Ein Dokument

Ein Anonymus schreibt an Max Braun  

Die Volfsstimme" veröffentlicht diesen anonymen, an Max Braun   gerichteten Brief:

Saarbrücken   am Tage der nationalen Revolution. An den Landesverräter

und Separatisten

Mazz Braun.

Wenn es Dir auch heute noch möglich ist, das deutsche Saarvolk zu verraten und in Genf   Deine Verbrecherpläne zu propagieren, so sind Deine Tageschon gezählt. Leider fannst Du noch unter der fremden Hottentotten­Regierung an der Saar   Deinen Volksverrat betreiben.

Nicht lange mehr sehen wir Dir, gemeiner Schuit und Lump, tatenlos zu. Deine Kugelist schon gegossen und wird Dich auch bald erreichen. Bis 1933 ist uns zu lange und Dein Verrat zu groß. Wenn der Völker­bund und seine Vertreter in der Negerregierung nochmal nach Genf   gehen, bist Du schon den gleichen Weg wie Dein Verbrechervorbild und Separatistenschwein Heinz- Orbis   vor 10 Jahren gegangen. Verschwinde am besten sofort nach dem Westen und hole Deine Verbrecher fumpane Knox und Heimburger mit. Wir brauchen Euch landfremdes Ge­findel nicht in unserer Saarheimat. Du Judenfümmel virit gefillt.

Mazz Braun verrecke!!! Saardeutscher erwache!!!

Die Volksstimme" bemerkt dazu:

Heil Hitler!!

In der jungsten Zeit hat ein Teil der gleichgeschalteten Saarpresse ausführliche Heydarstellungen von der Erledi gung und Killung" dieses Pfälzers gebracht. An dem obigen Dokument ersieht man auf welch fruchtbaren Boden solche gewollten und absichtlichen Hinweise der Saarpresse führen. Nachher aber, wenn ihre Heße den gewollten Zwed erreicht hat, werden sich die intellektuellen Urheber wiederum die Hände in Unschuld waschen und wie beim letzten Attentats­versuch auf Max Braun und das AW.- Haus erklären, daß es sich um unverantwortliche Einzel- Elemente" handelt, die man der Gesamtbewegung nicht zur Last legen dürfe. So haben sie es 14 Jahre lang gemacht und so machen sie es auch im Saar  - Abstimmungsfampf.

30. Januar an der Saar  

Eine Zweckdemonstration mit reichen Mitteln

In Saarbrücken   sah man am 30. Januar sehr viel Fahnen. Durch die Straßen suhren Filmautos, die unaufhörlich die sichtbare Begeisterung für Hitler furbelten... Ueber die Hintergründe der Beflaggung schreibt die ,, Volksstimme" unter anderm:

War es schon auffällig, da sich diese Begeisterung faft ausschließlich auf Saarbrüden fonzentrierte, so ist es uns inzwischen außerdem gelungen, hinter die Geheim­niffe" dieser bestellten und bezahlten Arbeit, die ala großer Saar   Bluff für Genf   und das Aus­I and bestimmt war, zu leuchten und folgendes zur einwand­freien Feststellung zu bringen:

Die angebliche Sitlerbegeisternng am 30. Januar in Saar  : brücken war lediglich eine von der nationalsozialistischen Partei bzw. der sogenannten deutschen Front" and den Göbbels  - Mitteln bezahlte und mit ihren eigenen Kräften zum großen Teil gegen den Willen der Bevölkerung durch= geführte reine Zweckdemonstration.

Die Blockwarts der Nationalsozialistischen   Partei beförder­ten in jede Wohnung bzw. in die Briefkästen der Wohnungen eine schriftliche Aufforderung an die Wohnungsinhaber die

ingan unmißverständlicher Diffamierungs­und Aechtungsdrohung von ihnen als Deutsche das Flaggen zum 30. Januar verlangte. Aber das genügte bei weitem nicht, um auch nur den allerbescheidensten Effekt zu erzielen. Deshalb wurden einzelne Trupps der SA. und SS. in die Häuser geschickt, um durch persönliche Rück­sprache mit entsprechendem sanftem" Nachdruck zu erreichen, was dem Schriftverkehr allein nicht gelungen wäre. Als auch das den gewünschten Effeft noch nicht erzielte, sandte man Kolonnen aus, die mit Fahnen und Girlanden ganze Häuser

nicht, dem Mörder ihrer eigenen Parteifreunde Beifall zu zollen, als dieser Nationalsozialist gegen einen Sozialdemo­kraten vorzugehen versprach!

