Emigrant Wilhelm II.  

Die Emigranten grüßen den Kollegen

Amsterdamer   Emigranten haben am 27. Januar folgendes Telegramm an den Erkaiser gerichtet:

Wilhelm von Hollenzollern

Doorn( Holland  ).

Ringen um Regierungsautorität

Frankreichs   schwere Krise

Niemals seit dem Kriegsende war die außenpolitische Lage Zum 75. Geburtstag: Wir kennen teine Parteien mehr, Frankreichs   so schwer und gefahrenreich wie in den letzten wir fennen nur noch Emigranten.

Die margistischen Kriegsteilnehmer und jezigen Emigranten in Holland  . Eine Antwort ist bisher nicht eingelaufen.

Oesterreich

Monaten, die einen immer stärkeren Rüstungswillen Hitler­deutschlands, die Krise im Völkerbund und auf der Ab­rüstungskonferenz, die Zuspigung in Oesterreich   und die schwankende unzuverlässige Politit Englands offenbarten. In folcher Zeit, die eine straffe Außenpolitik Frankreichs  nötiger machen denn je, taumelt das Land von einer Re­gierungsfrise in die andere und wird das Vertrauen in die Autorität der parlamentarischen Demokratie durch den Auch England mit der Beschwerde an den Völker- größten Korruptionsskandal seit Panama   erschüttert. Grund­sätzliche Gegner der Volksrechte wühlen die Massen auf, um bund einverstanden? die Regierungskrisen zu einer Staatsfrise zu erweitern. Troß der wiederholten Straßenunruhen in Paris   liegen feine ernstlichen Anzeichen dafür vor, daß Frankreichs   demo­fratisches Verfassungsleben und demokratische Traditionen wirklich in Gefahr seien. Immerhin ist der Prestigeverlust der Parteien und ihrer Führer schwer. Sogar der sehr popu­läre Edouard Herriot   ist im Laufe dieser Krise etwas in den Schatten getreten, well feiner Partei vorgeworfen wird, daß in ihre Wahitasse auch Summen aus den Händen von Staviskn geflossen seien. Daladier  , der den Auftrag zur Regierungsbildung angenommen hat, gibt sich Mühe, ein Kabinett von möglichst neuen unbelasteten Männern zu­sammenzubringen. Der Präsident der Republik, Lebrun, selbst hat ein deutliches Zeichen gegeben, daß die Wege der bisherigen Routine verlassen werden sollen, als er zunächst den früheren Präsidenten der Republik Do u mergue bat, die Kabinettsbildung zu übernehmen. Doumergue   hat wegen feines hohen Alters abgelehnt. Die Anfrage war wohl auch nur als eine Demonstration vor dem Lande gegen die Partei führer gedacht.

Paris  , 30 Jan. Der offiziöse Petit Parifien" will erfahren haben, daß nunmehr auch die englische   Regierung sich von der Zwecklosigkeit eines gemeinsamen Schrittes der Mächte in Berlin   in der österreichischen Angelegenheit über zeugt und deshalb sich für die von Frankreich   befürwortete Anrufung des Völkerbundsrates ausgesprochen habe, falls die Reichsregierung sich weigern sollte, die von Bundes­fanzler Dollfuß geforderten Versicherungen zu geben. Wien  sei bereits entsprechend benachrichtigt worden. Bundeskanzler Dollfuß tenne   somit die Auffassung der Hauptmächte und werde zweifellos unverzüglich beim Generalsekretär des Völkerbundes höchst wahrscheinlich unter Berufung auf Artikel 11 Abs. 2 des Völkerbundspaktes die Einberufung des Völkerbundsrates beantragen.

Bedingungen der Sozialdemokratie

Wien  , 30. Januar. Die Antwort der Sozialdemokraten auf das Angebot des Bundeskanzler Dr. Dollfuß an die Arbeiterschaft, unter Zurückstellung aller klassenkämpferischen Schlagworte sich in die große Vaterländische Front   einzugliedern, liegt nunmehr vor. Der Parteirat der sozialdemokratischen Partei hat gestern zu der Rede des Bundeskanzlers Stellung genommen und in einer Entschließung zum Ausdruck gebracht, daß die österreichischen Sozialdemokraten, wie sie das schon wieder­holt kundgetan haben, auch jetzt bereit seien, an einer fried­vollen und verfassungsmäßigen Entwirrung der polittichen Strife mitzuwirken. Wenn eine Verfassungsreform auf vers faffungsmäßigem Wege geschaffen werden solle, dann müsse dies auf Grund des allgemeinen und gleichen Wahlrechts geschehen und es müsse das freie Koalitionsrecht der Arbeiter und der Angestellten gewährleistet werden. Die sozialdemo­fratische Arbeiterschaft stehe zur Unabhängigkeit Desterreichs und sei bereit, sie mit allen Mitteln zu verteidigen.

