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Die Männer von Oranienburg
ТНОЛЯЗО ИЗОИЗ
Frühere Kommunisten paktieren mit SA.
Wir berichteten jüngst, daß es dem früheren sozial demokratischen Reichstagsabgeordneten Gerhard Seger gelungen sei, aus dem Konzentrationslager Oranienburg zu entfliehen. Nun liegt seine Schrift ,, Oranienburg "( Verlagsanstalt Graphia, Karlsbad ) vor, das seine Erlebnisse widergibt, eingeleitet von der Eidesformel:„ Ich schwöre, daß ich nichts verschweige, nichts hinzusetze...." Der Schrift haben wir das folgende Kapitel über die Gefangenen des Lagers entnom
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Die Zahlen
Der Umfang der Belegschaft des Lagers hat im Laufe dieser sechs Monate, in denen ich dort war, sehr geschwankt. Kurz nach der Einlieferung des ersten anhaltischen Transportes am 14. Juni begann man die Gefangenen zu numerieren, damals betrug die Belegschaft rund 200 Gefangene. Ich habe im Lager die laufende Nummer 190 erhalten, während Anfang Dezember die laufende Nummer die Zahl 1800 weit überschritten hatte. Die höchste Belegschaftsziffer wurde im Juli und August mit nahezu 1200 Gefangenen erreicht, nach dieser Zeit ist die Belegschaft durch umfangreiche Verschiebungen der Gefangenen nach Papenburg , Sonnenburg und Brandenburg vermindert worden. In den letzten Wochen des November nahm die Stärke der Belegschaft wieder zu, weil in anderen Teilen des Reiches kleinere Lager aufgelöst und die Gefangenen nach Oranienburg überwiesen wurden; so waren zuletzt Transporte von rund dreihundert Mann aus der Provinz Hannover und aus RheinlandWestfalen eingetroffen.
Welch eine Härte bedeutet für die Gefangenen aus diesen Teilen des Reiches und deren Angehörige der Transport nach Oranienburg es ist ein für allemal vorbei, daß die Frauen noch ihre Männer besuchen können, denn das Fahrgeld aus Rheinland- Westfalen nach Oranienburg ist für eine einzige Reise höher als der Betrag, den die Frauen an Unterstügung für einen ganzen Monat erhalten!
Gewöhnliche und Ehrenhäftlinge
Ebenso stark wie die Gesamtziffer der Belegschaft hat auch ihre politische Zusammensetzung geschwankt. In seinen ersten Anfängen enthielt das Lager Oranienburg in der Hauptsache Gefangene aus dem Kreise Niederbarnim und dessen weiterer Umgebung, vorwiegend Kommunisten, vereinzelt Sozialdemokraten und noch vereinzelter Gefangene unpolitischer Herkunft, oder von bürgerlichen Parteien. Mit den Transporten aus Anhalt, aus Rathenow , Branden burg und anderen Städten erhöhte sich die Zahl der Sozialdemokraten ganz bedeutend, ebenso kamen auch einzelne Angehörige bürgerlicher Mittel- und Rechtsparteien ins Lager. So ist z. B. längere Zeit der zweite Vorsitzende der Zentrumspartei aus Rathenow , ein Oberstudiendirektor Wittler, in Oranienburg festgehalten worden, er brauchte aber nicht zu arbeiten und es ist ihm auch sonst nichts geschehen. Im Juni und August wurden des öfteren Gefangene eingeliefert, die bei Razzien in Berlin festgenommen wurden, wobei sich auch Angehörige der NSBO., des Stahlhelms und der Deutschnationalen Volkspartei befanden. Einen nennenswerten Prozentsatz der Lagerbelegschaft haben aber die aus Rechtskreisen oder aus oppositionellen Gruppen innerhalb der NSDAP . stammenden Gefangenen nie gebildet. Was etwa darüber erzählt wird, daß das Oranienburger Lager von verhafteten rebellierenden SA. - Leuten angefüllt sei, ist eine Legende. Eine Zeitlang hat sich der Gefangenenwit der Buchstaben NSBO.( Nationalsozialistische BetriebszellenOrganisation) bemächtigt, und sie so übersetzt:..Nun siehste bald Oranienburg "!, aber so umfangreich, wie nach diesem Scherz die Zufuhr neuer Gefangener aus den Kreisen unzufriedener NSBO.- Leute hätte scheinen können, war sie lange nicht. Während der ganzen sechs Monate, Juni bis Dezember, hat sich die Einlieferung von verhafteten SA.- Leuten immer nur auf einzelne Fälle beschränkt, die in ihrer Gesamtsumme im Laufe der Zeit die Zahl 50 ganz bestimmt nicht überschritten haben.