Ein zweites, gerade die alltägliche Atmosphäre dieses Verhältnisses im Lager kennzeichnende Beispiel:

Als sich der sozialdemokratische Führer Ernst Heil­ mann   von dem Empfang und den ersten Mißhandlungen im Lager Oranienburg   etwas erholt hatte, begann er mit ver­schiedenen Gefangenen, Sozialdemokraten wie Kommunisten, Schach zu spielen. Seine außerordentliche Beherrschung des Schachspiels führte eines Abends zur Veranstaltung eines Simultanspieles, bei dem Heilmann gleichzeitig gegen acht Gegner, und zwar wiederum sowohl Sozialdemokraten wie Kommunisten, spielte. Das Spiel fang auf dem hinteren Hof des Lagers auf langgestreckten Brettern statt, die einen Teil der Hindernisbahn überdeckten, ein Platz, auf dem im Som­mer während der knappen Freizeit des Abends hin und wieder Gefangene saßen und spielten oder sich ausruhten. Nachdem dieser Platz aber zu einer solchen Veranstaltung ge­dient hatte, wurde seine fernere Benutzung von der Lager­leitung schleunigst dadurch unmöglich gemacht, daß über die ganze Bretterfläche Stacheldraht genagelt wurde. Infolge­dessen sollte, an einem darauffolgenden Sonntage, eine neue Simultan- Schachpartie mit Heilmann im Tagesaufenthalts­raum des Lagers stattfinden, wobei uns daran interessierten Schachspielern schon das Bedenken gekommen war, ob nicht überhaupt die Lagerleitung eine derartige, für viele Gefan­gene eine willkommene Abwechslung bedeutende Veranstal­tung verbieten werde.gg mind aboadA anci

Sie wurde auch unmöglich gemacht, aber nicht auf Ver­anlassung der nationalsozialistischen Lagerleitung, sondern auf Veranlassung eines Kommunisten! Der Tagesaufenthaltsraum im Lager Oranienburg   wird von einem Gefangenenkommando in Ordnung gehalten, dessen Zug­führer der Kommunist Jeremies aus Zerbst   ist. Dieser Kom­munist ging. als er von dem beabsichtigten Spiel erfuhr, zum SA. Truppführer vom Dienst und erinnerte diesen daran, daß doch einmal den Angehörigen der Juden kompanie das Betreten des gemeinsamen Tagesraumes verboten ge­wesen sei. Der betreffende gerade diensttuende Truppführer der SA. hätte von sich aus das Spiel wahrscheinlich nicht ver­

Arbeitsrecht im..dritten Reich"

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Kein Klassenkampf mehr!

Der Führer" und die Gefolgschaft"

reihen Wohnung für Wohnung besuchten und sich anboten, kauft. Leider hat er die Gebrauchsanweisung nicht gelesen. kostenlos die Fenster zu schmücken. So fonnte es passieren, daß ich folgenden Musterbrief erhielt:

Aber damit nicht genug, lieferte die NSDAP  . auch die von ihr vorbestellten und in Massen angefertigten Spruch- schilder, außerdem große Spruchbänder, die an den Häuserfronten angebracht wurden. Und außerdem wurden an arme Wohnungsinhaber Gutscheine zu 5 Franfen ausge­geben, falls sie eine ihnen gelieferte Flagge auszustecken be reit waren. Auch da nennen wir vorläufig feine Namen, um die Leute nicht unnötigen Verfolgungen auszusehen.

Den Geschäftslenten wurde ganz unverblümt mit Terror und Bontott gedroht, falls fie nicht flaggen sollten und es wurden oftentativ durch die Straßen Kolonnen von Natio: nalsozialisten gefchickt, die alle Häuser und Wohnungen zu notieren hatten, die nicht oder noch nicht geflaggt hatten. Außerdem aber jetzte man Fotografen und Filmoperateure in Bewegung, einerseits, um den Nichtflaggern Furcht ein: zuflößen, in der Hauptfache aber, um den selbst gestellten und selbst bezahlten Aufwand zu kurbeln und ihn als Unterlage vor allem im Auslande und in Genf   verwenden zu können.

