Deutsche   Stimmen. Beilage zur Deutschen Greifieit". Beilage zur..Deutschen Freifieit". Ereignisse und Geschichten

Hans Otto  

Diesen offenen Brief erhielten die Mitglieder und Arbeiter des Staatstheaters Berlin   sowie zahlreiche Persönlichkeiten des In- und Auslandes. Wir ersuchen die außerhalb Deutschlands   Lebenden, zu dem Brief Stellung zu nehmen.

Herr Staatsrat Johst! Hans Otto   ist tot.

Sie kannten ihn. Er spielte unter Ihrer Leitung den Kaiser in Faust II  . Sie kannten ihn, den edlen Prinzen von Hom burg der ersten Bühne des Reiches, den sonnigen Max Picco­lomini, den klar- geistigen Freiheitshelden Egmont. Sie kannten ihn.

Er wurde entlassen. Das bedeutete für ihn den Tod. Er wurde von Ihnen entlassen, Herr Johst  !

Sie führten als damaliger Vertreter der Intendanz mit Hans Otto   eine letzte Unterredung. Erinnern Sie sich? Zwei Geistige der beiden Weltanschauungen standen sich gegen­über. Und dieses Gespräch war Ihnen unangenehm. Sie fanden nicht den Mut, Hans Otto   zu sagen, daß seine Ent­lassung eine politische ist. Sie sagten, er ist nicht der Typ des jugendlichen Helden.

Hans Otto   lebte und starb wie ein wirklicher Held lebt, handelt und stirbt. Seines Egmonts letzte Worte:

Fallt freudig, wie ich euch ein Beispiel gebe!" erhielten durch seinen Tod tiefere Bedeutung. Der Tod vollendete die menschliche Größe, Sie, Hanns Johst  , haben vom Helden nur einen Theaterbegriff. Hans Ottos Leben und Sterben triumphiert über Ihre Unwahrhaftigkeit.

Wissen Sie, was mit Hans Otto   geschah? Haben Sie nach­geforscht? Es waren doch Ihre Kameraden, unter deren Händen dieses grauenhafte Verbrechen geschah. Göbbels  ließ der Delegation der um ihren Kollegen besorgten Mit­glieder der Staatsbühne erklären: ,, Selbstmord im Gefäng­nis." Selbstmord, nicht wahr? Des Mörders feige Zuflucht ist die Lüge. Mit Todesstreichen sollte Hans Otto   der Verrat an seinen Freunden und auch deren Tod erpreẞt werden. Neuntägige Folter erreichte es nicht. Wie wollen Sie Ihre Kameraden, die einen Menschen und Künstler wie Hans Otto   bestialisch ermordeten, bezeichnen? Finden Sie nicht, daß es dafür nur einen Ausdruck, Ihren Ausdruck, gibt, den Sie auf uns anwenden:

Untermenschen?

er,

In jener Unterredung zwischen Ihnen und Hans Otto  sprachen Sie, ohne sich dessen bewußt zu sein, Hans Otto  als Kommunisten die höchste Anerkennung aus: daß Hans Otto  , sich bei der gesamten Kollegenschaft des Staats­theaters größter Beliebtheit erfreut. Und das, weil er sich uneigennützig, tatkräftig und erfolgreich für die Interessen seiner Kollegen einsetzte.

Er wurde Obmann des Ortsverbandes Staatstheater der Bühnengenossenschaft. Seine Kollegen übertrugen dem fähigen Hans Otto   ihr Vertrauen an Stelle seines Vorgängers, der ihn später dafür kommissarisch absetzte! Dieser Mann ist heute als Präsident der Bühnengenossenschaft im Ministerium. Hans Otto  , der begeistert ver. ehrte und geliebte Führer der gesamten Schauspielerschaft wurde ermordet.

Wissen Sie noch, Herr Staatsrat, wie Sie damals Hans Otto   zu sagen wagten: Er sei so sympathisch, wenn er Ihnen gegenübersitzt, und doch könnten Sie sich vorstellen, daß er als Kommunist mit Leuten zusammenkommt, die die Er­mordung Hitlers   planen.

Sie haben entrüstet von Mördern gesprochen. Sie suchen sie im falschen Lager. Wer wurde ermordet? Hitler? Göbbels  ? Oder ein Thyssen? Ermordet wurde Hans Otto  , ermordet wurden und werden hunderte proletarischer Funktionäre, tausende wehrloser, ehrlicher Arbeiter, denen

Dienstag, den 23. Januar 1934

der Sozialismus keine demagogische Abstraktion ist, sondern heiligster Ideen- und Lebenskampf.