Zu diesem Punkt muß noch erwähnt werden, daß diejenigen verhafteten SA.- Leute, die eine Charge in der SA. bekleideten und sich in irgendeiner Weise unvorsichtig oppositionell geäußert hatten, nach ihrer Einlieferung ins Lager eine besondere Behandlung erfuhren. So brachte man eines Abends vier ehemalige Hauptleute( Cordes, Wolf, Zucker, v. Marwitz), die beschuldigt worden waren, innerhalb der NSDAP . eine Art von illegaler Opposition geschaffen und gegen verschiedene Gauleiter gearbeitet zu haben. Ihre Verhaftung und Einlieferung ins Konzentrationslager hatte die Berliner nationalsozialistische Zeitung., Der Angriff" auf der ersten Seite in großer Aufmachung gebracht und als einen Beweis für das rasche und rücksichtslose Zugreifen der Parteileitung gefeiert. Im Lager sah die Sache freilich dann ganz anders aus: die vier Herren, die sozusagen mit großem Gepäck eintrafen, erhielten ein besonderes Quartier, kamen mit keinem anderen Gefangenen zusammen, konnten sich beschäftigen womit sie wollten, und unterlagen auch hinsichtlich der Post und des Besuches keiner der für das Lager sonst geltenden Beschränkungen; der Kommandant begab sich jeden Morgen nach seinem Eintreffen im Lager zu ihnen, um sich nach ihrem Befinden und ihren Wünschen zu erkundigen; kurzum, sie waren die ersten Vertreter der Gattung sogenannter„ Ehrenhäftlinge", die später
noch um einige andere Vertreter, auch aus den Kreisen opponierender mittlerer und kleiner SA.- Führer, vermehrt wurde. Dagegen wurden die wenigen NSBO.- Leute, Stahlhelmer und Deutschnationalen , die man ins Lager brachte, unter uns übrige Gefangene eingereiht, und in jeder Beziehung so behandelt wie wir. Einige davon haben sich freilich durch Bespitlung von Sozialdemokraten und Kommunisten gewisse Vergünstigungen errungen, wie sich ja überhaupt die Lagerleitung der Spitzelei und der Korrumpierung von Gefangenen reichlich bedient hat.
Ein charakteristischer Fall ist die Einlieferung nach Oranienburg und das noch währe eines deutschnationalen Großbauen
Festhalten im I⚫ger amens Wolff aus
der Uckermark . Dieser Mann, ein knorriger Konservativer, hat sich seine eigene Meinung trotz der Gleichschaltung seiner Standesgenossen bewahrt und hat damit auch nicht hinter dem Berge gehalten. Grund genug für seinen Landrat, ihn nach Oranienburg schaffen zu lassen, wobei der Mann außerdem dadurch beständig unter Druck gehalten wird, daß man ihn hat wissen lassen, man werde ihm seinen Grundbesity enteignen und unter die SA. aufteilen.
Grausame Ungewißheit
Eine der für uns wirklich politisch gewesene Gefangenen unerträglichste Tatsachen war die Beimischung von kriminellen Verbrechern und von Menschen, deren Zusammenhang mit der Politik wirklich so gering war, daß ihr Festhalten im Lager Oranienburg uns ganz unverständlich schien. Wäre die Belegschaft des Lagers nicht so entsetzlich zusammengewürfelt gewesen so hätte sich sicher manches leichter ertragen lassen, weil sich viel eher zwischen den Lagerinsassen eine aus dem gemeinsamen Schicksal geborene Kameradschaft herausgebildet hätte, als das so geschehen konnte. Menschen, die Jahre und Jahrzehnte in der Arbeiterbewegung gestanden haben, können sich natürlich ganz anders aneinander anschließen, als das bei der Zusammensetzung der Gefangenen geschehen konnte, wie sie im Lager gegeben war
und noch ist.