Belgische Antifaschisten

Liga zur Verteidigung der Demokratie und der Freiheit

Eine große Anzahl von linksgerichteten Politikern und Männern des geistigen Lebens Belgiens   ist mit einem Auf­ruf hervorgetreten, der zur Gründung einer Liga zur Verteidigung der Demokratie und der Freiheit

Die Presse der diktatorisch regierten Länder, am meisten die des dritten Reiches" verweist gegenüber den politischen Wirren auf die Festigkeit und Geschlossenheit der eigenen Regierungen und Völker. Das ist gewiß nur Heuchelei, denn gerade in Deutschland   ist die innere Zerrissenheit trotz aller Einigkeitsmanifestationen nicht einmal mehr in der zensu­rierten Presse ganz zu verbergen. Zweifellos aber müssen die wenigen noch demokratisch regierten großen Länder bei der Kompliziertheit der europäischen   Probleme für Regierungen mit stabiler Autorität sorgen, wenn ihnen nicht die er­zwungene Disziplin der diftatorisch regierten Völfer und deren außenpolitisch geschlossene und harte Regierungsfüh­rung fehr zu schaffen machen soll. Europa   hat in den kom menden Monaten nichts notwendiger als eine sicher fundierte Regierung in Frankreich   und ein franzöfifches Bolk, das nicht

erst Schlammfluten der Korruption beseitigen muß, ehe es entscheidende außenpolitische Entschlüsse faßt.

,, Republikanische Verteidigung" Von den Neusozialisten bis zu den Links­republikanern

DNB. Paris, 30. Jan. Edouard Daladier   hat um 1 Uhr früh seine Beratungen über die Bildung seiner Regierung unterbrochen. Er erklärte der Presse: Ich habe bereits die Zusagen verschiedener Persönlichkeiten erhalten, aber einige Politiker, die ich zum Eintritt in das Kabinett ersuchen möchte, waren heu abend nicht zu erreichen. Deshalb will ich nicht die Nacht hindurch die Besprechungen fortseßen, son­dern sie um 9 Uhr früh wieder aufnehmen.

Daladier soll, wie verlautet, bis auf drei bereits alle Porte­feuilles seines Kabinetts, das, wie man allgemein annimmt, von den Neusozialisten bis zu den Linksrepublikanern unter Einbeziehung eines Mitgliedes der katholischen Demokraten reichen wird, verteilt haben. Er hofft, noch gegen Mittag dem Präsidenten der Republik seine Mitarbeiter vorstellen zu tönnen. Schwierigkeiten scheint die Besetzung des Innen­ministeriums zu bereiten, auf das der Neusozialist Marquet Anspruch erhebt, während Daladier   es seinem bisherigen Mitarbeiter Frot übertragen möchte. Ueberdies bleibt die Frage der Beteiligung der Neusozialisten noch offen, da erit am heutigen Vormittag die Fraktion hierüber entscheiden wird.

Die Betrauung Daladiers mit der Regierungsbildung wird von der Presse im allgemeinen sehr günstig aufgenom men und auch die Anfündigung, daß er das Außenmini= sterium mitübernehmen wolle, findet allgemein Anklang. In der Beurteilung der Verteilung der Portefeuilles übt man, da noch keine sicheren Anhaltspunkte vorliegen, die größte Surückhaltung, obwohl von einigen Blättern wieder parteipolitische Gesichtspunkte in die Debatte geworfen wer­den. So sagte Echo de Paris" der Regierung keine lange Lebensdauer voraus. Die Heranziehung der Neusozialisten werde die Altsozialisten in Wallung bringen, und ihre Feind­feligkeit gegen die Regierung nur noch steigern. Das Blatt behauptet ferner, daß innerhalb der radikalsozialistischen Partei die Gruppe Herriot- Chautemps bereits offen die Torpedierung vorbereite, und die nationale Minderheit könnte erst recht nicht nach der Pfeife eines Marquet tanzen.

Dagegen bezeichnet der Matin" die Kombination Dala­diers als ein Kabinett der republikanischen Verteidigung" nach dem Muster Waldeck- Rousseaus. Er wendet sich an Per­sönlichkeiten und nicht an Gruppen. Nachdem die Sozialisten die Beteiligung abgelehnt hätten, set das Feld klar abgesteckt gewesen. Im Grunde genommen handele es sich um ein Ra­binett mit verbreiterter radikaler Grundlage, wie Chantemps es vor zwei Monaten vergeblich zu bilden versucht habe.

