Pariser Berichte
Pariser Straßenkalender
Wie wir hören, findet im März der erste Examenstermin an der Pariser Rechtsfakultät statt, an dem sich deutsche Juristen mit Assessor- und Doktorexamen beteiligen können.
Dem Vernehmen nach werden im Louvre deutsche Führungen abgehalten. Die Kunsthistorikerin Frau Sabine Gowa- Spiero veranstaltet jeden Dienstag 2.30 Uhr Führungen in deutscher Sprache mit Vorträgen. Die Teilnahme kostet 10 Franken, die in die Kasse des Louvre gehen.
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Georg Bernhard spricht am Montag, dem 12. Februar, iu der Mitgliederversammlung des Verbandes deutscher Journalisten in der Emigration, in der auch der Vorstand gewählt wird, über die Lage der journalistischen Flüchtlinge und die Fédération Internationale des Journalistes.
Für Mitte Februar wird in Paris die Operetten- Novitàt ,, Wien - Paris " vorbereitet, deren Musik von dem früher in Berlin erfolgreichen Komponistenpaar Marbont- Reisfeld
stammt.
Wie verlautet, werden die Außenaufnahmen des Holly wooder„ Napoléon "-Films nach dem Buche von Emil Lud. wig demnächst in Paris an den historischen NapoléonOrten gedreht werden. Der Engländer Eward G. Robinson spielt die Rolle des Kaisers. Frank Borzage führt die Regie.
Es weht ein seltsamer Wind durch den Tuilerien- Garter.
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Förderung des Fremdenverkehrs in Frankreich Der Touring- Club de France, die bedeutendste Organisation Frankreichs zur Förderung des Tourismus, hat für 1934 wiederum eine Reihe Wettbewerbe ausgeschrieben.
Der erste ist der internationale Schneepflugwett. bewerb, vom 28. Februar bis 5. März, für den 140 000 Franken an Preisen ausgesetzt sind. Die Beteiligung steht
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buch, Der Bahnhof in Blumenschmuck, Das schmucke Dorf ( für Gemeinden unter 1500 Einwohnern), Das gutgehaltene Postbüro, Die gute Küche, Das nette kleine Gasthaus. Diese Konkurrenzen wandern alljährlich durch Frankreich , so daß in jedem Jahre zwei andere Departemants an die Reihe kommen. Für jeden Wettbewerb stehen etwa 50 000 Franken zur Verfügung, die unter die Preisträger verteilt werden.
Die Primeln richten sich bald auf, es riecht nach Früh Herstellern aller Länder offen. Erprobt werden in diesem BRIEFKASTEN
ling. Die Tische und die Stühle werden zusammengestellt. Die Erde atmet nach baldigen Veilchen, es ist, als ob einer der unsichtbaren Grabbeschen Grenadiere sagte:„ Veilchen
vater kommt auch wieder."
Wenig Karneval. Die großen Meister, der König von Schweden und der Bücherking Rudyard Kipling und andere sind in Cannes , wo der Rosenmontag in Geld und Glück fließt. Auch in Bayonne , der Stadt des Mißvergnügens, laufen bunte baskische Narren über die Confettistraßen, und die Eisenbahn hat einen Extrazug zum Kavaliersport im Hochgebirge eingelegt. In Nizza erst recht blüht der Faschingskorso der reichen Leute, Liebe und Grandezza reichen einander die Hand an der Stelle, an der ehemals die Witwe Stavisky mit ihrem berühmt schönen Wagen den Strand des Golfstromes mit den Palmen und Oliven entlang fuhr.
In Paris , wie gesagt, ist der Mummenschanz bis zum Mardi gras, dem 13. in diesem sensationellen Monat, sehr wenig sichtbar. Es gibt wohl zahlreiche Bals de Nuit", auch die Stadt und die Sicherheit, beide ihres Chefs beraubt, veranstalten einen, aber in die Oeffentlichkeit dringt das wenig, und die in Köln oder München gewohnten Früh- Paare mit dem troddeligen Zuckerhut auf dem Kopf, so was sucht man in dieser Stadt der Economie vergebens.
Dennoch zuckt es in Paris . Es zuckt einstweilen nur in der Peripherie der Boulevards, wo einzelne Studenten mit. einigem Lärm gegen die Bäume anrückten. Es zuckt im Theater, wo das beste Bürgerpublikum Frankreichs im ,, Coriolan" seinen Emile Fabre ruft und gegen den Nachfolger Thomé als einen Regierungsschnitzer protestiert. Es zuckt in den Droschkenmotoren, die in den Garagen stehen, um in dieser Ballsaison gegen die Sondersteuer der Chauffeure zu demonstrieren. Es zuckt auch sonst allerhand, in der patriotischen Jugend und in den Kämpferverbänden und sonstwo, und wenn nicht alles täuscht, bleibt es nicht bei der Primel und beim Benzin allein.