Es war aus der Perspektive des Lagers heraus nicht zu erkennen, nach welchem System( und ob überhaupt nach einem) die Verhaftungen vorgenommen wurden, noch weniger, wonach sich die Dauer der Schutzhaft und die Auwahl der Entlassungen bestimmte. Es ist natürlich möglich, daß sich bei allgemeiner Beobachtung der Vorgänge in ganz Deutschland ein solches System herausfinden läßt, aber im Lager selbst war dies ausgeschlossen, und ich erwähne das ausdrücklich, weil diese Ungewißheit auch im Verhalten der Gefangenen zueinander eine große Rolle gespielt und unser Dasein besonders erschwert hat. Jeder Mensch weiß, daß nichts so quälend ist wie Ungewißheit, und zumal für einen denkenden Menschen nichts so peinigend als die völlige Unmöglichkeit, sich auch nur annähernd ein Bild über den Verlauf des eigenen Schicksals, über die mutmaßliche Daner der Schutzhaft machen zu können.
Schon daß die Schutshaft ohne jede Befristung, auch ohne. solche etwa bis zu einem neuen Haftprüfungstermin verhängt wird, läßt erkennen, daß der politische Schutzhaftgefangene jetzt in Deutschland viel, viel schlechter daran ist als jeder zu einer bestimmten Freiheitsstrafe verurteilte Verbrecher, weil dieser die Dauer seiner Haft kennt und von ihrem ersten Tage an seine Hoffnung auf den Entlassungstag zu richten vermag. Angesichts der völligen Ungewißheit über die vermutliche Dauer unserer grauenvollen Schutz" haft im Konzentrationslager war es nur selbstverständlich. daß tagaus, tagein bis zur Selbstermüdung die endlosesten Gespräche über Entlassung, Entlassung, Entlassung geführt wurden. So oft und dies geschah bei der außerordentlichen Fluktua tion im Lager fast täglich Gefangene zur Entlassung aufgerufen wurden, begannen jedesmal dieselben Fragen: Wie lange war er im Lager? Was war er draußen? SPD.? KPD. ? Was sonst? Was hatte er draußen für eine Funktion? Läuft noch ein Verfahren gegen ihn oder kommt er ganz frei? Wer hat ihn entlassen? Stammt er aus einer Stadt, war es der Bürgermeister? Der Landrat? Die Geheime Staatspolizei ? Ist er ohne sein Zutun entlassen worden? Hat er ein Gesuch gemacht? War er verheiratet und hat seine Frau sich um seine Entlassung bemüht? Hat er Fürsprecher von national. sozialistischer Seite gehabt?
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Alle diese Fragen wurden gestellt; hatte man aber die Antworten darauf zusammen, so ging es erst richtig los. Dann begannen die trot ihrer Aussichtslosigkeit immer, immer wiederholten Versuche, ein System der Entlassungen herauszufinden, allgemein gültige( das heißt: auf den eigenen Fall anwendbare!) Schlüsse aus den Entlassungen, aus ihren Umständen, aus der vorausgegangenen Haftdauer zu ziehen. Dieses Bemühen mußte vergeblich sein, weil irgend eine andere Quelle als die der uferlosesten Willkür nicht erkennbar war.
