Die Stadt der Eisernen Ferse

Und Herr Beifuß aus der deutschen   Volksgemeinschaft

Der nachstehende Aufsatz ist die Fortsetzung des erschienenen Aufsatzes Reuna im Dritten Reich  ". Die Häuser der Fabrikstadt Leuna   haben sich um das Werk gelagert, als wäre es eine Festung und als suchten sie Schutz in seinem Schatten. Hier wohnen sechstausend bevorzugte Leunaarbeiter mit ihren Familien. Sie sind bevorzugt, denn sie verdienen etivas mehr als die andern und wohnen auch ein wenig bequemer, aber es sieht nur so aus, als hätten sie sich in den Schutz des Werkes be­geben, im Gegenteil, das Werk schützt sich vor ihnen! Bevorzugte Arbeiter

Denn die bevorzugten Arbeiter wissen um vielerlei Ge­heimnisse des Werkes, von denen auch nur die geringsten zu enthüllen als Berrat gilt. Ein naiver Menschenfreund, der die Herstellung einer wichtigen Arznei der Allgemein heit zugänglich machen würde, wäre nicht nur in den Augen der Werkleitung, sondern auch vor dem Gesetz ein Verbrecher. Wie aber muß man erst über Giftgase schwei­gen können!

,, Rönnen wir nicht stolz sein auf diese Stadt, die wir aus dem Nichts geschaffen haben?" fragt der Propa­gandamann des Leunawerkes und zeigt auf die endlosen Reihen der gleichförmigen, langweiligen Häuser, die aber ordentlich und sauber wirken. Die Luft ist schwer und drückend, doch sie verrät nichts von der Besonderheit der umgrenzenden Herenküche.

,, Unsere Arbeiter zahlen niedrige Miete, sie erhalten verbilligt Heizmaterial und Licht und erhalten dem entsprechend niedrigeren Lohn, was natürlich der Propa­

gandafachmann nicht verrät.

Und wie wird man überhaupt bevorzugter Arbeiter in Leuna  ? Man muß durch jahrelange Ergebenheit be­weisen, daß man jede revolutionäre Tätigkeit der Ar­beiter verurteilt, daß man an den ewigen Gesetzen, die die Menschheit in Reiche und Arme, in Herren und Knechte teilt, nicht rütteln will. Es ist sehr gut, wenn man ein nationalsozialistisches Parteibuch besitzt mit einer möglichst niedrigen Nummer, wenn man sich an allen SA.  - Märschen beteiligt und besonderen Eifer bei der Organisation des Luftschutzbundes zeigt. So wird man des Vertrauens würdig und kann ein Leben führen wie Herr Beifuß, dessen Wohnung wir besichtigen.

Herr Beifuß und Herr Bosch

Der Propagandamann nennt ihn ausdrücklich Herr" Beifuß. Er erklärt auch, daß diese umwälzende Neuerung der nationalen Revolution zu verdanken sei: Wir machen nicht mehr den Unterschied zwischen den ver­dienten Angestellten und Arbeitern, fie sind gleicher­maßen Herren." Bosch, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, oder Karl Duisberg, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, sind natürlich auch nur simple Herren. So hat man den Kapitalismus endgültig abgeschafft. Aber sagte ich nicht vorhin, daß die bevorzugten Leunaarbeiter an die von Gott   gewollte Ungleichheit der Menschen glauben müssen? Widerspricht das nicht dieser sichtbaren Gleichheit? Nein, denn Herr Bosch und Herr Beifuß leben in derselben Volks und Werksgemeinschaft, während die Margisten und ähnliche Untermenschen sich außerhalb dieser Gemein­schaft gestellt haben und somit auch keine Herren" sind. Die Wohnung des Herrn Beifuß besteht aus zwei Zim mern und Küche. Er hat drei Kinder, außerdem wohnt seine Mutter bei ihm. Es ist muffig in Herrn Beifuß' Wohnung Gestern hatten wir den ganzen Tag den Wind in unserer Richtung. Man kann dann den Gas­geruch gar nicht aus den Zimmern kriegen." Die alte Frau sagt das, wird dann aber verlegen. Vielleicht hätte sie gar nicht sprechen sollen.

