Zwischen Bibel und Urlinda

Fälscher- Jahrmarkt der Fälschungen

Hochstapler der Feder- Vom Schlachtfeld der Fälscher

In Hitlerdeutschland ist ein Streit entbrannt um jene Friesenhandschrift", die der teutonische Professor Wirth in den Handel gebracht hat. Historifer von Rang erklären diese angeblich aus germanischer Vorzeit stammende Chronik als Fälschung aus der Zeit der Romantik, während der Rasseprofessor in seiner Verteidigung etwas unsicher von den raffischen Belangen des dritten Reiches" redet. Ein erwachendes Volk fehre zu Erbmasse, Heimat und Ahnen­erbe zurück" und lasse sich durch keine Autoritätserklärung er cathedra einer akademischen Zunft mehr abfertigen", er­flärt der Runengermane und hüllt sich und seine Urlinda" damit rettungslos in die Urnebel der Nazisprache.

So ähnlich ging es bei allen literarisch- politischen Fälschungen zu. Es ist ein Spiel, das sich bei allen Völkern in Zeiten politischer Erregung und Verwirrung wiederholt und ist so alt wie die Kulturgeschichte der Menschheit. Von den gefälschten Briefen des Euripides bis zur Friesen­handschrift" führen jene dunklen Pfade, auf welchen sich Ver­rückte, Narren, Streber, Fälscher und gerissene Spekulanten in die Chroniken der Geschichte eingeschlichen haben.

Wir wollen hier einige jener typischen Fälle herausgreifen, in denen. literarischer Dokumentenschwindel besonders starke soziale Wirkungen zeitigte und ganze Nationen bewegte.

Die falschen Dekretalen

Außerordentlich zahlreich und unübersichtlich bleiben die Fälschungen innerhalb der Kirchen. Die Bibel ist eine Sammlung ungeniertester Uebersetzungen". Noch heute ist es nicht möglich, in den Frühwerken der christlichen Kirche Ordnung zu schaffen, das Gefälschte vom Echten zu sondern. Am bekanntesten wurden die falschen Dekretalen". Sie ent­halten Beschlüsse von Konzilien, Briefe und Aufzeichnungen von Päpsten, firchliche Dokumente in großer Zahl und be­einflussen das Weltgeschehen seit dem frühesten Mittelalter. Von ihrem Erscheinen an- um die Mitte des 9. Jahr­hunderts bis ins 15. Jahrhundert hatten sie unbedingte Autorität. Zugeschrieben werden sie dem gelehrten Erzbischof von Sevilla  , Ifidor, der 636 starb. Bestimmt sind sie das Er­zeugnis mehrerer Geistlicher. Zweck: Emporsteigen des Episkopats, Förderung der kirchlichen Interessen, Erweite= rung der päpstlichen Macht, Stärkung der Unfehlbarkeits­lehre. Der falvinistische Geistliche David Blondel   bereitete ihnen 1628 eine endgültige Entlarvung.

Das Buch des Königs

Eine der raffiniertesten royalistischen Fälschungen war die Cifon Bafilife", die, von dem englischen Monarchisten John Gauden   verfaßt, als Karls 1. literarischer Nachlaß bald nach der Enthauptung des Königs in Umlauf gesetzt wurde. Dieses " Buch des Königs" hat nach Karls Tod wegen seines mensch­lich sympathischen und frommen Inhaltes viel dazu bei­getragen, die Reaktion zu stärken, den König nachträglich beliebt zu machen und die einige Jahre später erfolgende monarchistische Restauration vorzubereiten. Englische Edle und Kirchenfürsten wußten um den frommen Betrug und schwiegen, bis einer der Herausgeber selber von dem Schwindel abrückte. Aber die politische Wirkung blieb.