Im Lager Oranienburg , um nur Beispiele zu geben, saß, lange vor mir eingeliefert, ein junger Kommunist, dem nichts anderes nachgesagt wurde, als daß er auf einem Kirchturm seines Heimatstädtchens eine Sowjetfahne gehißt habe; Anfang Dezember saß er schon acht Monate und hatte noch lange keine Hoffnung, entlassen zu werden. Im Gegensat dazu sind sehr maßgebende ehemalige politische und parlamentarische Funktionäre der KPD. , viel später als dieser Junge eingeliefert, längst entlassen worden, und ebensolche, sagen wir: Merkwürdigkeiten sind bei den aus der früheren SPD. stammenden Gefangenen zu verzeichnen. Weiter: während bei dem Landrat des einen Kreises Gesuche der Gefangenen und besonders ihrer Frauen etwas zu nützen und offensichtlich die Entlassung zu beschleunigten vermochten, machten Gesuche auf den Landrat eines anderen Kreises gar keinen Eindruck. Während der eine Landrat und der eine Bürgermeister die meisten Gefangenen ohne Unterschied ihrer politischen Vergangenheit fast regelmäßig nach acht Wochen oder einem Vierteljahr entließen, hielten der andere Landrat und der andere Bürgermeister ihre Gefangenen, ebenfalls ohne Unterschied der früheren Parteizugehörigkeit, unabsehbar lange fest. Während der eine Landrat und der eine Bürgermeister ehemalige SPD. - Leute rascher wieder entließen und frühere Kommunisten länger festhielten, machten es der andere Landrat und der andere Bürgermeister umgekehrt, sie entließen die Kommunisten nach kürzerer Haftzeit und behielten die Sozialdemokraten dafür länger in Haft. Während der eine Landrat und der eine Bürgermeister diejenigen Gefangenen schlechter behandelten, die an Waffengeschichten und tätlichen Zusammenstößen mit Nazis betei ligt gewesen waren, und die Gefangenen nach geringerer Haftzeit entließen, die sich nur politisch- parlamentarisch, mit Wort und Schrift, betätigt hatten, machten es auch in diesem Punkte der andere Landrat und der andere Bürgermeister umgekehrt: wer mal Zusammenstöße mit Nazis gehabt hatte, wurde früher entlassen; was gewesen war, war gewesen; aber
die gefährlichen Kerle, die mit geistiger Ueberlegenheit gekämpft und den Nazis manche böse Blamage vor der ehemals in Deutschland vorhanden gewesenen öffentlichen Meinung beigebracht hatten, wurden um so länger festgehalten. Die Gehetzten
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Ich habe jetzt in wenige Sätze zusammengedrängt, was der Inhalt unserer Gespräche in tausenden von immer wiederholten Fällen war. Kann ein gefangener noch dazu in solch einem Konzentrationslager gefangener! Mensch sich in seinen Gedanken mit etwas anderem beschäftigen als mit seiner Freilassung, wenn er keine Ahnung hat, wann und wodurch seine Gefangenschaft das ersehnte Ende findet? Es war nur natürlich, daß alle Gefangenen, je nach ihrem Bildungsgrad auf verschiedener Grundlage, sich unaufhörlich mit der Frage ihrer Entlassung beschäftigten, denn die Entlassung bedeutete nicht nur die Rückkehr ins bürgerliche Leben, zu Frau und Kindern, sondern sie bedeutete angesichts der Behandlung in Oranienburg die Rückkehr zum Menschen schlechthin, sie bedeutete das Ende widerwärtiger Mißhandlungen, das Ende beständiger Lebensgefahr, die Erlösung von einem unaufhörlichen Gehetztsein.
Ein Gefangener in einem Gefängnis hat selbst unter verschlechtertem Strafvollzug einen Rechtsboden unter den Füßen. Die Menschen, die sein Leben regeln, sind Beamte, an Vorschriften von allgemeiner Gültigkeit gebunden. Gegen deren Verletzung steht dem Gefangenen ein Beschwerderecht zu, und er weiß genau, daß ihn nichts an disziplinarer Verschärfung seiner Haft trifft, wenn er sich nichts zuschulden kommen läßt. Die Verhaftung eines Menschen war außerdem, solange Deutschland noch ein Rechtsstaat war, an die Voraussetzung gebunden, daß ausreichender Verdacht einer strafbaren Handlung vorliege; es fand Vorführung vor dem Untersuchungsrichter statt, es fanden. Haftprüfungstermine statt, es stand dem Gefangenen die Hilfe eines Anwalts zur Seite.