Herr Bosch wohnt in Leverkusen   natürlich etwas an ders als Herr Beifuß. Herr Bosch ist ein sehr kunst­verständiger Herr, der eine leidenschaftliche Liebe für die zarten und absonderlichen Pflanzen der japanischen Gartenkunst hegt und für die unschäzbaren Kunstwerke Ostasiens  . Sicher hat auch Herr Duisberg einen bedeu­

Furcht vor Dimitroff  

Das schlechte Gewissen der Reichsregierung London  , 1. Febr.( upreß.) Die befannte englische   Schrift­stellerin Williams Ellis, ist soeben aus Deutschland   zurück­gefehrt, wo sie sich in einer Reihe von Besprechungen für die Freilassung Dimitroffs, Popoffs und Taneffs einsette. Un­mittelbar vor ihrer Abreise aus Berlin   sprach sie noch mit einem hohen Beamten des Reichsinnenministeriums, Erbe, der ihr erklärte, daß die deutsche Regierung es als ihre Pflicht betrachte, die drei Bulgaren   in Haft zu behalten. Als Grund gab Erbe an, daß die Freigesprochenen in jedem Land, das sie betreten würden, eine fommunistische Agitation hervorrufen würden. Williams Ellis erwiderte, daß diese Be­gründung für die Sowjetunion   nicht stichhaltig sei, aber Erbe rief: Grade nach Rußland   wollen wir sie nicht gehen lassen!" Die englische Schriftstellerin erfuhr dann noch von der Mutter Dimitroffs, daß die drei Einaeferferten sämtlich an Grippe erfrankt seien. Das Gesuch Dimitroffs, mit einem ausländischen Korrespondenten zu sprechen, wurde ab­geschlagen. Die Mutter und Schwester fönnen Dimitroff Simi neuerdings nur noch einmal wöchentlich besuchen.

Zu wahr, um deutsch   zu sein

Wenige Tage nach dem Leipziger   Urteil klopfte es an Dimitroffs Zelle, Dimitroff   rief aufs Höchste verwundert: " Herein!" Die Tür wurde geöffnet und herein trat, schlicht als Privatmann gekleidet, Herr Göring  .

,, Guten Morgen, Herr Dimitroff  ," sagte Göring  , ich erfülle Heute meine Pflicht als Ehrenmann, Ihnen mein Bedauern über die Beleidigungen auszusprechen, die ich in der Gr­regung der Zeugenaussage gegen Sie ausgestoßen habe. Ich ließ mich leider hinreißen, Sie einen Gauner zu nennen. Das Urteil des Reichsgerichts hat mich dahin belehrt, daß ich mit meiner Bemerkung sachlich im Unrecht war." " Höre ich richtig?" fragte Dimitroff   und rieb sich die Augen. Göring  , was reden Sie bloß für einen nichtgleich geschalteten Stil!"

tend besseren Geschmack als Herr Beifuß. Bei ihm hängt kein Hitler- Bild an der Wand wie bei Herrn Beifuß, son. kein Hitler- Bild an der Wand wie bei Herrn Beifuß, son dern ein Rembrandt  , ein klassischer Jtaliener, ein alter deutscher Meister.

Jst nicht gerade das so rührend, ein symbolisches Zeichen der Volksgemeinschaft, daß hier, bei dem ein­fachen Arbeiter, das Bild des Volkskanzlers als Wand­schmuck dient?" meint der Propagandamann.

Man könnte natürlich auch skeptisch sein. Man könnte auch der Meinung sein, daß Herr Beifuß, der weiß, daß er sonst mit seiner Familie auf die Straße gesetzt wird, einfach als zuverlässig gelten will. Die sechstausend Woh nungen der Leunaarbeiter werden ja Tag und Nacht gar nicht als Vorwand. Im Ernstfall wäre ja Leuna   der inspiziert. Der Luftschutz dient als bester Vorwand oder größten Gefahr ausgesetzt. Da muß man genau jeden winkel, die Keller und Böden jedes einzelnen Arbeiter Winkel, die Keller und Böden jedes einzelnen Arbeiter hauses kennen. Wie könnte es da Geheimnisse geben vor für die Bekannten und Verwandten der Arbeiter inter­der Werkleitung? Man weiß auch, daß diese sich sogar essiert, daß ihre Aussprüche, ja daß vielleicht sogar ihre Gedanken bekannt würden. Man kann nicht genug vor­sichtig sein denken alle Beifuß.