Der Formosaner Palmanazar

Um 1700 lebte in England ein Mann, der sich Georg Pal­manazar nannte und vorgab, ein Eingeborener der Insel

Wahrheit nur Reis und Früchte), ließ die Leute dort über 100 Jahre alt werden, ließ sie Schlangen fressen und Ele­fanten, Rhinozerosse, Kamele, Flußpferde zu nüzlichen Haus­tieren zähmen. Der ganze Blödsinn wurde( von ihm selbst illustriert) gedruckt und mit Begeisterung gelesen- auch von Gelehrten. Seine demagogische Bestleistung war eine for= mosanische Uebersetzung des englischen Katechismus. Nicht nur Bischöfe und Geistliche huldigten diesem Schmarrn, son­dern einige Sprachforscher erklärten seine formonasische Sprache begeistert für eine wirkliche Sprache, weil sie so regelmäßig und grammatikalisch und so verschieden von allem sei, was sie von Worten und Mundarten kannten.

Diese phantastischen Geschichten fanden deshalb besonderen Widerhall, weil sie den damals in England unbeliebten Jesuitenorden gewaltig befleckerten, indem sie den Jesuiten   die prekäre Lage der Christen in Japan   aufs Konto schrieben. Den formosanischen Missionaren, die die Insel schrieben. Den formosanischen Missionaren, die die Insel wirklich fannten und die dem Hochstapler grobe Irrtümer nachwiesen( so sprach er Formosa den Japanern zu, während es in Wahrheit zu China   gehörte), glaubte man nicht. Jahr­zehntelang blieb der Schwindel in Kraft, bis sich der alte Formosaner" schließlich zu einem zerfnirschten Widerruf ge= zungen sah.

Die Ossjan- Fälschungen

Andere, mehr literarische Fernwirkungen hatte die Fälschung altirischer Balladen durch den englischen Schrift­steller Macpherson, der alte Epen umdichtete, als Ueber­feßungen aus dem Gälischen herausbrachte und sie einem Offian. Held des südirischen Sagenkreises, zuschrieb. Diese Verballhornung vorzeitlicher Sagen triefte von patriotisch­sentimentaler Uebersteigerung. Da sie den Neigungen eines Zeitalters der Empfindsamkeit entsprachen, beeinflußten fie den Stil und die Motive der deutschen Dichtung von Klopstock  bis zur Romantik beträchtlich. Bald nach Veröffentlichung der Gedichte entstand zwischen Schotten und Engländern ein Streit über die Echtheit, ein Streit, der auch zu politischen Verschärfungen führte.

Ein Fürst der Fälscher

Der französische   Schreiber Vrain- Denis- ucas, der eine geringe Schulbildung besaß, sich aber später einiges Wissen aneignete, fabrizierte Mitte des neunzehnten Jahr­hunderts unechte Briefe großer Leute zu Tausenden und stellte mit dieser Massenleistung einen Reford auf. Er führte M. Michael Chaile damit an, einen Mathematiker und Aftronomen von Weltruf. In der Zeit von 1861 bis 1870 drehte er ihm nicht weniger als 27 320 gefälschte Briefe auf. Der Betrogene zahlte etwa 140 000 Fr. dafür. Dieser lite­rarische Großbetrüger Lucas war ein ausgezeichneter Patriot und log fürs Vaterland, was er fonnte. Er entwand nicht nur Newton den Ruhm der Entdeckung des Gravitations­gesetzes und schob ihn Pascal zu, sondern er fertigte ferien­weise alte Dokumente an, die Galliens   Ruhm erhöhten. So fabrizierte er Briefe Maria Magdalenas an den König der Burgunder, Alerander des Großen an Aristoteles   alles mit gepfeffertem Lob Galliens   und seiner Bewohner. Ein gallischer Doktor schrieb sogar einen Brief an Jesus Christus  , in dem die Gallier, alänzend abschnitten. Als Lucas wegen diefer einträglichen Betrügereien. verhaftet wurde, berief er fich nachdrücklich auf seine patriotische Gesinnung.