Chiappe, den der Populaire" ständig nach der Art eines Westentaschendiktators ,, Petit- Chiappe" nannte, das war immerhin ein einprägsamer Rame, und Renard, der SeinePräfekt auch, denn der Name heißt auf Deutsch Reineke Fuchs etwa, nach der alten Tierfabel der Paladine von Goethe. Man mag vieles preisen, was geschehen ist, aber das eine steht fest, daß die neuen Namen: Villey- Desmeseretz als Stadtoberhaupt im Rathaus zu Paris und Bonnefoy- Sibour im Polizeipräsidium vor dem Blumenmarkt zu Paris , der jetzt Louis- Lépine- Platz heißt, viel weniger einprägsam sind. Kurzum, es weht ein Frühlingswind durch Paris , und wenn nicht alles täuscht, bleibt es nicht bei dem Coriolan und der Primel. Baptist.
Mosse - Anstrengungen in Paris
Wie wir hören, macht der gleichgeschaltete Mosse- Verlag die größten Anstrengungen, um seinen gelichteten Abonnentenstand im Auslande zu halten. Einer deutschen Familie in Frankreich , die das Blatt abbestellt hatte, ließ man die jetzt hitlersche Lektüre zwei Monate lang umsonst zugehen. In dieser Zeit teilte der Verlag auch mit, er werde eine deutsch - französische Beilage herausgeben und sich erlauben, 50 Exemplare zur Verteilung in Bekanntenkreisen der geschätzten Adresse zugehen zu lassen. Das erlaubte er sich dann allerdings nicht, wahrscheinlich, weil man höheren Orts in dieser deutsch - französischen Nummer ein Haar gefunden hatte oder auch, weil die Gelder des Blattes nicht mehr reichten.
Nach Ablauf der Gratiszeit machte der Verlag das Angebot, das Blatt weiter zum Studentenpreise, das heißt zu drei Mark den Monat liefern zu wollen. Man sieht, wie wunderbar weit es die Presse des ,, herrlich Hermannslands" unter der Zeitungsdiktatur des häufig als„ Genie" betrach teten Josef Göbbels gebracht hat.
Die deutsche Kommission des., Comité national de Secours aux Refugies allemands Victimes de l'Antisemitismus" plant eine Reihe von Wohltätigkeitsveransaltungen. Für den 15. Februar ist im Salle Gaveau ein Musikabend mit dem berühmten Pianisten Moritz Rosenthal geplant. Der große Virtuose ist soeben von einem glanzvollen Tournée in Ame rika und England zurückgekehrt und hat sich einverstanden erklärt, seine hohe Kunst in den Dienst der guten Sache zu stellen. Er ist in Paris seit Jahren nicht mehr gehört worden und dieser Abend, der von den Herren A. und M. Dandelot vorbereitet wurde, wird sicher bei allen Musikliebenden lebhaften Beifall finden
Concours Schneepflüge von 90 Zentimeter und Turbinenapparate von 2 Meter. Zu Pfingsten findet in Paris , voraussichtlich im Walde von St. Cloud, ein internationaler Camping- Kongreß statt, der mit einer Ausstellung verbunden ist. Vom 8. bis 15. Juli wird auf der Bergstraße Bayonne- Carcassone ein, ebenfalls internationaler, Fahrradwettbewerb abgehalten, bei dem die Geschwindigkeit der einzelnen Etappen gewechselt werden muß. Die Konstrukteure entsenden hierzu Mannschaften von je drei Fahrern, die durchweg Tourenfahrräder vorführen.
Außerdem werden von den einzelnen Komitees des Touring- Club diese Wettbewerbe durchgeführt: Das beste Reise
Pariser Theaterbrief
Bourdet: Die schweren Zeiten" deutsche Theater
Ein Buch über das
Unter die gewiegtesten französischen Theatermänner unserer Tage gehört ohne Zweifel der produktive Edouard Bourdet , dessen Stücke seit Jahren im Théatre de la Michodière" ihre Uraufführungen finden.