Wie lebt Herr Beifuß?

Und wie lebt Herr Beifuß und seine Familie? Er kann sich in seiner Freizeit den Film Flüssige Kraft" der Leunagesellschaft unentgeltlich ansehen oder gegen Ein­Leunagesellschaft unentgeltlich ansehen oder gegen Ein­trittspreis den SA.- Mann Brand" oder den Hitler Deutschen Christen, zu den Wahlen und den befohlenen Jungen Quer". Zu den Veranstaltungen der SA.  , der Aufmärschen tritt er gemeinsam mit seiner Gruppe auf. Früher, da hatte er die Möglichkeit eines gewissen Eigen lebens, indem er bei einem Glas Bier im Gasthaus Žum lebens, indem er bei einem Glas Bier im Gasthaus Zum schönen Ausblick" saß.

Aber in diesem Jahre schrumpfte sein Einkommen immer mehr zusammen. Er muß seiner Frau recht geben, die klagend erklärt, man wisse gar nicht mehr, wie viel er überhaupt erhält, er bittet sie nur, etwas leiser zu schimpfen.

An der Tür der Beifuß' sind fein säuberlich runde Plakate mit der Aufschrift Wir helfen" angeklebt. Dafür wird ihm jede Woche ein Betrag abgezogen. Er liefert wird ihm jede Woche ein Betrag abgezogen. Er liefert außerdem seine Beiträge für den Luftschutzbund, für die Opfer der Arbeit, für die Deutschen Christen, er hat Arbeitsbeschaffungslose gekauft und Abzeichen zu Hitlers  die Christroje" an seinen abgeschabten Anzug geheftet. Geburtstag, zum 1. Mai, zum Erntedankfest, er hat sich Einen neuen wird er sich wohl lange nicht leisten können, er wird sich einen Feiertagsanzug der Deutschen Arbeits­ front   kaufen müssen aus dem Stoff vierter Qualität, ob­gleich er weiß, daß er ein Dreck sein wird. Herr Bosch wird sich einen erster Qualität nach Maß machen lassen, im Zeichen der Volksgemeinschaft. Für einen Winter­mantel, für Schuhe für die Kinder, für Anschaffungen für die Frau wird es nie reichen, er muß Marschstiefel kaufen.

Er weiß kaum noch, wie Butter schmeckt, Weißbrot, Fleisch, er kann den Kindern keine Milch geben und kein Obst, obgleich sie blutarm sind, und der Arzt es ihm emp­fohlen hat, und dieser Arzt auch weiß, daß er der deut­fohlen hat, und dieser Arzt auch weiß, daß er der deut schen Landwirtschaft solchermaßen helfen müßte. Daß man bei Beifuß keinen Kaffee oder Tee trinken kann, ist dagegen vom volkswirtschaftlichen Standpunkt erfreulich. Das hilft die Einfuhr niedrig halten.

Bücher liest er nicht, nicht einmal Zeitungen. Früher, da schimpfte die nationalsozialistische Presse und man konnte damit einverstanden sein, heute verkündet sie, daß das goldene Zeitalter angebrochen sei. Herr Beifuß aber bemerkt noch nichts davon.ie 1

Auch die Arbeitszeit wird immer stärker verkürzt. Erst wurden alle revolutionären Arbeiter abgebaut, dann wurden die Löhne immer mehr herabgesetzt, zuletzt wurde ganz allgemein die Fünftagewoche eingeführt und man rechnet noch mit einer weiteren Verkürzung der Arbeits­zeit. Auf diese Weise haben die J.G.- Farben eine große

Ja, ich bins troßdem," gab Göring   zur Antwort, ich weiß, was sich gehört, wenn man ein Ehrenmann sein will und kein Ehrabschneider."

" Ich staune," sprach Dimitroff   und richtete sich auf, so daß er sentrecht auf seiner Pritsche saß. Aber lassen Sie sich belehren," fuhr er fort, daß Sie auch im Falle eines anderen Urteils niemals, noch dazu als Zeuge, durch die Angst, die Sie den deutschen Richtern einjagen, solch einen Beein­flussungsversuch sich hätten erlauben dürfen."

" Auch hierin," sagte Göring  , stimme ich Ihnen zu, Serr

Dimitroff."