,, Die deutsche   Revolution hat höchstens 50 Menschen das Leben gekostet, und das waren meist Halunken," so sprach Ihr Führer. Längst ist die Unwahrheit dieser grotesken Be­hauptung bewiesen. Sind Sie gleichfalls der Ansicht, daß diese Toten auch Hans Otto   Halunken sind? Oder die Millionen Gegner des Plebiszits Verbrecher? Diese Nein­sager, das sind die stillen, namenlosen Helden des gegen­wärtigen Deutschland  , die täglich Leben und Freiheit ein­

setzen.

Sie, Hanns Johst  , haben Ja" gesagt. Sie sprachen zu Hans Otto von Hitler als dem einzigen Mann, der das deutsche   Volk retten kann. Ahnen Sie denn nicht, wie abgrundtief der Haß ist, den Ihr Führer ins Volk trug? Sie glauben, daß er die Nation einigt die Wirklichkeit ist, daß er den grauenhaftesten Klassenkampf führt, den die deutsche   Geschichte kennt. Hans Otto   ist eines seiner vielen Opfer.

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Sie hängen kritiklos gläubig am Mund Ihres Führers. Warum achten Sie nicht mehr auf das, was unter seiner Diktatur in Deutschland   geschieht?

Waren Sie schon in der SA. Kaserne Voß­ straße  . in der Hans Otto   zu Tode gemartert wurde? Waren Sie schon Augenzeuge eines der legali­sierten Massenmorde an den Hinrichtungsstätten? Waren Sie im Konzentrationslager Dachau  ? Wissen Sie überhaupt, was dort vor sich geht? Hören Sie die Schmerzensschreie deutscher   Menschen, die sich unter den Hieben der Stahl­ruten winden und das tierische Freudengeheul ihrer Peiniger?

Hören Sie denn das nicht, Sie Dichter der deutschen   Seele?

Der Gedanke an den Mord an Hans Otto  , als an einem der Besten, Hoffnungsvollsten der jungen Künstlergenera­tion, soll Sie, Hanns Johst  , verfolgen. Sooft Sie Egmont sehen, sooft Sie die Worte Don Carlos' an der Leiche Posas hören, sooft Sie vom ,, heroischen Gefühl" sprechen, sooft Sie die Vermessenheit haben, einen Klassiker des deutschen  fälschen. Humanismus zum Kronzeugen der Hitlerbarbarei umzu­

Hans Otto wurde ermordet. Sie sind mit­schuldig!

Sie sind Dichter und Funktionär dieses Menschenschlacht­hauses Deutschland   und glauben vielleicht, sich für eine große Sache einzusetzen. Ihre Aufgabe nur, schönklingende Wortgewebe zusammenzudichten, um damit die Unsittlich­keit des Privatkapitals und das vergossene Blut der besten Kämpfer dem nüchternen Auge der Umwelt zu verbergen.

Reiterlied

Pazifiziert von Schiller Mynona

Wohl ab, Kameraden, vom Pferd vom Pferd, Aus dem Feld in die Freiheit gezogen, Im Frieden, da ist Uniform nichts mehr wert, Da wird das Herz nur gewogen,

Da tritt keine Waffe mehr für dich ein, Auf dir selber stehst du,

doch nicht allein! Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist, Man sieht nur Feldherrn und-knechte, Und Kadavergehorsam herrscht, Hinterlist Bei dem feigen Nazigeschlechte. Der dem Leben ins Antlitz schauen kann, Der Friedliche nur ist der freie Mann.

Des Todes Aengste, er wirft sie weg, Hat sie nicht mehr zu fürchten, zu sorgen, Er reitet dem Leben entgegen keck, Glückts heute nicht, glückt es doch morgen, Und glückt es erst morgen, so laß uns schon heut Vorschlürfen die Blume der köstlichen Zeit!

Aus der Erde quillt ihm sein lustig Los, Brauchts nur mit Fleiß zu erstreben, Der Papen  , der suchts in des Himmels Schoß, Da wähnt er, den Schatz zu erheben. Auf dem Feld frei erschlagen, so lang er lebt, Er himmelt, bis er im Sterbebett bebt.

Der Diktator und sein geschwindes Roß, Sie sind verächtliche Gäste,

Es schimmern die Lampen im Lebensschloß, Nur der Friedliche kommt zum Feste. Der wirbt nicht lange, er zeigt sich hold, Und zart erringt er der Minne Sold.

Warum juchzt die Dirn und zersehnt sich schier? Sie kann die Zeit kaum erwarten,

Der Liebste entrann dem Göringstier, Sie harret seiner im Garten.

Das milde Schicksal bracht ihn zurück, Verwandelt das Greuelunheil in Glück.