Formosa zu sein; von den schrecklichen Bräuchen des Heiden- Die Königinhofer Handschrift

tums habe er sich zu Christus bekehrt. Durch solche Er zählungen erwarb er sich hochmögende Freunde; Bischöfe und Gelehrte glaubten ihm alles aufs Wort. Palmanazar, der in Wirklichkeit ein Mitteleuropäer dunkler Herkunft war, er= zählte und schrieb Wunderdinge über die Insel Formosa  , die er nie gesehen. Er ließ von Heiden in neun Tagen 1800 Knäblein der Gottheit opfern( die Formosaner opferten in

Madrid  

die Stadt der Gegensätze

Bis 1561 war Toledo   Spaniens   Hauptstadt. In diesem Jahre, am 7. Mai, fiel es Philipp dem Zweiten ein, Madrid   zur Residenz zu machen. Binnen Monatsfrist mußte die Uebersiedlung vollzogen sein, dikretierte er.

Seither ist das plöbliche Uebersiedeln den Madridern zur Passion geworden; mindestens dreimal im Jahr ziehen sie um. Ein Wagen fommt, die Fenster werden aufgerissen und an einem Seil schweben die Möbelstücke auf die Straße hinab. Es tanzen Tische, Stühle und Matraßen in der Luft dann geht der Mann ins Cafehaus und die Frau zur Kirche.

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Ganze Bibliotheken find über Paris   geschrieben worden; in tausend Metern Bücher wird von Wien   geschwärmt; einzig­artig ist die Literatur über Rom  ; selbst fleinere Städte hat man bis zum Ueberdruß besungen. Nur von Madrid   fehlen würdige Schilderungen. Eine Million Menschen wohnen heute in dieser Stadt, sie ist das Herz eines großen Reiches, des viertgrößten Europas  , der Spanier   liebt sie Madrid   in den Himmel, wünscht er sich, und im Himmel ein Guckloch, um auf Madrid   zu schauen. Seine irdischen Tage verbringt er in Clubs und Cafes: hier kann er stundenlang am Fenster fißen, dabei Krabben essen oder Tintenfische und gebannt auf die Straße starren, auf der es nichts zu sehen gibt. Trotzdem hat er sich noch nicht eingelebt.

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Warum Philipp der Zweite von Toledo   weggezogen ist, fann noch rationell erklärt und auch begriffen werden: er vertrug sich nicht mit der hochfahrenden Geistlichkeit, die die Stadt beherrschte, und seine Hofdamen vertrugen die rauhen Winde nicht, die sich in dem Talkessel dort verfangen. Wes­halb der König aber gerade Madrid   zur Residenz erwählte, bleibt rätselhaft. Die geografische Lage der neuen Hauptstadt, fast genau im Mittelpunkt des Landes, ist erst ein nachträg­liches Argument. Man muß fich damit begnügen, daß der Thron, hier aufgestellt, der nächste beim Throne Gottes" das ist Don Quijoterie, das ist spanisch. Madrid  steht in der Luft, wie immer man es nimmt. Am Prado  , der herrlichen Gemäldegalerie, hat die spanische geografische Gesellschaft eine Tafel anbringen lassen, die stolz verfündet, man stehe hier 638 Meter über dem Meeresspiegel. Dabei baut sich die Stadt jenseits der mit Palmen bepflanzten breiten Promenadenstraße vor dem Museum erst richtig auf sie türmt in den rotglühenden Himmel, der wie ein Helm von flüssigem Erz über sie gestülpt ist, an seinen Rändern, wo das Sonnenlicht schon erfaltet, stahlblau schimmernd. Der Himmel ist schön in Madrid   und schön ist bte Stadt in ihn gebaut.