Sie fommen mir so unglaublich vor," sagte Dimitroff  , würden Sie mich in die Nase kneifen, damit ich feststellen kann, ob ich träume?"

Göring   tats, Dimitroff   wachte auf und rief dröhnend lachend:

Ich wußte es ja! Das war zu wahr, um deutsch   zu sein!" R.

Hitler vor dem Weltgericht" Amerikareise von Lord Marley

Der Vorsitzende des Arbeitsausschusses des Internation nalen Hilfskomitees für die Opfer des Hitlerfaschismns, Lord Marley, begibt sich Anfang Februar in die Vereinigten Staaten  , um eine Vortragsreihe in den wichtigsten ameri­ kanischen   Städten abzuhalten. Die Vorträge des Vizepräsi­denten des englischen Oberhauses über das Thema Hitler vor dem Weltgericht", werden in der amerikanischen   Seffent­lichkeit mit begreiflichem Interesse erwartet. In Neuyork hat lichkeit mit begreiflichem Interesse erwartet. In Neuvork hat sich ein Empfangskomitee von führenden Persönlichkeiten des wissenschaftlichen, literarischen und politischen Lebens gebildet, dem u. a. der berühmte Philosophieprofessor der Columbia­Universität, John Dewey  , der Chefredakteur der Neuyorker Nation", Oswald Carrison Villard, Bishop Modenell, der Vorsitzende des Jüdisch- Amerikanischen Komitees, Deutsch  ,

betus(

soziale Tat vollbracht, erklärt die Direktion, denn es ge lang, den Abbau von 34 000 Arbeitern zu verhindern. Sie verweilt allerdings nicht bei der Frage, wie sie trotz­dem fast ebensoviel produzieren wie früher.

Aber zwei Tage freie Zeit und kein Geld in der Tasche, das könnte Herrn Beifuß auf selbständige Gedanken bringen. Das muß verhindert werden. Die J.G.- Farben haben einen großen Plan. Der sechste Tag soll dem Staat gehören. Herr Beifuß wird den ganzen Tag egerzieren, er wird Geländesport üben und eine militärische Vor­bildung erhalten. Der siebente Tag aber gehört feils der Familie, teils der SA. und dem deutsch  - christlichen" Gott  .

So leben die bevorzugten Leunaarbeiter. Die anderen, die weniger in die Geheimnisse der Herenküche eingeweiht Fabrikstadt selbst. Sie zahlen höhere Wieten und erhalten und somit ungefährlicher find, wohnen nicht in der weniger Vergünstigungen, aber die eiserne Ferse spüren sie genau wie die Bevorzugten.

Was aber geschieht mit jenen, die arbeitslos sind, mit den vielen, die wegen ihrer revolutionären Haltung ent lassen wurden?

Merseburg  

Der offizielle Name Leunas ist: Ammoniakwerke AG., Merseburg  . Merseburg   ist eine kleine Stadt, die so eng mit Leuna   zusammenhängt, daß man ihre Grenzen gar nicht wahrnehmen kann. Auf den ersten Blick wirkt sie wie die traditionelle deutsche Kleinstadt. Enge Gassen klettern zu der alten Kathedrale. Aber bald verwandelt Ausmaßen verleiht ihr etwas Großstädtisches. Schon sich ihr Gesicht. Ein Polizeigebäude von imponierenden

breiten sich freie Felder um die Stadt, aber böse Wahr­zeichen der Großstadt machen sich unheimlich breit in der kleinen Stadt. Ein großes Obdachlosenheim: eine Ka­serne, in der das Elend militärisch gedrillt wird. Jeder, der hierherkommt, weil er einmal eine Nacht ausgestreckt in einem Bett schlafen möchte, wird als ein Gezeichneter betrachtet, als ein Strolch, der nationalsozialistisch be= lehrt und auf den guten Weg geführt werden soll. Er muß erfahren, daß es süß ist, sein Leben für sein Vater­land zu opfern, und daß außerdem der Krieg, der Vater aller Dinge, ihm möglicherweise Arbeit verschaffen könnte. Merkt man, daß er nicht leicht belehrbar ist, kommt er unweit in das Arbeitsdienstlager der SA., wo er noch nachdrücklicher auf seine staatsbürgerlichen Pflichten aus­merksam gemacht wird.

