morddrohung gegen alle die enthält, die sich nicht gleichschalten lassen wollen und der insbesondere zu neuen Mord: und Attentatsversuchen gegen den Führer der sozialistischen   Freiheitsfront, Max Brann, auffordert.

Wir begnügen uns damit, die zwei stärksten Stellen diefes Artikels zu zitieren. Im fünften Absatz des Artikels heißt es zunächst wörtlich:

Dieser Verräter( gemeint ist Mar Braun) an der deutschen   Sache hat es gewagt, am Tage der Niederwaldkundhebung in Neunkirchen   eine Gegen­demonstration aufzuziehen. Wir können Braun bescheinigen, wenn nicht irgendwelche Klauseln im Vertrag beständen, so z. B. das Recht, französische Truppen ins Saargebiet zu rufen, wenn die Polizei nicht mehr Garant der öffentlichen Sicherheit und

ganz unmißverständlich aufgefordert, gegen die Nichtgleich geschalteten der Saar   und die Kämpfer für saardeutsche Freis heit ebenso zu handeln, wie es gegen die Pfälzer   Separatisten ( mit denen die saardeutschen Freiheitskämpfer nicht das ge= ringfte zu tun haben) vor zehn Jahren in Pirmasens  mit Mord und Totschlag geschehen ist. Wörtlich heißt es in dem Artikel:

« Volksgenossen, wiß Ihr noch, wie vor zehn Jahren schon einmal unsere Brüder, nur wenige Kilometer von uns entfernt, der Separatiffenbruf ein rasches aber definitives Ende gemacht haben?... Wir wer­den die autonome Brut in Stücke schlagen und kein Pardon geben. Mit uns ist nur der Sieg, auch wenn wir unser Leben darangeben müssen."

Wenn es noch irgendwelchen Materials zur Illustrierung des nationalsozialistischen Terrors an der Saar   für den Bölkerbundsrat und seine heute beginnende

Tagungbedurft hätte, dann hat sie ihm dieses offizielle Blatt der Nationalsozialisten gegeben.

Zugleich aber zeigt diese erneute Mordheße gegen Mar Braun, den man mit Verleumdungen nicht er: lebigen konnte, daß bald wieder irgendein neuer Ueber: fall oder ein neues Attentat fällig ist.

Ordnung ist, die Selbstjuffiz des Saar  - Abstimmungstruppen?

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volkes wäre schon längst in Aktion ge­frefen. Das mag von den in diesem Falle maßgebenden Stellen als Aufforderung zum politischen Mord ausgelegt werden oder nicht. Das Urteil über die Separatisten ist von der deutschen  Saarbevölkerung gefällt. Derartige Sabo. feure müssen ausgerottet werden wie Raffen. Dagibt es aber auch nicht diege­ringste Schonung!"

Der Artikel ist genau so klar und unmißverständlich, wie es kürzlich das Bombenattentat auf Max Braun und die Ar: beiterwohlfahrt" war! Aber es kommt noch besser: Im vor: legten Absatz dieses Artikels werden die Nationalsozialisten

Angeblich eine französische Forderung

Paris  , 14. Jan. Laut dem Deuvre" wird die französische  Regierung im Völkerbundsrat die Bildung einer internatio nalen Polizeitruppe von 3000 bis 4000 Mann für die Ab­stimmungszeit im Saargebiet vorschlagen. Die Engländer und wahrscheinlich auch die Italiener sollen Gegner dieses Planes sein. Die französische   Regierung sei jedoch ent­schlossen, durch den Völkerbund das Mandat ausführen zu lassen, das Frankreich   über die Saar   erhalten hat. Die Lage in der Periode der Abstimmung werde wahrscheinlich voll von Gefahren sein. Die Saarfrage wird übrigens erst in der zweiten Hälfte der Woche in Genf   zur Beraturg kommen. fommen.olds