Auf des Friedens Waage die Welt jetzt liegt, Verflucht, wer den Degen noch führet! So bleibt nur friedlich zusammengefügt, Ihr zwingt das Glück und regieret. Es sitzt kein Diktator so hoch, so fest,

Der friedliche Springer gibt ihm den Rest. Drum frisch, Menschenkinder, den Rappen entzäumt, Die Brust vom Hitlern entlüftet! Die Jugend brauset, das Leben schäumt, Frisch auf, eh der Geist noch verdüftet! Und setzet ihr nicht den Frieden ein. Nie wird euch das Leben gewonnen sein.

Oft haben wir an Ihre bessere Erkenntnis appelliert. Jett Willst du erfahren..

tun wir es nicht mehr. Sie sind unser Feind, Herr Staatsrat! Die Revolution, an der die betrogenen Massen Ihrer heu­tigen Anhänger hervorragenden Anteil nehmen werden, wird keine Zeit haben, ihre Feinde durch raffinierte Folter technik tage- und wochenlang zu quälen. Denn sie hat im Gegensatz zu Ihrer Scheinrevolution wahre. revolutionäre Ziele zu verwirklichen:

Den Massen des deutschen   Volkes materielle und geistige Lebensbedingungen zu schaffen für eine höhere Kultur, für eine gerechte soziale Ordnung, für eine Höherentwicklung der menschlichen Beziehungen. Erst dann werden die werk­tätigen Massen aus ihrem heutigen tierischen Dasein befreit werden für ein wirklich menschliches. Es ist der Sprung aus dem Reich der Barbarei in das Reich der Verwirk­lichung der sozialistischen   Ziele, für die auch Hans Otto  lebte, litt und starb.

Ein Genosse des Ermordeten.

"

A

Ein neuer Knigge. Unter dem Titel: ,, Willst Du erfahren, was sich ziemt? Lustiges und lehrreiches Handbuch für die Jugend im ,, dritten Reich" hat ein Carl Schütte   einen Knigge herausgegeben. Der Waschzettel sagt: Das Büchlein soll der heranwachsenden Jugend die Grundforderungen der Gesit­tung vermitteln. Der Verfasser hat streng darauf geachtet, daß keine verspießerten und veralteten Lebensformen in neuer Aufmachung dargestellt werden. Vom Gedankenkreis des NS  . ausgehend, betrachtete er je de Frage des täglichen Lebens und gibt Regel und Richtung für das Verhalten der Jugend. In humorvoller und unterhaltender Weise versteht es der Verfasser, Fragen des guten Benehmens an Jungen und Mädel heranzubringen, so daß sie es, wenn sie es erst aufge­schlagen haben, nicht wieder aus der Hand legen... Es wird zu dem erstaunlich billigen Preis von 65 Pfennige ordinär verkauft..."

Parabellumb Sie dürfen einen Vollbart tragen

Kuh, Hund und Esel

An der deutsch  - holländischen Grenze stehen drei Tiere in

tiefernstem Gespräch. Eine Kuh, ein Hund, ein Esel. Ihr Zue Rechtlosigkeit tritt der Hohn

Thema ist das dritte Reich". Darum stehen sie vorsichts­halber auf holländischem Boden.

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Hin und her gehen Gründe und Gegengründe. ,, Ach was!" brummte da schließlich gutmütig die Kuh, ich werde es riskieren. Will mich mal ein bißchen selber überzeugen. Wenn ich in acht Tagen nicht zuückbin, gefällt es mir drüben. Dann könnt ihr nachkommen." Sie winkte noch einmal mit der Quaste und verschwand über die Grenze. Hund und Esel warteten. Einen Tag, drei Tage, sieben Tage. Da, in letzter Minute kam die Kuh angekrochen: ..Gott sei Dank, daß ich es noch geschafft habe! Kinder, ihr ahnt es nicht! Wie die Wilden sind sie auf mich losgestürzt. Fünfmal jeden Tag wurde ich gemolken. Gott   sei gelobt, daß ich wenigstens ein braunes Fell hatte. Die andern kommen noch öfter dran."

Der Esel lachte aus vollem Halse und der Hund kratte sich hinter den Ohren: Na, liebe Kuh, vielleicht ein biß­chen übertrieben, he? Bißchen gegreuelt, was? Ich werde mich doch mal selber auf die Socken machen. Ihr könnt ja hier warten. Wenn ich bis übermorgen nicht zurück bin, so gefällt es mir gut dort, und ich komme nicht wieder." Damit haute er ab.

Abends war er zurück und hielt den Kopf verschämt zu Boden gesenkt...Na." fragte die Kuh ,,, schon zurück"?"

..Au wau weh!" schrie der Hund, ,, den ganzen Tag Maulkorb aufhaben und Fußẞtritte kriegen. Nein, nein, das halte ich nicht aus. Und dann diese unzählig vielen Kläffer dadrüben, wo man geht und steht. Dagegen kommt so ein richtiger Christenhund nicht an!"