in dem ungelüfteten Raum ist unerträglich abgestanden. Es gibt auch eine Wärmehalle in Merseburg  . Die Luft Man öffnet die Fenster nicht: die Wärme, die man schenkt, soll nicht zu kostspielig werden. Die Wände sind mit Regimes feiern. Man sieht die Befreier Deutschlands  ", Plakaten behangen, die die Tat des nationalsozialistischen den Gefreiten und den Generalfeldmarschall". Auch hier herrscht das Führerprinzip". Den Befehlen der Auf­fichtspersonen ist strengstens Folge zu leisten. Man muß auch hier vorsichtig sein wie überall. Spitzel sigen da, die auf jedes Gespräch achten. Es geschah schon, daß jemand direkt aus der Wärmehalle ins Konzentrationslager ham.

Zwischendurch plätschert überall in Leuna  , in Merse­ burg  , pausenlos das Radio. In den Häusern der Fabrik­stadt, während die Männer in den Herenküchen arbeiten und wenn sie nach Hause kommen, im Obdachlosenheim und in der Wärmehalle. Man stellt nie ab. Es könnte geschehen, daß gerade eine wichtige Regierungsrede ge­sendet wird, wenn man das tut. Dann käme man ins Konzentrationslager. Lüge tröpfelt den ganzen Tag in die Ohren.

Aeußerlich scheint ihr Sieg vollkommen. Aber unter der Oberfläche, der die eiserne Ferse ihre Maske aufgedrückt hat, sieht es anders aus. Trotz allem Terror, trotz aller Polizeimaßnahmen tauchen immer wieder Flugzettel und illegale Zeitungen auf, erscheinen wie drohende Menetekel Aufschriften an Häuserwänden. Am 12. November gehörte Leuna  - Merseburg   zu jenen Bezirken, die die meisten Nein­stimmen aufwiesen.

das Mitglied des Kongresses der Vereinigten Staaten  , Sa muel Dickstein, die bekannte Vorfämpferin der Frauenrechte, Carrie Chapmann Catt, Reverent John Haynes Holmes  , der Finanzberater der Stadt Neuvorf, Samuel Untermyer  , und die bekannten Advokaten Arthur Garfield Hays   und Amos Pinchot, angehören. Große Vorbereitungen für den Empfang werden aus Gleveland, Chikago, Philadelphia   und Los Angeles   gemeldet.

Für Massensterilisierung Rostocker Klinik: Fast 50 v. H.

3ur praktischen Auswirkung des Sterilisierungsgesetzes wird vom Reichsausschuß für Volksgesundheitsdienst mitge teilt, daß einen Aufschluß über die zu erwartenden Aus­wirkungen eine Untersuchung gebe, die die Rostocker  Klinik hinsichtlich ihres Patientenstandes für die Zeit vom 1. August 1932 bis 31. Juli 1933 durchgeführt habe. Die Untersuchung erstrecke sich auf die Nach prüfung der Notwendigkeit einer Unfruchtbar machung der in dem erwähnten 3 citraum in der Klinik befindlichen Patienten. Es seien in dem Zeitraum insgesamt 741 Patienten zur Entlassung gekommen, von denen 266 unter die im Gesez bezeichneten Krankheiten fie­len. Hiervon kamen in Abgang 24 Frauen, die bereits über dem fortpflanzungsfähigen Alter hinaus waren und 44 diag= nostisch nicht restlos geklärte Fälle, so daß für den opera tiven Eingriff noch 198 in Frage famen. Hiervon waren aber 92 bereits früher aus gleichem Anlaß in der Anstalt, wären also damals schon erfaßt worden, so daß die wirkliche Zahl der in Betracht kommenden Erfrankten 106 betrage, eine Zahl, mit der die Klinik auch für die nächsten Jahre rechne. Von diesen 106 wiesen über ein Viertel ange= borenen Schwachsinn, fast die Hälfte Schizophrenie und ein gutes Zehntel schweren Alkoholismus auf.

Außer den oben genannten 266 Kranken feien aber noch 208 Kranke vorhanden, die zwar nicht ohne weiteres in den Rahmen des Sterilisierungsgefeßes fielen, troßdem aber, von 74 vergreiften abgesehen, eine Unfruchtbarmachung wün­schenswert erscheinen ließen.