Für freie Abstimmung

in Pirmasens  , auf dessen Fertigstellung start gedrängt wurde, Eine Denkschrift der Freiheitsfront

mußten während der kalten Witterung etwa 3000 Wohl­fahrtsunterstützungsempfänger arbeiten. Auf 10 Mann fommt ein Aufseher. Da es einige Mal zu Kritiken und so­gar zu Arbeitsniederlegungen fam, wurden jetzt die Auf­seher bewaffnet und mit Polizeibefugnissen versehen. Sie haben Anweisung, Widerspenstige sofort niederzuschießen. Den Anordnungen der Unternehmer, die pro Mann und Tag 20 Pfennig bekommen für die Aufsicht, ist ohne Widerspruch Folge zu leisten. Schläge sind feine Seltenheit. Ein Arbeiter, der sich erlaubte ein Pfeifchen anzustecken, wurde so ange­brüllt, daß er sich nicht mehr beherrschen konnte und den Unternehmer niederschlug. Er wurde sofort abgeführt, aller­dings auf Fürsprache hin unter Berufung auf die große Kälte nach 4 Tagen wieder freigelassen. Ein anderer Arbeiter, der beim Heimweg zufällig dem Sonderkommissar begegnete und nach dessen Ansicht zu früh die Arbeitsstelle verlassen hatte, wurde infolge seiner Widerrede auf der Straße vom Begleiter des höchsten Beamten niedergeschlagen. Infolge der ungewohnten Arbeit und dem Antreiber­system gibt es fast täglich schwere Unfälle. Im Krankenhaus liegen schon Leute, die ihre Arbeitsfähigkeit völlig verloren haben. Der ungewohnte Aufenthalt in der falten Luft auf einem 400 Meter hoch liegenden Gelände hat auch viele Er­krankungen zur Folge. Da unter diesen Sklaven auch zahl= reiche Nazianhänger sind, die am meisten schimpfen, weil sie fich hierzu für berechtigt halten, hat sich der Mehrheit der Bevölkerung eine große Aufregung bevollmächtigt. Schon der Anblick dieser von der Arbeit zurückkehrenden Wohlfahrts= arbeiter wirkt geradezu aufreizend. In Ansprachen der Führer werden sie jedesmal als Marristenpack, als Faulenzer­gesindel, als Aufrührer und mit ähnlichen Kosenamen be­dacht. In diesen Kreisen spricht man deshalb viel von den guten alten Zeiten", in der es solche Gemeinheiten und eine solche Menschenverachtung nicht gab.

Die Weihnachtsbeihilfe

In den letzten Jahren zahlten viele Gewerkschaften ihren bedürftigen Mitgliedern eine Weihnachtsbeihilfe aus. Die jezigen Verwalter des gestohlenen Gewerkschaftsvermögens versprachen das Doppelte der früheren Unterstützungen, aber gezahlt wurde kein Pfennig. Von dem ganzen Vermögen wird wahrscheinlich nicht mehr viel vorhanden sein. Die Mit­glieder wurden damit getröstet, das Geld wäre der allge­meinen Winterhilfe gespendet worden.

Das gestohlene Arbeitervermögen

Wie diese Burschen mit dem gestohlenen Vermögen der Arbeiter umgehen, mag am Beispiel eines Konsum vereinsfommissars geschildert sein. Dieser ganz un­fähige Bursche hat sich sofort 380 Mark Gehalt gesichert und fährt im Auto spazieren. Kürzlich konnte er den noch ziem lich neuen Wagen an einer abschüssigen Stelle nicht mehr halten und fuhr auf ein Haus. Es passierte ihm nicht viel, aber der Wagen war unbrauchbar. Derselbe Bursche hat sich jezt als ein ganz gefährlicher Schürzenjäger entpuppt, der die Abhängigkeit der Verkäuferinnen für seine Passionen ausgenutzt hat. Seine eigenen Pgs. laufen nun gegen ihn Sturm, aber man ist davon überzeugt, daß aus Prestige­gründen wohl die Ankläger fliegen werden.