..Hihihiaach!" schrie der Esel,

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,, Ihr Feiglinge! Ihr habt

es nur nicht richtig angefangen da drüben. Jetzt gehe ich los. Wenn ich bis heute abend nicht zurück bin, so macht Euch keine Sorge um mich, dann bin ich nämlich Amts­walter."

Fröhlich springend setzte er über die Grenze. Er kam

nicht wieder.

Von der Freiheit, die dem deutschen   Volksgenossen im totalen Staate Hitlers   und Görings übriggeblieben ist, gibt ein Zirkular Kunde, das von der Direktion eines großen deutschen   Industriebetriebes den Arbeitern und Angestellten dieser Firma zur Unterschrift vorgelegt wurde. Es heißt in ihm:

,, Sie können zu uns in schwarzen oder braunen Schuhen kommen, glatt rasiert oder mit einem Voll­bart. Von uns aus können Sie ganz nach Belieben Ihre Beinkleider mit einem Gurt halten oder Hosenträger be. nutzen, Mitglied eines Kegelklubs sein oder eines Gesang. vereines, zu Hause Briefmarken sammeln oder Tauben züchten, einen Onkel in Amerika   haben oder eine ge­wesene Braut in Italien  . Alles das interessiert uns nicht:

eigen gemacht haben oder machen werden. Heil Hitler!( Zitiert in der ,, Neuen Weltbühne".)" Wenn es diese nationalsozialistischen Unternehmer ge. radezu darauf angelegt hätten, zum Haß gegen den neuen Staat aufzureizen, sie hätten es nicht besser machen können, als in diesem Dokument, das die Freiheiten, die der deutsche  Arbeiter heute besitzt, aufzählt: die Freiheit, schwarze oder braune Schuhe zu tragen, das Recht, den Bart stehen zu lassen oder ihn zu rasieren, die Erlaubnis, Hosenriemen oder Hosenträger zu benutzen, die Berechtigung, Briefmarken zu sammeln oder Tauben zu züchten. An dieser Liste der Rechte, die ihnen geblieben sind, dürften die deutschen  Arbeiter erkennen was zurückzuholen ist.

das ist Ihre Privatsache, und wenn es. Ihnen Spaß macht, nur ein einziges Fach...

Ihr Privatvergnügen. Anders liegt der Fall aber heute hinsichtlich Ihrer poli. tischen Haltung. Bedenken Sie folgendes: Wir sind als Wirtschaftsbetrieb Einzelglied unserer gesamten Volks­wirtschaft, wenn Sie wollen, eine Arbeitszelle. Die Wirt­schaft aber ist eine der Säulen innerhalb des Staates. Und dabei kann es uns nicht gleichgültig sein, wie Sie zum Staate stehen. Sind Sie Gegner des Staates in irgendeiner Form, dann sind Sie naturgemäß auch Gegner unserer Unternehmung. Das ist unabwendbar. Wir kennen keine Parteien mehr, keine Klassenunterschiede, keine andern Interessen als die, in vereinter Leistung daran zu

Ausgeschieden aus ihrer Lehrtätigkeit an deutschen   Hoch­schulen sind nach einer Mitteilung der Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft" folgende Professoren: Dr. Bernstein( Göttingen  , jetzt in Nordamerika  ), Prof. Dr. Breuer( Karlsruhe   und Frankfurt am Main  ), Prof. Dr. Ko­burger( Mannheim  ), Prof. Dr. Lorey( Leipzig  ), Prof. Dr. Loewy( Freiburg  ), Privatdozentin Dr. Pollaczek( Berlin  , jetzt Brüssel), Prof. Dr. v. Mieses( Berlin  , jetzt Istambul  ), Prof. Dr. Nußbäum( Berlin  ), Prof. Dr. Manes( Berlin  ).

arbeiten, daß es uns allen besser geht. Das ist auch das Krieck geht nach Heidelberg  

unserer Staatsmänner. Und dieses Ziel wollen wir durch gute Arbeit erreichen. Das ist für uns alle in unserer Unternehmung das Wichtigste. Denn von unserer Arbeit leben wir alle zusammen. Sie wollen deshalb bis zum... die Erklärung abgeben( schriftlich), daß Sie den nationalsozialistischen Staat bejahen und den deutschen Gruß sich bereits zu

Der Rektor der Frankfurter   Johann- Wolfgang- Goethe­Universität, der bekannte nationalsozialistische Vorkämpfer Prof. Dr. Krieck, hat einen Ruf nach Heidelberg   auf den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik zum 1. April 1934 erhalten, der durch die Entpflichtung des Geh. Hofrate Prof. Dr. Rickert frei geworden ist.