Englands neuer Rüstungsschritt

auffordert. In dem Aufruf wird die Wahrung einer geistig Eine Denkschrift an alle Beteiligten

freiheitlichen Kultur als die traditionelle Mission Belgiens  seit dem Mittelalter bezeichnet. Die neue Gesellschaft soll sich folgende Aufgaben jeben:

1. Die Diftatur in allen ihren Formen durch eine syste matische Aktion zu bekämpfen.

2. Die Vorzüge der Demokratie nachzuweisen.

3. Die demokratische Institution zu studieren in der Ab­sicht, sie zu verbessern.

4. Die Presse über die Schandtaten der autoritären Regie­rungen und die geheimen Kräfte der Diktaturbewegungen zu unterrichten.

( DNB.) London  , 30. Januar. Die Veröffentlichung des Weißbuches der englischen   Regierung über die Ab rüstungsfrage wird für den 1. Februar erwartet. Ueber den Inhalt des Weißbuches verlautet, daß zahlreiche Aende rungen gegenüber. dem britischen Abrüstungsentwurf vor­geschlagen werden, jedoch wird die neue Erklärung der engli­ schen   Regierung nicht über Aenderungen von Einzelheiten hinausgehen, die bestimmt sind, die Zustimmung der betei­ligten Mächte zu erleichtern. Es dürfte sich um ein Kompro miß zwischen den deutschen   Forderungen und den franzöfi=

5. Die eigene Tätigkeit mit jener gleichgerichteter Organi ichen Sicherheitswünschen handeln, das sich auf die drei

fationen in Belgien   und in der Welt zu vereinigen.

6. Den Opfern der Diktaturregierungen zu Hilfe zu fommen.

7. Die Jugend für die Jdee der Freiheit zu begeistern. Zu den Unterzeichnern gehören Hendrik de Man  , Canrille Huysmans, Emile Vandervelde  , Arthur Wauters   u. a. be=" tannte belgische Sozialisten.

Das Neueste

Die Außenminister der Balkanländer werden am 2. Februar in Belgrad   zu einer Konferenz zufammentreten, auf der die Frage des Baltanpattes behandelt wer den soll.

Der britische   Luftfahrtminister Lord Londonderry, der foeben in Rom   eingetroffen ist, wird Verhandlungen führen, die auf eine Beschleunigung des regelmäßigen Luftverkehrs in Indien   und Südafrika   abzielen. Er wird am Mittwoch oder Donnerstag von Mussolini   empfangen werden, der be: fanntlich auch italienischer Luftfahrtminister ist.

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Gegenüber einer Abordnung der Antriegsver: einigung gab der Sprecher des nordamerikanischen Repräsen tantenhauses der Hoffnung Ausdruck, daß es in diesem Jahre feinen russisch  - japanischen Krieg geben werde. In Behördenkreisen wird die Meldung der Washington Post  dementiert, daß angeblich norwegische und britische   Schiffe für den Transport von Chilesalpeter nach Japan   und nach Rußland   gechartert worden seien.

Die Ehefrau Stavisty wird demnächst vor dem Pariser  Gericht auf Znerkennung einer Lebensversicherung in Söhe von eineinhalb Milionen Franken plädieren, die auf den Namen ihres Mannes abgeschlossen war. Obwohl eine Selbst= mordklausel in dem Versicherungsvertrag nicht enhalten ist, will Fray Staviskn geltend machen, daß ihr Mann nicht Selbstmord ans kaltblütiger Ueberlegung begangen habe, sondern durch die ganzen Verhältniffe in einen Zustand von Nervenzerrüttung geraten sei, so daß man nicht von einem bewußten, freiwilligen Selbstmord sprechen könne. In der Geschichte der franzöfifchen Rechtsprechung sind in der Tat Fälle vorgekommen, in denen Versicherungsprozesse mit der artiger Begründung gewonnen werben fonnten.

Paris  . 30. Jan. Wie die Chicago Tribüne  " ans Wien  meldet, steht der Abschluß eines weitgehenden Wirtschafts:

Grundideen Abrüftung, Gleichberechtigung, Sicherheit stützt. Der strittige Punkt der Probes eit soll gleichzeitig durch eine Abänderung des Wortes" Probezeit" und durch ein Bu­geständnis an Deutschland   in bezug auf die Muster waffen geregelt werben.

Aus der Probezeit soll eine Uebergangszeit werden, während der die Verminderung der Angriffswaffen erfolgt und Deutschland   eine Anzahl Musterwaffen, die noch fest zusetzen ist, erhält. Auf dem Gebiete der Heeresstärke soll England ein Mittel zwischen den von Deutschland   ge­forderten 300 000 Mann und den 200 000 Mann des Mac­Donald- Planes vorschlagen. Schließlich soll noch in bezug auf die Sicherheit die Kontrolle beibehalten werden; doch ihre Durchführung soll so verallgemeinert werden, daß Deutschland   feinen Grund hat, sich benachteiligt zu fühlen.

abkommens zwischen Desterreich und Italien   unmittelbar bevor. Dies Abkommen sei gedacht als Maßnahme zur Sicherung der wirtschaftlichen und politischen Unabhängig teit Defterreichs. Das Abkommen sei während des Aufent halts Suviche in Wien   ausgearbeitet worden und sehe u. a. vor die Ablenkung des österreichischen Imports von Ham­ burg   nach Triest  . Diesen Hafen wollte Mussolini   zum Hafen des Donanraums ausbauen. Wien   jei bereits benachrichtigt worden, daß Italien   ab 1. Februar besondere Frachtsäge für den Transport von Kaffee, Tee und Ratao und anderer Gin: fuhrwaren gewähren werde.