Biele kleine Leute wurden mit der Denunziation beim Arbeitgeber bedroht, und was so der Belästigun gen und Zwangsmaßnahmen mehr waren. Schließlich brachte die Hitlerjugend da, wo alles nichts half, selbst an den Häuserfronten Guirlanden und solche quer über die Straße an. Und so hatte man denn mit Aufwand von viel Geld, ge­

Lieber Freund!

Mit der linken Hand zum Revolver, zum Herzen, zunt Messer und der rechten zum Faschistengruß, zur Füllfeder, zu Deinem Bilde greifend, will ich die günstige Gelegenheit, die letzte Notverordnung die gesteigerte Fleischeinfuhr dazu benüßen, Dich über unseren guten Führer, Bierkonsum, Ge­sundheitszustand. Geschäftsgang näher zu informieren.

Er ist der beste, größte, höchste, günstigste, stärkste, den wir bisher zu verzeichnen. umzusetzen, besißen, bemerken hatten. Es geht mir gut, besser, am besten von allen Ausländern, -erwählten, gesteuerten, und jeder lobt die Güte unseres Bezirks-, Landes-, Eintopfgerichtes.

Lehmann, Schulze, Meier, Müller ist auf einige Monate nach Nizza  , London  . Tachau   zur Erholung.-ziehung, tüchti­gung gefahren.-reist, bracht worden Er kommt morgen, bald, nicht mehr zurück. Es geht ihm herrlich! Es kann Dir leid tun, nicht auch bei ihm, mir, dem Führer, zu sein, hier geht es Einem beiier als dem andern, allen andern. Mit einem Wort: alles, was man bei Euch über uns spricht, schreibt, sagt, hört, liest, weiß, ist Lüge,

Heil Hitler!

Dein, hier ist der richtige Name einzusetzen. NS.  : Entschuldige, daß ich den Brief unfranfiert sende, aber ich bin arbeitslos und ausgesteuert. Antworten fannst Du mir nicht, weil ich derzeit obdachlos bin. R. H.

liefertem Material und Arbeitskräften und dem notwendigen Verräter Papen Terror  

und Druck wenigstens für Saarbrücken   das erreicht, was man wollte: das Bild einer angeblichen Hitler­begeisterung und eines angeblichen Rückkehrwillen zu

Hitler  !

Der Antigreuelbrief

In letter Zeit erhalten viele Saar­ länder   Naziagitationsbriefe, die vielfach im gleichen Wortlaut abgefaßt und zumeist unterfrankiert sind.

Mein Freund lebt in Deutschland  . Er hat sich als braver Volksgenosse den Hitler- Muster- Briefsteller fürs Volf" ge­

boten, aber nachdem sich der Kommunist auf die einmal er­gangene SA.  - Verfügung gegen die Juden berief, mußte er natürlich Heilmann das Betreten des gemeinsamen Tages­raumes der Gefangenen untersagen...

Fortwirkender Haẞ

Ein noch krasserer Fall von bösartiger Gehässigkeit hat einem sozialdemokratischen Gefangenen zu einer besonders schlimmen Mißhandlung verholfen. Ein junger Kommunist namens Hennes denunzierte eines Tages den früheren Brandenburger   Oberbürgermeister und sozialdemo­kratischen Fraktionsführer im Preußischen Landtag Paul Szillat  , er habe im Schlafsaal aufreizende Reden geführt. Wer Szillat kannte, wußte im vorhinein, daß er viel zu klug Aeußerung zu machen, wie sie ihm von dem Denunzianten war, um in der im Lager gegebenen Situation eine solche in den Mund gelegt worden war. Szillat sollte angesichts der für den darauffolgenden Sonntag wieder einmal verhängten Besuchssperre Gefangenen davon abgeraten haben, ihre Frauen ruhig kommen und dann vergeblich vor dem Lager aufmarschieren lassen, das wirke am stärksten.