Nicht aus ökonomischer Notwendigkeit, sondern aus Effekt­fucht hat man die Häuser immer höher gestreckt, Madrids Hauptstraße  , die Gran Via  , umfäumen heute gewaltige

Nahezu ein halbes Jahrhundert ging der Streit um eine tschechische Sammlung lyrisch- epischer Nationalgefänge, die von dem mäßigen Dichter Wenzel Hanka 1818 in die Welt gesandt wurden. Diese handschriftlichen Ueberliefe= rungen alttichechischer Geschichte und Dichtung wollte Hanka auf Pergamentblättern im Turmgewölbe der

Wolkenkrazer. Fast wie in Neuyork sieht es hier aus, oder wie in Chikago: rot leuchten die Schilder der Metrostationen, in dem Gewirr von Drähten blizen Verkehrsampeln auf, gegen Abend wird das Gedränge lebensgefährlich. Aber die Seitengassen sind meist nicht gepflastert und vom zwanzigsten Stock der Hochhäuser sieht man die steinige, unfultivierte Wüste rings um die Stadt eine Oase in der Steppe. Dabei umfränzt sie ein Diadem wahrhaft beglückender Orte: Das mauerumgürtete Avila  , die alte Römerstadt Segovia  , La Granja, ein iberisches Versailles  , der düstere Eskorial und das lachende Aranjuez, vor allem aber Toledo  , das Wunder­werf altspanischer Architektur. Kommt man aus der einstigen Hauptstadt nach Madrid  , man kehrte am liebsten sofort wieder um, und das Hochgefühl, das der Madrider   in die Lobsprüche auf seine Stadt legt, hat seine Kehrseite darin, daß er gleichsam auf Abbruch in ihr lebt. Der Hausrat, den er sich anschafft, ist nicht der Rede wert: einige wenige Möbel­stücke, fein überflüssiger Krimsfram, ein paar titschige Fotos, mit Reißnägeln an die weißgetünschte Wand geheftet.

Und erst die Stadt selbst, was macht sie für einen un­fertigen Eindruck! Bauzäune, hinter denen nichts gebaut wird, stehen neben Wolfenfragernda wurde ein Haus ab­geriffen, dort brannte ein Kloster nieder entsetzliche Lücken flaffen in der Prachtstraße Drüben verfällt eine Brücke, hier hat man einen Park angefangen, ein Denkmal hinge­stellt und sechs Palmen rundum, einen Fahrdamm asphal= tiert und zwei Häuser errichtet, aber von allen Seiten starren fensterlose Brandmauern auf das Stückchen verlorene Ele­ganz. Der Madrider nimmt das hin, so selbstverständlich wie die zahllosen jammervollen Gestalten, die auf allen Straßen, vor jedem Lofal, in sämtlichen Zugängen zur Untergrundbahn die Bettelei ausüben". Die spanische Sprache kennt nur diese Berufsbezeichnung für Betteln es ist hier ein Beruf, und er sett eine gewisse physische Ge­eignetheit voraus: Narben, offene Wunden, fehlende Glied­maßen, die Leute leisten etwas fürs Geld. Krankheiten kommen von Gott   so ist der spanische Bettler eine religiöse Institution.

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Aber in keiner andern Stadt sieht man so elegante, so schnittige Autos; das krasse Aufeinanderprallen von arm und reich, Nichtstun und Emsigkeit, Mittelalter und Neu­zeit, Afrika   und Amerika   ist das Charakteristikum dieser Stadt, dieses Landes.

Symbol dafür sind die hochragenden Eisenbetonbauten in der Gran Via  , von deren Spize man die Erdlöcher am Stadtrand sehen kann auch hier hausen die Menschen. Moderne Riesenautobusse gibt es, eine Untergrundbahn, die hinter der von Paris   nicht zurücksteht, treibt immer neue Linien durch die Eingeweide der Stadt, aber unausrottbar aus dem Straßenbild ist der katalanische Esel. Mit Laterne und eisenbeschlagenem Spieß zieht der Serreno durch die nächtliche Stadt und öffnet die Tore der Wolkenkraber. Puder und Schminke, Lippen- und Augenbrauenstifte, nie­mand weiß verschwenderischer damit umzugehen als die