Sturm und Kälte

Schwere Feuersbrunst in Neuyork

London  , 30. Januar. Bei zwei großen Feuersbrünsten in Neuport wurden am Montag 28 Feuerwehrleute verlegt, zivölf von ihnen schwer. Er herrichte ein Sturmwind von über 100 Stundenkilometern. Die Kälte war so start, daß zehn Feuerwehrleute wegen Erfrierungen in, ärztliche Be­handlung genommen, werden mußten, Sechs andere waren von der Kälte jo erstarrt, daß sie außerstande waren, sich durch Flucht zu retten, als eine 20 Meter hohe Mauer ein­stürzte. Den Bränden fielen zwei Hotels, zwei Tanzballen und ein Sporthaus für Borfämpfe zum Opfer. 200 Personen find obdachlos geworden. Der Schaden beträgt 400 000 Dollar.

Die Rälte ift jo start, daß der Bürgermeister von Neuyork Weisung gegeben hat, jebem Obdachlosen ohne Rücksicht auf

Für den Fall deutscher   Verfehlungen soll die englische Denkschrift eine Befragung der Unterzeichner des Ab­rüstungsabkommens und nötigenfalls die Entbindung von den im Abkommen enthaltenen Verpflichtungen vorsehen.

Die englische Denkschrift ist nicht allein in Berlin  , Paris  und Rom   überreicht worden, sondern auch den Bereinigten Staaten, Belgien   und Rom   zugegangen.

Für den Völkerbund

London  , 20. Jan. Der englische Außenminister Sir John Simon gab am Montagnachmittag im Unterhaus in Beant­wortung von drei Fragen über die Völkerbundsreform fol­gende Erklärung ab:

Die englische   Regierung sei der Ansicht, daß irgendwelche mit der Bölkerbundsreform in Verbindung stehende Fragen hinter der unmittelbareren und wichtigeren Frage der Ab­rüstung an zweiter Stelle stehen und auf diese folgen müßten. Als Ergebnis der Unterredung, die er in dieser Angelegens heit vor einigen Wochen mit dem Chef der italienischen Res gierung gehabt habe, frene er sich, dem Unterhaus mitteilen zu können, daß diese Ansicht von der italienischen   Regierung bestätigt und auch von der franzöfifchen Regierung gebilligt worden sei, Mussolini   habe deutlich zu verstehen gegeben, daß das Ziel die Stärkung des Völkerbundes sei. Die englische   Regierung habe nicht die Absicht, gegenwärtig irgendwelche Schritte in der Angelegenheit zu unternehmen.

die Kosten unbedingt Unterkunft zu verschaffen. Im östlichen Teil der Vereinigten Staaten   find alle regelmäßigen Flug­dienste eingestellt worden. Der Eisenbahnverkehr erleidet starfe Verspätungen. Bisher sind 20 Todesfälle infolge der ungewöhnlichen Kälte zu verzeichnen.

Im Polarcis

Die Lage des ,, Tscheljuskin"

( FSU.) Durch die Presse ging eine Mitteilung über die angeblich verzweifelte Lage des Polarfchiffes Ticheljusfin", das auf einer Polarreise von Murmanst nach Wladivostok die der Eisbrecher Sibiriaskow" im Vorjahre erfolgreich zurückgelegt hat, im Polareis eingefroren ist. Dem die Ex­pedition begleitenden Journalisten Begromow machte Pro­fessor Schmidt folgende durch Radio übermittelte Erklärung:

" Zur Bemannung des Tscheljustin" gehören 103 Menschen. Da wir mit Lebensmitteln gut versorgt sind, besteht keine Storbutgefahr. Es sind jedoch einige unter uns, deren Ge­sundheitszustand die Ueberwinterung im Polareis uner­wünscht erscheinen läßt. Wir haben aus diesem Grund einen Startplatz für unser Flugzeug vorbereitet, das einen Teil de Bemannung am Ende der Polarnacht in die Providenz­bat bringen wird, wo zwet Häuser als Winterbasis errichtet wurden. Die in der Preffe ausgesprochenen Befürchtungen wegen Möglichkeit des Untergangs der Expedition sind also unbegründet."