Alles das entbehrt der politische Schutzhaftgefangene. Er ist in jeder Hinsicht, im verwegensten Sinne des Wortes der schrankenlosesten Willkür ausgeliefert. Willkürlich ist, wen die Verhängung der Schutzhaft trifft. Willkürlich ist ihr Beginn und ihr Ende. Willkürlich ist, wohin der Schutzhaftgefangene gebracht wird. Willkürlich ist die ganze Behandlung; keine Gefängnisordnung, keine allgemeingültige Vorschrift zicht dem Verhalten der Konzentrationslager- Gewaltigen irgendwelche noch so weite Grenze schutzlos ist der Schutzhaft"-Gefangene( welche blutige Ironie der Bezeichnung!) jeder moralischen und körperlichen Mißhandlung preisgegeben. Es ist ein Zustand von unheimlicher Rechtlosig keit, daß ein Mensch, der da hineingerät, jeden Halt, jedes Ziel seiner Gedanken, jede Möglichkeit einer Zukunftsvorstellung verliert der Zustand allein schon ist Qual. Wieviel mehr Qual ist, was ihm auf Grund dieser Rechtlosigkeit die Willkür dann zufügt!
Kommunisten im Lager
Die schon durch ihre Aussichtslosigkeit quälenden und ermüdenden Entlassungsgespräche wurden nun noch vergiftet durch den im Lager fortbestehenden Gegensatz zwischen ehe maligen Sozialdemokraten und ehemaligen Kommunisten. Bis auf wenige menschlich sehr anständige Ausnahmen hielten die Kommunisten im allgemeinen hartnäckig an der Meinung fest, ihre Partei würde von den Nationalsozialisten als die dem Faschismus gefährlichere Gegnerin betrachtet, sie würden daher viel länger im Lager festgehalten, als die Sozialdemokraten. Obwohl einer solchen Behauptung anders geartete Tatsachen in offenkundiger Fülle entgegenstanden, blieben die Kommunisten bei ihrem eigensinnigen Verhalten, das selbstverständlich das Entstehen jeder durch das gemeinsame Schicksal so naheliegenden Kameradschaft verhinderte..
Als ich am 14. Juni mit 39 anhaltischen Kommunisten, also politischen Gegnern aus meinem Wahlkreis und meinem engeren Arbeitsgebiet, zusammen im Transportwagen saß, hatte ich mir vorgenommen, angesichts der Zerschlagung der deutschen Arbeiterbewegung in ihrer Gesamtheit durch den jeder Art von Arbeiterbewegung feindlichen Faschismus alle früheren Gegensätze schweigen zu lassen und hatte den festen Vorsatz gefaßt, es an meinem Teile an nichts fehlen zu lassen, wodurch eine Kameradschaft, die gemeinsames Schicksal gemeinsam zu tragen erleichtert, hätte geschaffen werden können Ich habe diesen Vorsatz, das werden einmal zahlreiche Zeugen bestätigen können. durch die Tat befolgt, bis jedes Bemühen um kameradschaftliche Beziehungen an dem Verhalten der Kommunisten scheiterte. Für jeden, der sich der deutschen Arbeiterbewegung mit Leib und Seele verschrieben hat, wird es wohl die allerschmerzlichste Erfahrung bleiben, daß sich nicht einmal in einen Konzentrationslager, angesichts gemeinsam erlittener Qualen, allen gemeinsam zugefügt durch den gemeinsamen politischen Gegner, ein Mindestmaß von Kameradschaft herstellen ließ. Von dieser Feststellung darf ich eine Anzahl vernünftig denkender und menschlich empfindender Kommunisten ausnehmen, aber leider eben nur als eine Ausnahme, die eine sehr, sehr böse Regel bestätigt. Einige Beispiele mögen die vergiftende Wirkung dieses Verhältnisses anschaulich machen.
Exempel
Eines Abends beim Appell trat der Sturmbannführer Krüger vor die Front der Gefangenen und verkündete, daß am nächsten Tag der ,, vollgefressene sozialdemokratische Bonze Fritz Ebert " eingeliefert werde, dieses marxistische Vieh, der zu den Novemberverbrechern gehöre, die Deutschland ins Unglück gestürzt haben, na und diesem Schwein werde es die SA. schon besorgen.
Was geschah nach dieser Rede mit der verheißungsvollen Ankündigung am Schluß?
Da ertönten aus den Reihen der kommu nistischen Gefangenen laute Bravo Rufe! Die betreffenden Kommunisten, selbst die Opfer des vor der Front stehenden Chefsadisten der SA. scheuten sich