Der neue Gewerkschaftsbeauftragte Fink ließ sich auf­fallend lange nicht im Büro sehen, jetzt hat sich herausgestellt, daß er anläßlich einer Versammlung in Siebeldingen  während seiner Schimpfrede mit dem entsicherten Revolver in der Tasche spielte und sich in den Oberschenkel schoß. Schlechtes Geschäft

Der Weihnachtsverkauf wird allgemein als sehr schlecht bezeichnet. Es gibt Geschäftsleute, die behaupten, 40 Pro sent weniger umgesetzt zu haben als im vorigen Jahr. Das beste Geschäft machten die Warenhäuser und Einheitspreis

Saarbrüden, 15. Januar 1984.

Der heute beginnenden Tagung des Völkerbunds rates, auf essen Tagesordnung auch zwei Saarfragen stehen, hat die Freiheitsfront des Saargebietes eine Denkschrift überreicht, die sich mit den ständigen und bis zur Verzweif lung gesteigerten Terrormaßnahmen des Nationalfozialis mus im Saargebiet gegen alle Nichtgleichgeschalteten befaßt. Die Denfschrift beginnt wie folgt:

" Die Freiheitsfront des Saargebietes" und die sozial: demokratische Landesratsfraktion wenden sich erneut an den Völkerbund und seinen Hohen Rat. Bereits in der Eingabe vom 16. September 1933 haben wir mit allem Nachdruck dar: auf aufmerksam gemacht, daß der an der Saar   beginnende Abstimmungskampf feitens der nationalsozialistischen Partei mit allen Machtmitteln und äußerster Brutalität geführt werden würde. Was wir vorausgesagt haben, ist leider rests los eingetreten."

Die Denkschrift verbreitet sich dann über die Bildung der sogenannten deutschen   Front" und fährt danach fort:

Die Bildung der äußerlich einheitlichen deutschen Front" hat den Abstimmungskampf schärfer und heftiger werden laffen, indem er deutlich zwei Fronten schuf. Alle Gegner der deutschen Front" werden von ihr insgesamt und sum­marisch als Landesverräter, vaterlandslose. Separatisten und Voltsverräter" bezeichnet. Der Gegenfag innerhalb der Bevölkerung ist dadurch bis zu einer unüberbrüdbaren Tiefe aufgewühlt. Die sogenannte deutsche Front" nimmt ebenso arroganter: wie lächerlicherweise für sich in An spruch, den Willen der gesamten Saarbevölkerung zu res präsentieren und diffamiert jeden Andersdenkenden als ,, Landesverräter". Das Ablehnen des Eintritts in die ,, deutsche Front" hat die absolute Aechtung und Diffa­mierung des Widerstrebenden zur Folge. Entsprechend diesem allgemeinen politischen Drud haben sich Terror and Boykott in außer ordentlicher Weise verschärft."

Es folgt dann eine Auslese aus den sehr zahlreichen Terrorhandlungen nach den einzelnen Sachgebieten geordnet und auf ein außerordentlich zuverlässiges Material gestützt. Den Beschluß der sehr reichhaltigen Denkschrift, deren Wort­

geschäfte, weil billige Artikel bevorzugt waren. Jedenfalls ist bei diesen Geschäftsleuten aus einer Reihe von Gründen sehr wenig Begeisterung für das dritte Reich" zu merfen und man hört oft die Meinung, so fann es auch nicht weitergehen.

In der Schuhindustrie geht es mit Ausnahme der Be triebe in Niederauerbach und Waldfischbach sehr schlecht. Die besten Arbeiter verdienen infolge Kurzarbeit kaum noch 20,- Mark pro Woche. Von überallher wird geklagt über eine ge­radezu erpresserische Pressepropaganda für die Nazizeitung. Sie wird insbesondere den bisherigen Beziehern sozial demokratischer und kommunistischer Zeitungen unter Drohungen direkt aufgezwungen. Es wird auch aufgefordert, alte Abonnements auf lange bestehende Lokalzeitungen auf­zugeben. Die Proteste dieser zum Untergang verurteilten Zeitungen haben nicht viel genutzt.