Am gleichen Abend beim Appell wurde Szillat vor die Front gerufen, er wurde von dem Sturmführer Ewe des Versuches der Meuterei bezichtigt und durch SA.- Posten ab­geführt. Er sollte uaf Befehl des Kommandanten in eine Dunkelarrestzelle gebracht werden, was später auch geschah; vorher aber führten ihn die SA.- Posten in einen abgelegenen Raum in der Nähe der damals neu eingerichteten Waffen­meisterei, wo er von sechs vertierten SA.- Leuten so ge. schlagen wurde, daß er noch acht Tage dar­nach große blutunterlaufene Stellen am Oberkörper und im Gesicht hatte. Als wir ihn am nächsten Tage während der Mittagpause, die die Arre­stanten für kurze Zeit an einem gemeinsamen Tisch ver­brachten, sitzen sahen, zeigte sein Gesicht die schlimmen Spuren der Mißhandlungen und sein rechter Arm hing kraft. los herab. Neun volle Tage brachte Szillat nach dieser Miß­handlung in der Dunkelarrestzelle zu alles für die De­alles für die De nunziation eines Kommunisten!

Wie die Katholiken rufen lands

- außerhalb Deutsch­

Das in Luzern   erscheinende christlich fonservative Vaterland"( Nr. 23) schreibt im Leitaufsatz:

Es ist wahrlich fein Vergnügen, immer und immer wieder ins braune Deutschland   hineinzuspazieren, wo jetzt ein Geist herrscht, mit dem wir Schweizer   uns nie be­freunden werden. Aber wir hören Stimmen, die uns rufen. Ohne daß sie durchs amtlich beherrschte Radio zu uns reden, ohne daß sie uns eingeschriebene oder einfach frankierte Briefe senden, die vor dem Erbrochenwerden nicht sicher find. Es ist ein stummes, aber umso eindringlicheres Flehen. Reden für uns, wir sind geschlagen und gefangen." Es ist ein Zustand, der jedes freie, zur Empörung gegen dumpfe und brutale Macht vom Herrgott in die Welt ge­sette Herz erschüttert und zu lebendiger Aeußerung zwingt. Es folgt eine lange, lange Darstellung literarischer und juristischer Ausfälle gegen den Katholizismus und dann wird dem Herrn Vizefanzler Franz von Papen   gesagt:

Das ist nichts anderes als blindwütiger Staats­absolutismus, der logischerweise sogar begutachten will, was gegen die katholische Glaubens- und Sittenlehre verstößt und was nicht. Das sind offenbar die kleinen Schattenpunkte", von denen Herr Vizekanzler von Papen vor 14 Tagen in seiner Ansprache an fatho­lische Akademiker geredet hat, in einer Ansprache, die die Wahrheit direft auf den Kopf stellte, indem er behauptete, das ganze katholische Deutschland   stehe einmütig hinter Adolf Hitler   und seinem Werf. Eine so fraise Tatsache n- verdrehung bringt nur dieser Totengräber des alten fatholischen   Deutschland zustande, dieser bedenkliche Illusionist und Streber, dem die wirk­liche Sachlage, die Niederlage seiner Politik und ihre Folgen den Schlaf rauben und die Rede erwürgen sollten. Jetzt herricht in   Deutschland die Unterdrückung der Kirche, und Leute wie Schemm, der große Philosoph und Kultus­minister, hoffen, sie in dieser Bedrängung so denaturali­fieren zu können, daß sie reif wird für den Einheits= brei deutsche Raise, deutsche Seele, deutsches Rolf und deutscher Gott". Man nimmt" heißt es im Kochbuch, und die Köchin nimmt zusammen, was sie an Material in ihren Schränken findet und macht daraus mit fundiger Hand einen rechtschaffenen Ragout. Warum soll auf geistigem Gebiet den nationalsozialistischen Rüchenchefs das aleiche Erveriment nicht auch gelingen? Der Mann, der das Buch Mein   Kampf" aeschrieben, und diejenigen, die sich an folcher Geistesfost ergößen, sehen aus eine ganz be= stimmten Grunde die Schwierigkeiten nicht. Sie find Fei aller Bärenkraft viel zu fimplizitiich ver­anlagt, um Hemmungen zu empfinden. Ab- r perede darum war es für die geistige Macht der fatholischen Pirche vielleicht noch leichter, mit Bismard sich auseinanderzu­setzen als mit der braunen Ungeistigfeit. Darin' iegt die Gefahr bearündet, die jetzt und in der nächsten Zakunst den deutschen Katholizismus bedroht.

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Man kann sich gut vorstellen, mit welcher Begeisterung die Ratholifen des Saargebiets in das Hitler­Deutschland mit seinen rohen Katholikenverfolgungen zurüc streben.