Bourdet ist durch ,, Die Gefangene" in der Welt bekannt geworden, das viel gespielte und noch öfter verbotene Werk, dessen tragische Verwicklung aus der Liebe zwischen zwei Frauen entspringt. ,, Soeben erschienen", ein Bild der Verlegersitten und des Literaturpreisunwesens, ,, Das schwache Geschlecht" und ,, Die Erbsenblüte", zwei reichlich dick aufgetragene Ausschnitte aus dem Leben der Pariser Gesellschaft, aus denen sehr falsche generelle Rückschlüsse auf die Moral der Franzosen gezogen werden konnten, hatten während der letzten Jahren mit wechselndem Erfolge das Rampenlicht erblickt; jetzt zeigt uns der Autor in einem Vierakter, den er„ Die schweren Zeiten"( Les Temps Difficiles") benannt hat, den materiellen Verfall einer unsparsam gewordenen französischen Bourgeoisie, und eine der besten Aufführungen, die Paris seit Jahren gesehen hat, stützt ihn in seinen Intentionen, die er selbst mit Schilderung und Unterhaltung" jüngst umschrieben hat. Wenn Schilderung und Unterhaltung" tatsächlich als höchste Aufgabe des Bühnendichters betrachtet werden könnten, so stände Bourdet ganz ohne Zweifel an einer sehr hervorragenden Stelle. Seine Kunst besteht in einer virtuosen Handhabung alles dessen, was zum„, Métier" gehört, und ein verblüffender Aktualitätssinn gestattet ihm, jeweilig gerade die Milieux auf die Bühne zu bringen, mit denen sich das Publikumsinteresse besonders beschäftigt. Wo er jedoch die Grenzen einer fotografischen Wiedergabe zu überschreiten und seine Figuren psychologisch zu vertiefen sucht und welcher begabte Dramatiker vermöchte einer solchen Neigung stets zu widerstehen?-verliert Bourdet seine verblüffende Sicherheit und erliegt gelegentlich sogar recht kitschigen Anwandlungen, wie sie zum Beispiel den Schlußakt seines letzten Werkes ernstlich beeinträchtigt
haben.
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Das dramatische Schaffen Bourdets ist die raffinierte, zeitgemäße" Fortsetzung des typischen Pariser Gesellschaftsstücks, das in Zentral- und Osteuropa , durch unsachkundige
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Verallgemeinerung, als A und O der französischen Bühnendichtkunst gegolten hat, obwohl man in Deutschland über das Theater Frankreichs im allgemeinen noch weit besser unterrichtet war, als die Franzosen über das Theater Deutsch lands .
Aus diesem Grunde ist das Erscheinen eines sachkundigen Buches zu begrüßen, das eben durch René Lauret über ,, Das deutsche Theater von heute" im Verlage Gallimard publiziert worden ist. Lauret, der von 1924 bis 1933 als Theaterberichterstatter französischer' Blätter in Berlin tätig war, gibt in seinem Bande eine urteilsvolle Uebersicht über das deutsche Bühnenleben der letzten Jahrzehnte, über die Entwicklung vom Naturalismus bis zum Zeitstück, von Ernst von Meiningen bis Erwin Piscator . Lauret ist sich selbst darüber klar und gesteht es im Vorwort seines Buches zu, daß dieses vielleicht und wahrscheinlich ,, Das deutsche Theater von gestern" hätte heißen sollen, denn er ist weit davon entfernt, einem durch Göbbels und Hinkler inspirierten deut schen Bühnenleben Kreditvorschüsse zu gewähren; deshalb bleibt seine Arbeit aber dennoch eine wertvolle Ergänzung zu Félix Berteaux' vorzüglichem ,, Panorama de la Littérature Allemande Contemporaine", das, neben der deutschen Literaturgeschichte in spanischer Sprache des unvergeßlichen Albert Haas, eines der wertvollsten fremdsprachigen Dokumente über deutsches Geistesleben bedeutet.
Selbst wenn man Lauret im Detail einige Flüchtigkeiten nachweisen wollte und etwa zu behaupten wagte, daß er Carl Sternheim überschätzt und u. a. Unruh und Zuckmayer zu oberflächlich gewürdigt hat, daß er dem kritischen Wirken Maximilian Hardens und Siegfried Jacobsohns neben dem Alfred Kerrs einen zu bescheidenen Plats anweist, daß er das Schaffen Berthold Viertels ignoriert hat und überhaupt das ganze deutsche Bühnenleben zu ausschließlich durch die Berliner Brille betrachtet; und wenn man selbst hier zu dem Anstande neigte, daß gewisse Fakten von kapitaler Bedeutung wie die Aufführung des ,, Danton " von Romain Rol land im Großen Schauspielhause Reinhardts zugunsten weit unwichtigerer Dinge ausgelassen worden sind, so wird sein Buch doch dazu beitragen können, in Frankreich einen tiefen Eindruck von dem Theaterleben des vorhitlerischen Deutsch land hervorzurufen und damit in gleicher Weise die germanischen Kulturfanfaren des Herrn Göbbels und das unqualifizierte Pariser Wirken gewisser emigrierter Außenseiter in das gebührende Licht zu rücken. Hans- Adalbert v. Malyahn.
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