Königinhofer Kirche. unter Hussitischen Pfeilen gefunden haben. Macphersons irischer Ossianschwindel war noch nicht entlarvt und die deutsche   Romantik traf mit ihrer Verherr­lichung jeglichen mittelalterlichen Plunders bei den kleinen Völkern ringsum auf verwandte Stimmungen. Hankas Pergamentpapier war zweifellos echt, nur die Handschriften waren es nicht; sie bestanden aus Heldenepen, die Hanka aus ukrainischen, russischen und eigenen Dichtungen zusammen­gebraut hatte und deren Stoff sich über fünf Jahrhunderte erstreckte. Schlachten und Kämpfe wurden darin geschildert, die nie stattgefunden hatten, aber von slawischen Heldentaten nur so stroßten. Deutsche wie slawische Historifer bemühten sich eifrig um die Zeitrechnung dieser heroischen Vorgänge. und Bald schossen ähnliche Funde aus böhmischem Boden alle in Hantas Umgebung.

Deutsche Dichter wie Herder  , Goethe, Grimm, Stifter fielen auf die Königinhofer Handschrift begeistert herein. Leise Zweifel regten sich zwar schon 1830, aber erst Ende der Fünfziger Jahre begann der Kampf gegen die bandschrift­lichen Lügen". Gustav Freytag   zeichnete den Autor Hanta in der Verlorenen Handschrift" ironisch als Magister Knips. Tschechische Historifer waren es schließlich, die den Betrug nachwiesen, an ihrer Spitze ein unbeirrbarer Vorkämpfer der Wahrheit: Masaryk  . Aber so schön war der nationale Traum, daß noch 1911 der anerkannte Prager Archäologe Pic das älteste Denkmal der böhmischen Sprache" zu retten suchte, mit Einzelblättern nach Paris   und Mailand   reiste und an die dortigen Forscher appellierte. Die tschechische Ge­lehrtenwelt jedoch ging über die mageren Ergebnisse der Reise zur Tagesordnung über, worauf sich der enttäuschte, verbitterte Gelehrte das Leben nahm.

Hanka erlebte den Zusammenbruch seines Werkes nicht mehr; er wurde 1861 prunkvoll zu Grabe getragen. Ob ihn Geltungssucht, national- romantischer Ueberschwang oder Ge­minnstreben zu seinem Tun antrieb- wer vermag das zu sagen?

Die Weisen von Zion

Die niederträchtigsten aller literarisch- politischen Lügereien verdankt die Welt zweifellos dem versoffenen russischen Mönch und Polizeispiel Nilus  , der im Auftrag der zaristischen Ochrana 1907 die angeblichen Protokolle der Weisen von Rion" zusammenbraute, ein Machwerk, deifen Entstehungsgeschichte schon ausführlich dargestellt wurde.

Hitler   hält trotz aller Entlarvungen noch heute an dem Schwindel fest und zitiert die jüdischen Protokolle", die nie eriſtiert haben, sonder Scham und Scheu in seinen Memoiren.

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Denn die Püge gehört nun mal zu den Säulen des dritten Reiches", und wenn Zeiten großer politischer Erregung ohne­hin fruchtbar für literarische Fälscher find, so harrt ihrer im Nazireich eine Hochkoniunktur ohnegleichen. Darum werden die braunen Rafiespekulanten die friesische Urlinda trob wissenschaftlicher Gegenbeweise nicht preisgeben, und weitere germanische Ausgrabungen dürften baldigst folgen. Allein die dilletantische Unverfrorenheit, mit der die Pg. Heute Raffengeschichte fälschen, dürfte kommenden Soziologen ein neuer Beweis dafür sein, welch tolle, pseudowissenschaft­liche Blödsinns- Erzeffe sich eine trante Welt bieten läßt.