Enttäuschte Arbeiter

In der Maschinenfabrik Schön wurde ein neuer Ingenieur eingestellt, der die Aufgabe hatte, die Arbeitsleistung zu

laut wir noch veröffentlichen werden, machen folgende Dar­legungen:

" Nach dem Friedensvertrage und§ 34 Abs. 4 des Saars ftatuts ist es Aufgabe des Bölferbundsrates, eine freie und unbeeinflußte Stimmabgabe an der Saar   zu ge= währleisten. Die Stimmabgabe kann nur dann als frei und unbeeinflußt betrachtet wer= den, wenn bereits der politische Meinungs: Tampf unbehindert und ohne Terror vor lich gehen konnte. Nach dem Vorgetragenen ist be: reits heute der Abstimmungskampf an der Saar   durch die Schuld des Nationalsozialismus in einer dem Versailler Vertrag zuwiderlaufenden Weise beschränkt und unmöglich gemacht.

Der unerträgliche Druck und der alles eine vernichtende Terror verhindern frete, unbeeinflußte Abstimmung und Knebeln den Willen der freiheitlichen Saarbevölkerung in jeder Hinsicht. Es ist dem Völkerbund bekannt, wie die freie Meinung in Hitler  : Deutschland   niedergerungen und ihre Aeußerungen unmöglich gemacht worden sind. Mit den gleichen Methoden und mit den gleichen Zielen arbeitet die nationalsozialistische Partei an der Saar  , stärkstens begünstigt durch die un­geheuren finanziellen und moralischen Unterstügungen des britten Reiches", denen die freiheitliebende Bevölkerung der Saar   ähnliche Machtmittel nicht gegenüberstellen kann.

Es muß Aufgabe des Völkerbunds rates sein, hier die Saarländer   in der Wahr: nehmung ihrer unveräußerlichen Rechte a ichüßen.

Die Abstimmung stellt eine Unmöglichkeit dar, solange sich Terror und Boykott in dem von uns geschilderten Maße austoben können. Wir erwarten, daß die Abstimmung erst dann zugelassen wird, wenn die im Versailler Vertrag da für bestimmten Vorauslegungen als gegeben angesehen werden können.

Im Namen der saarländischen Freiheitsfront: gez. M. Braun.

Für die sozialdemokratische Landesratsfraktior gez. H. Liefer gez. H. Petry."

steigern. Dabei fam es zu schweren Konflikten und ein Nazi­arbeiter, dem mit der Stoppuhr in der Hand nachgewiesen wurde, daß ihm der Akkordsaz um 10 Prozent gefürzt wer den könne, ließ sich zu Beleidigungen hinreißen und wurde entlassen. In einer Betriebsversammlung wurde dann durch den Nazibetriebsrat dem Firmeninhaber das Konzen­trationslager angedroht. Herr Antonie von Kaiserslautern wurde zur Schlichtung herangezogen und die Naziarbeiter waren ganz begeistert in der Erwartung eines scharfen Vor­gebens gegen den unsozialen Unternehmer. Aber als Herr Antonie nach seiner eingehenden Aussprache mit dem Unter­nehmer zur Betriebsversammlung fam, gab es lange Ge­fichter. Der Herr Arbeitervertreter stauchte nämlich die Ar­beiter gehörig zusammen wegen ihrem geringen Verständ­nis für die Maßnahmen des Herrn Schön, der noch durch die Rationalisierung nur vaterländische Interessen vertrete und aus Exportgründen die Produktion verbilligen müsse. Dieser Borgang hat mehr gewirkt, als alle unter Lebensgefahr ver­breitete illegale Literatur.