Jedenfalls zeigt die Chronik der literarischen Fälschungen, daß der Pauf der Geschichte von Zügen mindestens so stark beeinflußt wird, wie von der Wahrheit; das haben nicht erst Faschismus. Nationalsozialismus und braune Bonzerie be= wiesen. Denn Schwindel und Bluff kommen der mensch­lichen Wunderfucht entgegen, während die Wahrheit sich an die unbequeme Welt der Tatsachen hält. Aber wie die Dofit­mente der Püce immer die aroßen Erkrankungen anzeigten, fp leiteten die Siene der Wahrheit immer die Genesung von Verwirrung und Irrwahn ein. Bruno Brandy.

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Spanierin im Gesicht ist sie Paris  ; dafür trägt sie keinen Hut und der dernier cri ist noch immer das Spitzentuch am Kopf, wie es schon die berühmte Dame aus Elche 500 vor Christi getragen hat. Die Kirchen sind voll und atheistische Bücher finden reißenden Absatz. Nichts hat sich entschieden: soll man sich europäisieren, afrikanisieren oder amerikani­fieren.

Die moderne spanische Philosophie zieht die Erkenntnis daraus: Gegensätze schließen sich nicht aus. Madrids  Wappen zeigt ein Untier vor einem Erdbeerbaum, begehr­lich nach den ersehnten roten Früchten greifend. Im Prado hängen Bilder spanischer Meister, die ihrem Jahrhundert um hundert Jahre voraus waren. Europäischer Geist und amerikanische   Technik, darauf ist das Begehren des Madri­leners gerichtet- aber das Land, in das er seine Stadt ge­stellt hat, wird noch vom römischen Holzpflug durchfurcht. Nirgends gibt es stärkere Farben als in Spanien  , Madrid  jedoch verschmilzt sie in einem monotonen Grau. Es ist mehr als eine Tatsache, es ist eine Alegorie, daß im Boden Madrids   die reichsten prähistorischen Funde gemacht wurden

hier ist alles Leben, was anderswo Legende ist. Noch immer lebt das Untier und tapft plump nach roten Früchten. Und den Text dazu liefert der Volksspruch: Wer von Jau­sionen lebt, stirbt den Hungertod".

Dies ist der tragische Weg zurück vom Himmel, in den Madrid   türmt. Diese Stadt am Wege zu schöneren, ein Zu= fallsprodukt, voller Gegensätze wie ihr Klima, das Tempera­turunterschiede von zwanzig Graden an einem einzigen Tag fennt, sie ist Spaniens   charakteristischstes Resumee. Das Land ist tief erschüttert; es ringt um die politische Lösung seiner trassen Kontraste. Madrids   Kardinalpunkt, die Puerta del Sol, das Sonnentor", ist stets Ausgangs­punkt aller großen Erhebungen der Nation gewesen. Und dicht dabei liegt die Calle Major, die Große Straße"- hier kam Lope de Vega   zur Welt, Spaniens   größter Drama­tifer, und Calderon  , der den Don Quichote schrieb, starb hier. Rot blühen Granatäpfel in den Fruchtschalen auf den Gafe­haustischen, dunkel leuchtet der Malaaawein in der Karaffe, farblos ist die Straße, auf die die Gäste starren. Aber die Zeit rennt auch hier- Sie gebärt Früchte und Wein, Tage Erd. und Männer und Kriege".

Schwarzer Messias

Mit göttlichen Kräften

Im Laufe religiöser Unruhen in der englischen Ostafrita­kolonie Kenya   sind mehrere christliche Eingeborene getötet worden. Die Mörder sind Anhänger eines Negerfanatikers, der göttliche Kräfte für sich in Anspruch nimmt, worüber er mit den getauften Eingeborenen in Konflikt geriet. Dabei wurden zwei Anhänger des schwarzen Messias erstochen. Aus Rache überfiel er mit seinen Anhängern zwei christliche Dörfer und steckte sie. in Brand. Acht Dorfbewohner wurde getötet, vierzig verwundet.